Fenja und Elias waren ein Paar. Doch als die Ehe von Fenjas Eltern bricht, wendet sich auch Elias von ihr ab. Fenja versteht die Welt nicht mehr und zieht mit dem Vater nach Berlin, kehrt nicht mehr in ...
Fenja und Elias waren ein Paar. Doch als die Ehe von Fenjas Eltern bricht, wendet sich auch Elias von ihr ab. Fenja versteht die Welt nicht mehr und zieht mit dem Vater nach Berlin, kehrt nicht mehr in ihre Heimatstadt zurück. Als die Mutter stirbt muss Fenja zurück. Sie sieht Elias wieder und die alten Gefühle sind wieder da. Der gute Job in Berlin, der Verlobte, der zum Ex wird, die Annäherungen zwischen Elia und Fenja, die restlosen Aufklärungen der vielfachen und nicht immer glaubwürdigen Missverständnisse ihrer Jugend, die Briefe der Mutter, die der Vater Fenja vorenthalten hat, alles Elemente die den Herz-Schmerz des Buches ausmachen und letzten Endes zum positiven Ende führen.
Das leicht kitschige aber schöne Titelbild stimmt uns auf die Lektüre ein und deutet klar auf die Zielgruppe der LeserInnen hin. Dies ist ein Feel-Good-Buch par excellence.
Ich bin Brillenträgerin, kenne mich mit Kontaktlinsen nicht aus. Ich wusste nicht, dass sie ein Ablaufdatum haben. Muss gefährlich sein. Als Wissenschaftlerin müsste Olive das auch bewusst sein. Nun sitzt ...
Ich bin Brillenträgerin, kenne mich mit Kontaktlinsen nicht aus. Ich wusste nicht, dass sie ein Ablaufdatum haben. Muss gefährlich sein. Als Wissenschaftlerin müsste Olive das auch bewusst sein. Nun sitzt sie mit tränenden Augen und halb blind in einer Toilette und erklärt einem wildfremden Mann, den sie nicht einmal gut sehen kann, weshalb sie abgelaufene Kontaktlinsen trägt und weshalb sie Wissenschaftlerin werden will. Fast forward, 2 Jahre etwa später. Olive will ihrer einzigen Freundin deutlich machen, sie datet einen anderen Mann und die Freundin kann bitte schön Olives Ex daten. Nicht so einfach, wenn kein anderer Mann in Sicht ist, oder? Nicht für Olive. Ein Mann, der zufällig durch den Flur geht, muss herhalten. Kurzes Nachdenken: Einen Mann zu küssen, ohne zu wissen, wer das ist - ich wünschte ich hätte als Zwanzigjährige den Mut gehabt! Für Olive geht die Geschichte letzten Endes gut aus. Der Fremde, der durch den Flur ging ist eigentlich ein alter Bekannter und alles wird gut, wie zu erwarten war.
Wie immer bei solchen Geschichten, in denen das positive Ende abzusehen ist, sind die Irrungen und Wirrungen bis es zum happy end kommt, das Interessante, was den Reiz der Story ausmacht. Hinzu kommt speziell in diesem Fall, die genaue Kenntnis des wissenschaftlichen Betriebes an Hochschulen. Für Außenstehende ist das gar nicht so klar ersichtlich, was alles hinter den Kulissen in einer Universität läuft. Wann, wem wissenschaftliche Mittel bewilligt werden hängt nicht immer von den Notwendigkeiten ab, zum Beispiel. Oder zu welchen Veranstaltungen man gehen muss um voran zu kommen, welche Pflichtauftritte auf sogenannte „freie, zwangslose Picknicks“ unbedingt absolviert werden müssen. Und dieser Sand im Getriebe einer Elite-Universität wird wunderbar rübergebracht. Dies sind in meinen Augen die beiden Pluspunkte des Buches, die mich bewogen haben, es zu Ende zu lesen. Und die nette Liebesgeschichte auch.
Wie verkraftet man etwas, das die Natur oder Gott oder Höhere Vorsehung oder was auch immer, so nicht vorgesehen hat? Den Tod der Eltern, der Geschwister, des geliebten Partners, der Großeltern oder der ...
Wie verkraftet man etwas, das die Natur oder Gott oder Höhere Vorsehung oder was auch immer, so nicht vorgesehen hat? Den Tod der Eltern, der Geschwister, des geliebten Partners, der Großeltern oder der besten Freunde, all das kann ein Mensch irgendwann und irgendwie verkraften, neue Lebenskraft und -ziele finden. Aber beim eigenen Kind hört es auf. Und es spielt keine Rolle, wie alt das Kind ist. Ob noch ungeboren, 3 Jahre alt oder 30 oder 60. Es ist und bleibt Dein Kind und Du kannst Dir ein Leben ohne dieses Kind nicht vorstellen. Das geht nicht. Kinder sind dazu da, um nach uns zu gehen.
Ein amerikanisches Ehepaar ohne materielle Sorgen, gehobener Bildungsstand, beide Collegeprofessoren, eine zwölfjährige Tochter. Das Leben könnte so schön sein. Aber ein jeder Mensch trägt sein Kreuz. Die Tochter scheint Probleme mit ihrem Sehvermögen zu haben. Nach etlichen Arztbesuchen diverser Fachrichtungen, die Gewissheit. Und das ist für alle Eltern ein nicht zu verkraftendes Drama. Eine schwerwiegende Krankheit des eigenen Kindes kann niemand wegstecken.
Die Spielmeyer-Vogt-Krankheit, auch Batten Syndrom genannt, gibt es wirklich und sie ist unbarmherzig. Sarah ist intelligent und hat noch ein wunderschönes, erfülltes Leben vor sich, als sie erkrankt. Die Eltern versuchen ihr noch einen Herzenswunsch zu erfüllen, versuchen sich gegenseitig zu unterstützen, versuchen Beruf und die Krankheit der Tochter unter einen Hut zu bringen. Der Vater, immer das unbarmherzige Schicksal der Tochter vor Augen, nimmt sich eines merkwürdigen Hilferufs an. In einer bei E-Bay erstandenen Jacke findet er einen Zettel mit einem spanischen Hilferuf. Ebenso in anderen Kleidungsstücken die er bei demselben Anbieter kauft. Er macht sich auf, nach New Mexiko und kommt einem Ring moderner Sklavenhändler auf die Spur, in der anscheinend auch die amerikanische Polizei involviert zu sein scheint. Zach Wells setzt nun alles daran, diese Frauen zu befreien. Es ist nicht so, dass der Tod seiner Tochter vor der neuen Aufgabe verblasst, vielmehr hat man den Eindruck, weil er Sarah verliert, will er unbedingt, diese Frauen retten, ihnen ihr Leben wiedergeben.
Das Buch ist sehr interessant geschrieben. Der Vater erzählt vom ersten Anzeichen der Krankheit, von ersten Arztbesuchen, vom Fortschritt und Verlauf der Krankheit. Das Narrativ wird immer wieder unterbrochen von wissenschaftlichen Passagen über Fossilienfunde, von lateinischen kurzen Texten, von Schachzügen, von Bildbeschreibungen der italienishcen Renaissance aus dem Louvre, von Aufzählungen von Worten, die zunächst keinen Sinn ergeben, sich dann aber perfekt in die Handlung integrieren. Die Spannung steigert sich, aber ohne ins hollywoodmäßige zu verfallen und das ist auch gut so. Dies ist kein reißerischer Thriller. Es ist ein Buch über Schmerz und Überwinden des Schmerzes.
Das Titelbild und die Bilder innerhalb der Buchdeckel haben mich fasziniert und sogleich die Verbindung zum Klappentext hergestellt.
Wann wird Vaterliebe oder auch Gattenliebe zur Obsession? Wann wird ...
Das Titelbild und die Bilder innerhalb der Buchdeckel haben mich fasziniert und sogleich die Verbindung zum Klappentext hergestellt.
Wann wird Vaterliebe oder auch Gattenliebe zur Obsession? Wann wird Beschützerinstinkt zur Oppression? Der Beginn des Buches deutet auf die Anfänge dieser wechselnden Beziehung zwischen Vater und Tochter hin. Nach dem gewaltsamen Tod des Sohnes gerät die Tochter immer mehr im Fokus des Vaters. Alle potenziellen Gefahren, ob real oder eingebildet, ob möglich oder in der krankhaften Fantasie des Vaters nur, alles wird nach und nach aus dem Weg geräumt, aus dem Leben der Briony entfernt: die Katze, das Cello, das Pferd, die Freunde. Um sein Ziel zu erreichen, den totalen Schutz von Briony, geht er über Leichen. Erst als es beinahe zu einer schrecklichen Katastrophe kommt, kommt auch Mr. Cave zu sich und hält sich freiwillig von seiner Tochter fern, um ihr nicht noch mehr zu schaden. Das Buch ist praktisch seine Lebensbeichte, in der er versucht Briony seine Beweggründe, seine Ängste und seine schrecklichen Taten zu erklären. Und auch, wie sehr er eigentlich seinen Sohn Reuben sein ganzes Leben lang vernachlässigt hatte, um sich auf Briony zu konzentrieren.
Als Erklärungsversuch des Vaters geschrieben, entwickelt der Roman einen mitnehmenden und beeindruckenden Schreibstil. Manches wird nur „en passant“ erwähnt, um erst im Nachhinein seine volle Bedeutung und Erbarmungslosigkeit und Härte zu entfalten. Das Buch übt eine fast schon gruselige Faszination auf mich aus.
Der Roman ist ein dreiteiliger Roman, bizarr und detailliert, wie ein Triptychon von Hieronymus Bosch. Der erste Teil des Romans spielt 1893, in einer für uns total verkehrten Welt. Wir kennen die USA ...
Der Roman ist ein dreiteiliger Roman, bizarr und detailliert, wie ein Triptychon von Hieronymus Bosch. Der erste Teil des Romans spielt 1893, in einer für uns total verkehrten Welt. Wir kennen die USA als bigotte prüde Gesellschaft, in der Homophobie und Xenophobie auch heute noch in weiten Teilen der Gesellschaft maßgebend sind. Und hier lesen wir eine unglaubliche Fiktion: einige Staaten haben sich in Folge des Unabhängigkeitskrieges zusammengeschlossen, sich unabhängig von den USA erklärt und propagieren die gleichgeschlechtliche Ehe, zumindest unter den reichen und führenden Familien. Gleichzeitig werden Flüchtlinge aus den USA aufgenommen, vor allem wenn es sich um farbige Menschen handelt, es gibt Unterkünfte und Heime für Fremde, Waisenheime, gleichgeschlechtliche Paare können die Kinder aus den Heimen adoptieren, es klingt alles so wunderbar. Aber die meisten Flüchtlinge werden gleich weiter geleitet, nach Kanada oder in die Randprovinzen, wo sie das Bild der schönen perfekten Gesellschaft nicht stören.
Und so frei ist die Liebe dann doch nicht. Man darf seine Partner nur in seiner eigenen Gesellschaftsschicht suchen, Geschlecht ist zwar egal, aber bitte reich sollen sie sein. Wer dagegen handelt wird gnadenlos verstoßen, trotz innigster Familienbande.
Der zweite Teil des Triptychons spielt 1993, erneut in New York, erneut ein Haus am Washington Square, die gleichen Namen aber andere Personen. Wer vor 100 Jahren absolut tonangebend war, das wirtschaftliche und politische Sage hatte, die Familie ist nun ins Namenlose gesunken, und wer 1893 gerade so noch zur Upper Class gehörte, nun der ist nun längst arriviert und integriert, der neue Meinungsmacher in New York. Die gleichgeschlechtliche Liebe ist zwar immer noch frei und unangefochten gesellschaftlich, aber AIDS hat alle Menschen fest im Griff. Monatliche ärztliche Untersuchungen, Abschiede von sterbenden Freunden und ehemaligen Geliebten, Krebs und andere Aids-Folgen bestimmen das Leben. Daniel, der junge Geliebte des reichen und älteren Charles, verschweigt ihm die Lebensumstände seines Vaters auf Hawaii. Es ist dieses Gefühl des „Sic transit gloria mundi“, das womöglich Daniel seinem Mentor und Geliebten seine Herkunft verschweigen lässt.
Der dritte Teil schließlich ist direkt unheimlich. Zwischen 2093 und Mitte des 21. Jahrhunderts alternierend, ist auch der Schreibstil ein anderer. In den ersten beiden Teilen des Romans hatte ich zeitweilig das Gefühl, in einem Roman von Henry James gefangen zu sein, was Dialoge, die indirekte Charakterisierung der Gestalten und dem „Stream of Consciousness“ in dem erzählt wird betrifft.
Der dritte Teil ist anders, nüchtern und schonungslos geschrieben. Die Teile die 2093 spielen, lassen stark an Nordkorea und Kim Jong-un und seine Altvorderen denken. 2093 leben die Menschen in Amerika in einer Diktatur die Orwells „1984“ in den Schatten stellt. Wobei die Szenen aus der Jahrhundertmitte und den Jahren bis zur eigentlichen Diktatur schildern, wie die Gesellschaft auf ebendiese Willkürherrschaft zu driftete.
Drei Mal „fin de siécle“, 1893, 1993 und 2093. Drei Mal diese Stimmung des Umbruchs, der Götterdämmerung eines Teils der Gesellschaft und des Lebens, so wie wir es kannten (oder jetzt 2021/2022 teilweise erleben), drei Mal die Dekadenz des Jahrhundertwechsels und das Lebensgefühl einer zu Ende gehenden Epoche. Drei Mal das Leben in einem Haus am Washington Square,
Das Buch ist nicht leicht zu lesen. Man kommt zwar leicht rein, vor allem wenn man Henry James mag und sich mit totalitären Diktaturen auseinandergesetzt hat. Es ist trotzdem harte Kost. Empfehlenswert? Unbedingt. Aber nur für Leser, die auf Hanya Yanagiharas Art, die Welt zu betrachten und in ihren Büchern zu gestalten, stehen.