Der kalte Krieg als Geburtshelfer der BRD
Die Akte AdenauerKrimi und Geschichte zugleich, spielt das Buch in einer Zeit als die deutsche Demokratie noch in den Kinderschuhen steckte und von den Amerikanern geleitet wurde. Interessante vergessene Details jener ...
Krimi und Geschichte zugleich, spielt das Buch in einer Zeit als die deutsche Demokratie noch in den Kinderschuhen steckte und von den Amerikanern geleitet wurde. Interessante vergessene Details jener Zeit kommen zu Tage. Wie das Leben in Bonn wohl war? Eine Kleinstadt die über Nacht zur Hauptstadt wurde. Die Wirtschaft brummt, die Wunderjahre bahnen sich unaufhaltsam an. Parteimäßig ist noch nicht viel los, in der jungen Bundesrepublik. Es gibt die CDU und die SPD, die FDP die CSU und eine ganze Reihe kleinerer Parteien. Die CDU wird dominiert von Konrad Adenauer, in der SPD ist es Erich Ollenhauer. Im Roman treten neben den fiktiven Gestalten auch historische Personen auf: der Bundeskanzler Konrad Adenauer, Herbert Wehner (SPD), Grete Burmester (Wehners Stieftochter).
Immer wieder taucht die braune Vergangenheit Deutschlands auf im Roman, in Form von der Organisation der Werwölfe, die aus dem Untergrund Attentate planen, ein Netz von ehemaligen SS-Mitgliedern einspannen, die jetzt als „saubere“ Bürger erscheinen, die aber heimlich die Werwölfe unterstützen, usw.
Philipp Gerber, der junge US-Soldat der dann zum deutschen BKA wechselt, wirkt sympathisch und geradlinig. Obwohl in den Staaten eine Professur an Harvard winkt, zieht er es vor in Bonn zu bleiben. Er hat seine Pflicht vor der Familie seines toten Freundes erfüllt und seinen Tod gerächt, aber nun wird es Zeit sein eigenes Leben so zu leben, wie er es sich wünscht, auch wenn es nicht einfach ist. Als Ermittler ist er eher die Sorte „Terrier“, wenn er sich einmal festgebissen hat, kann er nicht mehr loslassen. Er erkennt Zusammenhänge, was eben einen guten Kriminalisten ausmacht. (Zumindest i der einschlägigen Literatur und Filmen).
Rasanter Schreibstil, gleich von Anfang an, wird es noch ein Ticken spannender, als es zum Showdown kommt. Dabei gibt es eigentlich zwei Showdowns: einmal im Wald, hollywoodmäßig mit Explosionen, Stürzen von Hubschraubern, Rettung in letzter Minute, usw. Sehr mitreißend geschrieben, lässt sich die Szene in einem Rutsch lesen. Der zweite Showdown, gefiel mir schon fast besser. Da entlarvt Gerber den Drahtzieher der Attentate in einem offenen Gespräch und führt ihm vor Augen, dass er eigentlich verloren hat. Dass sein Gegenüber die ganze Zeit eine Pistole auf Gerber richtet, scheint ihn nicht zu tangieren. So abgebrüht möchte ich auch mal sein!
Ein Wort zum Titelbild: das ist schon fast ein Zeitdokument mit dem großen schweren schwarzen Wagen mit den Seitenspiegeln vorne auf den Kotflügeln. Ob solch ein Auto schwer zu lenken war? So, ohne Servolenkung und ABS? Gab es überhaupt schon ein Radio im Auto?