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Veröffentlicht am 08.12.2020

#Ein Comic als Bilderbuch

Asterix - Der Goldene Hinkelstein
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Nachdem ich mich von Comic auf Bilderbuch einmal umgestellt hatte, fand ich das Buch ganz gut. Zwar fehlten mir die Piraten zuerst etwas, weil die eben bei einem Asterix mit dazu gehören, aber ansonsten ...

Nachdem ich mich von Comic auf Bilderbuch einmal umgestellt hatte, fand ich das Buch ganz gut. Zwar fehlten mir die Piraten zuerst etwas, weil die eben bei einem Asterix mit dazu gehören, aber ansonsten waren alle da. Asterix, Obelix, Troubadix, Miraculix, Majestix, Automatix. (Hat jemand Idefix gesehen?). Anstelle der Piraten halten ein paar (fast) unschuldige Wegelagerer her. Auch die Soldaten der römischen Besatzungslager rings ums namenlose gallische Dorf sind reichlich vertreten.
Die Sprache ist unnachahmlich: wie in allen Asterixbänden gespickt mit "Bang! Tschraaack! Bong! Tschong! Patschack! Zoiiing!" Ich liebe diese Onomatopöien! Die Texte sind genauso knapp gehalten, wie bei einem Comicbuch, Beschreibungen und Erklärungen sind überflüssig.
Die Zeichnungen sind akkurat bis ins letzte Detail ausgeführt, so wie sie nur aus Uderzos Feder entspringen können.
Bleibt nur eine einzige letzte Frage: seit wann sind Asterix- Bände Kinderbücher? Es ist doch eine Sünde, sie auf eine Altersklasse zu beschränken.

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Veröffentlicht am 08.11.2020

Mantel- und Degenroman in Reinstkultur

Die Romanfabrik von Paris
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Das Buch ist sehr spannend geschrieben, erinnert auch stark an den Stil der Mantel und Degen Romane des 19 Jahrhunderts und in denen Alexandre Dumas der Ältere exzellierte. Ich begrüße es, dass Dirk Husemann ...

Das Buch ist sehr spannend geschrieben, erinnert auch stark an den Stil der Mantel und Degen Romane des 19 Jahrhunderts und in denen Alexandre Dumas der Ältere exzellierte. Ich begrüße es, dass Dirk Husemann sich dieses Stils bedient. Er ist sehr angemessen dem Thema des Buches.

Mein erster Eindruck von Alexandre Dumas sen. ist, dass er ein typischer ADHS-Mensch ist. Ein Hans Dampf in allen Gassen, der ständig herumlaviert und vor Gläubigern oder verflossenen Geliebten auf der Flucht ist. Heute würde man ihm Ritalin verschreiben. Die ersten Seiten, in denen er agiert, haben mich beunruhigt. Alexandre Dumas ist einer der Lieblingsautoren meiner Kindheit gewesen. Und nun soll er gar nicht die Drei Musketiere, den Graf von Monte Christo, La Reine Margot, den Vicomte de Bragelonne, die Memoiren eines Arztes und noch einige mehr geschrieben haben??? Ich las alles von ihm was ich damals in die Finger bekam. Und nun hat er das alles, diese ganze Pracht, diesen unglaublichen Ideenreichtum gar nicht alles selbst verfasst?
Ich wusste von großen Malern der italienischen und niederländischen Renaissance, dass sie oft an bestimmten Auftragswerken höchstens die Komposition bestimmten und ein paar Pinselstriche machten, das Gemälde dann aber teuer verkauften. Heute werden diese Bilder als „aus der Werkstatt von…“ immer noch teuer gehandelt, aber doch mit einigen Abschlägen. Konnte sich halt nicht jeder einen Raffael da Urbino leisten.
Dass Karl May nicht selbst all die Heldentaten vollbracht hat, als Old Shatterhand oder als Kara Ben Nemsi, das habe ich ihm längst verziehen. Aber Alexandre Dumas? Muss ich ihn jetzt auch vom Sockel stoßen? Das tut weh.
Zu Anna Moll, Gräfin Dorn und ihr Diener und Begleiter, der Kutscher Immanuel: Immanuel ist fast die ganze Zeit stumm, aber immer da, um Anna zu beschützen, zu unterstützen, ihr weiter zu helfen. Bis er einen grässlichen Unfall hat und mit gebrochenen Beinen ins Krankenhaus eingeliefert wird. Anna ist einerseits sehr prüde und urteilt über Dumas Schriften sie seien jugendgefährdend und unmoralisch. Deswegen versucht sie mit der Zensurbehörde seinen Veröffentlichungen ein Ende zu bereiten. Geht natürlich schief. Aber als in Dumas Zeitschrift plötzlich subversive Artikel erscheinen, die Dumas nicht autorisiert hat und ein Minister tot aufgefunden wird, der zuletzt mit Dumas lebend gesehen wurde, werden aus Anna und Alexandre Verbündete. Sie haben einen gemeinsamen Feind, deswegen diese ungewöhnliche Partnerschaft.
Die Aventiure geht weiter in dieser neuen Konstellation. Und genau wie in einem echten Mantel und Degen Roman aus dem 19. Jahrhundert tauchen erneut Gestalten auf, von denen man im ersten Teil eigentlich schon gedanklich Abschied genommen hatte, so z.B. Anna Molls früherer Arbeitgeber der Lübecker Fischhändler Olaf Schmaleur. Er wird zum Retter in der Not in einer schier ausweglosen Situation, regelt alles selbstlos, einfach, diskret und unkompliziert. Solche Wohltäter die plötzlich aus dem Dunkel ins Rampenlicht treten nur um nach getaner Arbeit wieder zu verschwinden sind eines der Merkmale dieser Romane. Ebenso ist Doctor Bailey, der Leierkastenmann solch ein Helfer in der Not. Er hilft Anna der engen Menschenmenge zu entkommen und verschafft ihr auch Zugang zum Buckingham Palace, verhilft ihr und Alexandre zur Flucht vor dem Newgate Gefängnis.
Ein anderes Merkmal dieses literarischen Genres ist der Bösewicht, der derart böse, schurkisch und verkommen ist, dass man es kaum noch aushält. Jedes Mal, wenn die „Guten“ versuchen, dem Bösewicht das Handwerk zu legen, entkommt dieser auf spektakuläre Weise und hinterlässt Chaos. Lemaitre ist der Schurke schlechthin. In seiner Gier nach Reichtum und Macht geht er über Leichen, im wahrsten Sinne des Wortes, hypnotisiert die Menschen, um an ihr Wissen und vor allem ihre Geheimnisse heran zu kommen, die er dann gnadenlos ausbeutet und die Menschen erpresst. Er nimmt billigend den Tod von Menschen in Kauf, die ihm nützlich waren und die er nun nicht mehr brauchen kann. Einerseits wünscht man, dass der Bösewicht endlich gefasst wird, andererseits lebt aber der Roman von diesem Übeltäter. Würde er handlungsunfähig gemacht werden, wäre auch der Roman zu Ende, und das wollen wir nun wirklich nicht.
Ein weiteres typisches Merkmal der Mantel- und Degenromane sind die „Coups de Théâtre“, der plötzliche Umschwung. Aus Feinden werden Verbündete, unerwartete Wendungen, die die Handlung in eine neue Richtung bringen, usw. Anna, die nach Paris kam, um Alexandre Dumas am Schreiben zu verhindern, weil sein „Schreibwerk“ unmoralisch und Jugendgefährdend ist, liest nun selbst dem Erbprinzen Albert aus den drei Musketieren vor und verfasst zusammen mit dem Autor eine Fortsetzung der Abenteuer D’Artagnans, extra für den Prinzen. Wobei man im britischen Königshaus gerade nicht gut auf Alexandre Dumas zu sprechen ist und seine Hinrichtung im Newgate-Gefängnis schon beschlossene Sache ist. Die Falle, die Gräfin Anna und Lady Alice Lemaitre stellen, im Wintergarten des Königspalastes, klappt nicht zu, Lemaitre kann entkommen. In letzter Sekunde. Und der nächste Theaterschlag passiert auch im letzten Augenblick: Im Newgate Gefängnis, Alexandre Dumas hat schon seine Henkersmahlzeit hinter sich und überredet einen Priester, die Bibel umzuschreiben, kann Anna endlich die Begnadigung einreichen, sehr zum Unmut des Gefängnisdirektors, Lord Dingby.
Der Wortwitz und die Situationskomik in der Gefängniszelle sind umwerfend: der Priester kommt, um ihm die letzten Weihen zu erteilen, aber er ist etwas in Eile, weil er einen vollen Zeitplan at. Da kann er nicht viel Zeit für einen Todeskandidaten erübrigen. Aber das sieht unser Held ganz anders. Außerdem, das „Wort Gottes“, tja, da hat er eine ganz andere Meinung dazu: „Alexandre hatte Gott schon immer für einen lausigen Schriftsteller gehalten. Einen der eine Art Romanfabrik mit vier Evangelisten an den Schreibtischen unterhielt, dessen Dramaturgie aber so hölzern war wie die des schlimmsten Fabelhans aus der Académie Francaise“. (Seite 324). Diese Szene muss man versuchen, sich bildlich vorzustellen.
Und nun beginnt die Reise nach St. Petersburg, wo sich das dritte Amulett befindet. Lady Alice, die dank Lemaitres Intrige nicht mehr in England bleiben kann, begleitet Gräfin Dorn und Dumas auf der Reise. Und in St. Petersburg taucht – oh Wunder, welches keines mehr ist, weil Mantel- und Degenromane voller solcher Zufälle sind – ein alter Bekannter wieder auf: Der Kaufmann Schuwalow, den Alexandre und Anna aus Brüssel schon zu unterschiedlichen Gelegenheiten kennen gelernt hatten. In der Eremitage treffen sich alle Kontrahenten wieder: Lemaitre, dessen wahre Identität und Gesicht nun entlarvt werden, einerseits und andererseits Alexandre Dumas, Lady Alice und Gräfin Dorn. Natürlich gelingt es Lemaitre erneut zu entkommen, ganz spektakulär, und der Leser muss schon befürchten, dass Lemaitre nicht von Menschenhand zu fassen sein wird. Und das stimmt auch. Ganz im Sinne der Abenteuerromane des 19. Jahrhunderts wird Lemaitre von einer höheren Gewalt bestraft und gerichtet. Das Gute daran: An den Händen der Helden haftet kein Blut. Sonst wären sie auch nicht richtige Helden.
Und noch ein Merkmal der Mantel- und Degenromane, dieses Mal ein schönes Merkmal: Am Ende wird alles gut. (OK, Hollywoodfilme enden auch so), aber hier findet wirklich jeder Topf seinen Deckel und alles wird wirklich gut. Ist das nicht schön?

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Veröffentlicht am 01.11.2020

Eine Schule schlimmer als Matildas Schule und deren Leiterin Fräulein Knüppelkuh

Get Even
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Das Buch fängt harmlos an. An einer privaten Schule werden einige Schüler gemobbt, von Schülern und von einigen Lehrern auch. Vier Mädchen haben sich nun zum Ziel gesetzt, die gemobbten Schüler zu rächen ...

Das Buch fängt harmlos an. An einer privaten Schule werden einige Schüler gemobbt, von Schülern und von einigen Lehrern auch. Vier Mädchen haben sich nun zum Ziel gesetzt, die gemobbten Schüler zu rächen und die Mobber öffentlich zur Schau zu stellen. Klingt nach einer richtig tollen Geschichte, in der man mit den Mädchen mitfiebert, wie es ihnen wieder einmal heimlich gelingt, die Strippen zu ziehen und die Bösewichte zu Fall zu bringen.
Doch irgendwie und irgendwann läuft das Ganze aus dem Ruder. Kitty, Margot, Bree und Olivia merken schnell, dass irgendjemand von ihren Operationen weiß, ihnen auf den Fersen ist und sie nun persönlich in Gefahr sind. Es beginnt ein spannendes Katz- und Maus Spiel, wobei man nicht mehr weiß, wer Katze und wer Maus ist. Nicht nur können die Mädchen niemandem mehr vertrauen, auch untereinander beginnen sie sich nun zu bezweifeln. Vor allem als ein paar Geschichten aus der Vergangenheit dieser Mädchen zu Tage kommen. Parallel dazu laufen die Vorbereitungen für eine Schüleraufführung eines Theaterstücks, die Polizei ermittelt in der Schule in einem Mordfall – der ermordete Junge sollte das nächste „Opfer“ von Kitty, Margot, Bree und Olivia sein und die vier Mädchen waren unter den letzten die das Mordopfer lebend gesehen hatten.
Sehr spannend geschrieben, werden uns kaum Pausen zum Verschnaufen geboten, die Verdächtigen drehen sich um uns herum wie auf einem Karussell, wobei immer neue Verdächtigen hinzukommen. Und leider, leider endet das Buch in einem Cliffhanger. Wer also wissen möchte was da noch alles passiert muss auch den zweiten Teil lesen.

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Veröffentlicht am 22.09.2020

Geschichte aus einer Zeit in der das Mittelalter tatsächlich dunkel war

Das Erbe der Päpstin
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Geschichte aus einer Zeit, in der das Mittelalter tatsächlich dunkel war und das Europa, so wie wir es heute kennen noch lange nicht existierte. Das mächtige römische Reich war zersplittert, Ostrom konnte ...

Geschichte aus einer Zeit, in der das Mittelalter tatsächlich dunkel war und das Europa, so wie wir es heute kennen noch lange nicht existierte. Das mächtige römische Reich war zersplittert, Ostrom konnte sic zwar behaupten, wurde aber immer wieder von Wikingern heimgesucht, wie übrigens das restliche Europa auch. Rom, Paris, ganz England, küstennahe Städte oder solche die an befahrbaren Flüssen gelegen waren, niemand war vor den Drachenbooten sicher. Im Mittelmeer kamen noch die sarazenischen Piraten hinzu. Gar nicht so einfach im ersten Jahrtausend nach Christus zu leben.
Donna W. Cross schrieb einen Roman vor einigen Jahren der unter den Liebhabern historischer Romane Furore machte. Leider liefen ihr ein paar historische Ungenauigkeiten unter, aber nichtsdestotrotz war das ein gelungenes Buch, durchaus lesenswert. Und dann griff Helga Glaesener das Thema auf und setzte es auf grandiose Art um. Es geht um die Frau die ihren Mann steht, sich in einer primitiven Männerwelt behauptet und unglaubliches leistet.
Gerold, Markgraf von Villaris und Päpstin Johanna aus Donna W Cross‘ Roman tauchen auch hier auf. Johanna wird nach Papst Leos Gifttod zum neuen Papst gewählt, Gerold ist der Hauptmann der päpstlichen Garde. Sie werden zum Liebespaar und Johanna tut alles in ihrer Macht Liegende, das Leben der Römer zu verbessern. Zu ihnen stoßen nun Freya, Gerolds Enkelin und Kasimir, ihr Begleiter. Gerold und Johanna nehmen die beiden auf, alles könnte gut sein, wenn nicht eine Intrige und Mordanschlag Gerold töten würde und Johanna mitten auf der Straße eine Fehlgeburt erleidet und auch stirbt. Freya und Kasimir müssen fliehen, Aristid, ein päpstlicher Gardist nimmt sie mit sich. Aus Freya und Aristid wird ein Paar, alles könnte so schön sein, wenn nicht Hugo Abbas ihnen nicht auf den Fersen wäre. Freya gelingt es zu fliehen, zusammen mit der kleinen Cosima, der Tochter der getöteten Freundin. Sie finden Zuflucht in einem Nonnenkloster auf dem Frauenchiemsee wo Johannes Fähigkeiten als Heilerin bald anerkannt und geschätzt werden. Ohne es zu wollen, wird Johannas Schicksal immer wieder verwoben mit den Mächtigen jener Zeit, mal König Lothar, mal Hasteinn, der plündernde und mordende Däne, Robert, Graf von Paris oder König Karl der Kahle. Dabei will sie nichts als mit Aristid, Cosima und ihrem kleinen Neffen in Frieden leben. Wenn sie in Frieden lebt und ihrer Berufung als Heilerin folgt, lebt sie als Frau und in Frauenkleidern, wenn, wie so oft, sie mal wieder fliehen oder Aristid oder die Kinder retten muss, zieht sie wieder Männerkleidung an. Als Frau wäre sie in Kriegswirren schutzlos den Männern ausgeliefert, als Mann kann sie sich unbehelligt durchschlagen. Es ist dieses ständige Auf und Ab, dieses permanente Alternieren zwischen friedlichen Leben und höchste Lebensgefahr, das den Roman so lesenswert macht. Die historischen Details, die uns helfen, die Handlung besser zu verstehen und zu verfolgen, zum Beispiel der beiden Inseln auf der Seine die in jener Zeit eigentlich Paris darstellten, oder auch Rom, dass seinen antiken Glanz gänzlich eingebüßt hatte, und die meisten Menschen in ärmlichen Behausungen inmitten ehemaliger Ruinen sich errichtet haben, all dies lässt vor unseren Augen das neunte Jahrhundert erstehen, wie es wirklich gewesen sein könnte.
Spannend erzählt, treibt einen das Buch voran. In manchen Dialogen fallen manchmal zu moderne Ausdrücke, die im damaligen Vulgärlatein, Mittelhochdeutsch oder Altfranzösisch so kaum zu finden waren: „Einkalkulieren“, oder „Finger weg vom König“, „Spion“ und einige mehr. Aber es ist in Ordnung so. Die Geschichte wird hier und jetzt erzählt, auch wenn sie vor 1150 Jahren spielt. Wir können heute das Nibelungenlied auch nicht mehr im Original lesen, brauchen eine moderne Transkription.

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Veröffentlicht am 16.09.2020

Ein Plädoyer für das Leben schlechthin

Oma, die Nachtcreme ist für 30-Jährige!
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Was Anja Fritzsche da erzählt ist ein wundervolles Buch voller Liebe in einer Familie in der sich die Mitglieder gegenseitig achten, ehren und lieben. Das ist bestimmt mit einer der Gründe weshalb die ...

Was Anja Fritzsche da erzählt ist ein wundervolles Buch voller Liebe in einer Familie in der sich die Mitglieder gegenseitig achten, ehren und lieben. Das ist bestimmt mit einer der Gründe weshalb die beiden alten Damen in der Familie auch so alt werden konnten: Oma Maria, väterlicherseits Anja Fritzsches Oma, ist 107 Jahre alt, Oma Mia, die Großmutter mütterlicherseits, ist 100 Jahre alt. Oma Maria hat sich in allen Lebenslagen ihren Humor und Optimismus bewahrt. Und so genießen wir durch das ganze Buch immer wieder ihre Schlagfertigkeit und unglaublichen Wortwitz, von dem übrigens auch die anderen Familienmitglieder eine gesunde Portion besitzen. Ich erinnere da nur an eine Szene die aber exemplarisch für den Humor in dieser Familie steht: Bei einem Gespräch mit Freunden auf Mallorca gibt Oma Maria zu, sie braucht keinen Hund, weil sie mit ihrem Sohn zusammen wohnt und „Der folgt auch ganz gut“.
Man stelle sich vor, mit 101 wird sie am Herzen operiert und bekommt eine neue Herzklappe. Wie viele Hundertjährige mit solchen Operationen kennen Sie? Und danach legt Oma Maria noch einen richtig drauf. Reisen an den Gardasee, nach Berlin, Flüge nach Spanien. Mit 103 hat sie einen Oberschenkelhalsbruch und muss erneut operiert werden. Danach kein Grund inne zu halten. Oma Maria fährt und fliegt mit Sohn, Enkeltochter, Schwiegertochter und Gegenmutter weiterhin ihre geliebten Ziele an.
Oma Maria ist eine Maharani, im schönsten Sinne des Wortes. Sie regiert unangefochten über ihre Familie, neue Familienmitglieder, wie Nick, Anja Fritzsches Freund, fügen sich willig ein und tragen dazu bei, dass Oma Maria sich wohl fühlt und verwöhnt wird.
Das Buch erschien im Dezember 2017. Nachdem das Buch in den Druck ging, erlitt Oma Maria einen bösen Unfall der sie dann endgültig an den Rollstuhl fesselte. Sie musste in ein Heim übersiedeln, wo sie die professionelle Pflege und Unterstützung erhalten konnte, die zu Hause nicht möglich war. Leider starb Oma Maria im Juni 2018, mit 108 Jahren. Und bitte, es sage niemand, sie hat lang genug gelebt. Sie hat bestimmt noch viel Liebe, Charme und Witz zu vergeben gehabt. Sie wird in unseren Herzen und Gedanken weiterleben

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