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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.08.2020

Beklemmend und anklagend

Guten Morgen, Genosse Elefant
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Zuerst dachte ich es handelt sich um eine Beschreibung der stalinistischen Ära aus der Perspektive eines „tumben Tors“, eines Kindes das unschuldig mitten ins Machtzentrum Sowjetrusslands der fünfziger ...

Zuerst dachte ich es handelt sich um eine Beschreibung der stalinistischen Ära aus der Perspektive eines „tumben Tors“, eines Kindes das unschuldig mitten ins Machtzentrum Sowjetrusslands der fünfziger Jahre geworfen wird. Aber es ist viel mehr als das. Das Buch zeigt die ganze Schonungslosigkeit eines menschenverachtenden Regimes auf, in der sich die Potentaten gegenseitig verraten und zerfleischen, eines Regimes das selbst vor Kindern nicht halt macht. Sie werden gefoltert, verstümmelt, in den Kerker geworfen. Ein Regime dem Menschenleben nichts gelten, ganze Berufs- und Völkergruppen werden in den Gulag gesperrt oder hingerichtet, Hungersnot wird mit einem Achselzucken abgetan, solange der eigene Tisch reich gedeckt ist und der Wodka fließt.
Einziger Lichtblick: der stählerne Vater des Vaterlandes, die Sonne der Sowjetvölker, der Gärtner menschlichen Glücks, der Architekt der Freude, überlebt all seine Schlaganfälle und wird aber von „Bruhah“ (Beria) heimlich auf die Straße geworfen, wo er unter Pennern und Alkoholikern seine letzten Tage fristet, von einstiger Macht und Rache träumend. Wer liegt aber einbalsamiert im Sarg? Es ist einer der Doppelgänger Stalins, die nur ihres Aussehens wegen ein Leben im Verborgenen führen müssen und bei diversen öffentlichen Auftritten Stalins in Erscheinung treten. Bruhah (Beria) der sadistische Leiter des sowjetischen Geheimdienstes lässt es sich nicht nehmen, Juri, den etwas einfältig wirkenden aber hoch intelligenten Jungen persönlich die Nase zu brechen, einen Finger abzuschneiden, ihn in einer Zelle in der Lubjanka ohne Nahrung und Wasser fast verrotten zu lassen. Kleine Genugtuung: wenige Monate nach Stalins Tod wird Beria auch verhaftet und der Prozess gemacht. Onkel Kruschka im Buch ist in Wahrheit Stalins Nachfolger, Nikita Chruschtschow, der die von Beria begonnene Entstalinisierung massiv vorantrieb.
Auch die anderen im Buch genannten Potentaten gab es wirklich, gehörten zu Stalins Dunstkreis und haben Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen.
Der einzige der Machthaber, der Juri vor Beria in Schutz nimmt nach Stalins Tod, ist Bulgirow, im echten Leben Nikolai Bulganin, späterer Ministerpräsident der UdSSR.
Der Titel des Buches ergibt sich aus einem Vergleich den Juri zwischen Stalin und Genossen Schango zieht, dem boshaften Elefant des Moskauer Zoos. „Wie der andere Genosse Elefant ist er jemand, der sich an seiner Rache freut“ (S. 238).
Das Titelbild ist zweideutig: ist es nur der rote Sowjetstern oder ist es auch gleichzeitig eine abgewandelte Halsgeige, das mittelalterliche Folterinstrument? Das Buch hinterlässt einen bitteren Geschmack. Juri überlebt. Aber wie? Er steht nun ganz alleine da. Er weiß nun, dass seine Mutter tot ist. In der Lubjanka lag er eine Zeitlang in einer Zelle, in der Nachbarzelle lag sein Vater. Sie verständigten sich durch Klopfzeichen, bis der Vater eines Tages zu schwach war, noch zu klopfen. Juri aber glaubt, sein Vater wurde fort gebracht und nun hofft er und wartet auf seine Rückkehr. Eine Rückkehr die immer unwahrscheinlicher wird.
Die Sprache ist zauberhaft: naiv, humorvoll aber durch ihre Bildhaftigkeit und unerwarteten Redewendungen stimmt sie uns nachdenklich, lässt uns oft erst im Nachhinein das ganze Ausmaß der erzählten Begebenheiten gewahr werden.
Doch trotz der Bitterkeit, das Buch ist faszinierend, es ist schön, es ist bittersüß. Und es ist vor allem sehr lesenswert, auch wenn man sich mit der Geschichte des stalinistischen Russland nicht auskennt.

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Veröffentlicht am 13.08.2020

Atemberaubender Psychothriller

Tagebuch meines Verschwindens
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Dabei ist es ein Thriller der leisen Art. Ort des Geschehens ist nicht die Welt und touristisch anziehende Orte, wie in einem James Bond oder Jason Bourne Film, sondern ein kleines, halb verlassenes Provinzkaff ...

Dabei ist es ein Thriller der leisen Art. Ort des Geschehens ist nicht die Welt und touristisch anziehende Orte, wie in einem James Bond oder Jason Bourne Film, sondern ein kleines, halb verlassenes Provinzkaff Ormberg.
Die Polizisten die den Fall aufklären sind keine glamourösen Ermittler oder CSI-Spezialisten sondern eine der Demenz verfallende Polizistin, eine junge Polizistin die ihrem biederen engstirnigen Verlobten den Laufpass gibt, ein dicker Polizist der Wert auf sein Äußeres legt, ein Polizist der seine Scheu und Bewunderung für die junge Kollegin hinter dummen Aufreißersprüchen versteckt. Es wäre schön, noch andere Fälle von diesem Team lösen zu lassen, gell Frau Grebe?
In diesem Buch fließt das Blut nicht in Strömen, es explodieren weder Brücken noch Autos, es sterben insgesamt „nur“ 3 Menschen, und das in einem Zeitraum von mehreren Jahren. Die Täter sind nicht Superschurken, die die Welt erobern wollen, sondern Bürger, die, wenn sie nicht gerade ihre Mitmenschen umbringen, den anderen hilfsbereit und freundlich entgegenkommen. Und doch ist das Buch so spannend, dass man es kaum aus der Hand legen mag.

Immer wieder taucht das Flüchtlingsheim in Ormberg im Roman auf. In den Neunzigern war es ein Heim für Kriegsflüchtlinge aus Ex-Jugoslawien, nun, in der Gegenwart sind es muslimische Flüchtlinge aus Syrien. Damals wie jetzt sehen sich die Flüchtlinge den Schikanen der ansässigen Bevölkerung ausgesetzt. In den Augen vieler Ormberger sind sie schuld an der Tristesse und Misere, dabei waren die Fabriken lange bevor die Flüchtlinge ankamen, schon geschlossen, in Billiglohnländer abgewandert. Aber es ist doch so einfach einen Sündenbock für die eigene Trostlosigkeit zu finden. Und dann vergisst so mancher, dass er aus eigenem Verschulden lange vor der Fabrikschließung entlassen wurde; oder weil keine Arbeit im Ort ist, wird eine Bohrinsel im Atlantik erfunden, wo der Vater arbeitet, dabei sitzt der im Gefängnis wegen Pädophilie. Wenn man genauer hinsieht, entdeckt man überall in Ormberg Zeichen und Spuren des Zerfalls, der Gewalt, die alle bedroht. Sanas Mutter hat einen Freund, der schonmal wegen Gewalt verurteilt war. Bloß Margareta und ihr Sohn, Magnus, der harmlose Dorftrottel Magnus, helfen und leben für die Gemeinschaft. Margareta verteilt Elchfleisch, setzt sich für Verbesserung der Straßen und der öffentlichen Beleuchtung ein, auch für das Flüchtlingsheim.
Ich frage mich, ob Ormberg nicht überall ist? Überall dort wo Unzufriedenheit, Neid, Existenzangst, Missgunst vergessen lassen, wie gut es uns geht. Uns vergessen lassen, dass wir ein Dach über dem Kopf haben, jeden Abend satt zu Bett gehen, wir nicht verfolgt, getötet oder deportiert werden wegen unseres Glaubens, unserer Hautfarbe.
Ein paar Worte über die Aufmachung des Buches: spannendes Titelbild, der Zusammenhang zwischen Bild, Titel und Buchinhalt erschließt sich im Verlauf. Das Klappeninnenbild unterstreicht die Abgeschiedenheit und Verlorenheit Ormbergs, irgendwo in und hinter dichten dunklen Fichtenwäldern.

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Veröffentlicht am 13.08.2020

Was ist dies für ein Buch?

Radio Activity
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Zuerst einmal dies vorneweg: Egal was für ein Buch „Radio Activity“ ist, es ist großartig. Grandios und wunderschön.
Ist es ein Buch über wie man einen Radiosender gründet? Dann ist es ein sehr gelungenes ...

Zuerst einmal dies vorneweg: Egal was für ein Buch „Radio Activity“ ist, es ist großartig. Grandios und wunderschön.
Ist es ein Buch über wie man einen Radiosender gründet? Dann ist es ein sehr gelungenes Buch. Hätte nie gedacht, was es alles zu bedenken gibt, wenn man einen neuen Sender auf die Beine stellt. Sogar eine EU-Finanzierung kann unter Umständen drin sein. Dann die nötigen Bewilligungen, die festen Sendezeiten, die Frequenz, das Tonstudio, die Musik, die Beiträge, Reportagen, Werbungen und Nachrichten, ohne die keine Zuhörer für den Sender wären, die Mitarbeiter, die außer den drei Gründern nötig sind, um den Sender am Laufen zu halten. Eine völlig neue Welt hat sich mir da aufgetan.
Ist es ein Buch über Abschiednehmen vom geliebten Menschen, ihn während der letzten Wochen, Tage, Stunden begleiten. Und danach den Tod bewältigen, Überlebensstrategien entwickeln, wie man mit und trotz dem Schmerz weiterlebt? Wunderschön. Am meisten hat mich beeindruckt, wie das gesamte Theaterensemble bunt, schrill und schräg auf der Beerdigung aufgetaucht ist, wie der Pfarrer mit dieser unerwarteten Situation aber fertig geworden ist, wie die Musik alle vereint hat.
Ist es ein Buch über Freundschaften, alte und neue, aus der Schulzeit her und spontan und unerwartet frisch gegründet? Ja, auf jeden Fall. Die Freundschaft Noras mit den beiden Mitbegründern Tom und Grischa zeigt sich so richtig als sie verstehen was Nora eigentlich verfolgt und sie sich bedingungslos hinter sie stellen und eingreifen und weiterführen, ein Eklat verhindern. Aber auch die neuen Freundschaften, Djamil der am Sender eine neue Heimat findet und vor allem Simon, Referendar und Berater, Beschützer und Rechtsverdreher par excellence.
Ist es eine Liebesgeschichte. Aber sicher. Die Mutter-Tochterliebe zwischen Nora und Annabel. Oder Nora und Toshio Hatsugawa, der begnadete Tänzer, der den Trennungsschmerz von Nora in New York in einen preisgekrönten Tanz mit eigener Choreografie bündelt und damit auf den großen Tanzbühnen Furore macht. Der Tanz heißt nOra ga haru. Die Ähnlichkeit nOra und Nora ist kein Zufall. Aber eine Liebesgeschichte ist auch die Beziehung Noras zu Simon Bernhardi. Er muss ihre Strafanzeige wegen Kindesmissbrauch ablehnen, die Tat liegt so weit zurück, dass sie verjährt ist. Aber er hilft ihr, nachdem er sie kennenlernt, unterstützt sie, bringt eine riesige Sache ins Rollen, weil er findet, dass Nora recht hat. Die Chemie stimmt zwischen Nora und Simon. Sie vergleicht seine Augen mit einer Farborgel, ihre Kurzsichtigkeit und seine Schwerhörigkeit ergänzen sich wunderbar und vollkommen: „So war es jedenfalls noch nie gewesen. So hautnah, so weltentrückt, so auf den anderen ausgerichtet, dass das leichteste Zittern, das leiseste Murmeln wie von selbst eine Antwort fand…“ (S. 306)
Ist es ein Roman über Musik, über Töne und Geräusche, über Sprache und das nicht Ausgesprochene? Aber sicher doch. Die Akkordeons der Biscaya Melodie, oder das Lied von Helen Reddy „I am Woman“ oder der Choral „Es kommt ein Schiff geladen“ der auf der Beerdigung von Annabel Tewes so stimmgewaltig zu Gehör kommt, die Haikus die mit nur 17 Silben in drei Zeilen etwas Konkretes so darstellen sollen, dass ein unausgesprochenes Gefühl trotzdem deutlich wird. Und schließlich das Radio als Mittel der Hör-Verständigung für Nora und als Mittel gegen Albträume für die junge Annabel.
Ist es ein Buch über Kindesmissbrauch und das Unvermögen des Kindes mit den Eltern oder anderen Kindern darüber zu sprechen, weil man all das Grauen, Leid, Schmerz, Scham und Ekel nicht in Worte fassen kann? Ja. Annabel bricht erst auf ihrem Sterbebett dieses Schweigen. Sie erzählt Nora was damals der Apotheker ihr antat und nun kann auch Nora verstehen, weshalb ihre Mutter ihr selber Nachhilfeunterricht gab, weshalb Nora nie bei Freundinnen übernachten durfte, wenn die Mädchen in intakten Familien mit Mutter und Vater lebten, weshalb Nora vaterlos aufwuchs.
Ist es ein Buch über das Versagen des Rechtsstaates? Absolut ja! Mord und Steuerhinterziehung verjähren nie. Aber Kindermisshandlung schon. Wer hat dieses Gesetz erlassen? Wohl nur jemand der selbst ein Interesse daran hat, den Mantel des Vergessens über das Ungeheuerliche auszubreiten. Aber die Opfer können nicht vergessen. Die Gewalt, die ihnen angetan wurde, kann in ihnen selber nie verjähren, sie bricht sich immer wieder den Weg frei an die Oberfläche, verhindert ein glückliches Leben, eine erfüllte Paarbeziehung. Auf diesen Missstand macht Simon mit Hilfe von Lukas Leander und Muskat aufmerksam, rückt diesen Skandal ins Rampenlicht, so dass Nachrichtensender, Politiker und Juristen sich des Themas annehmen.
Es ist auch ein Buch mehrerer Zeitebenen: Annabels Kindheit, Noras Kindheit und die Gegenwart, in der alle anderen Stränge zusammenlaufen, sich ergänzen, verständlich werden, dieses wunderschöne komplexe Bild ergeben, genannt „Radio Activity“.
Es ist ein Buch einer wunderschönen Sprache. Manchmal ironisch (Götterspeise gibt es erst, wenn die Deklinationen in Latein sitzen), manchmal knapp und pointiert wie ein Haiku, manchmal tieftraurig und rührend, wenn z.B. Nora ihrer sterbenden Mutter erklärt, es hat ihnen nichts gefehlt und sie an die Zeit erinnert, als sie am Deich saßen, das silberne Wasser vor sich, die Rufe der Möwen hörten und den leuchtenden blühenden Raps im Rücken hatten.
Schließlich ist es ein Buch ohne ein richtiges Ende. Nora meldet sich während einer Sendung ab. Sie hat gesagt was sie wagen musste, nun ist sie „Off – for some time“. Aber wohin sie nun ist, erfahren wir nicht. Ihre Freunde Tom und Grischa mutmaßen, welches die nächste Station in Noras Leben ist: New York, oder Simon, oder ihr Vater oder Toshio? Alle Möglichkeiten stehen ihr offen.
Ach ja, es ein Buch mit einem großartigen charmanten letzten Satz der noch einmal das offene Ende betont.

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Veröffentlicht am 13.08.2020

Faszinierend und facettenreich

Drei
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Dies war mal ein Krimi, der aus der Reihe tanzt, obwohl er über alle Elemente des klassischen Genres verfügt: wir haben einen Mörder, wir haben seine Opfer. Dabei geht der Mörder nicht immer nach dem gleichen ...

Dies war mal ein Krimi, der aus der Reihe tanzt, obwohl er über alle Elemente des klassischen Genres verfügt: wir haben einen Mörder, wir haben seine Opfer. Dabei geht der Mörder nicht immer nach dem gleichen Schema vor. Weder bei der Art wie er sie kennenlernt noch bei der Vorgehensweise beim Töten. Wie ihm schließlich das Handwerk gelegt wird und von welcher Seite ganz unerwartet das geschieht, ist wie eine Katharsis aus der antiken Tragödie.
In den ersten beiden Teilen bleibt der Erzähler außerhalb des Geschehens, wir erfahren was die beiden ersten Opfer bewegt, wie sie leben, was sie erleben, was sie suchen. Der Täter selbst bleibt vage, er liefert seinen Opfern das Bild des idealen Partners oder Freundes. Bis das Bild Kratzer bekommt. Die Erzählzeit ist der klassische Imperfekt Indikativ. Im dritten Teil ändert sich das. Die Tempi wechseln zwischen Imperfekt und Präsens, zwischen Indikativ und Konjunktiv. Der Erzähler bricht seine Distanz, er steht nicht mehr über dem Geschehen, sondern wendet sich direkt an die ersten beiden Opfer, erzählt und erklärt ihnen was geschieht, der Leser selbst wird zum Zaungast. Wenn in den ersten beiden Teilen der Leser zusammen mit dem Erzähler die Handlung verfolgt, ändert sich das im letzten Teil des Romans, der Leser erlebt den kathartischen Höhepunkt und Auflösung des Falls quasi im Alleingang, weil der Erzähler nicht mehr ihn im Blickpunkt hat sondern die ersten beiden Opfer.
Die Handlung spielt in Israel mit einem kurzen traurigen Intermezzo in Osteuropa. Aber wenn nicht ausdrücklich Tel Aviv und seine Viertel und Straßen im Buch genannt würden, könnte der Krimi in jedwelcher anderen Großstadt dieser Welt spielen. Keine Hisbollah, keine orthodoxen Strenggläubige, keine Intifada, keine Militärkontrollen, keine Anschläge, keine Raketen, keinerlei Anzeichen eines von Terrorismus und Politik gespaltenen Landes. Einfach nur normales 0815 Leben: Leute lernen sich übers Internet kennen, oder in Cafés, gehen spazieren, ins Kino, in den Kurzurlaub. Sie feiern Kindergeburtstag am Strand, korrigieren Klassenarbeiten, gehen auf Geschäftsreisen, schreiben an der Masterarbeit, pflegen alte Menschen. Man könnte das fast die unbekannte Seite Israels nennen, wenn wir als Vergleich das Bild Israels in den Nachrichten heranziehen.
Ich versuche mal zusammen zu fassen, ohne zu spoilern: Lesenswert, spannend, faszinierend

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Veröffentlicht am 13.08.2020

Gefährliche Vernetzung

China Strike
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Die Grundidee des Buches was mit den Mitteln der modernen Technik und elektronischen Vernetzung alles möglich ist, klingt sehr plausibel und durchführbar. Und das ruft Gänsehaut hervor.
In einer modernen ...

Die Grundidee des Buches was mit den Mitteln der modernen Technik und elektronischen Vernetzung alles möglich ist, klingt sehr plausibel und durchführbar. Und das ruft Gänsehaut hervor.
In einer modernen Welt, in der die Autos alle elektronisch hoch aufgerüstet sind, kann ein einzelner Hacker das Chaos in allen Ländern bewirken. Stell Dir vor, Du fährst Auto, denkst gerade an die Familie oder den Einkauf oder die Arbeit und plötzlich gehorcht Dir das Auto nicht mehr. Weder Gas- noch Bremspedal oder Blinker oder Fensterheber. Es ist, als ob das Auto allein die Führung übernommen hätte, ohne auf autonomes Fahren programmiert zu sein. Und nun fährt es blind weiter, beschleunigt, verursacht einen schrecklichen Unfall. Aber es ist nicht nur das eine Auto, sondern plötzlich alle Autos einer bestimmten Automarke, die in den letzten Monaten neu verkauft wurden. Stellt Euch vor, das wäre der VW-Käfer in den sechziger Jahren. Versteht ihr was ich meine?
Was wäre, wenn dahinter nicht ein einzelner Nerd stecken würde, sondern eine feindliche Regierung? Das ist nicht möglich? Ach, und wer bitte gewann 2016 die US-Wahlen? Donald oder Vladimir? Ein Algorhythmus lässt sich leicht entwickeln, wenn man die richtigen Computergenies an der Hand hat.
Die Schauplätze des Thrillers sind vielfältig und interessant gewählt, die USA, diverse Länder und Städte in Europa, der große Showdown im Finale spielt dann filmreif auf der deutschen liebsten Insel – Malle.
Wer steckt hinter den Attentaten, die so verheerend gewirkt haben? Nun, der Titel sagt es und auch der chinesische Drachen mit dem Löwenkopf auf dem Cover. Doch wohlgemerkt, es ist nicht ein kaiserlicher Drache. Ein imperialer Drache muss fünf Zehen haben. Der Drache mit 4 Zehen ist den Fürsten reserviert, im modernen China wären das dann Minister zum Beispiel.
Aber mehr wird nicht verraten. Spoilern ist unfair. Jeder soll die Chance haben, das Buch selbst zu entdecken und dann über alles Machbare grübeln. Der Fortschritt birgt so manche Gefahr. Und vielleicht ist ein Dacia-Wagen ohne Bordcomputer letztendlich noch die bessere Alternative.
Leute, wo gibt’s noch einen Trabi?

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