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Veröffentlicht am 05.03.2023

Interessanter neuer Fantasy

Farus-Chroniken I - Schwarzrot
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Zuerst hat mich das Titelbild fasziniert. Die tiefroten Augen eines Raubtiers vor schwarzen Hintergrund. Und beim genaueren Hinsehen entdeckte ich den Menschen davor. An dieser Stelle möchte ich ein ausdrückliches ...


Zuerst hat mich das Titelbild fasziniert. Die tiefroten Augen eines Raubtiers vor schwarzen Hintergrund. Und beim genaueren Hinsehen entdeckte ich den Menschen davor. An dieser Stelle möchte ich ein ausdrückliches Lob an den Kuneli Verlag und an den Autor für die Wahl dieses Titelbildes aussprechen. Ein wahrhaft ansprechendes Motiv, dass gleichzeitig auch auf den Inhalt des Romans hinweist.

Es gibt Menschen und es gibt Xerks. Die sind verfeindet, töten sich, wo sie erwischt werden. Wobei die Menschen noch perfider sind: sie nehmen Xerks gefangen und foltern sie zu Tode. Bis das Unmögliche geschieht. Sain, ein junger Mensch und Krieger, findet im Wald einen schwer verwundeten Xerk und rettet ihm das Leben, indem er ihn von seinem Blut trinken lässt. Ja, ja, Blut ist ein ganz besonder Saft, das wissen wir seit Bram Stoker und Bella und Edward. Aber hier handelt es sich nicht um Vampire, sondern um eine neue Gattung der Fantasy-Welt. Xerks können sich in Raubtiere verwandeln und dann sind sie unbesiegbar. Deshalb verhindern die Menschen mit Hilfe eines besonderen Gifts diese Verwandlung. Außerdem können Xerks untereinander wortlos kommunizieren.
Zwischen Deejen, dem Xerk und Sain, dem Menschen entspannt sich eine Liebesbeziehung. ja sogar mehr noch, eine Farus-Symbiose. Eine solche Symbiose ist “eine sehr starke emotionale und körperliche Abhängigkeit” (s.88), die sehr selten auftritt. “Kaum jemand begegnet zufällig dem einen, speziellen Blutspartner. Wenn eine Farus-Symbiose einmal geschlossen wurde, ist sie lediglich durch den Tod aufzulösen.” (S. 88).
Von Menschen und Xerks angefeindet, müssen sich nun Deejen und Sain durchschlagen, wobei Sain wenigstens in Deejens Xerkgruppe langsam akzeptiert wird. Der tragische Ausgang der Geschichte lässt wohl ahnen, dass die Folgebücher über Beziehungen zwischen anderen Xerks und anderen Menschen erzählen werden.

Das Thema des Buches erschien mir sehr interessant und die Leseprobe vielversprechend. Leider hat Moutier nicht ganz gehalten, was anfangs versprochen wurde. Die Sexszenen waren keine richtigen Sexszenen, eher erinnerten sie an Jane Austen Romane. Steril in Sachen körperlicher Liebe.

Ein weiteres Manko: Wie Menschen in früheren Zeiten lebten, können wir uns gut vorstellen, aber die Xerks, die nun zum ersten Mal auf der literarischen Bühne auftreten, da hätte ich gerne mehr über sie erfahren. Familie? Kinder? Was denken sie, wie leben sie? Außer dass sie rohes Fleisch essen, wird so gut wie gar nichts über sie gesagt. Und dass sie ihren Namen nicht anderen offenbaren. Wie geschieht die Verwandlung von Menschen- zu Tiergestalt und umgekehrt? Von Stephenie Meyer wissen wir wenigstens, wie Werwölfe handeln und denken, fühlen und kämpfen. Lucien Moutier hätte da vielleicht etwas detaillierter vorgehen sollen.
Die ganze Geschichte kommt eindimensional rüber. Erzählt wird nur aus Perspektive Sains, der auch noch ein paar lächerliche Flüche von sich gibt, also nicht ganz glaubwürdig rüberkommt. Er ist ein Mensch und kennt seinesgleichen, trotzdem ist er verwundert, dass die Menschen seinem Geliebten die Fesseln mit dem Turangift durchtränkt haben. Ist Sain wirklich so naiv oder einfach nur dumm?

Was denkt Deejen? Wie und was fühlt er? Bestraft er den dunklen Xerk aus Eifersucht oder weil jener seine Autorität missachtet hat, indem er sich Sain näherte?

Weshalb erfahren wir nicht mehr über die Farus-Symbiose? Außer dass sie sehr wichtig ist in der Welt der Xerks. Aber wie genau gestaltet sie sich? Ist das so ähnlich wie beim Prägen der Werwölfe? (Danke Stephenie Meyer!)

Alles in allem hatte ich das Gefühl, dies war nur die Skizze eines Romans, sozusagen die Handübung. Ich habe mich sehr über das handsignierte Buchexemplar vom Kuneli-Verlag gefreut, hoffe aber sehr, dass die folgenden Romane besser ausgereift sind und nicht so viele großartige Entwicklungsmöglichkeiten ungenutzt verstreichen lassen.

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Veröffentlicht am 27.02.2023

A Sister From Hell

Things We Never Got Over (Knockemout 1)
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Arme Naomi. Sie hat ihren Bräutigam am Hochzeitstag stehen lassen, buchstäblich vor dem Altar, sucht nun ihre Zwillingsschwester, weil die angeblich Hilfe braucht. Und von hier an bricht Chaos aus. Sämtliche ...

Arme Naomi. Sie hat ihren Bräutigam am Hochzeitstag stehen lassen, buchstäblich vor dem Altar, sucht nun ihre Zwillingsschwester, weil die angeblich Hilfe braucht. Und von hier an bricht Chaos aus. Sämtliche Einwohner von Knockemout sind gegen Naomi, weil sie sie mit ihrer Schwester Tina verwechseln. Tina hat sich im Städtchen unbeliebt gemacht, hat nun Naomis Auto und Geld gestohlen, hat dafür aber ihre Tochter zurückgelassen, Waylay. Nun steht Naomi da, Auto weg, Geld weg, Handy weg, Laptop weg, dafür eine elfjährige Nichte, von deren Existenz sie bisher nichts wusste.
Aber da Knockemout eine richtige amerikanische Kleinstadt ist, wo man sich gegenseitig hilft, werden auch Naomi und Waylay nicht ohne Unterstützung bleiben. Zuerst einmal wäre da Knox Morgan, gutaussehend, gutgebaut und hilfsbereit, weil er Naomi zuerst schlecht behandelt hat. So wie Knox beschrieben wird, frage ich mich ob er in der Sonne glitzert oder einen super Audi fährt. Kein Klischee eines männlichen Helden bleibt unbedient. Natürlich ist auch NAomi perfekt: schlank, schön, intelligent, warmherzig, verantwortungsbewusst, hilfsbereit, usw usf.
Spritzige Dialoge, trockene bissige Kommentare erhöhen das Lesevergnügen. Das Titelbild - zunächst nichtssagend, offenbart aber bald den Sinn dahinter.
Versteht mich nicht falsch, das Buch ist ein totaler Kitsch, von der ersten Seite bis zu den Danksagungen. Aber es ist ein netter Kitsch, der sich leicht lesen lässt und ebenso leicht wieder vergessen lässt. Trivialliteratur erfüllt hier seinen Zweck: von den SOrgen des Alltags abzulenken, den Krieg in EUropa in weite Ferne rücken zu lassen, zumindest für ein paar Stunden. Ein bisschen Kitsch haben wir uns manchmal doch verdient, oder?

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Veröffentlicht am 27.02.2023

Warum heißt eigentlich das Buch “Roxy”?

Roxy
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Jetzt mal im Ernst, Herr von Bülow, weshalb Roxy? Die Edeldisko wird höchstens zwei oder dreimal im Buch erwähnt. Da trifft sich die Jeunesse Dorée der Münchner Schickeria und die, die gerne dazugehören ...

Jetzt mal im Ernst, Herr von Bülow, weshalb Roxy? Die Edeldisko wird höchstens zwei oder dreimal im Buch erwähnt. Da trifft sich die Jeunesse Dorée der Münchner Schickeria und die, die gerne dazugehören würden, Aber sie steht nicht im Vordergrund. Das ist eher die komplizierte Beziehung zwischen Marc und Roy. Der eine aus einem “kleinkarierten” Haus, der andere aus großbürgerlichen Verhältnissen. Marc ist sich schon aus seiner Jugend her bewusst, “... nie ein richtiges Gefühl dafür gehabt, [zu haben] wer er eigentlich war. Er wusste, was seine Eltern, Lehrer, Freunde von ihm erwarteten, und er war geschickt genug, diese Erwartungen zu bedienen. …Aber er hatte schlicht keine Ahnung, wer er selbst eigentlich sein wollte. er wusste nur, dass er jemand anderes sein wollte als der, der er bisher gewesen war.” (S. 73) Dies wirft Roy ihm letztendlich auch vor.
Und da ist auch Carolin, die beide attraktiv finden, Marc liebt sie, ist aber zu scheu, zu unsicher, um zu seiner Liebe zu stehen. Marc hat “Angst sich zu bekennen. Angst vor dem Risiko. War das ein Wunder, bei all den ängstlichen Leuten um ihn herum, mit denen er aufgewachsen war?” (S. 320-321) Roy versucht Marc aus diesem ständigen Zustand der Ängstlichkeit herauszuholen, ihn dazu zu bringen, zu sich selbst zu stehen, sich dem Leben offen zu stellen. Auch Marcs Liebe zu Carolin steht unter diesem schweren Schatten, über den er nicht springen kann. Nur ganz zum Schluss, sozusagen aus dem Grab heraus, kann Roy seinen Freund so weit bringen, Carolin anzurufen und die Weichen in seinem Leben umzustellen. Und so endet das Buch auf einer positiven Note.
Deshalb wiederhole ich meine Frage: Weshalb Roxy? Roy gehört zu dem Glamour, den Roxy ausstrahlt, Marc würde gerne dazu gehören, fühlt sich aber nicht stark genug dafür und als nicht dazugehörig. Ganz anders als Schober, der Hochstapler. Mit aller Gewalt will er zum Glamour-Kreis im Roxy dazugehören, nur um letztendlich grausam zu scheitern.
Roys Eltern sind reich. Sehr reich. Eine Yacht, ein Ferienhaus an der Cote d’Azur, ein Ferienhaus am Gardasee, in München ein riesiges Haus mit Park und Garten, Luxusautos, usw. Aber man hat den Eindruck, Roy ist in all dem Luxus nicht glücklich. Manchmal wünscht er sich die Stabilität und Gediegenheit von Marcs Elternhaus. Marc kann das nicht glauben. Er kann sich nicht vorstellen, dass jemand wie Roy, ein Sonnyboy wie er im Buche steht, ihn um sein Elternhaus beneidet.
Die Leichtigkeit mit der von Bülow erzählt täuscht nicht hinweg über den ernsten Tenor, der das Buch durchzieht. Leben und Freundschaft und Liebe sind die Grundthemen des Romans. Man hat fast den Eindruck, dass Roy erst sterben musste, damit Marc endlich zu sich selbst findet und zu seiner Liebe zu Carolin. Und wenn ein Buch mit dem Gedanken an die Liebe endet, lässt es ein angenehmes Gefühl zurück, so als hätte Marcs Leben endlich einen Sinn. Und dadurch wird unser eigenes Leben auch ein wenig heller.

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Veröffentlicht am 12.02.2023

Der Traum eines jeden Machos

Through my Heart – Ich begehre nur dich
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Vielleicht hätte sich Ariana Godoy vorher informieren sollen, wofür Artemis steht: Göttin der Jagd, der Jungfräulichkeit, des Waldes, der Geburt und des Mondes, Hüterin der Frauen und Kinder. Artemis ist ...

Vielleicht hätte sich Ariana Godoy vorher informieren sollen, wofür Artemis steht: Göttin der Jagd, der Jungfräulichkeit, des Waldes, der Geburt und des Mondes, Hüterin der Frauen und Kinder. Artemis ist eine der zwölf großen olympischen Gottheiten. Leserinnen mit einer auch nur rudimentären Allgemeinbildung wissen wofür Artemis steht. Auf keinen Fall für einen Mann. Ein Fauxpas, den Godoy mit einem einfachen Klick im Internet hätte umgehen können.
Das Buch weist etliche Schwächen auf,sowohl was die Handlung anbelangt, als auch die Charaktere. Die agierenden Personen kommen flach rüber, sind nicht richtig ausgearbeitet. Zum Beispiel, ein Siebzehnjähriger will eine 14-15 Jährige küssen, die ihn abweist. Fast forward vier Jahre, der junge Mann kommt nach abgeschlossenem Studium zurück und rächt sich an dem jungen Mädchen von einst, indem er sie entwürdigend behandelt. Vier Jahre und kein Reifeprozess? Im Märchen von Dornröschen wacht der Koch nach 100 Jahren Schlaf auf und haut dem Küchenjungen noch die Ohrfeige runter, zu der er vor einem Jahrhundert ausgeholt hatte. Auch kein Reifeprozess. Aber der Koch hat wenigstens die Entschuldigung, geschlafen zu haben.Aber Artemis? Wenige Tage später nimmt er seine strengen Regeln wieder zurück, nur um sie dann wieder einzuführen. und das geht so gut ⅔ des Buches. Mal Hü, mal Hott.
oder nehmen wir Claudia: seit ihrer Kindheit liebt sie Artemis, muss ihn aber auf Druck von Artmeis Mutter abweisen, aber sie liebt Artemis heimlich weiter. Trotzdem lässt sie sich auf viele one night stands ein, weil ihr ds als modernes Mädchen zusteht, außerdem lässt sie sich von Artemis jüngsten Bruder sexuell befriedigen. Wie gesagt, dabei hat sie ständig ARtemis im Herzen. Ziemlich verwirrend diese Haltung.
Claudia und Artemis lieben sich, streiten sich, gehen sich aus dem Weg, ohne jedoch voneinander loszukommen, getreu dem Motto: Was sich neckt, das liebt sich.
Die Mutter der drei Hidalgo-Brüder ist ein richtiges Biest. Sie betrügt ihren Mann, ist ihren Söhnen gleichgültig gegenüber, aber gleichzeitig liebt ie die Söhne abgöttisch und geht so weit, sich in ihre persönlichen Belange einzumischen. Also entweder ist sie ein eiskaltes Miststück oder eine Helikoptermutter.
Die Ungereimtheiten ziehen sich durch das ganze Buch wie ein roter Faden.
Der Roman hat auch einige positive Seiten: zum einen verbale Schlagabtausche, die das Ganze ungemein auflockern. Und zum anderen explizite Sexszenen, die die Lektüre schneller vergehen lassen.
Fazit: Einmal lesen und dann fort mit Schaden.

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Veröffentlicht am 05.02.2023

Schwere Kost

Gleißendes Licht
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Eine türkisch-deutsche Familie, kann ich mir vorstellen. Eine türkisch-armenische Familie kann ich mir auch vorstellen, aber nur bis Atatürk. Danach ist so viel Blut und Grauen und unsägliches Elend geflossen, ...

Eine türkisch-deutsche Familie, kann ich mir vorstellen. Eine türkisch-armenische Familie kann ich mir auch vorstellen, aber nur bis Atatürk. Danach ist so viel Blut und Grauen und unsägliches Elend geflossen, dass diese Familien Kombination fast unmöglich geworden ist. Und doch, das Leben schreibt die verrücktesten Romane. Ich habe diesen Roman gelesen.
Kaan ist in eine sehr interessante Familie hineingeboren worden. Seine Großmutter ist Armenierin, wurde aber als kleines Mädchen, als sie verwaist in einem Schulinternat lebte, von einer türkischen Familie adoptiert, hat einen neuen Namen bekommen, Vahide, und hat ein gutes Leben gehabt. Sie heiratet einen Türken, hat drei Söhne und eine Tochter. Die Tochter reist nach Deutschland aus, heiratet einen Deutschen, hat einen Sohn, Kaan. Der Sohm verbringt die Sommerferien in der Türkei, an der Schwarzmeerküste, das restliche Jahr über ist er in Deutschland bei seinen Eltern.
Alles scheint in Ordnung zu sein, wären da nicht dunkle Schatten in seiner Familiengeschichte in Kleinasien. Mit zunehmendem Alter kann seine geliebte Großmutter, Anneanne, wie er sie nennt, nicht mehr verdrängen, welch Unrecht ihr und ihren Eltern, ihrem Bruder und ihrem gesamten Volk angetan wurde. Sie ist Armenierin, mit einem Türken verheiratet, der später den Grund und Boden durch Spekulationen gekauft hat, der ihrer Familie gehört hat, um eine Haselnussplantage zu pflanzen und zu bewirtschaften. Die Armenierin erfuhr nie, dass ihr Mann, Hüseyin, sie praktisch um ihr Erbe betrogen hat. “Alles an Hüseyins Existenz war falsch gewesen, nur seine Liebe zu Vahide, die war echt. Und an Vahide, an der erwachsenen Ani, war seine Ruchlosigkeit gescheitert, zerfallen zu Staub wie ein Falter im gleißenden Licht.” (S. 230) Vahide verlangt von Kaan, er solle einen “Ausgleich schaffen in der Welt” (S.186), um zu lösen, was den Armeniern widerfahren ist. Er möge einen anderen Weg wählen, als den der Grausamkeit. Dieser Auftrag zehrt an Kaan: “Meine Anneanne, die hatte das alles im Gepäck, den Genozid,die Einsamkeit, die Traurigkeit. Diese unbedingte Verknüpfung von Selbstwert und Arbeit. Und den Rucksack muss ich jetzt tragen.” (S. 231-232)
Kaan erkennt, dass die Türken, die den Genozid verneinen, schuldig sind: Sein Großvater, genannt Dede, der Gärtner des Präsidentangartens in Istanbul, der Präsident selbst, alle sind sie mitschuldig. In seinen (Alb)Träumen werden diese drei Türken zu einem Mann, mit gemeinsamen Gesichtszügen. Und als er beschließt, den Präsidenten zu töten, tötet er “...den Präsidenten, den Gärtner, den Tepegöz, den Dede” (S. 261).Es ist eine apokalyptische und surreale Szene, in der das Attentat geschieht.
Die Folgen des Attentats sind bizarr, werden ironisch geschildert: Alp Kurtoglu, ein “geisteskranker Faschist” (S. 260), erstickt an einem Hühnerknochen, der Verteidigungsminister kriecht in einen Raketenbehälter und wird durch die Rakete pulverisiert. der Oppositionsführer der kemalistischen Demokraten erliegt einem Schlaganfall, “der ihn nicht umbringt, ihn jedoch auf die intellektuellen Fähigkeiten einer Schwarzmeerqualle reduziert. Seinen Wählern fällt dies zunächst kaum auf, aber er verliert in den folgenden Wochen doch überraschend schnell an Einfluss. (S. 263). Klingt vertraut diese Beschreibung? Trifft auch auf manche Politiker hierzulande zu.
Die Schlussszene des Buches, die Explosion des Frachters beladen mit Schweröl in der Bosporus-Meerenge könnte Kismet sein, könnte aber auch späte Rache der ermordeten Armenier sein, hundert Jahre zuvor. wer weiß?

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