Eine tolle Geschichte über den Individualiusmus und den Autismus!
Kissing LessonsStella, eine autisitische Ökonometikerin, kann wahnsinnig gut mit Zahlen umgeben und liebt ihre Routine. Kommunikation mit fremden Menschen und Berührungen von diesen fallen ihr hingegen schwer. Vielleicht ...
Stella, eine autisitische Ökonometikerin, kann wahnsinnig gut mit Zahlen umgeben und liebt ihre Routine. Kommunikation mit fremden Menschen und Berührungen von diesen fallen ihr hingegen schwer. Vielleicht ist das auch der Grund, wieso sie eine Beziehung und alles was dazu gehört - kuscheln, küssen, Sex, und und und - einfach nicht führen kann. Zudem ist sie grottenschlecht darin.
Als ein Arbeitskollege den Satz "Übung macht den Meister" fallen lässt, kommt Stella ins Grübeln und beschließt einen Escort - Michael Phan - zu engagieren, der sie in all diesen Sachen unterrichtet. Dass dabei aber Gefühle ins Spiel kommen, war für beide nicht absehbar...
Helen Hoang hat es geschafft, ein Buch über eine autisitische Frau zu schreiben und zu zeigen, dass diese auch nur ein Individuum ist. Und gegen diesen Individualismus muss man nicht ankämpfen, sondern für sich annehmen. Denn sonst wären wir ja alle gleich!
Schon das Cover von "Kissing Lesson" hat mich in den Bann gezogen. Die Gestaltung mit den verschiedenen Blumen, die aussehen, als wären sie aus Papier gebastelt, gefällt mir wahnsiinig gut. Auch die Aufteilung der Schriften auf dem Cover wirkt stimmig und das Wichtigste - der Titel - steht im Fokus.
Der Erzählstil von Helen Hoang ist wunderbar flüssig, mit ausreichenden Beschreibungen, ohne dass diese zu umschweifend werden. Auch das Aufzeigen der Gedankengäng der Charaktere ist Helen Hoang sehr gut gelungen, ohne dass diese Passagen fehlplaziert oder zu lang wirken.
Auch die Charaktere haben mit wahnsinnig gut gefallen.
In ihrer Routine ist Stella selbstbewusst und sicher, sobald sie von dieser abweicht, nicht mehr. Sie weiß, was sie will und durchlebt im Roman einen Prozess, in welchem sie lernt, sich selbst so zu akzeptieren wie sie ist.
Michael ist ebenfalls eine selbstbewusste Person, vor allem, was seinen Körper angeht. Dies ist in seinem Job als Escort aber wahrscheinlich auch zwangsläufig notwendig.
Beide Charaktere besitzen genug Humor, dass man immer wieder grinsen muss, während man liest, aber nicht zu viel, dass sie wie Spaßvögel wirken.
Die Handlung war meiner Meinung nach der schwächste Punkt des Buches. Hauptaugenmerk liegt auf der Charakterentwicklung, was mir nicht immer gefällt, in dieser Geschichte aber sehr gut ausgearbeitet wurde. Auf ungefähr der Hälfte des Buches hatte ich für einie Seiten das Gefühl, es beginnt zu stagnieren. Irgendwie ist nichts mehr vorwärts gegangen. Zum Glück hat sich das schnell wieder gelegt.
Mich persönlich haben trotzdem einige Dinge gestört.
Spoiler! Bei der Konfrontation mit Michaels Ex-Kundin beim Gala-Dinner von Stellas Eltern habe ich erwartet und darauf gehofft, dass Stellas und Michaels Geheimnis mit einem lauten Knall gelöst wird. Stattdessen folgte augenblicklich die Trennung. Diese Stelle kam mir irgendwie zu überhastet abgeschlossen vor. Ich habe auf den folgenden Seiten ständig darauf gewartet, dass das Geheimnis noch auffliegt... Spoiler beendet
Zu meinem Fazit:
Helen Hoang hat einen wundervollen Roman über das Leben einer Asperger-Autistin geschrieben. Schon mit der "Geschichte um das Buch herum" - die eigene Diagnose des Autismus - hat die Autorin sich in mein Herz geschlichen.
Helen Hoang stellt die Unbeholfenheit und die Denkweise von Menschen mit diesem Syndrom wunderbar dar.
Diese Geschichte muss man gelesen haben!