klischeehaft, hölzern und übertrieben, wenig realistisch
Der Diamanten-CoupIch hab mir so viel mehr von diesem Buch erwartet: Der Klappentext verspricht ein rasantes True-crime Abenteuer, dass auf dem Diamantenraub aus dem Grünen Gewölbe in Dresden beruht. Der Fall war spektakulär ...
Ich hab mir so viel mehr von diesem Buch erwartet: Der Klappentext verspricht ein rasantes True-crime Abenteuer, dass auf dem Diamantenraub aus dem Grünen Gewölbe in Dresden beruht. Der Fall war spektakulär genug, daraus könnte man direkt ein Drehbuch schreiben. Ich habe mir also eine clevere, durchdachte Geschichte erwartet, die eventuell ein bisschen an die Oceans-Reihe erinnert oder etwas in die Art. Die ersten Kapitel waren dann auch noch ganz spannend, das waren genau die, in denen der Raub beschrieben wird. Die Kapitel sind insgesamt sehr kurz gehalten. Am Anfang erzeugt das noch eine Art atemlose Hatz, die sich gut zur Beschreibung des Überfalls eignet, im Laufe der Geschichte sorgt das aber dafür, dass kein Lesefluss zustande kommt. Auch dem Fortgang der Geschichte hätten ein paar detailliertere Beschreibungen und tiefergehende Erklärungen gut getan.
Das der Autor die Geschichte nur lose auf dem Überfall aufbaut hat mich doch überrascht, nach den ersten paar Kapiteln geht die Realität hinter der Fiktion komplett unter.
Mein Hauptproblem mit dem Buch waren aber die Charaktere: Sie sind allesamt sehr einseitig dargestellt, bei keinem der Hauptcharaktere machen die Handlungen besonders viel Sinn und clever agiert in dem ganzen Fall niemand so richtig. Im Zentrum stehen die Direktorin des Grünen Gewölbes Julia Graf und der Kunstdetektiv Adrian Falke. Während erstere fast ausschließlich schmückendes Beiwerk ist, wird Falke durch an den Haaren herbeigezogenen Gründen selbst zum Hautverdächtigen einer als völlig inkompetent dargestellten Polizei. Während Graf und Falke also versuchen, die Unschuld zu beweisen und dabei wild durch die Weltgeschichte jetten, tappen die Beamten, die mit dem Fall betraut sind, komplett im Dunkeln. Falke ist dabei das Klischee eines Hollywood-Kunstdetektivs: dubiose Verbindungen zur Unterwelt und in Kampfsport ausgebildet. Besonders absurd ist dabei, dass Falke zu Beginn sagt, eben nicht mit Indiana Jones verglichen werden zu wollen, um dann ganz genauso dargestellt zu werden. Die Dialoge der Hauptcharaktere sind ungelenk und wirken gestellt, sodass ich mich zu keiner Zeit mit ihnen identifizieren konnte, auch von der angeblichen Anziehung der beiden konnte ich beim Lesen nichts spüren – da hatten die Dialoge für mich schon beinahe Fremdschampotential.
Gestört haben mich auch die vielen Ungereimtheiten und die nicht zu Ende gesponnenen Handlungsstränge.
Pluspunkte kann das Buch bei mir nur durch die gelungene Covergestaltung und durch die sehr detaillierten Informationen zum internationalen Diamantenhandel sammeln. Zumindest habe ich darüber ein bisschen was lernen können.