Hätte Potential gehabt, war aber bloß unlogisch, undurchdacht und leider zum Teil auch etwas zu vorhersehbar.
Killing November 1November, die von sich selber behauptet, eine eher normale Kindheit und Jugend gehabt zu haben wird ganz plötzlich von ihrem Vater auch ein sehr seltsames Internat geschickt – und da fangen für mich die ...
November, die von sich selber behauptet, eine eher normale Kindheit und Jugend gehabt zu haben wird ganz plötzlich von ihrem Vater auch ein sehr seltsames Internat geschickt – und da fangen für mich die Probleme mit dieser Geschichte schon an: So seltsam die Vorgänge in dem Internat auch sind, November hinterfragt wenig, nimmt alles so hin und versucht auch gar nicht, z.B. mit ihrem Vater Kontakt aufzunehmen, mit dem sie eigentlich ein gutes Verhältnis hat. Auch als Leser erfährt man bei einigen Gegebenheiten den Sinn nicht, sodass es ein bisschen willkürlich wirkt. Zum Beispiel gibt es in dem Internat scheinbar keinen Strom (ohne dass ein Grund genannt wird), was aber für keinen der Schüler ein Problem zu sein scheint, obwohl es in der Gegenwart (Handy- und Fernsehzeitalter!) spielen soll. Man wird als Leser lange im Unklaren darüber gelassen, wie Dinge in dem Internat laufen und wie alles zusammenhängt, sodass man zusammen mit November versucht, sich in der neuen Situation zurechtzufinden. Das ist zu Beginn noch ganz spannend, zieht sich dann aber sehr lange hin, sodass die eigentlichen Ereignisse der Handlung irgendwie nebenher passieren. Das wird zum Ende hin wieder etwas besser, aber da war es für meinen Geschmack schon zu spät.
Dafür, dass November von den Abläufen an der Schule so gar keine Ahnung hat, kommt sie erstaunlich gut zurecht, kommt von Anfang auch an die richtigen Mitschüler, die ihr helfen. Unlogisch ist auch, wie sie die anderen, die schon jahrelang genau darauf trainiert werden, in beinahe allem (nicht nur in einem! Unterrichtsfach) so einfach überflügeln kann. Da kommen mir die Talente der anderen ein bisschen zu kurz..
Novembers Charakter fand ich zu Beginn noch ganz nett, als sie noch als „normal“ dargestellt wurde, bald aber hat sich herausgestellt, dass diese Einschätzung vom Anfang nicht so ganz zu ihrem Auftreten passt. Ihre offene Art wurde besonders betont, was aber ab der Mitte des Buches nur darin geendet hat, dass sie zu den unpassendsten Momenten ihren Mund nicht halten konnte, obwohl sie es zu der Zeit schon längst besser hätte wissen müssen, sodass ich nur noch genervt war von ihr. Die Nebencharaktere blieben alle eher blass, einige waren so klischeehaft, dass man sich ihrer Rolle schon vom ersten Auftreten ab bewusst war, andere nur so kurz beschrieben, dass sie für mich völlig austauschbar waren, die einzige Ausnahme dabei stellt vielleicht Alyssa dar, der zumindest mehr als ein Attribut zugeordnet werden kann – die anderen haben ganz feste Rollen: beste Freundin, Feind, Liebschaft ect, da bleibt wenig Spielraum für Widersprüchlichkeiten. Die Kommunikation zwischen den einzelnen Charakteren ist zum Teil auch eher gezwungen, gerade die Flirterei ist gar nicht bei mir angekommen, was einerseits absolut verständlich ist, weil die Autorin ihr nicht zu viel Raum in der Handlung einräumen konnte, andererseits war sie auch so unnötig, dass man sich diesen Teil der Handlung auch einfach hätte sparen können.
Gut geschildert ist die Atmosphäre in dem Internat, man kann sich beim Lesen das Gemäuer super vorstellen, da aber viel zu wenig Gedanken in den gedanklichen Überbau und die Hintergründe gesteckt wurden, bleibt so vieles vom Setting unrund, dass das auch nicht mehr viel ändert. Wenn man dann noch bedenkt, dass es sich um ein Jugendbuch handelt und die moralischen Werte, die in dieser „Gesellschaft“ beschrieben werden (die als eine Elite dargestellt wird!), mehr als fragwürdig sind, bleibt nicht mehr viel übrig, das diesem Buch Pluspunkte einbringen könnte.