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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.04.2023

ein paar gute Ansätze und ist witzig geschrieben

Sieben Männer später
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Nachdem Esther beim Daten wieder nur Pech hatte und sie beim day-drinking mit Freundinnen einen alten Life-Style-Artikel findet, der sieben Arten von Beziehungen zusammenfasst, in denen Esther ihre Ex-Freunde ...

Nachdem Esther beim Daten wieder nur Pech hatte und sie beim day-drinking mit Freundinnen einen alten Life-Style-Artikel findet, der sieben Arten von Beziehungen zusammenfasst, in denen Esther ihre Ex-Freunde erkennt, ist sie sich sicher, dass bei diesen sieben Männern der richtige schon mit dabei gewesen sein muss und sie keine weitere Chance bekommt. Deshalb macht sie sich auf, diese ausfindig zu machen, um herauszufinden, welcher der 7 der Richtige für sie (gewesen) ist. Was als eine betrunkene Idee beginnt, entwickelt sich im Laufe des Buchs beinahe in eine Obsession.
Das Buch hat insgesamt ein paar gute Ansätze und ist witzig geschrieben, aber es gibt auch relativ viele Logikfehler, die die Geschichte etwas unrund machen. Da der Schreibstil sehr leicht verständlich ist, und es sich um eine locker-leichte Liebesgeschichte a-la „Bridget-Jones“ handelt, lässt sich der Roman gut nebenher lesen, gehört aber nicht unbedingt auf meine Highlight-Liste.
Die Protagonistin und ihre Freundinnen wirken etwas zu unreif für das Alter, in dem sie sein sollten, zumindest in Hinblick auf ihre Jobs und auch ihre Freundschaft, die eher ein bisschen teenie-haft wirkt, andererseits spürt gerade Esther den Druck „endlich“ einen Freund finden zu müssen. Das hätte ein bisschen konsistenter gehandhabt werden können. Auch das Frauenbild, dass der Roman zu vermittelten versucht, ist (was vielleicht auch dem Genre geschuldet ist) etwas ambivalent dargestellt: Auf der einen Seite moderne, selbstbewusste Frauen, die me-too-Überlegungen einbeziehen, auf der anderen Seite scheint nichts zu zählen als endlich den Richtigen zu finden – wenn auch darüber zumindest am Ende ein bisschen reflektiert wird.
Die Darstellung und der Umgang mit extensivem Alkoholgenuss waren für mich auch grenzwertig. Vielleicht bin ich da zu empfindlich und es ist ja auch kein Jugendbuch, aber die Implikation, dass die Protagonisten scheinbar nur mit Alkohol Spaß haben können und auch der Stellenwert, den das gemeinsame Trinken in der Freundschaft einnimmt, fand ich bedenklich.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.04.2023

Nachdenklich, bedrückend, genial geschrieben

Dinge, die wir brennen sahen
3

Der Roman von Hayley Scrivenor beginnt schon mit dem Auffinden einer Leiche – und liest sich daher ganz zu Beginn fast wie ein Thriller. Aber sehr bald wird klar, dass es sich bei diesem Roman um so viel ...

Der Roman von Hayley Scrivenor beginnt schon mit dem Auffinden einer Leiche – und liest sich daher ganz zu Beginn fast wie ein Thriller. Aber sehr bald wird klar, dass es sich bei diesem Roman um so viel mehr handelt: Eine einfühlsame Studie der Gefühlswelt einer ganzen Stadt, die den Leser trotz feststehendem Ausgang mit den Menschen in der Stadt mitfiebern lässt als Esther verschwindet und die groß angelegte Suche zunächst nichts ergibt. Nach und nach kommen durch den Druck, den die Ermittlungen in der Gesellschaft auslösen, Risse in der Oberfläche zutage, die einen Einblick in die Geheimnisse und Probleme der Kleinstadt geben.
Hayley Scrivenor erzählt die Geschichte in einem unaufgeregten, poetischen Ton, der perfekt zu der bedrückten Atmosphäre passt, der es aber auf der anderen Seite auch schafft, dass die schrecklichen Ereignisse und Wendungen den Leser beinahe überraschend überfallen und für mich beim Lesen besonders eindrücklich waren.
Ab dem Mittelteil überwiegt eine eher melancholische Stimmung, die gut dazu passt, dass nach und nach immer mehr Menschen die Hoffnung auf einen guten Ausgang des Verschwindens verlieren und scheinbar nur auf die schlimmsten Nachrichten warten. In diesem Zusammenhang waren auch die „Wir“-Kapitel – Einschübe, die aus einer interessanten Gemeinschaftsperspektive heraus geschrieben sind – wunderschön geschrieben und ein bisschen verwirrend gleichzeitig. Lange hatte ich beim Lesen das Gefühl, wie vor einem Puzzle zu sitzen, bei dem mir immer noch ein paar Teilchen fehlen, um das Gesamtbild zu erkennen. Zwar kommen nach und nach viele „Randteile“ dazu, das Ende weiß dann aber trotzdem zu überraschen.
Die kleinstädtische Gemeinschaft ist absolut glaubwürdig dargestellt und dadurch, dass einige Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet und erzählt werden, ergibt sich ein dichtes Bild der Stimmung in dieser Situation, die für die Bewohner der Stadt vieles für immer verändern wird.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung, auch wenn (oder gerade weil?) mich das Buch in einer melancholischen Stimmung zurückgelassen hat.

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  • Handlung
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  • Spannung
Veröffentlicht am 22.03.2023

Düstere, ruhige Mordermittlung in einer isländischen Kleinstadt

Verschwiegen
0

Als Elma nach dem Ende ihrer Beziehung wieder in ihr Heimatstädtchen zurückkehrt, ist sie sehr zwiegespalten darüber. Zumindest ihre Arbeit als Ermittlerin kann sie direkt wieder aufnehmen und findet in ...

Als Elma nach dem Ende ihrer Beziehung wieder in ihr Heimatstädtchen zurückkehrt, ist sie sehr zwiegespalten darüber. Zumindest ihre Arbeit als Ermittlerin kann sie direkt wieder aufnehmen und findet in den Kollegen im Präsidium auch direkt Anschluss. Als dann aber eine weibliche Leiche am Leuchtturm der Stadt auftaucht, wird sie direkt in einen schwierigen Fall hineingezogen, der auch in der Gesellschaft der Stadt hohe Wellen schlagen wird.

Der Fall wird aus Elmas Sicht erzählt, die Haupthandlung ist aber immer wieder unterbrochen von Rückblenden. Dadurch wird beim Lesen recht schnell klar, worum sich das Motiv des Mordes drehen wird und man hat als Leser einen gewissen Kenntnisvorsprung vor den Ermittlern. Einerseits sind diese Rückblicke spannend gestaltet und erzeugen eine Art Sog, andererseits sorgen sie aber auch dafür, dass die Ermittlungsarbeit gefühlt etwas zu langsam vorwärts geht. Bis Elma und ihr Team endlich auf die richtige Spur kommen, möchte man ihnen beim Lesen am liebsten den entscheidenden Hinweis selber geben.

Man merkt dem Buch auch an, dass es als Reihe konzipiert ist, dem Privatleben von sowohl Elma als auch einem ihrer Kollegen wird viel Platz eingeräumt. Diese Nebenerzählung konnte mich nicht so richtig überzeugen, da hat mir ein bisschen die Verbindung dazu gefehlt. Nicht, dass die Charaktere nicht ausführlich angelegt sind, aber die Zeitschiene passt nicht ganz und es wirkt einfach ein bisschen so, als wäre auf Teufel komm raus versucht worden, da noch ein Privatdrama unterzubringen, weil das jetzt scheinbar zu jedem Krimi dazugehört. Dabei hätten die Menschen in der Stadt und ihre verschiedenen Verwicklungen mit dem Fall genug Stoff für Drama geboten.

Am Anfang ist es etwas überfordernd, die vielen Namen und Personen auseinander zu halten, vor allem auch, weil es sich um isländische Namen handelt, die für uns ja doch sehr fremd sind, das wird aber mit der Zeit etwas besser. Ein kleinen Kritikpunkt für mich war auch, dass hin und wieder Leute kurz in die Handlung eingeführt wurden, die dann für den weiteren Verlauf überhaupt keine Rolle mehr gespielt haben, die hätte man auch einfach etwas weniger ausführlich behandeln können und dadurch das Auseinanderhalten der Personen etwas zu vereinfachen.

Schön fand ich den eher nachdenklichen, ruhigen und düsteren Erzählstil, der ganz ohne Schießerei, wilder Verfolgungsjagd und übermäßiges Blutvergießen auskommt ohne der Spannung Abbruch zu tun.

Am Ende werden zwar fast alle falsch gelegten Spuren und Nebenschauplätze aufgelöst, aber ein kleines bisschen mehr Aufklärung hat mir doch gefehlt. Ich bin gespannt, ob sich das im zweiten Band noch komplett auflöst, was ich vermute, aber ich bin einfach kein großer Fan von Cliffhangern am Ende von Band 1 der nur dazu dienen soll dass man sich Band 2 kaufen muss. In diesem Fall werde ich es wahrscheinlich trotzdem tun, da mich die Autorin trotz einiger Schwächen durch ihre ruhige und durchdachte Atmosphäre überzeugen konnte und von mir 3.5 Sterne bekommt

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Veröffentlicht am 29.01.2023

Interessante Perspektive, pathetische sprache

Schatten der Vergangenheit
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Nachdem der Liebhaber seiner Frau umgebracht wurde, fällt der Verdacht aus allzu offensichtlichen Gründen auf Casabona. Selbst Teil der Polizei weiß er genau, was auf ihn zukommen wird und versucht zunächst, ...

Nachdem der Liebhaber seiner Frau umgebracht wurde, fällt der Verdacht aus allzu offensichtlichen Gründen auf Casabona. Selbst Teil der Polizei weiß er genau, was auf ihn zukommen wird und versucht zunächst, den Fall alleine zu lösen, um sich reinzuwaschen.
Anders als in typischen kriminalromanen folgt man hier dem Ermittler nicht beim lösen eines Falles sondern wird als Leser direkt mit hineingenommen in die Gedankenwelt dieses Ermittlers. Da es sich bei dem Fall um einen sehr persönlichen handelt, weil er selbst unter Verdacht steht, wird so natürlich ein sehr direkter und unmittelbarer Blick auf die Dinge geworfen. Zu Beginn haben mir diese Kapitel aus der Sicht von Casabona sehr gut gefallen, später wurden mir seine zum Teil doch sehr melodramatischen Gedanken fast zu viel. Dazwischen gibt es auch Kapitel, die aus der Außensicht geschrieben sind und die Umstände besser erklären sollen. Irgendwie hätte es mir besser gefallen, diese Infos wären auch nur durch die Augen Casabobas geliefert worden.
Der Schreibstil ist etwas pathetisch und die sprachlichen Bilder und Vergleiche sind sehr dick aufgetragen. Da es sich aber um einen Mafiafall handelt, ist das vielleicht sogar passend und bloß nicht so mein Geschmack.
Ein Problem hatte ich mit den vielen gleichklingenden Namen und die wiederholte Erwähnung von Polizeititeln ohne dass es dazu irgendwelche Erklärungen geben hätte. So konnte ich mir darunter nichts vorstellen, was nur noch mehr dazu beigetragen hat, das ich die handelnden Personen dauernd vertauscht habe.

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Veröffentlicht am 29.01.2023

Ausführlichst recherchiert, auch die äußeren Umstände

Der eiserne Herzog
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In diesem historischen Roman lernt man die beiden Widersacher der Schlacht von Hastings kennen, der wahrscheinlich bekanntesten Schlacht um die Krone von England. Man erfährt dabei aber nicht nur, welche ...

In diesem historischen Roman lernt man die beiden Widersacher der Schlacht von Hastings kennen, der wahrscheinlich bekanntesten Schlacht um die Krone von England. Man erfährt dabei aber nicht nur, welche machtpolitischen Überlegungen Einfluss auf die Entscheidungen von sowohl Guilhem (Wilhelm der Eroberer) als auch Harold Godwinson hatten, sie werden auch als "Privat"-Menschen dargestellt, wie sie gut hätten sein können. Dem Roman merkt man dabei die gründliche Recherche in beinahe jedem kleinen Aspekt auf jeder Seite an: Nicht nur werden Schlachtpläne und Strategien wiedergegeben, es wird auch sehr viel Aufmerksamkeit auf die Begleitumstände gelegt. Die Nöte der Bauern und Vasallen bekommen dabei ebenso einen Platz wie auch Wetterbedingungen oder die für uns heute schwer verstellbaren Gefahren einer Bootsüberfahrt.
Um bei den Namen und verwandschaftlichen Beziehungen der auftretenden Personen nicht den Überblick zu verlieren, ist das Register zu Beginn sehr hilfreich. Das die historischen Namen gewählt wurden, fügt dem Roman zwar noch einen Hauch mehr Authentizität bei, macht es allerdings ein bisschen schwieriger, während des Lesens mal kurz weitere Details nachzurecherchieren.
Der Aufbau der Geschichte war für mich schlüssig, einige Abschnitte wurden jedoch sehr kurz abgehandelt. Das liegt sicherlich an der Fülle und Komplexität des Materials und erlaubt in anderen Abschnitten ein hohes Detailreichtum, sorgte jedoch dafür, dass ich hin und wieder zu diesen Abschnitten zurückblättern musste, weil dort in wenigen Zeilen viele wichtige Dinge passieren aber nur nebenbei erwähnt werden.
Für mich waren die politischen Aspekte und die äußeren Umstände ein bisschen besser ausgearbeitet als zB die Interaktionen der Personen untereinander.
Ein kleiner Wermutstropfen war für mich auch die gewählte Zeitform des Präsens, aber das ist reine Geschmackssache.

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