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Veröffentlicht am 24.08.2020

Nichts mehr zu verlieren

Wilde Freude
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Als hätte die Buchhändlerin Jeanne nicht schon genug verloren – ihren Sohn, die Liebe zu ihrem Mann Matt, nein, nun hat sie auch die Diagnose Brustkrebs erhalten. Eine Welt bricht für sie zusammen, auch, ...

Als hätte die Buchhändlerin Jeanne nicht schon genug verloren – ihren Sohn, die Liebe zu ihrem Mann Matt, nein, nun hat sie auch die Diagnose Brustkrebs erhalten. Eine Welt bricht für sie zusammen, auch, dass ihr Mann Matt „dies nicht nochmals mitmachen kann“ und sich entfernt. Bei der Chemotherapie lernt Jeanne Brigitte, Assia und Mélody kennen. Für die 4 Frauen, die alle gegen den Krebs kämpfen, beginnt eine zerbrechliche Freundschaft die damit endet dass diese 4 Frauen einen Raubüberfall planen…denn eine von ihnen braucht dringend sehr viel Geld…und was haben sie schon zu verlieren?
„Ich fragte mich, was nach diesem Etwas käme. Etwas i meiner linken Brust. Ich dachte an den Tod. Der Satz hämmerte in meinem Kopf. Ich hörte auf zu atmen. Etwas.“(Seite 13)
Was für ein schönes, bewegendes, Mut machendes und starkes Buch über 4 starke Frauen.
Der Schreibstil des Autors ist ein Gedicht und ich bin schlichtweg begeistert von ihm. Er ist direkt, er ist oft hart mit der nun mal vorhandenen Realität, er gibt jeder Protagonistin in diesem Buch eine eigene Tiefe, er beschreibt die Umstände so gekonnt und doch feinfühlig, er rührt zu Tränen und will doch keinerlei Mitleid, denn diese 4 Frauen wollen es ebenso wenig.
Jeanne ist die Hauptperson in diesem Buch und sie ist vom Leben gezeichnet. Nicht nur dass ihr Mann Matt der Mittelpunkt ihrer Ehe ist, nein! Auch ihr Sohn Jules wurde jung krank und verstarb als er noch keine 10 Jahre alt war. Das hat die Ehe von Jeanne und Matt schon an den Rand von allem gebracht und nun hat Jeanne die Diagnose Brustkrebs erhalten.
Alleine die Wandlung von Jeanne fand ich bemerkenswert und unglaublich in ihrem Gesamtbild. Sie ist eher die Zurückhaltende, sie ermöglicht ihrem Mann seinen ganzen Freiraum der auch ihren stark eingrenzt, sie ist immer höflich, verhält sich ruhig und wagt nicht auszubrechen. Und dann die Umgebung die von Jeanne ihrer Erkrankung erfährt, diese Vorsicht der Leute, aber auch dieser hohe Geltungsbedarf von diesen anderen Mitmenschen und was es in Jeanne auslöst. Und ja, ich konnte sie verstehen, denn irgendwann ist das Maß voll.
Die 3 anderen Frauen, Brigitte, Assia und Mélody sind ebenso gut dargestellt, der Autor nimmt sich ihrer an und jede Frau erhält ein kleines Kapitel was ihnen im Leben widerfahren ist und man merkt wie sich gewisse Punkte stark überschneiden. Es ist nicht „nur“ der Krebs der die Frauen zusammenschweisst, es ist mehr. Und das lassen sie sich nicht nehmen, sie wollen trotzdem leben, lachen, laut sein und als das anerkannt werden was sie nun mal sind, ohne Mitleid, ohne Vorzüge oder ähnlichem.
Da eine Protagonistin die Hilfe der Mädels braucht wird ein Raubüberfall geplant, dieser lässt auch etwas Spannung aufkommen und mit fiebern. Ja, natürlich mag das hier und da übertrieben sein, vielleicht überspitzt, aber doch was es nun mal spannend, unterhaltsam und nachvollziehbar.
Die ein oder andere Wendung kommt noch zum Ende hinzu, der Autor stülpt auch hier nochmal das Gesamtbild der Frauen, aber auch das des Lesers um und lässt einen überrascht nach Luft schnappen und die Frage bleibt – wie hätte ich gehandelt? Was wäre für mich vorrangig? Lohnt sich aufregen oder ähnliches überhaupt?
Ein Buch was mich schlichtweg, in seinem Gesamtkonzept, begeistert hat! Es ist etwas anderes, es ist ja, wild Freude, für die Leser, die dies zulassen wollen.

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Veröffentlicht am 24.08.2020

It´s Friday Black

Friday Black
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„Emmanuel hatte angefangen, die Grundlagen seiner Schwarzheit zu lernen, noch bevor er schriftlich dividieren konnte: zu lächeln, wenn er wütend war, zu flüstern, wen er am liebsten geschrien hätte.“ (Seite ...

„Emmanuel hatte angefangen, die Grundlagen seiner Schwarzheit zu lernen, noch bevor er schriftlich dividieren konnte: zu lächeln, wenn er wütend war, zu flüstern, wen er am liebsten geschrien hätte.“ (Seite 12)
In dem Debüt „Friday Black“ schreibt der Autor über vieles, was ihn bewegt, zum nachdenken bringt oder auch – was es heisst, eine „andere Hautfarbe“ zu besitzen. Es geht hier nicht um reinen Rassismus, es geht um viel mehr und macht dieses Buch zu etwas sehr besonderen.
Allein das Cover, die Aufmachung springt einem sofort ins Auge und lässt einen neugierig werden. Der Schreibstil an sich ist sehr gut umgesetzt, verständlich, keine großen Ausschweifungen. Er ist direkt, schmerzend ehrlich und hält womöglich sehr vielen Menschen den Spiegel vor. Natürlich überspitzt der Autor auch hier und dort, aber hey, ich habe mit Rassismus keine Erfahrungen machen müssen, ich kann mir also nicht mal ansatzweise vorstellen, was es bedeutet jeden Tag aufs Neue sich rechtfertigen zu müssen dafür dass man eigentlich „nur“ ein Mensch ist.
In 12 Kurzgeschichten nimmt der Autor viele Dinge ins Visier – Rassismus, Konsum, Gewalt, Liebe, Leidenschaft, die Suche nach der Gerechtigkeit, die Suche nach dem Sinn von vielen Dingen, nach Lösungen, nach Ansätzen, nach neuen Strukturierungen, nach neue Wegen.
Es gibt Geschichten, die habe ich nicht im Sinne von der Erzählung verstehen können, war mir auch nicht sicher, was der Autor hier bewirken wollte. Jedoch sind dies hier 1-2 Geschichten gewesen, bei den restlichen Storys wird man als Leser sehr wach und beobachtet die Ausführung der Geschichte sehr genau.
2 Geschichten die mich sehr bewegt und ja, fassungslos gemacht haben waren:
Die Finkelstein Five
Zimmer – Land
Vielleicht weil bei diesen beiden Geschichten der Autor gar nicht so viel Zusatz von „was wäre wenn“ oder „könnte dies mal passieren“ enthalten ist. Aber auch die Themen zu Perfektionismus, Konsum, Krieg und Liebe haben mich sehr bewegt, sind sehr nahe an den Geschehnissen dran und machen einen im Ganzen einfach nur fassungslos. Man sieht hier sehr bizarr wohin wir uns als Gesellschaft bewegen und was wir bei anderen Mitmenschen mit unserem Nichtdenken, zu viel Egoismus und Perfektion anstellen und beleidigen.
Ich war von diesen Storys sehr angetan, bewegt, fassungslos und schockiert, ja, überspitzt, es mag hier und dort übertrieben wirken, aber wenn man dann den Blick auf die Gesellschaft wendet…dann merkt man dass der Autor nicht bei allen Geschichten noch too much hinzugefügt hat…
Eine klare Leseempfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 20.08.2020

Diese Pandatage

Pandatage
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Als wäre das Leben gerade nicht schon schwer genug. Danny Maloony hat seine Frau bei einem Autounfall verloren und vermisst sie jeden Tag. Der gemeinsame Sohn Will spricht seit diesem Tag kein Wort mehr. ...

Als wäre das Leben gerade nicht schon schwer genug. Danny Maloony hat seine Frau bei einem Autounfall verloren und vermisst sie jeden Tag. Der gemeinsame Sohn Will spricht seit diesem Tag kein Wort mehr. Dann verliert Danny noch seinen Job auf der Baustelle, sein Vermieter macht ihm Drohungen wegen der ausstehenden Miete und Danny hat keine bessere Idee als, als Pandabär verkleidet als Strassenkünstler zu arbeiten….doch das ruft neue Wirkungen hervor…

„Ehrlich, ich weiß nicht, was ich mit ihm machen soll. Ich habe alles versucht, aber er redet einfach nicht. Die Hälfte der Zeit guckt er mich nicht mal richtig an. Ich weiß nicht, ob er mich liebt oder hasst oder was auch immer. Ich hoffe, dass er da rauswächst, dass es nur eine Phase ist oder so, aber je länger es dauert, desto mehr fühlt es sich an, als würde das ewig so weitergehen, was auch immer das überhaupt ist.“ (Seite 32)

So ganz sicher war ich ehrlich gesagt nicht was mich bei diesem Buch erwarten würde. Und wie hat der Autor die ganze Story überhaupt umgesetzt?

Ich finde die Aufmachung vom Cover und dem Innenseiten des Buches schon mal sehr schön und ansprechend.

Der Schreibstil, ja, der hat mich eigentlich gleich einnehmen können. Nicht nur dass der Autor gewisse Themen versucht hat in Worte zu fassen, gerade dann, wenn es eigentlich kaum Worte gibt. Nein, er hat auch einen herrlichen schönen und feinfühligen, manchmal spontanen und leichten ironischen Humor eingebaut der mich mehr als einmal zum Lachen gebracht hat.

Danny Malonny ist nach dem Unfalltot seiner Frau Liz alleinerziehend. Er liebt und vermisst seine Frau und weiß eigentlich gar nicht wie er das alles stemmen soll, Erziehung, Arbeit, die Rechnungen bezahlen die immer mehr werden. Manchmal wollte ich Danny durchschütteln, weil er mir so unglaublich lasch und unmöglich vorkam, aber doch hat der Autor, in meinen Augen, den Vater sehr gut gezeichnet, denn ich denke viele Partner wären erstmal „verloren“ wenn sie plötzlich alleine alles stemmen müssen.

Will spricht nicht mehr, warum, wieso, weshalb wird mit der Zeit aufgeklärt. Und es ist einfach nur pure Liebe die Will zu dieser Situation getrieben hat, denn auch er hat von jetzt auf gleich einen wichtigen Menschen, die Person verloren, die ihn immer verstanden hat und wusste wie er tickt. Und gerade bei Kindern kann dies dann tiefe Wunden reissen.

Der Autor zieht diese Thematik nicht durch den Dreck, er macht sich nicht dauerhaft darüber lustig, aber er nimmt sie auch nicht tieftraurig und zu ernst. Sondern so wie es ist – jeder Mensch ist anders, jeder trauert auf seine eigene Art und sollte dafür nicht verurteilt werden. Und doch haben wir immer noch die Möglichkeit immer an die Menschen zu denken die wir verloren haben und erneut eine gemeinsame Brücke zu bauen.

Wie schwer das ist, aber auch welche Chancen geboten werden, dies wird in diesem Buch, für mich persönlich, sehr gut und schön dargestellt.

Das Ende mag nicht jedem gefallen, ich fand es aber ein guter Anfang und ein guter Ansatz und konnte mich damit sehr versöhnen.

Es ist vielleicht ein etwas anderes Buch zum Thema Trauer und wie es danach weitergehen kann bzw. muss, aber doch hat der Autor es, für mich als Leserin, sehr schön und im Gesamtbild toll umgesetzt. Ich empfehle es gerne weiter.

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Veröffentlicht am 20.08.2020

Die Welt der brennenden Bücher

Fahrenheit 451
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Bei 451 Fahrenheit (ca. 233 Grad C) beginnt Papier sich selbst zu entzünden. Damit die Menschen nicht zu viel nachdenken, hinterfragen, sich informieren und dann protestieren werden sie klein gehalten ...

Bei 451 Fahrenheit (ca. 233 Grad C) beginnt Papier sich selbst zu entzünden. Damit die Menschen nicht zu viel nachdenken, hinterfragen, sich informieren und dann protestieren werden sie klein gehalten – mit Dauerbeschallung durch Werbung, Serien, Interaktionen mit dem Fernseher, Musik und ähnlichem. Denn der Krieg droht und die Menschen sollen still bleiben. Guy Montag ist Feuermann und verbrennt Bücher…denn sie sind staatlich verboten. Doch Guy ist nicht wie die anderen Menschen und beginnt, nach einigen Ereignissen, das System zu hinterfragen…

„Letzte Nacht dachte ich an all das Kerosin, das ich in den vergangenen zehn Jahren verbraucht habe. Und ich dachte an Bücher. Und zum ersten Mal ist mir klargeworden, dass hinter jedem einzelnen dieser Bücher ein Mensch steckte. Ein Mensch muss sie sich ausgedacht haben.“ (Seite 85)

Ein Buch welches durch seine Neuauflage durch den Diogenes Verlag nochmals einen eigenen Antrieb erhalten hat. Und wenn man nun bedenkt dass der Autor Ray Bradbury dieses Buch 1953 erschaffen hat, dann ist dies fast beängstigend.

Die Neuauflage hat mich auf das Buch aufmerksam und neugierig gemacht und ich bin auf jeden Fall schwer angetan von der Thematik die der Autor in seinem Buch verarbeitet. Das Buch wurde zwar überarbeitet und vom Schreibstil abgeändert, und doch trägt es die Handschrift des Autors. Man wird sehr schnell in diese Geschichte mit einbezogen, der Schreibstil konnte mich begeistern und ja, natürlich muss man hier aufmerksam lesen und auch mitdenken. Aber es lohnt sich.

Guy Montag ist Feuermann, ich nenne ihn nicht Feuerwehrmann, denn er wehrt das Feuer nicht ab. Wer das Lesen und Bücher liebt, der wird Guy, zu Beginn, auf jeden Fall hassen. So erging es mir mal. Und doch trifft er auf eine Person die ihn verwundert, die die Welt so ganz anders sieht, aber anders ist in dieser Zeit nicht gerne gesehen. Und ein Vorfall bei „der Arbeit“ lässt Guy zu zweifeln beginnen.

Durch seine Frau Millie erhält man den erschreckenden Einblick wie die meisten Menschen sich berieseln lassen. Egal ob es um Werbung geht, den Interkationen mit dem eigenen Fernseher, ja eher Fernseherwänden die das Wohnzimmer beschallen, nächtliche Möglichkeiten für Musik, Werbung und anderen Beschallungsmöglichkeiten, Millie nimmt alles dankend an und kann gar nicht mehr ohne.

Durch die „Verwandlung“ von Guy nimmt die Geschichte eine Wendung und die hat es in sich. Es ist spannend, atemlos, mit Glück und Leid durchsetzt und lässt einen immer wieder Lichtblicke in diesem Dunkeln erkennen. Guy versucht sein eigenes Feuer zu stillen, das ihn so ganz anders macht und auszeichnet als die restlichen Menschen.

Der Autor besticht nicht nur mit einem unglaublich toll alles umschreibenden Schreibstil, nein, man merkt wie sehr er Bücher und ihre Geschichten liebt. Und Menschen die diese Liebe ebenso empfinden, werden von diesen Gefühlen überrannt, mitgenommen und angestrahlt. Damit hat der Autor bei mir sehr hoch gepunktet.

Aktueller und wichtiger, darüber muss man jetzt nicht so sonderlich diskutieren, könnte das Buch gar nicht mehr sein. Man muss sich nur auf den Strassen umsehen oder im nahen/fernen Bekanntenkreis, da sieht man die Ergebnisse. Und ja, es darf Angst machen, denn ja, man sollte immer noch eine Möglichkeit zum abschalten finden, und bei wichtigen Themen die Möglichkeit zum einschalten.

Ein Buch was mich zu seiner Liebe zum lesen und den Büchern begeistern konnte aber auch ermahnen wie wichtig es ist sich nicht ständig berieseln zu lassen. Ich empfehle es auf jeden Fall weiter!

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Veröffentlicht am 17.08.2020

Vergessene Stimmen!

Was hast Du hinter Dir gelassen?
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„In der Erinnerung leben die Toten weiter. Wenn wir die Geschichten der Hinterbliebenen aufzeichnen, geben wir ihnen eine Stimme, wir leihen ihnen unser Gehör und erkennen ihr Leid an. Wir würdigen die ...

„In der Erinnerung leben die Toten weiter. Wenn wir die Geschichten der Hinterbliebenen aufzeichnen, geben wir ihnen eine Stimme, wir leihen ihnen unser Gehör und erkennen ihr Leid an. Wir würdigen die Verstorbenen und schreiben dagegen an, dass sie als bloße Zahlen in einer Statistik vergessen werden. Wenn Menschen durch ein Verbrechen ums Leben gekommen sind, ist das Andenken an sie auch an die Forderung nach Gerechtigkeit geknüpft, nach Wiedergutmachung und danach, dass die Täter zur Verantwortung gezogen werden müssen.“ (Seite 11)

Bushra Al – Maktari ist im Jemen geboren, lebt dort und wird dort bleiben. Sie war und ist im Widerstand gegen die Kriegsverbrecher die sich im Jemen alles nehmen, gegen die Mächte, die sich Geld in die Tasche scheffeln durch den Verkauf von Waffen und Co. an die Kriegsherren die im Jemen herrschen.

Was wissen wir über den Krieg im Jemen? Wie lange geht dieser schon? Wer hat die Macht im Jemen? Warum gibt es dort Krieg? Warum erfahren wir aus den Berichterstattungen so wenig? Was können Europa und andere Ländern tun um den Krieg im Jemen zu beenden? Was hat es für Auswirkungen auf die Bevölkerung?

Viele Fragen die nicht nur Bushra Al – Maktari in ihrem Intro versucht zu beantworten. Auch das Vorwort der deutschen Ausgabe von Monika Bolliger versucht einen Einblick in diesen Krieg zu gewähren, dass man es, vielleicht, ansatzweise, verstehen kann. Mir persönlich ist dies nicht gelungen, denn dort mischen viele Länder mit und keiner hat wirklich die Macht, aber genau darum geht es – um Macht. Und da kann kommen was wolle… Die Mächte haben nicht vor aufzuhören, aufzugeben, aufeinander zuzugehen, nein, sie halten an ihren Glaubensrichtungen fest und die Zivilbevölkerung zählt nicht.

Ein perverses Spiel wird im Jemen gespielt, anders kann man es nicht ausdrücken. Dieses Buch erzählt die Schicksale von 43 Menschen die alles verloren haben, damit meine ich nicht das Materialistische.

Die Geschichte gehen unglaublich nahe, immer mal wieder musste ich das Buch auf die Seite legen, denn es nimmt einem die Luft zu atmen, es schnürt den Hals, es lässt einen fast pausenlos weinen und es zerreisst einen von innen. So viele Geschichten gleichen sich und doch sind alle anders, grausam, fassungslos und einfach nur dunkel.

Die Hilfen werden kontrolliert, jede Macht im Jemen hat Flughäfen und Co. in seiner Macht, sie bereichern sich an den Hilfsgütern, teilen sie untereinander auf oder verkaufen sie, die Zivilbevölkerung sieht von diesen ganzen Hilfen rein gar nichts.

Menschen die von Granaten, von Scharfschützen, von Patronen oder ähnlichem getroffen werden können auf medizinische Hilfe nicht hoffen. Sie werden vergessen, verwahrlost zurückgelassen, sie sind nutzlos. Keine Feuerwehr, Polizei, Militär oder Politiker steht diesen Menschen zur Seite, sie erhalten keine Erklärung, sie erhalten keine Entschuldigung, nichts. Nur die Nachbarn versuchen füreinander einzustehen.

Die Menschen im Jemen wollen nur eines – ihren Frieden, ihre Toten betrauern können, ihre Verschollen finden oder zu Grabe tragen. Sie wollen wieder arbeiten und leben können, vielleicht wieder Hoffnung schöpfen und neue Familien gründen. Es sind bescheidene Wünsche die für uns doch so selbstverständlich sind.

Auf 41 Seiten sind von 2015-2017 die Anschläge mit den Toten verzeichnet, es ist nicht in Worte zu fassen was diese Seiten auslösen und bewegen.

Ich bewundere den Mut von Bushra Al – Maktari für ihr Buch was wichtiger denn je ist. Ich danke dem Verlag dass sie dieses Buch herausgebracht haben, denn solche Bücher werden von den Machtgierigen im Jemen überhaupt nicht toleriert. Ich empfehle es dringend weiter, gerade an die ganzen Politiker die unter dem Deckmantel weiterhin ihre Waffen an die Machtinhaber verkaufen!

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