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Veröffentlicht am 23.05.2020

Auftakt zum Hugenottenkrieg

Die brennenden Kammern
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Carcassonne, Frankreich, im Jahr 1526. Die 19jährige Minou Joubert kümmert sich um den Buchladen und ihre Geschwister, nachdem der Vater nach einer Reise verändert Heim gekommen ist. Als wäre dies nicht ...

Carcassonne, Frankreich, im Jahr 1526. Die 19jährige Minou Joubert kümmert sich um den Buchladen und ihre Geschwister, nachdem der Vater nach einer Reise verändert Heim gekommen ist. Als wäre dies nicht belastend genug erhält sie einen Brief mit einer geheimen und beunruhigenden Botschaft, doch was kann gemeint sein? Wer weiß dass sie noch lebt? Als ein Mord in Carcassone passiert verhilft sie Piet Reydon zur Flucht, doch kann sie den jungen Mann nicht vergessen…die Ereignisse in Frankreich spitzen sich dramatisch zu und jeder muss sich nun für die eine Seite entscheiden…
„Alles und jeder ist käuflich. Um Wissen, eine Seele, ein Versprechen auf Vorankommen oder das Versprechen, in Ruhe gelassen zu werden. Ein Brief, für einen Sol zugestellt. Ein Ruf, ruiniert um den Preis für einen Laib Brot. Und wenn Gold und Silber scheitern, bleibt immer die Spitze des Dolchs. Mut ist ein Schönwetterfreund.“ (Seite 63)
Ein historischer Roman über den Krieg in Frankreich zurzeit von 1562 bis 1598. Die Autorin beschreibt gleich zu Beginn eine Anmerkung zu den Hugenottenkriegen. Ebenso enthält es ein Personenverzeichnis was man nutzen kann und nutzen wird in dieser Geschichte.
„Die brennenden Kammern“, sind der Auftakt zu einer Reihe rund um die Hugenottenkriege. Gerade Kriege die schon länger her sind, die man nicht im Gedächtnis hat oder nicht zu der Geschichte des eigenen Landes gehören sprechen eine Faszination aus, dies würde ich hier auch auf dieses Buch schreiben, auch wenn der Einstieg etwas holprig war.
Der Schreibstil ist zu Beginn ruhig, man fragt sich dann schon was es mit den Kammern auf sich haben könnte. Auch nutzt die Autorin einen sehr bildhaften Schreibstil, ein tolles Kopfkino, doch manchmal ist es zu ausgeschmückt und bremst den Lesefluss eher ab. Dies legt sich mit der Zeit, zum Glück, aber.
Zwischendurch gibt es einen Einblick in das Wissen und Handeln einer anderen Person, in einer kursiven Schrift, festgehalten.
Die Hauptprotagonisten sind Minou Joubert und Piet Reydon.
Minou war mir zu Beginn zu blass, die Dialoge mit ihr fanden keinen Anklang und ich konnte mit ihr als Person nicht sonderlich was anfangen. Wie Minou wundert man sich über den Brief den sie erhält, aber wie Minou vergisst man ihn auch wieder und geht mit ihr von Carcassonne nach Toulouse. Als Minou ihren Bruder begleitet nimmt die Geschichte eine neue Wendung ein und auch die Hauptprotagonistin wurde mir sympathischer, mutiger, setzte sich Ziele und Wege und eine eigene Zukunft. In diesen Zeiten ein neues Wagnis.
Piet Reydon gehört zum Lager der Hugenotten. Durch ihn erhält man einen Einblick in den vor sich hin schwelenden Hass zwischen Hugenotten und Katholiken. Man merkt dass sie Situation sich immer mehr zuspitzt, auch seine Meinungsverschiedenheit mit seinem ehemaligen Freund Vidal, der als Priester tätig ist, zeigen den tiefen Riss auf. Ich fand Piet immer sehr bewundernswert weil er, trotz Widrigkeiten, Hass und Bedrohungen zu seinem Glauben, zu seinem Wort steht und sich nicht beirren lässt. Seinen Glauben aber nicht brutal auslebt, andere bekennen möchte sondern Nächstenhilfe auslebt.
Um beide Protagonisten gibt es ein Netz aus Freunden, Feinden, Familie. Sie alle spielen eine Rolle in diesem beginnenden Krieg und haben ihre Geheimnisse die sich bewahren möchten, damit Geld machen wollen, jemanden hervorheben oder jemanden ermorden wollen. Die Zeiten waren damals sehr düster, dreckig und ein Schlag mit dem Stock, ein Münzstück konnte jederzeit alles verändern. Das baut die Autorin sehr gekonnt und gut umgesetzt in ihre Geschichte ein.
Wie kam es zum Ausbruch dieses Krieges? Für welche Ziele, Glaubensrichtung, Überzeugung stehen beide Seiten? Wo liegt der Unterschied? Gibt es überhaupt einen? Gibt es eine Seite die weniger ehrlich kämpft und streitet als die andere? Was waren dies für Zeiten? Und wie sind sie überhaupt ausgegangen?
Neben der Geschichte von Minou und Piet gibt es immer wieder Einblicke wie es zu den weiteren Ausschreitungen kommen konnte, wie dieser Stein des Hugenottenkrieges ins Rollen gebracht wurde. Krieg ist immer eine schreckliche und dreckige Angelegenheit, so auch in diesem Buch, mit seinen Beschreibungen und den Zuständen der Bevölkerung.
Was das Geheimnis von Minou ist wird im Laufe des Buches dann stückchenweise aufgeklärt. Irgendwann kann man aber sich so den einen oder anderen Verlauf zusammenreimen, tut der Geschichte aber keinen Abbruch. Wie es zu diesen ganzen Umständen kam ist auch hier gut umgesetzt, gut erklärt und lässt zum Ende keine Fragen offen.
Für mich ein Buch was zu Beginn etwas schwächelt, aber dann doch eine sehr interessante, erschreckende und gut historisch umgesetzte Geschichte erzählt die ich gerne weiter empfehlen möchte.
„Sag mir, Vidal“, ergriff Piet schließlich das Wort, „fragst du dich niemals, weshalb deine Kirche sich so bedroht fühlt von dem Gedanken, dass wir Gott anders verehren als ihr?“. „Es ist eine Frage der Sicherheit. Ein einiger Staat ist ein starker Staat. Wer sich absondert, schwächt das Ganze.“. (Seite 121)

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Veröffentlicht am 23.05.2020

Die Sprache der Blumen

Der Liliengarten
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Der plötzliche Tod des Großvaters trifft die junge Schauspielerin Lilly schwer. War der doch ihr Held der Kindheit, hatte immer für sie Zeit, lenkte sie von der eher kühlen Liebe der eigenen Mutter ab ...

Der plötzliche Tod des Großvaters trifft die junge Schauspielerin Lilly schwer. War der doch ihr Held der Kindheit, hatte immer für sie Zeit, lenkte sie von der eher kühlen Liebe der eigenen Mutter ab die Lilly erfahren hat. Und nun hat sie sein Guthaus in Holstein geerbt und möchte ein paar Tage dort verbringen. Doch dann findet sie ein Tagebuch ihrer verstorbenen Großmutter…ein Thema was in der Familie nie angeschnitten werden durfte…und Lilly versucht Licht in das dunkle Geheimnis ihrer Familie zu bringen.
Ein Roman der für ein kurzweiliges Lesevergnügen sorgt, der das ein oder andere Thema aus anderen Epochen anspricht und sich viel mit der Sprache beschäftigt- gerade mit der Sprache der Blumen.
Und das muss man mögen, sich dafür interessieren, sonst könnte das Buch eher langweilig und nicht ganz überzeugend auf den Leser wirken.
Der Schreibstil hat die Autorin sehr schön und gefühlvoll umgesetzt, sie beschreibt sehr bildhaft die Landschaften, die Blumen, die Begebenheiten. Durch den Wechsel zwischen Lilly, die aktuell das Tagebuch der Großmutter Isabelle aus dem Jahr 1959 liest, wird die Geschichte aus zwei Perspektiven erzählt und gestaltet sich im Ganzen sehr spannend.
Mit Lilly hatte ich sehr lange meine Probleme, dabei würde ich ihr nicht mal Absicht unterstellen. Sie ist jung, als gefeierte Schauspielerin abgestürzt und versteckt sich vor der Welt. Man merkt diesen Druck den Lilly an sich hat, es allem Recht zu machen, immer die zu sein die alle sehen wollen. Das Verhältnis zu ihrer Mutter ist ebenso nicht als Gut zu bezeichnen, Lilly kann schon gar nicht als mit ständigen Gefühlsschwankungen leben und das macht sie auf der einen Seite interessant, unter den Umständen sehr authentisch, aber sie kostet auch viele Nerven.
Isabelle hatte es schon in ihrer Kindheit schwer, als Frau hat man eh nichts zu wollen und ohne verheiratet zu sein, ohne Mann der einem alles „erlaubt“ kann man nicht mal den Führerschein machen oder ein Konto eröffnen. Vieles was die Autorin hier erzählt war mir nur am Rande bewusst, zeigt es aber doch auf wie die Frauen nach dem Zweiten Weltkrieg und in den 60iger Jahren behandelt wurden, welchen Stellenwert sie hatten.
Was sich bei der Familie wie ein roter Faden zieht ist die Liebe zu den Blumen. Gerade die Großmutter und Mutter von Lilly haben einen besonderen Bezug zu den Blumen, verstehen die „Sprache der Blumen“ und können somit vieles deuten wenn sie Blumen pflanzen oder geschenkt bekommen. Ich persönlich habe von dieser Sprache schon gehört und war daher sehr neugierig wie dies umgesetzt wird. Mich konnte das Wissen überzeugen und es hat sich gekonnt in die Geschichte eingefügt.
Natürlich wird das Geheimnis zum Ende gelüftet, es ist jetzt kein Roman wo man lange überleben muss was es denn sein könnte, mit der Zeit kann man sich gewisse Dinge und Geschehen zusammenreimen, trotzdem ist man natürlich neugierig was sich zwischen den einzelnen Parteien intern abgespielt hat.
Es ist ein Roman der zum kurzweiligen Lesen und Abschalten einlädt, der aber nicht zu kitschig oder überladen daherkommt oder den man abwertend beurteilen sollte. Nein, die Autorin hat einige interessante Themen, auch aus der Nachkriegszeit sehr gut umgesetzt. Nicht mit dem großen Tiefgang, aber das ist auch nicht nötig. Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen und von daher empfehle ich es gerne weiter.


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Veröffentlicht am 23.05.2020

Die Legende des Achill

Das Lied des Achill
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Der junge Patroklos wird aus seinem Elternhaus verbannt, der als gutmütig bekannte König Peleus nimmt ihn, wie andere verstossene Jungen, bei sich auf. Hier lernt Patroklos den jungen Achill kennen, ein ...

Der junge Patroklos wird aus seinem Elternhaus verbannt, der als gutmütig bekannte König Peleus nimmt ihn, wie andere verstossene Jungen, bei sich auf. Hier lernt Patroklos den jungen Achill kennen, ein Halbgott, Sohn von Peleus und der Meeresgöttin Thetis. Von Beginn an ist Patroklos von Achill angetan und weicht ihm nicht von der Seite…bis beide merken dass sie mehr empfinden als nur Freundschaft…doch dann zieht der Krieg gegen Troja auf und beide müssen sich entscheiden wie sie handeln wollen…
„Das Lied des Achill“ ist 2011 erschienen, erhält nach dem Erfolg von „Ich bin Circe“ jetzt erneut eine Neuauflage die vom Cover und ganzen Design sehr gelungen ist. Das Gold, der Kopf von Achill, die Blätter fallen sofort ins Auge und machen neugierig.
Jedoch muss ich gleich vorab anmerken dass man hier merkt dass dies das erste Buch der Autorin war, ich bin froh dass mich ihr zweites Buch „Ich bin Circe“ so mitreissen konnte. Leider war dies hier nicht der Fall.
Der Schreibstil ist locker, leicht, gut zu verstehen, aber es fiel mir hier und dort doch schwer gewisse Personen auseinanderzuhalten. Es fehlt bei diesem Buch einfach ein Personenregister damit man manchmal kurz „Spickeln“ kann wer denn nun wer ist.
Die zwei Hauptprotagonisten sind Patroklos und Achill, beide treffen in jungen Jahren aufeinander und könnten nicht unterschiedlicher sein. Während Achill eher das junge, sprunghafte Gemüt ist der unbekümmert lebt, aber nicht hochmütig, ist Patroklos von dem ganzen Sein des Achill angetan, er vergleicht sich ständig mit ihm und rückt so in den Hintergrund.
Und das zieht sich auch durch das ganze Buch – ja, es ist eine Liebesgeschichte zwischen zwei Männern, das ist okay, gut umgesetzt und überzeugend. Jedoch ging mir das Bewundern und das ständige mein Achill hier und da irgendwann ziemlich an den Nerv, denn ich hätte auch gerne mehr über Patroklos erfahren, dieser geht aber bei der ganzen Schwärmerei fast gänzlich unter.
Die Verwandlung des Achill, überhaupt wie die Autorin Achill darstellt hat mir sehr gut gefallen. Wir verfolgen und lernen ihn kennen als jungen Achill, seine Unbekümmertheit und sein Wesen waren interessant und auch den Wandeln auf dem Weg nach Troja und in den Krieg haben mich sehr fasziniert. Auch wenn er seine Halbgott Habe herunterspielt und das auch weiterhin machen möchte, so ganz gelingt es ihm nicht und er legt eine charakterliche Verwandlung hin. Hier kommt er den Legenden um sich selbst dann doch schon nahe.
Bis es aber gegen Troja geht, bis die beiden einen eigenen Weg gefunden haben vergeht viel Zeit im Buch und es war nicht sonderlich spannend, interessant oder dass ich das Buch nicht öfter mal weglegen konnte. Es ist einfach kein Vergleich zu dem zweiten Buch „Ich bin Circe“. Unter dem Strich konnte mich das Buch, gerade, zum Ende hin dann gar nicht überzeugen weil es einfach gegen die Legende von Achill geht. Ja, dem ein oder anderen wird es sehr romantisch erscheinen, mir hat das aber nicht wirklich zugesagt. Ich bin auch froh dass ich das zweite Buch „Ich bin Circe“ zuerst gelesen habe, denn die Autorin hat einiges an Geschichte, Legenden, Mythologie rund um Griechenland mit seinen Halbgöttern und Göttern drauf.
Auch wenn mich ihr „Ich bin Achill“ nicht gänzlich überzeugen konnte bleibe ich der Autorin treu und hoffe und spanne schon auf ihr nächstes Buch.

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Veröffentlicht am 23.05.2020

Eine große Stadt ist aus dem Anlitz Europas getilgt.

Die Nacht, als das Feuer kam
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„In den 1930er-Jahren erklärte Lord Tiverton, dass „das Mädchen, das eine Granate in einer Fabrik herstellt, genauso Teil der Kriegsmaschinerie ist wie der Soldat, der sie wirft“. (Seite 156)
Jeder kennt ...

„In den 1930er-Jahren erklärte Lord Tiverton, dass „das Mädchen, das eine Granate in einer Fabrik herstellt, genauso Teil der Kriegsmaschinerie ist wie der Soldat, der sie wirft“. (Seite 156)
Jeder kennt die Bilder aus Geschichtsbüchern, aus Dokumentationen, aus Museen, von Erzählungen – Dresden völlig zerstört im Februar 1945, ein Feuersturm ohnegleichen, ausgebrochen durch verschiedene Arten von Bomben, hat grausam durch die Gassen gewütet.
Wer trägt Schuld?
Wurde dadurch der weitere Verlauf über Sieg und Niederlag des Zweiten Weltkrieges bestimmt?
Wie erging es der Bevölkerung die diese schreckliche Nacht erleben musste?
Wem geben sie die Schuld?
Wie gingen die Piloten mit diesen Bildern und Geschehnissen um als sie über das schon brennende Dresden erneut flogen?
Kann man verzeihen und auf diesen Grundlagen neu beginnen?
Das Buch besticht durch Bilder die Dresden vor dieser Nacht zeigen, es gibt Fotos von den Menschen die hier zu Wort kommen, es gibt ebenso die Bilder nach dieser Nacht. Karten zu Beginn des Buches zeigen auf wie der Angriff wo erfolgte, gibt genaue Einblicke.
Der Autor hat sein Buch in 3 Kapitel unterteilt.
Im Ersten lernen wir Dresden kennen, seine Geschichte, seine Architektur, seinen Glanz, die Kunst und Musik die in dieser Stadt schon immer herrschte, die vielen Kirchen mit ihren Türmen, ihrem Inneren, wie es Menschen begeistert durch Museen und die Oper zu schlendern, schöne Einkaufsgassen, berühmte Künstler und Komponisten, Architekten die ihre Liebe zu Dresden in Bilder, Noten, Gebäude, Worte fassen. Der Autor bringt einem das Dresden von damals unglaublich nah, sehr bildgewaltig flaniert man ebenso im Kopf durch die Stadt und kann sich den Worten und diesem Zauber nicht entziehen.
Im Zweiten erfolgt die Schreckensnacht. Wann der erste Bombenangriff begann, wie die Bevölkerung sich darauf vorbereitet hat, konnte, musste. Wie hoch waren die Sicherheitsmaßnahmen, wie viele Bunker standen Dresden zur Verfügung? Zeitzeugen, die damals diese Schreckensnacht erleben musste kommen zu Wort, geben einen tiefen und sehr aufwühlenden Einblick in die Geschehnisse was am 13. Februar 1945 passierte. Der Autor erklärt gekonnt, realistisch und eindringlich was dieses ganze Arsenal von Bomben anrichten konnte und auch tat. Welche Art von Bomben ihren Einsatz fanden, wie sich daraus dieser Feuersturm durch die Strassen entfachen konnte, welche Auswirkungen er auf Gebäude, Strassen, Natur, Tier und Mensch hatte.
Im Dritten beginnt der Wiederaufbau, die Zeit der Erholung, des Nachdenkens, der Diskussionen über das Geschehene. Die Schuldfrage. Der Aufbau durch die Besatzungsmacht der Sowjetunion, das Entstehen der DDR, wie sich Dresden gewandelt hat. Wie nach dieser Bombennacht die Welt zu diskutieren begann, ob und wie weit dieser Angriff seine „Richtigkeit“ hatte. Kann man diese Tausende von Opfern entschuldigen weil man den Krieg unbedingt gewinnen wollte? Hatte es den „gewünschten“ Effekt wie von den Alleierten erhofft? Wie gehen die Generationen damit um? Wie und wo hat sich Dresden verändert, gerade nach dem Ausbau?
Der Schreibstil ist fesselnd, einfach aber gut erklärt, ich war schnell von diesem Buch eingenommen und fand es bewundernswert wie Sinclair McKay diese ganzen Eindrücke bildlich geschaffen hat. Da einige Personen zu Worte kommen wäre ein Personenregister manchmal sehr hilfreich gewesen. Auch sehr bewundernswert war das nicht nur die Bevölkerung ihre Zeit bekam, sondern auch die Politik, egal ob durch die Machtschergen der Nazis die in Dresden damals das Sagen hatten, wie sie gewisse Dinge handhabten. Oder in England und Amerika, als Politiker, Militär und oberste Generäle stritten, überlegten, überzeugten wie und ob der Krieg gewonnen werden kann mit solchen Bombennächten. Ebenso gibt es noch den ein oder anderen Piloten der damals nach Dresden fliegen musste, ihre inneren Gefühlskämpfe kamen ebenso zu Wort wie auch die hohe Belastung und Gefahr als Bomberpilot damals im Krieg zu fliegen.
Die Schuldfrage ist gar nicht das große Thema in diesem Buch, die kann sich jeder selbst beantworten, wenn die Antwort denn so leicht wäre. Denn „von Deutschland ging ein Feuer aus, machte einen großen Bogen um die Welt und kehrte zurück nach Deutschland“. (Seite 419)
Vielleicht sollte man sich hier ein großes Beispiel an den Generationen der Dresdner nehmen die heute Partnerstädte in England haben, die darüber reden und diskutieren ohne Hass und Vorurteile, die versuchen aufeinander zuzugehen. Dies gelingt, wie auch der Autor weiß, nicht überall, gerade auch in Dresden, aber es gibt, zum Glück genug Menschen die diesem „neuen“ Gedankengut entgegenstehen.
Ein Buch, ein Tag dem wir alle gedenken sollten, auf dass es nie wieder passieren möge und von daher empfehle ich es wirklich jedem!

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Veröffentlicht am 29.04.2020

Zuviel für eine Geschichte

Die kleinen Geheimnisse des Herzens
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Mary Rosevere lebt mit ihren fast 111 Jahren schon seit ewigen Zeiten im hübschen Küstendörfchen Pengelly in Cornwall. Nun steht ein neues Projekt an welches die älteren Leute im Dorf mehr zusammenbringen ...

Mary Rosevere lebt mit ihren fast 111 Jahren schon seit ewigen Zeiten im hübschen Küstendörfchen Pengelly in Cornwall. Nun steht ein neues Projekt an welches die älteren Leute im Dorf mehr zusammenbringen soll, gegen die Einsamkeit. Und ausgerechnet Julia wird an die Seite von Mary gestellt..beide haben schon seit je her kaum miteinander gesprochen, Geheimnisse stehen zwischen ihnen. Doch Mary möchte ihren 111 Geburtstag noch erleben und braucht die Kraft aus Erinnerungsstücken…und Julia ist mit den Briefen aus der Familie genau die richtige Person um ihr unbewusst zu helfen.
Ich finde das Cover, jetzt, da ich das Buch gelesen habe, sehr passend. Die Elster passt hervorragend mit ihrem Ring im Schnabel zu der ganzen Geschichte. Auch wenn man dies sicherlich nicht zu ernst nehmen sollte, es auch in keinster Weise böse gemeint ist.
Der Schreibstil begeistert von Beginn an. Die Autorin beschreibt sehr ausführlich, aber nicht zu langatmig oder ausartend von der Beschaffenheit des Dorfes, den Bewohnern, den Vorfällen aus Vergangenheit und Gegenwart. Sie bindet die Natur, das Meer, die Gezeiten und das Wetter perfekt in die Geschichte mit ein und so fühlt sich dieses Buch an als würde man dort selbst seinen Urlaub verbringen. Ich war gerne in Pengelly.
Mary und Julia sind die beiden älteren Damen die hier die Hauptrolle spielen und sie könnten nicht unterschiedlicher sein.
Mary lebt schon länger alleine, ohne Kinder, ihr Mann starb auf dem Meer, beim segeln. Doch hier gibt es schon das ein oder andere Geheimnis welches diese Umstände umgibt. Mary selbst ist für ihre fast 111 Jahren noch verdammt rüstig, schlau, mit Humor gespickt und kann aus den Erinnerungsstücken anderer Menschen Energie und Kraft tanken. Ihr Haus selbst gleicht einem Versteck für ihr kleines Sammelsurium. Bei Mary muss man sich auf das Unbekannte, das „Mysteriöse“ einlassen können um diese Geschichte zu genießen. Ob und in wie weit das alles wahr oder Humbug sein könnte kann jeder für sich entscheiden, ich persönlich fand es unglaublich spannend, interessant und auch die Folgen davon haben mich erschreckt.
Julia möchte dass ihre Enkelin Emily wieder in ihrer Nähe ist, nach dem Tod von ihrem Mann fühlt sie sich einsam und verlassen, auch ist ihre Begeisterung zu Beginn nicht vorhanden dass sie sich um Mary kümmern soll. Julia beschäftigt sich mit dem Briefwechsel ihrer Schwiegermutter und Schwägerinnen, auch hier liegt ein Geheimnis verborgen und sie möchte so gerne wissen was mit dem Opal Ring passiert ist der als Glücksbringer in der Familie gegolten hatte und seit Jahren verschwunden ist.
Durch Julias Enkelin Emily und dem Nachbarn von Mary – der alleinerziehende und verwitwete Vater Andy mit seiner Tochter Tamsin, erhält die junge Liebe Einzug in dieses Buch. Und hier gibt es für mich auch einer der Kritikpunkte. Zu Beginn war dieses „Herumeiern“ von beiden ob und wie sie jetzt was miteinander beginnen sollen , ob sie füreinander überhaupt was empfinden als lustig und interessant. Aber die Autorin schaffte, für mich, nicht den Absprung, diese neue Liebe nicht ins Lächerliche zu ziehen. Es nervte irgendwann nur noch wie die beiden, man merke an – als Erwachsene, mit diesen Gefühlen umgeht und wie sie sich benommen haben. Auch zum Ende blieb hier einiges offen was nicht jedem schmecken wird.
Zu Beginn war die Geschichte ruhig, ein Spannungsbogen wurde aufgebaut, der mittlere Teil nahm dann Gestalt an, man kam den Geheimnissen ein bisschen auf die Spur, die Protagonisten entwickelten sich und zum Ende hin hatte die Autorin es dann sehr eilig. Die Geschichte wird hier sehr schnell abgefertigt, einige Dinge werden nicht richtig aufgelöst, lassen den Leser eher mit einem Fragezeichen und Unsicherheit zurück. Plötzlich werden Dinge erwähnt die man noch nie gehört hat und sich fragt woher das nun stammt, im Hintergrund lief vieles ab was aber nie erwähnt wurde, auch der Geschichte nicht weitergeholfen hat.
Ich hatte das Gefühl die Autorin wollte zum Ende hin zu viel in ein paar Seiten „quetschen“ und hat die Geschichte damit unbefriedigt und eher überladen ausklingen lassen. Unter dem Strich muss sich jeder seine eigene Meinung bilden. Schreibstil und das Setting waren super, auch die zwei älteren Damen und ihre Lebensumstände. Aber der Rest war dann doch eher nervig und nicht in sich abgeschlossen.

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