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Veröffentlicht am 19.04.2019

In einem Stück verschlungen

Zwischen uns ein ganzes Leben
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Auf dieses Buch war ich lange sehr gespannt.
Wer meinen Blog schon länger verfolgt weiß, dass ich doch oft nach Literatur rund um die Zeit des zweiten Weltkriegs greife. Und gerade der Judenhass und all ...

Auf dieses Buch war ich lange sehr gespannt.
Wer meinen Blog schon länger verfolgt weiß, dass ich doch oft nach Literatur rund um die Zeit des zweiten Weltkriegs greife. Und gerade der Judenhass und all die daraus resultierenden Grauen beschäftigen mich immer wieder.
Daher war nach einem Blick auf den Inhalt schnell klar, dieses Buch sollte sich in meine Reihe “Gegen das Vergessen” einreihen.

Und dort passt dieser Roman perfekt hinein… Melanie Levensohn ließ sich hier von der tragischen Lebensgeschichte der französischen Großcousine ihres Mannes inspirieren. Durch die Heirat war die Autorin zur Namensvetterin der jungen Studentin Melanie geworden.
In einem Interview – das auch hinten im Buch abgedruckt ist – berichtet die Autorin, dass niemand hundertprozentig sagen kann, ob Melanie nach ihrer Deportation im Jahre 1943 wirklich in Auschwitz starb. Erst 2005 sprach die Halbschwester Jacobina Löwensohn von ihrer Suche nach der Deportierten. Sie hatte ihrem Vater am Sterbebett versprochen, die bis dahin unbekannte Schwester zu suchen. Doch alle Recherchewege endeten in Auschwitz.
Melanie Levensohn tauchte nun tief in diese Familiengeschichte ein und schuf einen auf vielen Ebenen wunderbaren Roman.

Dieser wird hier gefühlvoll auf mehreren gut recherchierten Zeitebenen erzählt. Ich fand schnell in die Geschichte hinein und ließ mich von der emotionalen und historischen Tiefe mitreißen.
Die Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart zeigen deutlich wie stark die Auswirkungen des Vergangenen uns und unser Handeln beeinflussen.
Viele der Narben und Verletzungen, die im dritten Reich entstanden sind, hallen noch heute in den Menschen, die diese erfahren haben, und in ihren Nachkommen nach.

Dieser Roman gehört definitiv in die Kategorie der Bücher, die man sofort und in einem Stück durchlesen möchte (und/oder sollte), da die Geschichte einen einfach nicht loslässt.

Voller Hoffnungen und Träumen zeigt uns Melanie Levensohn am Beispiel der Liebe von Beatrice und Gregoire, sowie an der hoffnungslosen Beziehung von Judith und Christian wie zart und vergänglich die Liebe sein kann… Aber im gleichen Atemzug kommt die Autorin mit den stärksten Emotionen um die Ecke, wirft uns in den nächsten emotionalen Ausnahmezustand und kaum erholt, wartet bereits ein weiterer hinter der nächsten Seite.

Ein großes und wichtiges Augenmerk ruht auf der bis heute nicht abgeschlossenen Aufklärungsarbeit. Viele Institutionen versuchen noch immer Verschollene wiederzufinden, stellen alte Kontakte wieder her und tun ihr möglichstes so viele Leben zu rekonstruieren.
Viele Familien haben eine Verbindung zum Dritten Reich… Einige schweigen sie tot… Andere Leben ihr Leben lang mit den Gedanken an verlorene Menschen…
Meine Urgroßmutter wartete lange auf ihren verschollenen Mann, der aus der Gefangenschaft nie zurück zu Frau und Kind kehrte… Irgendwann musste sie ihn für tot erklären lassen, was ihr das Herz brach…

Im Buch hatte ich zu Beginn ein kleines Problem mit Beatrice. Es dauerte eine Weile bis wir miteinander warm wurden und auch Jacobina machte es mir erst etwas schwer.
Judith hingegen konnte ich gleich ins Herz schließen. Daher ,,gefiel” mir der Erzählstrang auf ihrer Zeitebene zuerst etwas mehr. Später war die Verflechtung so gut in meinem Kopf angelangt, dass ich einfach nur noch zum Ende des Buches strebte.
Allerdings kam das Ende dann leider etwas plötzlich. lach

Veröffentlicht am 19.04.2019

Für mich leider nichts

Die Reinsten
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Nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, wollte ich das Buch unbedingt in den Händen halten. Es klang unglaublich interessant und spannend.
Grade da ich auch ein paar Bücher von Schätzing und Eschbach ...

Nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, wollte ich das Buch unbedingt in den Händen halten. Es klang unglaublich interessant und spannend.
Grade da ich auch ein paar Bücher von Schätzing und Eschbach gelesen habe, kann ich sagen, der letzte Satz oben passt auf mich nicht…

Leider konnte ich mit diesem Buch überhaupt nichts anfangen.
Ja, der Inhalt klingt super…
Das Cover gefiel mir…
Und nach ein paar Seiten dachte ich dann leider: ,,Darf ich aufhören?”

Der Schreibstil konnte mich leider, leider überhaupt nicht von sich überzeugen. Die Sätze erschienen teilweise einfach aneinandergereiht ohne eine Verknüpfung. Spannungsaufbau erzeugte der Autor zumindest bei mir auch keinen.
Die Figuren gingen mir auch schon nach kurzer Zeit auf den Geist, weil ich ihre Handlungen teilweise absolut nicht nachvollziehen konnte.

Ich wollte dem Buch aber dennoch eine Chance geben und habe weitergelesen, aber es konnte mich einfach nicht erreichen.
Zu viele Dinge erschienen mir unlogisch und die ganze Geschichte wirkte schon auf den zweiten Blick leider sehr konstruiert.

Ich hatte definitiv mehr von der Story erwartet, aber da mir hier einfach zu viele negativ Punkte entgegen drängten, habe ich es ehrlicherweise nicht zum Ende durchgehalten.
Die größte Schwachstelle war hier für mich, der nicht passende Schreibstil. Wenn jemand dieses Buch liest und kein Problem mit diesem hat, mag es durchaus sein, dass er dies ganz anders sieht.
Aber für mich leider nichts.

Veröffentlicht am 19.04.2019

Gute Idee mit Potential

Dark Palace – Zehn Jahre musst du opfern
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Ich habe mich unglaublich auf dieses Buch gefreut! Als ich es in der Vorschau des Verlags entdeckte, wusste ich gleich, dass es auf jeden Fall in mein Regal einziehen muss.
Bald hielt ich es in Händen ...

Ich habe mich unglaublich auf dieses Buch gefreut! Als ich es in der Vorschau des Verlags entdeckte, wusste ich gleich, dass es auf jeden Fall in mein Regal einziehen muss.
Bald hielt ich es in Händen und das Cover zog mich sofort in seinen Bann.

Ich lese unglaublich gerne Dystopien und hatte mir wirklich einiges von der Geschichte versprochen. Leider sind mir einige “Schwachstellen” aufgefallen, die mir das Lesen doch etwas schwer gemacht haben.

Die Idee von zwei verschiedenen Fraktionen ist in Büchern nun schon etwas länger nicht mehr neu, dennoch hörten sich die Umstände drumherum für mein Leserherz wunderbar an.
Ich wollte unbedingt mehr über die Sklaven erfahren und war sehr gespannt auf die Umsetzung der Autorin, was die Thematik der Menschenrechte angeht.

Der erste Kritikpunkt fängt eigentlich vor der Geschichte selbst an. Wir wissen nicht in welchem Jahr wir uns befinden. Klar, wir sind in der Zukunft, aber es wäre doch ganz nett gewesen zu wissen, wann genau.
Ebenso fehlt die Erklärung, wie es zu der Spaltung der Menschen und dem Magieaufkommen, kam…

Die Idee der Sklavenarbeit hat mich doch recht schnell begeistern können. Die eine Hälfte der Bevölkerung, nämlich die ohne magische Fähigkeiten, muss zehn Jahre als Sklave verbringen. In dieser Zeit verlieren die Sklaven alles! Ihr Zuhause, ihre Freunde, ihr Leben… ihre RECHTE!!!
Bis hierhin wirklich spannend durchdacht… Doch dann kamen einige Fragen auf, die die Autorin leider nicht ganz auflösen konnte. Auch ob diese im zweiten Band geklärt werden können, scheint nicht sehr wahrscheinlich.

Die Familie beschließt die Sklavenjahre gemeinsam anzutreten. Schön und gut, aber irgendwie haben sie dabei aus den Augen verloren, dass ein Junge ohne Ausbildung etc. nicht viele Möglichkeiten hat zu arbeiten und das einer Zehnjährigen wichtige Jahre der eigenen ungestörten Entwicklung und Kindheit genommen werden. Hinzukommt, dass ich das Alter von Lukes Schwester schlecht gewählt finde, da sie sich meiner Meinung nach absolut nicht wie eine Zehnjährige verhält. Auch die Liebesgeschichte war für mich leider nicht sehr glaubhaft.

Der Handlungsstrang rund um Luke und die Sklavenstadt Millmoor war sehr spannend und konnte mich doch wieder ans Buch fesseln.
Generell muss ich aber sagen, handeln hier viele Figuren nur mit Glück und die unerwarteten Wendungen in der Geschichte ließen leider auch sehr auf sich warten.

Dennoch wurde die Geschichte grade zum Ende hin dann doch um einiges spannender und ich muss gestehen, doch ein wenig traurig aus der Wäsche geguckt zu haben, als das Buch endete…
Ich hoffe, dass sich die Schnelligkeit und Spannung nun im zweiten Band halten können. Und vielleicht auch noch ein wenig mehr Tiefe ins Buch gelangt.

In der Zusammenfassung: Eine gute Idee, leider mangelhaft umgesetzt… Aber dennoch mit einigem Potential und auch der Schreibstil ist angenehm, sodass man das Buch dennoch schnell lesen kann. Man sollte allerdings mit einigen Längen zwischen den spannenden Szenen rechnen.

Veröffentlicht am 15.02.2018

Gegen das Vergessen

Das Tagebuch der Anne Frank
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Viele von euch werden von Anne sicherlich schon einmal gehört haben.
Das jüdische Mädchen, das nicht leben durfte...
Das Mädchen, das der Welt vorenthalten wurde...
Das Mädchen, dessen Geschichten nie ...

Viele von euch werden von Anne sicherlich schon einmal gehört haben.
Das jüdische Mädchen, das nicht leben durfte...
Das Mädchen, das der Welt vorenthalten wurde...
Das Mädchen, dessen Geschichten nie die Welt erblicken durften...
Anne wäre sicherlich eine große Schriftstellerin geworden...

Anneliese Marie Frank wurde am 12.Juni 1929 in Frankfurt am Main als zweite Tochter von Otto und Edith Frank geboren.
1934 zog die Familie nach Amsterdam, in der Hoffnung den Anfeindungen der Deutschen zu entgehen.
Als am 10.Mai 1940 die Niederlande angegriffen und besetzt wurde, war schnell klar, dass nun die gleiche Gefahr drohen würde, wie zuvor in Deutschland.

Auch Anne und ihre ältere Schwester Margot bekamen die Folgen der NS-Politik nun zu spüren. Besonders für Anne war dies ein Problem, war sie doch ein sehr kämpferischer und starker Charakter, der es gewohnt war, sich durchzusetzen.

Otto Frank versuchte mehrfach Asyl in Amerika oder Kuba zu erhalten, leider vergeblich. So wie ihm ging es vermutlich vielen... Anne und Margot hätten ein langes Leben haben können, wenn einer dieser Anträge durchgegangen wäre...

Die Lage spitzte sich immer weiter zu und als Margot einen Aufruf bekam sich zu melden, zog die Familie am 06.Juli heimlich in das Versteck im Hinterhaus von Otto Franks Firma.
Für die Außenwelt waren die Franks einfach verschwunden. Viele nahmen an, sie seien in die Schweiz geflohen.
Mit der Familie van Pels und Fritz Pfeffer begann nun eine sehr schwierige Zeit. Etwas mehr als zwei Jahre lebten die 8 Personen in ihrem Versteck.

Am Morgen des 04.Augusts wurde das Hinterhaus von der Gestapo gestürmt. Anne und ihre Familie wurde nach Auschwitz geschickt. Dort entging sie dem sofortigen Tode nur, weil sie kurze Zeit zuvor 15 Jahre alt geworden war. Ansonsten wäre sie sofort ins Gas geschickt worden.
Dem Tod entgehen konnte Anne letztlich dennoch leider nicht. Sie und ihre Schwester starben im März 1945 kurz vor der Befreiung im KZ Bergen-Belsen vermutlich an Fleckfieber.

Otto Frank überlebte als einziger der vier Familienmitglieder das KZ. Er fand Annes Tagebuch:

"Er beginnt im Tagebuch seiner Tochter zu lesen. Es ist eine Offenbarung, denn so gut kannte er seine Tochter nicht. In ihrem Tagebuch liest Otto auch, dass Anne den Plan hatte, nach dem Krieg ein Buch über ihre Zeit im Hinterhaus zu veröffentlichen. Sie hatte sogar schon einen großen Teil ihres ursprünglichen Tagebuchs überarbeitet. Otto Frank zögert zuerst, entschließt sich dann aber doch, den Wunsch seiner Tochter zu erfüllen." (Quelle: www.annefrank.org)



Meine Meinung zur nun erschienenen Graphic Novel:
Inhaltlich musste viel zusammengefasst werden, da es sonst ein Ausmaß von über 3.000 Seiten angenommen hätte. Ich selbst finde diese „Reduzierung“ des Inhalts aber gar nicht schlecht.
Anne war ein sehr intelligentes Mädchen mit großer Selbstreflektion und einem lyrischem Schreibstil. Den Reifeprozess, den sie im Versteck durchmacht, kann man auch an ihren Einträgen erkennen. Und auch in dieser Graphic Novel kann man dies nachvollziehen, da darauf geachtet wurde, Annes kluge und tiefgehende Gedankengänge dadurch deutlich zu machen, auch ganze Textpassagen abzudrucken und diese nur mit einem Bild zu unterlegen.
Ich kenne viele - gerade jüngere - Leser, die das richtige Tagebuch zur Seite gelegt haben, weil ihnen Anne zu viel „geschwafelt“ hat. Für viele war es zu viel Text. Und zu viel, was man zwischen den Zeilen lesen musste. Anne schreibt nicht wie jemand aus ihrer Altersklasse. Sie schreibt auch nicht für diese. Sie schreibt an Kitty, das Gegenstück zu sich selbst... Die Freundin, die sie gerne gehabt hätte.
Ich hoffe ja, dass die Novel als Ansatzpunkt für junge Leser dient. Ich hoffe darauf, dass sie Anne verstehen und zum richtigen Tagebuch greifen, um Anne in ihrer Gänze kennenzulernen. Dieses sensible Mädchen, dem sicherlich eine große Zukunft beschieden gewesen wäre, wäre sie nicht in einem Konzentrationslager kurz vor der Befreiung an Typhus gestorben...
Ich war in Bergen-Belsen... ich stand vor ihrem symbolischen Grabstein und konnte nur daran denken, wie leid es mir tut, dass sie und viele andere in einer falschen Zeit geboren wurden... wie leid es mir tut, dass im ersten Weltkrieg keine Kugel mit dem Namen Hitlers in einem Gewehr steckte... Wie leid es mir tut, dass sie alle streben mussten, weil sich ein ganzes Volk blenden ließ...
Ich hoffe, dass Annes Zeilen durch diese Novel auch die Menschen, die nicht so sehr zwischen den Zeilen lesen können oder wollen, berühren und Annes Schicksal stellvertretend für alle Verfolgten, Ermordeten, Gequälten nahegebracht wird. Die Bilder machen die Angst, das Grauen für viele sicherlich greifbarer.
Die Bilder sind mal klar, mal scharf, mal symbolträchtige und mal hart und kalt. Aber es finden sich auch schöne Momente. Ein kurzes Aufblitzen einer Idee... eines Gedankens, wie es ohne diese Angst wäre...

Ari Folman und David Polonsky haben hier aus Annes Einträgen eine gute Auswahl getroffen, um den Kern ihrer Aussagen zu treffen.
„Unser Ziel war stets, den Geist Anne Franks in jedem einzelnen Bild zu bewahren.“

Meiner Meinung nach ist Ihnen das sehr gut gelungen. Annes unbeschreiblichen Lebenswillen, ihren Humor, aber auch ihre dunklen Stunden sind hier abgebildet ohne Wertung. Es wurde hier wirklich versucht ein Porträt zu schaffen, von einem Mädchen, das die Welt niemals richtig kennenlernen durfte.

Veröffentlicht am 15.02.2018

Gegen das Vergessen, etwas misslungen...

Meine Nachmittage mit Eva
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Wir werden hier mit einer Sprache umschmeichelt, die im starken Kontrast zu den Schrecken und Gedanken steht, die sich zwischen den Seiten befinden. Metaphorisch und weich berichtet Bärbel Schäfer von ...

Wir werden hier mit einer Sprache umschmeichelt, die im starken Kontrast zu den Schrecken und Gedanken steht, die sich zwischen den Seiten befinden. Metaphorisch und weich berichtet Bärbel Schäfer von ihren eigenen Gedanken und Evas Erfahrungen. Dieser Gegensatz erscheint einem so unpassend und doch macht grade er deutlich, dass wir selbst niemals das fühlen können, was Eva als 11-jähriges Mädchen fühlte...

Eva ist das Mädchen, das ohne Familie die Hölle überlebte.
- Seite 25


Auch werden wir nie nachempfinden können, was sie heute denkt und fühlt, wenn sie an diese Zeit zurückdenkt. Wir wissen nicht, wie sich der Schmerz im Herzen der 85-jährigen Frau anfühlt, die hier auf der anderen Seite des Buches auf uns wartet.

"[...] Ich bin das Kind, das immer stark sein musste. Dabei war ich nie stark. Ich war lange eine Träumerin, eher zart und schüchtern. Ich wurde erst stark in Auschwitz. Ich musste stark werden durch den Verlust der Liebe." (Eva Szepesi)
- Seite 49


"Dort habe ich alles verloren. Für diesen Verlust gibt es kein Fundbüro. Meine Kindheit. Meine Würde.
Mein Menschsein.
Mein Leben.
Mein Urvertrauen in Menschen." (Eva Szepesi)
- Seite 43


Und doch bricht der Schmerz immer mal wieder durch und brennt sich in unsere Herzen. Doch durch die Vermischung, die Vergleiche die Bärbel Schäfer zu ihrem Leben, ihren Verwandten zieht, brechen diese erdrückenden Gefühle in sich zusammen.
Jedes Mal, wenn man gespannt an Evas Lippen hängt, darauf wartet, ja innerlich drängt, weiter zu berichten, haut die Autorin hier dazwischen.
Die Ausführungen von Bärbel sind zwar sehr interessant, doch für mich waren sie zu massiv. Eva ging schon fast ein wenig unter, fand ich. Sie rückte etwas sehr in den Hintergrund...

Ich drehte die Schachtel in meiner Hand.
Das hier war echt. Kein Geschichtsbuch.
Das war nah, und das tat weh.
Das war meine Familie.
Jetzt waren es nicht mehr die anderen.
- Seite 19


Natürlich ist die Betrachtungsweise der Autorin durchaus interessant und auch das was sie berichtet, doch mir geht es hier im ersten Sinne doch um Eva, weshalb ich mit dem Buch in dieser Form leider nicht wirklich warm werden konnte. Und das trotz der wirklich tollen sprachlichen Umgebung zwischen den Wörtern.

Und doch liefert uns Eva ehrliche und wahre Worte. Gefühle, die wir nur bruchstückhaft erfassen können.
Bärbel zeigt uns ihre Welt, ihren Umgang mit dem "Vergessen" der älteren Generation.
Beide zeigen uns, dass nicht alles selbstverständlich ist...

"War der Schnee auch mal dein Freund, Eva?"
"Nur am Tag der Befreiung. Wie in Zeitlupe sehe ich noch heute, wie mich der Soldat in das Wintersonnenlicht trug. Zurück ins Leben. Zwischen Leben und Tod. Leicht wie eine Feder. Damals hat er mir Schnee unter die Nase gehalten, ich habe ihn vorsichtig gegessen."
- Seite 37