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Veröffentlicht am 07.09.2020

Was komplett anderes erwartet

Das Hospital der Hoffnung
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Der Klappentext verspricht etwas völlig anderes, was man vom Buch bekommt. Die drei Protagonisten Maria, Lluis und Aurora stehen nicht im Mittelpunkt der Geschichte. Stattdessen sind sie nur drei Figuren ...

Der Klappentext verspricht etwas völlig anderes, was man vom Buch bekommt. Die drei Protagonisten Maria, Lluis und Aurora stehen nicht im Mittelpunkt der Geschichte. Stattdessen sind sie nur drei Figuren von vielen. Durch die Masse an Personen werden diese nur oberflächlich dargestellt, ihr Leben verfolgt man nur stückchenweise. Oft waren entscheidende Momente im Leben der Figuren nicht mitzuerleben, sondern sie wurden nur kurz erwähnt, um den Leser auf den aktuellen Stand zu bringen, denn es gibt viele und große Zeitsprünge. Nach diesen wird kurz in Form einer Nacherzählung aufgeführt, was in all den Jahren denn passiert ist. Dadurch wirken die Szenen und Ereignisse aneinander gestückelt und es fehlt der rote Faden in der Handlung.

Der Fokus des Buches liegt auch nicht auf der Medizin oder dem Medizinstudium von Aurora (Das Studium wird nur in ein paar Sätzen erwähnt). Es treten ab und an medizinische Erläuterungen und die Behandlung von Patienten auf, aber weniger häufig, als ich mir gewünscht und erwartet hatte. Stattdessen werden in aller Ausführlichkeit der Bau und der Umzug des Hospitals von den alten in die neuen Räumlichkeiten erläutert, was sich noch dazu manchmal wiederholt.

Schade, dass die Autorin so viel Potenzial verschenkt hat, denn zunächst hat mir das Buch gefallen. Man lernt Lluis und Maria in der Kindheit kennen. Die Figuren werden tiefgründig gezeichnet und man baut eine Beziehung zu ihnen auf. Es kommt mehr „echte“ Handlung vor, man ist bei den Ereignissen dabei und sie werden nicht im Nachgang kurz erzählt. Einige Aspekte sind sogar ganz interessant. Zum Beispiel Lluis Bildhauerei oder dass eine der Figuren homosexuell ist. Aber leider findet letzteres kaum Beachtung in der Geschichte. Nach circa einem Drittel wird das Buch immer langweiliger und anstrengender zu lesen. Ich musste mich regelrecht zwingen, es zur Hand zu nehmen. Das Ende ist zu glatt und sehr vorhersehbar. Spannung und Überraschungen fehlen in der Handlung.

Erschwert wird das Lesen aufgrund der ständigen Perspektivwechsel. Diese erfolgen abrupt ohne Kennzeichnung oder Name, sodass man nicht vorher weiß, dass die Sichtweise gleich gewechselt wird oder in welcher man sich dann befindet. Ich habe lange gebraucht, bis ich mich daran gewöhnt hatte.

Die Autorin verzettelt sich in zu vielen Perspektiven, zu vielen Personen, sehr ausufernden Beschreibungen zum Bau des Hospitals und den ausführlichen Erläuterungen zu den politischen Verhältnissen. Sie hätte sich lieber auf wenige Protagonisten beschränken und die anderen Charaktere zu Nebenfiguren machen sollen. Denn die Personen haben durchaus Potenzial für eine spannende Geschichte. Sie sind unterschiedlich, haben verschiedene Interessen und Charakterzüge, werden aber leider nicht tiefgehender dargestellt.

Fazit

Im originalen Klappentext wird klar, dass der Fokus auf dem Krankenhaus liegt und die drei Personen im deutschen Klappentext nur eine kleine Rolle spielen, wie alle Figuren der Geschichte. Hätte ich das Original gekannt, hätte ich das Buch wohl gar nicht gelesen. Denn auch ohne falsche Erwartungen ist das Buch für mich nicht gut gewesen. Die Beschreibungen des Krankenhausbaus und der politischen Verhältnisse nehmen einen zu großen Raum in der Geschichte ein. Die Figuren und deren Leben, Einstellungen sowie Gefühle sind stattdessen zu oberflächlich, sodass man nicht mit ihnen mitgefühlt oder mitgefiebert hat. Durch die langen Zeitsprünge und das Überspringen von interessanten Ereignissen kommt keine Spannung auf. Das vorhersehbare Ende konnte auch nichts mehr an dem negativen Eindruck ändern.

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Veröffentlicht am 31.08.2020

Spannender, aber ruhiger Krimi

Wer auf dich wartet
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Zoes und Aidans Beziehung wirkt am Anfang sehr geheimnisvoll. Wieso wusste Aidan nicht ihre Adresse? Was für eine Beziehung haben die beiden geführt? Hat Aidan was zu verbergen? Wer ist Aidan überhaupt? ...

Zoes und Aidans Beziehung wirkt am Anfang sehr geheimnisvoll. Wieso wusste Aidan nicht ihre Adresse? Was für eine Beziehung haben die beiden geführt? Hat Aidan was zu verbergen? Wer ist Aidan überhaupt?

Durch Rückblicke von vor mehreren Monaten lernt man die Tote kennen und erfährt, wie sich Zoe und Aidan kennengelernt und sich ihre Beziehung entwickelt hat. Zudem kommt man dem Mord, dem Motiv und dem Täter immer näher. Nach und nach entfaltet sich das Beziehungsgeflecht der Figuren und das Bild der Clique und ihrer Mitglieder wird immer klarer.

Gleichzeitig erledigen die Ermittler ihre Arbeit, überprüfen Alibis, suchen Motive und verwerfen mögliche Täter. Die Polizeiarbeit geht langsamer voran als in mancher Serie, ist für mich deshalb aber realistischer. Vor allem ist hier ein kluges Köpfchen und viel Denkarbeit gefragt. Der Krimi ist ruhig, aber nicht minder spannend. Der Wechsel der Perspektiven und der gelegentliche Sprung in die Vergangenheit halten die Spannung oben.
Die Ermittler haben Charakterstärke und -tiefe. Sie gehen den Fall unterschiedlich an und haben ihre Eigenheiten. Auch ihr Privatleben spielt am Rande eine kleine Rolle.

Das Ende hat mich überrascht. Erstaunt habe ich gelesen, wie die Abgründe der Figuren aufbrachen und man hinter die Fassade schauen konnte, die die Personen der Welt präsentieren.

Fazit

Ein Krimi, bei dem die Ermittlungsarbeit ruhig von statten geht und die Polizisten durch cleveres Denken und gelegentliches Verwerfen von Tatverdächtigen ans Ziel kommen. Der Fokus liegt auf der Freundesgruppe der Toten und ihre Beziehungen zur Toten und untereinander. Mit durchgehend vorhandener Spannung nähert sich die Geschichte dem Täter.

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Veröffentlicht am 30.08.2020

Spannender Thriller in historischem Setting

Im Westen ist Amerika
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Das Buch beginnt ruhig, nimmt dann aber sehr schnell an Fahrt auf und wird sehr spannend. Die Geschichte um Johannes und seine Flucht ist sehr packend geschrieben. Dank des anschaulichen und lebhaften ...

Das Buch beginnt ruhig, nimmt dann aber sehr schnell an Fahrt auf und wird sehr spannend. Die Geschichte um Johannes und seine Flucht ist sehr packend geschrieben. Dank des anschaulichen und lebhaften Schreibstils hatte ich die Situationen direkt vor Augen. Da alle Sinne angesprochen werden, konnte man den Dreck der Amsterdamer Straßen förmlich riechen und das Kämpfen auf der Straße hören. Man taucht völlig in die Handlung ein und hat das Gefühl, man wäre mittendrin statt nur dabei.

Das Leben zur damaligen Zeit kommt gut zur Geltung und ist sehr realistisch geschildert. Die einfachen Leute, die immer Unrecht hatten, Armenviertel der Stadt mit Dreck und Kriminalität sowie Maden in der Nahrung während der Überquerung des Atlantiks werden schonungslos und sehr authentisch dargestellt.

Die Geschichte um Johannes Flucht wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Zum einen natürlich aus Johannes Sichtweise, aber auch aus denen von Menschen, welchen er begegnet und die eine wichtige Rolle spielen. So wird z. B. seine Flucht noch spannender und aufregender, wenn man weiß, wie nah die Gegenseite an Johannes dran ist. Von den verschiedenen Figuren wird ein ausführliches Bild gezeichnet, man lernt ihre Vergangenheit kennen und versteht so, zu wem sie geworden sind, zudem lässt das ihre Entscheidungen und Handlungen nachvollziehen.

Fazit:

Insgesamt ist der historische Roman sehr spannend und authentisch, die Thrillerelemente gefallen mir gut. Der Schreibstil ist sehr lebendig und spricht alle Sinne an. Man kann völlig in die Geschichte eintauchen.

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Veröffentlicht am 29.08.2020

Durchhalten lohnt sich

Marta schläft
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Der Einstieg in das Buch ist nicht leicht. Es gibt viele verschiedene Erzählstränge, zudem noch zu verschiedenen Zeitpunkten. Auch ist zu Beginn nicht sofort klar, um wen es in einer Perspektive geht. ...

Der Einstieg in das Buch ist nicht leicht. Es gibt viele verschiedene Erzählstränge, zudem noch zu verschiedenen Zeitpunkten. Auch ist zu Beginn nicht sofort klar, um wen es in einer Perspektive geht. Das kann ganz schön frustrierend sein. Ich bin ohne Erwartungen an das Buch herangegangen, weil ich im Vorfeld von anderen Lesern erfahren habe, dass es verwirrend sein kann und bin gut damit gefahren. Nach ca. der Hälfte erfährt der Leser mehr und es wird richtig spannend.

Vor allem packte mich Nadjas Erzählstrang. In der gegenwärtigen Handlung steigerte sich die Spannung im Laufe des Buches. Allerdings konnte ich zwei Figuren überhaupt nicht leiden. Wie man auf solche Gedanken kommt, so etwas plant und durchzieht, ist mir unverständlich. Interessant ist auch die Vergangenheitsperspektive von Nadja, in der man sehr viel über ihre Kindheit erfährt und die so vieles klarer erscheinen lässt.

Am Ende fügt sich fast alles zusammen und ich bin zufrieden damit. Vieles, was zu Beginn unverständlich war, wird am Schluss klar und Zusammenhänge werden ersichtlich. Im Nachhinein betrachtet eine dramatische und genial aufgebaute Geschichte. Nur eine Perspektive ist für mich unnötig. Was sie dem Leser vermitteln soll, weiß ich nicht. Sehr schade, da sie eine Zeit lang doch sehr viel Raum eingenommen hat und ziemlich geheimnisvoll ist.

Fazit

"Marta schläft" ist mein erstes Buch von Romy Hausmann und mir hat es gut gefallen. Es ist eine solide, schockierende Geschichte mit viel Spannung. Allerdings muss man zu Beginn viel Geduld haben, bis sich die Perspektiven zu einem schlüssigen Bild zusammenfügen.

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Veröffentlicht am 15.08.2020

Eine Reise nach Neuseeland zur Zeit des Ersten Weltkrieges

Schicksalssterne
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Sarah Larks Schreibstil ist wie gewohnt sehr anschaulich, sodass man sich die Handlung und die Umgebung sehr gut vorstellen kann. Man sieht die Figuren wie in einem Film vor sich. Durch verschiedene Perspektiven ...

Sarah Larks Schreibstil ist wie gewohnt sehr anschaulich, sodass man sich die Handlung und die Umgebung sehr gut vorstellen kann. Man sieht die Figuren wie in einem Film vor sich. Durch verschiedene Perspektiven verfolgt man ihr Leben hautnah und kann ihre Gedanken und Gefühle nachvollziehen.
Mia Gutermann ist mein Lieblingscharakter. Ich mag ihre Einstellung zum Leben und ihre Entwicklung. Schon zu Beginn schert sie sich nicht darum, was eine Frau tun darf oder nicht, sondern tut es einfach. Auch Julius von Gerstorf ist grundsätzlich sympathisch.
Ebenfallls einen tiefgehenden Charakter hat Willie, die man nicht immer mögen kann. Die Drei verbindet ein Beziehungsgeflecht, das tief geht und die drei aneinanderbindet.

Sehr informativ wird in die Handlung eingewebt, welche Auswirkungen der Erste Weltkrieg auf Neuseeland hatte. Er spielte am anderen Ende der Welt nämlich eine größere Rolle als ich dachte. Interessiert habe ich auch die Schilderungen über die militärische Ausbildung für Pferd und Reiter in Hannover gelesen. Sarah Lark bindet Fakten über Pferde und Reitrichtungen geschickt in die historischen Gegebenheiten und die Handlung ein. Es wird deutlich, dass die Autorin sehr gewissenhaft recherchiert hat. Obwohl ich mit Pferden nichts am Hut habe, sind es mir nicht zu viele Informationen, im Gegenteil, ich finde es sehr interessant. Pferde treten in diesem Buch sehr oft auf und mehmen eine größere Rolle ein. Sie haben sogar verschiedene Charakterzüge und Eigenheiten.
Nicht nur was die militärische Ausbildung in Deutschland angeht, sondern auch über die Rennsportszene in Neuseeland und die damaligen Lebensumstände vor und während des Ersten Weltkrieges nimmt einen wichtigen Teil der Geschichte ein. Im Nachwort wird klar, dass auch historische Persönlichkeiten mit in Mias und Julius Leben eingeflochten wurden. Die Verschmelzung von realer Historie und Fantasie mag ich immer sehr gerne und gelingt Sarah Lark hervorragend.
Eine Neuseelandkarte vorne im Buch verortet die wichtigsten Orte der Geschichte.

Die Handlung ist spannend, vor allem zu Beginn und die zweite Hälfte des Buches. Man muss sich allerdings bewusst sein, dass der Klappentext weit vergreift - bis zur Mitte des Buches - sonst ist man vielleicht enttäuscht.

Das Ende ist der Autorin gut gelungen. Dennoch hätte ich gerne noch mehr über Mia und Julius gelesen. Über eine Fortsetzung würde ich mich sehr freuen.

Fazit

Sarah Larks Bücher sind ein Garant für kurzweilige Lesestunden. Wie immer ist ihre Art zu schreiben sehr anschaulich und umfasst die Umgebung sowie die Lebensumstände der Figuren. Hier ist es die Zeit des Ersten Weltkrieges und seine Auswirkungen auf Neuseeland, welche die Autorin authentisch das Leben der Protagonisten bestimmen lässt. Diese sind tiefgehend und stehen so einigen Problemen gegenüber, was ihren Charakter zum Vorschein bringt.

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