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Veröffentlicht am 25.11.2020

Unterschätzte Frauen

Der Stockholm-Code – Die erste Begegnung
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1940 in Stockholm. Iris, Signe und Elisabeth haben auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam. Iris floh aus Estland mit ihren Söhnen nach Schweden, Signe verließ den Hof ihrer Familie, weil sie nach dem ...

1940 in Stockholm. Iris, Signe und Elisabeth haben auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam. Iris floh aus Estland mit ihren Söhnen nach Schweden, Signe verließ den Hof ihrer Familie, weil sie nach dem Tod ihrer Schwester den Schwager nicht heiraten wollte. Und Elisabeth stammt aus reichen Verhältnissen und kennt das Leben in der High Society. Gemeinsam haben sie, dass sie eine Arbeit suchen – was für Frauen im Jahr 1940 noch immer nicht selbstverständlich ist. Zusammengebracht werden sie von einem Mathematikprofessor, der das außergewöhnliche Gespür der drei jungen Frauen für mathematische Zusammenhänge erkennt.

Sie werden in den Militärdienst beordert und sollen fortan gemeinsam an einer geheimen Mission arbeiten: die chiffrierten Nachrichten der Deutschen zu entschlüsseln. Die Arbeit schweißt die drei Frauen zusammen und sie erkennen, dass man zusammen stärker ist, als wenn jede nur für sich allein kämpft.

Mit „Der Stockholm-Code“ wagt sich die schwedische Autorin Denise Rudberg an eine schwierige Genre-Verknüpfung: Frauenroman und Militär-/Politikthriller sollen einen spannenden, aber auch gefühlvollen Roman ergeben. Aus meiner Sicht ist letzteres sehr gut gelungen, bei der Spannung gibt es noch Verbesserungsmöglichkeiten.

Zunächst einmal muss ich sagen: das Buch ist mit 350 übersichtlich bedruckten Seiten und drei Protagonistinnen sicherlich kaum in der Lage, in die Tiefe zu gehen und die komplexe politische Situation darzustellen oder die Charaktere tiefgründig zu entwickeln. Für mich selbst kommt etwas erschwerend hinzu, dass ich in der Geschichte Schwedens (bzw. der Rolle Schwedens im 2. Weltkrieg) nicht sonderlich bewandert bin und mir daher ein paar Zusammenhänge einfach fehlten, die hier auch nicht weiter thematisiert werden. Aber da kann die Autorin natürlich bei den Lesern aus ihrem eigenen Land andere Kenntnisse voraussetzen und daher möchte ich diesen Punkt auch nicht negativ werten.

Allerdings weist die Geschichte für mich ein Ungleichgewicht auf. An einigen Stellen hatte ich den Eindruck, Nebensächlichkeiten (wie z. B. der Besuch mit den Kindern im Süßwarenladen) werden sehr ausführlich erzählt, während der eigentlich spannende Vorgang des De-Chiffrierens, also die geheime und wichtige Tätigkeit der Frauen, die ja den Kern des Buches bildet, für meine Begriffe recht oberflächlich und kurz abgehandelt wurde. Auch blieb das für mich seltsam diffus, wie ein Nebel. Sie klebten die mitgehörten Nachrichten auf Papier, ordneten sie in gewisser Weise und suchten in den zusammenhanglosen Buchstaben und Zahlen nach Regelmäßigkeiten und Zusammenhängen. Nicht einmal jedoch wurde im Buch wirklich eine Nachricht im klassischen Sinne dechiffriert, vielmehr stützte man sich auf einzelne Fragmente, die dann allerdings schon mal einen Großalarm der Militärbereitschaft auslösen konnten. Obwohl mich das Thema brennend interessiert, fand ich es also hier weniger gut umgesetzt.

Auch das Ende des Buches war für mich nicht gut greifbar. Iris wird von Polizisten abgeführt, was ihr vorgeworfen wird, erfährt man nicht (wohl ein Cliffhanger für Band 2?). Auch weitere Fragen blieben offen.

Das Buch liest sich zwar wirklich gut und „in einem Rutsch“, aber inhaltlich konnte es mich leider nicht überzeugen. Thema und Charaktere sind interessant, ohne Frage, aber die Umsetzung fand ich lediglich durchschnittlich. Daher 3 Sterne für ein Leseerlebnis mit Hochs und Tiefs.

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Veröffentlicht am 23.11.2020

Wird mit jeder Seite spannender!

Ohne Schuld
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Mit dem 3. Teil der Krimi-Reihe um die englische Polizistin Kate Linville ist Charlotte Link ein echtes Highlight gelungen! Sie verknüpft viele lose Fäden zu einem meisterhaften Plot, der in sich stimmig ...

Mit dem 3. Teil der Krimi-Reihe um die englische Polizistin Kate Linville ist Charlotte Link ein echtes Highlight gelungen! Sie verknüpft viele lose Fäden zu einem meisterhaften Plot, der in sich stimmig ist und sich dem Lesepublikum nur langsam offenbart. Genauso wie die Ermittler tappen wir lange Zeit im Dunkeln, stellen selbst Überlegungen an und vermuten Verknüpfungen. Dennoch wird es kaum jemand schaffen, die wirklichen Zusammenhänge vorauszuahnen (behaupte ich zumindest) 😉

Zunächst stellt sich der Fall so dar, dass es mehrere (vermutlich zusammenhanglose) Ereignisse gibt. Eine Frau wird in einem Zug von einem Mitreisenden zunächst durch Blicke belästigt. Als sie sich dem entziehen will, zieht er eine Pistole und eröffnet das Feuer auf sie. Zum Glück ist Polizistin Kate Linville im gleichen Zug unterwegs und kann sich mit der Frau auf der Zugtoilette verschanzen.

An einem anderen Ort stürzt eine junge Lehrerin schwer mit dem Fahrrad, weil ein Draht über den Weg gespannt ist. Anschließend wird auf sie geschossen, doch der Schuss geht ins Leere. Im Krankenhaus dann die erschreckende Erkenntnis: die junge Frau ist vom Hals abwärts gelähmt.

Erst ganz langsam eröffnet sich ein Zusammenhang zwischen den Ereignissen. Ans Licht kommen Tragödien, die schon fast vergessen schienen. Aber es gibt Leute, die vergessen nie…

Kate Linvilles Gegenpart in der Krimi-Reihe ist DCI Caleb Hale, ein brillianter Ermittler, wegen dem sich Kate nach Scarborough hat versetzen lassen, um in seiner Einheit mitzuarbeiten. Doch alles kommt anders… Caleb hat bekanntermaßen ein Alkoholproblem, das er mehr schlecht als recht im Griff hat. Als ihm bei einer fehlgegangenen Geiselbefreiung (mit Todesfolge) Alkohol im Blut nachgewiesen werden kann, wird er mit sofortiger Wirkung vom Dienst suspendiert. Ausgerechnet sein langjähriger Kollege, der dem Vorgesetzten Calebs Alkoholproblem deutlich gemacht hatte, wird zum Leiter der Einheit ernannt. Eine Konstellation, die für alle Beteiligten eine Herausforderung darstellt.

Charlotte Links Roman ist vielschichtig, dicht erzählt und vernetzt viele Ebenen. Von den persönlichen Belangen der Ermittler (jedoch nicht in zu großem Umfang) über die aktuellen Ereignisse in den Fällen bis zu den sich langsam aufrollenden Geschehnissen der Vergangenheit ist alles dabei. Dabei legt sie geschickt einige falsche Fährten und lässt ihre Hauptfiguren diesen auch prompt folgen. Man hat als Leser aber nie den Eindruck, dass die Protagonistsen sich „verrennen“. Sie haben einfach keine andere Wahl als nach jedem Strohhalm zu greifen in einer Ermittlung, die – wie das wohl auch im „echten Leben“ häufig der Fall ist – nicht vorankommt, weil es schlicht zu wenig Ansatzpunkte gibt. Dabei schafft es die Autorin – und das ist die eigentliche Brillianz dieses Buches – dass die Geschichte trotzdem von Seite zu Seite spannender wird. Die letzten 150 Seiten habe ich dann in einem Rutsch durchgelesen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie alles zusammenhängt.

Und das ist wohl das Beste, was ein/e Krimiautor/in erreichen kann: wenn die Leser atemlos weiterlesen bis zum Ende. In diesem Fall einem etwas bitteren Ende, denn ein Handlungsstrang wird bewusst offen gelassen. Es ist eine authentische Situation, denn auch im wirklichen Polizeialltag werden Fälle nicht immer zu 100 % aufgeklärt, auch wenn der Täter überführt werden kann.

Zusammenfassend kann ich nur noch einmal auf den ersten Absatz meiner Rezension verweisen: dieses Buch ist ein echtes Highlight, dessen Raffinesse sich nur langsam, aber doch mit Macht offenbart! 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 20.11.2020

Porträt der „Champagner-Witwe“ – unterhaltsam und prickelnd

Madame Clicquot und das Glück der Champagne
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Das orangefarbene Etikett mit der schwungvollen Unterschrift ist bekannt und ein Hingucker. Und genauso schwungvoll wie diese Signatur präsentiert Susanne Popp die „Champagner-Witwe“ Barbe-Nicole Clicquot ...

Das orangefarbene Etikett mit der schwungvollen Unterschrift ist bekannt und ein Hingucker. Und genauso schwungvoll wie diese Signatur präsentiert Susanne Popp die „Champagner-Witwe“ Barbe-Nicole Clicquot in ihrer Romanbiografie.

Die Erzählung startet im Jahr 1805, kurz vor dem Tod ihres Ehemannes, als Barbe-Nicole 27 Jahre alt ist. Ihre Kindheit und Jugend wird nur in kurzen Sequenzen angerissen, das Buch konzentriert sich auf ihre ersten 10 Witwenjahre und ihr Unternehmertum in dieser Zeit.

Der Name „Veuve Clicquot“ wird im Allgemeinen verbunden mit einer starken Frau, die sich in der von Männern dominierten Geschäftswelt des 19. Jahrhunderts durchsetzt und so ihr Unternehmen zum Erfolg führt. Dazu muss man wissen, dass sie als Unternehmerin nur im Witwenstatus tätig werden durfte. Vorher gehörte die Firma ihrem Mann und hätte sie wieder geheiratet, hätte sie damit ebenfalls die Geschäfte automatisch wieder an ihren Ehemann „abgegeben“. Da Madame Clicquot aber ihre Geschicke auf jeden Fall selbst lenken wollte, blieb sie Zeit ihres Lebens im Witwenstatus.

Die hier erzählten ersten 10 Jahre als Unternehmerin waren geprägt von vielen Rückschlägen, zeichnen aber dennoch ein sehr entschiedenes Bild von Barbe-Nicole, die sich nie unterkriegen ließ. Weder Kriege noch Handelssperren hielten sie auf, man hat eher den Eindruck, dass sie umso mehr in ihren Geschäften aufging, je schwieriger die Umstände wurden. Sie scheint eine Frau mit viel Wagemut gewesen zu sein, entscheidungsfreudig und scharfsinnig. Ebenso war sie interessiert an den physikalischen und chemischen Vorgängen, die die Champagnerherstellung begleiteten. Sie tüftelte mit ihrem Kellermeister so lange, bis die ohnehin schon guten Schaumweine aus ihrer Sicht „königlich“ waren und hoffte, sich durch die Qualität ihrer Erzeugnisse ein Alleinstellungsmerkmal und somit Umsatzsteigerungen zu verschaffen. Zu Recht, wie man letztlich feststellen muss.

Die opulenten Schilderungen von der kühnen Unternehmerin waren mir persönlich jedoch ein wenig zu „glatt“. Es wird ja auch von Zeiten berichtet, in denen das Unternehmen kurz vor dem Bankrott stand und die Umsätze um 80 % zurück gingen. Dennoch kam mir etwas zu kurz, womit Madame Clicquot diese Krisen meisterte. Wovon bezahlte sie ihre Arbeiter? Musste sie sich persönlich ebenfalls einschränken? Was hatten diese schweren Krisen für Auswirkungen auf ihre Persönlichkeit? Offenbar hat sie sich ja trotz allem nie Existenzsorgen gemacht (zumindest wird das im Buch nicht deutlich). Hier hätte ich mir mehr Details gewünscht.

Die im Buch eingeflochtene Liebesgeschichte zwischen ihr und Georg („Georges“) Kessler, ihrem Prokuristen, ist wohl historisch nicht belegt, hier aber für die Dramatik des Buches verwendet worden. Das macht den Roman zu einer rundum unterhaltsamen Geschichtsstunde mit einem gewissen Prickeln. Man sollte sich allerdings bewusst sein, dass das Gelesene Fiktion und wohl eher keine Tatsache ist.

Da Madame Clicquot ein langes und – wie ich aus Internetrecherchen erfahren habe – auch nach ihrem 40. Lebensjahr spannendes Leben hatte und ihr geschäftliches Wirken letztlich eine Firma von Weltruhm hinterließ, hätte ich mich gefreut, wenn das Buch nicht nur eine so begrenzte Zeitspanne ihres Lebens beleuchtet hätte. Dann wäre es zwar sicher ein „Wälzer“ geworden – aber ein toller Wälzer!

Mich hat das Buch sehr gut unterhalten und mir dabei auch die Entstehungsgeschichte des Champagners auf kurzweilige Weise nähergebracht. Ein interessanter und absolut lesenswerter Roman!

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Veröffentlicht am 13.11.2020

Die „heimliche Mutter“ von Elisabeth II.

Teatime mit Lilibet
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Ich bin traurig. Und enttäuscht. Und auch ein wenig wütend. Mich hat die Geschichte von „Crawfie“, wie die Lehrerin von ihren Schützlingen Elisabeth und Margaret liebevoll genannt wurde, sehr mitgenommen. ...

Ich bin traurig. Und enttäuscht. Und auch ein wenig wütend. Mich hat die Geschichte von „Crawfie“, wie die Lehrerin von ihren Schützlingen Elisabeth und Margaret liebevoll genannt wurde, sehr mitgenommen. Und mein Bild von diversen Mitgliedern der englischen Königsfamilie ist ins Wanken geraten. Klar, spätestens seit Harry und Meghan wissen wir: das Königshaus verzeiht nicht. Wer nicht nach ihren Regeln spielt, gilt als „Verräter“ und hat Konsequenzen zu erwarten. Oder, wie Wendy Holden es auf Seite 209/210 ausdrückt:

„Mochte die Welt im Allgemeinen auch zwiespältig, facettenreich und widersprüchlich sein, so traf das auf die königliche Welt nicht zu. Dort gab es keinen Mittelweg, keine Grauschattierungen. Man gehörte entweder ganz dazu oder gar nicht. Man musste sich entscheiden.“

Eigentlich hatte ich mich für das Buch interessiert, weil ich Elisabeth II. für eine faszinierende Frau halte und weil ich ihr immer viel Sympathie entgegengebracht habe. Mittels dieses Buches noch mehr über sie zu erfahren, besonders über ihre nicht oft thematisierte Kindheit, war für mich der Hauptanreiz es zu lesen. Doch ich habe nicht nur die junge Elisabeth kennengelernt, sondern vor allem eine weitere, genau so faszinierende Frau: Marion Crawford, genannt Crawfie, die 16 Jahre lang ihre Hauslehrerin war und die spätere Königin maßgebend geprägt hat.

Marions Geschichte ist von Verzicht und schwierigen Entscheidungen geprägt. Sie kam zur Königsfamilie fast wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kinde und stammte aus einem völlig anderen Milieu. Auch ihre Überzeugungen deckten sich kaum mit dem Traditionalismus und der Distanziertheit der Königsfamilie. Und so war ihr Hauptanreiz, die Stelle in der hohen Adelsfamilie anzunehmen, dass sie den beiden kleinen – aus ihrer Sicht bedauernswerten - Prinzessinnen das „echte“ Leben näherbringen wollte. Sie wollte ihnen zeigen, dass sich nicht jeder morgens an einen von Dienern gedeckten Tisch setzen kann, dass die Leute mit der U-Bahn statt in der chauffeurgesteuerten Limousine durch London fahren. Sie wollte, dass aus den verwöhnten kleinen Mädchen junge bodenständige Frauen werden, denen ihre Privilegiertheit bewusst ist.

Dafür brachte sie ihm Laufe ihrer 16jährigen Tätigkeit viele Opfer. Sie verzichtete auf eigene Kinder, auf Beziehungen, ordnete sich dem strengen Protokoll unter und ertrug die Selbstverständlichkeit, mit der insbesondere Lilibets Mutter ihre Dienste in Anspruch nahm, klaglos. Dafür klammerte sie sich an die Liebe, die ihr die Mädchen fast wie einer Mutter entgegenbrachten.

„Das Gefühl, dass in gewisser Weise das Schicksal der Nation von ihr abhing, war höchst verführerisch gewesen. Doch verführerischer und mächtiger war darüber hinaus die Vorstellung, dass die Mädchen im Grunde genommen ihre Töchter waren und sie ihre Mutter.“ (S. 429)

Als die Mädchen erwachsen wurden und Lilibet sich Hals über Kopf in Philip von Griechenland verliebte (den Marion sehr unsympathisch fand), bekam die Idylle aber Risse und Marion merkte, dass ihre Tage im Palast gezählt waren. Der dann folgende sachliche, knappe Abschied – auch von seiten der Prinzessinnen, die als Teenager nicht in der Lage waren zu begreifen, welche Welt da für ihre Lehrerin zusammenstürzte – hat mich sehr traurig gemacht. Ich empfand tiefes Mitleid für Marion. Als es dann noch dazu kam, dass ein unbeteiligter Höfling für schriftliche Ausführungen über die Kindheit der Prinzessinnen ihr als langjähriger Vertrauter vorgezogen wurde, brach für Marion eine weitere Welt zusammen. Doch man bot ihr an, ihre Sicht der Dinge zu Papier zu bringen – und gaukelte ihr vor, dies werde von der Königin mitgetragen. Die Veröffentlichung von „The little princesses“, in denen Marion voller Liebe nur Positives von den Mädchen berichtete, wurde als unverzeihlicher Affront gegen das Königshaus aufgenommen. Mit der Folge, dass sie bis zu ihrem Tod 1987 einsam in ihrer Heimat Schottland lebte und nie wieder von der Königsfamilie hörte.

Dieses Buch hat ganz viele Seiten in mir berührt und mich dabei auch eine außergewöhnliche und geschichtsträchtige Zeit in Großbritannien miterleben lassen. Es lässt mich traurig und wütend zurück ob der Ungerechtigkeit, die Marion auch aus meiner Sicht widerfahren ist. Aber es bewahrt auch das Andenken einer zu Unrecht verstoßenen Frau, die Großes erreicht hat: die Frau zu formen, die seit über 60 Jahren die Königin von England ist und sie zu einer Regentin zu erziehen, die dieser Aufgabe gewachsen ist.

Das Buch ist definitiv eines meiner Jahreshighlights 2020!

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Veröffentlicht am 05.11.2020

Familienbande

Schwestern fürs Leben
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Die Geschichte einer Familie zwischen den Weltkriegen erzählt Sybille Schrödter in „Schwestern fürs Leben“. Auch wenn die Frauen, um die es im Roman geht, nicht alle Schwestern sind (so ist z. B. Freya ...

Die Geschichte einer Familie zwischen den Weltkriegen erzählt Sybille Schrödter in „Schwestern fürs Leben“. Auch wenn die Frauen, um die es im Roman geht, nicht alle Schwestern sind (so ist z. B. Freya eine Cousine der anderen), wird die Geschichte doch aus rein weiblicher Perspektive erzählt. Es geht um Zwänge, Missstände, fehlende Emanzipation, das Gefühl, sein Leben nicht so leben zu können, wie man es sich vorgestellt hat.

Bereits am Anfang der Geschichte werden die Grundsteine gelegt für große Familiengeheimnisse. Lene möchte unbedingt die Nachfolge ihres Vaters in dessen Rumdestillerie antreten. Doch er weigert sich, das Geschäft seiner fähigen Tochter zu überlassen und setzt sie unter Druck. Sie erhält das Geschäft nur, wenn sie den Sohn eines Konkurrenten aus der Rum-Branche heiratet. Er wird „offiziell“ Direktor, während sie im Hintergrund mitentscheiden „darf“. Lene lässt sich auf den Deal ein – doch das Herz des Bräutigams gehört Lenes Schwester… So startet das Buch in eine Reihe äußerst turbulenter Verwicklungen und ich kann jedem Leser nur empfehlen, sich ein Notizbuch mit zur Hand zu nehmen, denn sonst könnte man im Laufe der Geschichte leicht den Überblick über die (tatsächlichen) Verwandtschaftsverhältnisse verlieren.

Ich gebe ehrlich zu – mir war das insgesamt ein wenig zu viel Verwirrspiel. Kaum jemand hatte am Ende die biologischen Eltern, die er/sie zunächst für seine Eltern hielt.

Ich fand die Geschichte gut und fesselnd erzählt, auch wenn sie sich über einen sehr langen Zeitraum, nämlich von 1920 bis 1945 erstreckt. Das macht es natürlich schwierig, allen Personen und ihrer persönlichen Entwicklung wirklich folgen zu können, denn in diesen 25 Jahren passiert so vieles und gerade in der Mitte und zum Ende hin wurden die Zeitsprünge zwischen den Kapiteln zum Teil doch recht groß und übersprangen mehrere Jahre.

Leider kommt dem Buch nicht gerade zugute, dass es sich in eine Vielzahl ähnlicher Geschichten einreihen muss. Romane, die in den 1920er bis 1940er Jahren spielen, haben derzeit Hochkonjunktur und Familiensagas gehen ja immer… und so bietet das Buch außer eines interessanten Settings in Flensburg und der wirklich aufschlussreichen Geschichte dieser grenznahen Region sowie des Einflusses von Dänemark nicht wirklich viel Neues. Finanziell oder politisch motivierte Heirat, der Kampf von Frauen um Selbständigkeit und Anerkennung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts – diese Themen werden derzeit zuhauf verarbeitet. Da sich das Buch meines Erachtens aus der Masse ähnlicher Familiengeschichten leider nicht heraushebt, vergebe ich den „Mittelwert“ von 3 Sternen. Ich bin mir aber sicher, wer auf historische Familiensagas mit vielen Verwicklungen steht, wird viel Freude mit diesem Buch haben.

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