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Veröffentlicht am 15.09.2016

Schmökern und die Zeit vergessen...

Die Holunderschwestern
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Als die Zwillinge Fanny und Fritzi im Jahr 1900 im ländlichen Weiden zur Welt kommen, pflanzt ihre Familie einen Holunderstrauch. Er soll über die Mädchen wachen und dafür sorgen, dass ihnen das Glück ...

Als die Zwillinge Fanny und Fritzi im Jahr 1900 im ländlichen Weiden zur Welt kommen, pflanzt ihre Familie einen Holunderstrauch. Er soll über die Mädchen wachen und dafür sorgen, dass ihnen das Glück hold ist. Doch die beiden werden in stürmische Zeiten hineingeboren: Sie werden zwei Weltkriege miterleben, verschiedenste politische Systeme und Zeiten, die man als sehr entbehrungsreich beschreiben muss.

Als Katharina Raith im Jahr 2015 die Tagebücher ihrer Urgroßmutter Fanny bekommt, ahnt sie nicht, dass diese ihre ganze Familie auf den Kopf stellen werden. Denn in Fannys unruhigen Lebensjahren in München mussten viele pragmatische Lösungen für persönliche Probleme geschaffen werden, die weitreichende Folgen hatten...

Für Teresa Simon war ihre eigene Großmutter und deren Lebenslauf grobes Vorbild für die Figur der Fanny. Dass hier ein realer Hintergrund für die Geschichte existiert, merkt man als Leser vor allem daran, dass Fannys Geschichte historisch und persönlich stimmig ist. Und: Frau Simon hat einen einnehmenden Schreibstil, der den Leser mitnimmt und das Buch damit zur idealen Urlaubslektüre macht. Es liest sich „hintereinander weg“ und man merkt gar nicht, wie schnell beim Schmökern die Zeit vergeht. So muss es sein.

Einzig eine Sache hat mich gestört (Achtung, Spoiler!): das aus meiner Sicht zu holundersirupsüße Happy End. In der Rahmenhandlung, die in der jetzigen Zeit spielt, gibt es sehr viele lose Fäden, wie z. B. eine restaurierte Ladeneinrichtung, für die ein (zahlungskräftiger) Käufer gefunden werden muss, zwei Singlefrauen, die an den Mann bzw. die Männer gebracht werden müssen, eine verkorkste Mutter-Tochter-Beziehung usw. Ausnahmslos alles löst sich letztlich in Wohlgefallen auf und wird auf der letzten Seite sogar noch getoppt! Da muss ich sagen: für mich zu unrealistisch.

Was bleibt? Ein mitreißender 4-Sterne-Schmöker, bei dem man sogar noch einen kleinen Bonus bekommt: Fannys leckere Rezepte auf den letzten Seiten, die allesamt dem Kochbuch der Großmama von Frau Simon entstammen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Pageturner mit vielen unkonventionellen Ideen

Die Frau mit dem roten Schal
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Eine Warnung gleich am Anfang: wer dieses Buch zu lesen beginnt, sollte sich auf laaaaange Abende bzw. seeeehr kurze Nächte einstellen. Ich habe permanent den Zeitpunkt zum Aufhören verpasst. Eine Seite ...


Eine Warnung gleich am Anfang: wer dieses Buch zu lesen beginnt, sollte sich auf laaaaange Abende bzw. seeeehr kurze Nächte einstellen. Ich habe permanent den Zeitpunkt zum Aufhören verpasst. Eine Seite ging noch…und noch eine…und es war doch gerade so spannend! Also weiter…

Eins muss man dem Franzosen Michel Bussi lassen: er weiß, wie man den Leser ans Buch klebt! Und auch sonst scheint er vor unkonventionellen Einfällen zu sprühen.

Zunächst mal ist da Jamal, der von sich selbst behauptet, in seinem Leben immer Pech gehabt zu haben. Jamal ist Läufer und will an einem schwierigen Alpenmarathon teilnehmen. Das Besondere: er hat an einem Bein eine Unterschenkelprothese. Während seines Trainingslaufs am frühen Morgen findet er einen roten Schal. Und kurz darauf eine junge Frau auf einer Klippe. Er ahnt, dass sich hier etwas Furchtbares anbahnt und will sie retten – doch sie springt und reißt den Schal mit sich.

Jamal ruft sofort zum Strand hinunter, wo die Leiche der jungen Frau liegt und ruft die Der Schal ist immer noch bei ihr – und er ist fest um ihren Hals geknotet. Wie kann das sein? Jamal zermartert sich das Hirn und im Laufe der Ermittlungen wird er in immer mehr mysteriöse Dinge verwickelt. Irgendwann weiß weder er (noch der Leser), was Wirklichkeit und was Schein ist… und das ist so spannend geschrieben, dass es eigentlich einen sechsten Stern verdient hätte.

Und nun das große Aber: Irgendwann erfährt man die ganze Geschichte und in sich ist sie auch weitestgehend logisch. Aber sie ist nicht sonderlich realistisch. Und so spannend und wendungsreich die Story auch gestrickt ist, damit verlor das ganze Buch für mich maßgeblich an Faszination. Das Ende schließlich war wieder überraschend und gab mir wieder etwas Begeisterung zurück. Allerdings nicht soviel, dass es für 5 Sterne reichen würde.

Trotzdem: ein lesenswerter Pageturner, der über weite Strecken begeistern kann.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Bill nicht ganz in Höchstform – trotzdem kurzweilig

It’s teatime, my dear!
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Ich war mal wieder „Reif für die Insel“ und es traf sich super, dass mein Freund Bill – dessen Bücher ich seit „Picknick mit Bären“ verehre – es auch war. Da ein tatsächlicher Urlaub in Großbritannien ...

Ich war mal wieder „Reif für die Insel“ und es traf sich super, dass mein Freund Bill – dessen Bücher ich seit „Picknick mit Bären“ verehre – es auch war. Da ein tatsächlicher Urlaub in Großbritannien nicht in greifbarer Nähe lag, freute ich mich darauf, mit seiner Hilfe den Inselstaat (wieder) zu entdecken.

Nur leider war Bill diesmal nicht ganz so gut in Form wie bei früheren Büchern. Natürlich, wie immer hörte ich viele Anekdoten und erfuhr eine Menge über Bills Sicht auf die Briten und ihre Eigenarten. Er selbst hat als Amerikaner und Wahl-Brite ja oft eine ganz eigene Sicht auf die Dinge. Aber irgendwie kam es mir diesmal trotzdem vor wie ein etwas beliebiges Sammelsurium von Kuriositäten, Landschaftsbeschreibungen und historischen Begebenheiten.

Bills Schreibstil ist auch diesmal wieder flott und amüsant, und seine launigen Kommentare zu manchen Themen entlockten mir auch oft ein Lächeln. Aber: die Spritzigkeit fehlte. Okay, man muss ihm zugute halten, dass er mittlerweile auch über 60 Lenze zählt. Dass ich das aber an seinen Geschichten irgendwie merken würde, hätte ich nicht vermutet. An vielen Stellen schaut er auf Begebenheiten aus seiner Jugend zurück (das sei ihm auch gegönnt). Die waren sicher oft ganz unterhaltsam, aber ich kann auch leben, ohne sie zu kennen… Mir persönlich war diesmal zu wenig lesenswerter Inhalt enthalten. Das Buch plätscherte vor sich hin.

Es ist natürlich auch schwer, bei dieser Fülle von Geschichten und Geschichtchen aus dem ganzen britischen Königreich Sachen wirklich langfristig zu behalten. Nach der Lektüre sitze ich eher da und kann mich an viele Bilder (die ich beim Lesen im Kopf hatte) erinnern, aber an wenige Zusammenhänge. Schade, denn das sagt mir, dass das Buch bei mir nicht nachwirkt und mich bei weitem nicht mehr so zum Staunen gebracht hat wie z. B. „Eine kurze Geschichte von fast allem“.

Es ist trotzdem zu empfehlen – als kurzweilige Lektüre für zwischendurch und vielleicht auch als amüsante Einstimmung auf einen Urlaub im UK.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Dieser Papst ist nicht zu (s)toppen!

Halleluja!
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Was für eine amüsante Krimikomödie, die uns Frau Alba und Herr Chorin hier bescheren. Ein Papst, der menschlich genug ist, um sympathisch zu sein und religiös genug, um trotzdem glaubwürdig rüberzukommen. ...

Was für eine amüsante Krimikomödie, die uns Frau Alba und Herr Chorin hier bescheren. Ein Papst, der menschlich genug ist, um sympathisch zu sein und religiös genug, um trotzdem glaubwürdig rüberzukommen. Was für eine schöne Abwechslung zwischen all den Skandinavien-Düsternissen, Bayern-Schenkelklopfern und Frankreich-Wohlfühlarien. Da hat tatsächlich jemand noch eine Nische gefunden – und sie bravourös ausgefüllt.

Charakterisieren muss ich die Hauptfigur auch nicht mehr – das wird im Buch so gut gemacht, dass ich es nur noch wiederholen muss: „Die Menschen mögen Petrus. In Rom und überall. Weil er einer von ihnen ist. Kein abgehobener Denker. Kein Bürokrat. Kein Mystiker. Einfach ein freundlicher, dicker Papst. Mit großem Herzen. Und einem sehr eigenen Draht zu Gott.“

Und mal ehrlich – wessen Bild haben Sie vor sich, wenn Sie diese Zeilen lesen? Ich hatte unwillkürlich – man nehme es mir bitte nicht übel - Papst Franziskus vor Augen. Was umso erstaunlicher ist, wenn man weiß, dass dieses Buch schon im Jahr 2010 erschien, während Herr Bergoglio erst 2013 zum Papst gewählt wurde. Also, wer hat hier den sehr eigenen Draht zu Gott, hm, Herr Chorin?

Wie auch immer – ich habe mich mit Papst Petrus II. jedenfalls köstlich amüsiert. Er ist ein Typ zum Pferdestehlen (wenn das nicht dummerweise eins der zehn Gebote untersagen würde….). Ich habe mit „Halleluja“ nun schon das zweite Buch mit ihm verschlungen und freue mich schon auf den noch fehlenden Teil „Gloria!“ und den bald erscheinenden neuen Roman „O sole mio!“

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine „Seifenoper“ im besten Sinne!

Provenzalische Intrige
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Ein rundum sympathischer Wohlfühlkrimi ist dieser dritte Band um den provenzalischen Dorfpolizisten Pierre Durand, der immer wieder in „richtige“ Kriminalfälle hineinstolpert. Da er vor seiner selbstgewählten ...

Ein rundum sympathischer Wohlfühlkrimi ist dieser dritte Band um den provenzalischen Dorfpolizisten Pierre Durand, der immer wieder in „richtige“ Kriminalfälle hineinstolpert. Da er vor seiner selbstgewählten Degradierung selbst Kriminalkommissar gewesen ist, kommt das Ermittler-Gen immer wieder durch und er kann es nicht lassen, selbst mitzuermitteln – auch wenn das mitunter seine Befugnisse weit überschreitet. Diesmal jedoch darf er sogar hochoffiziell an den Ermittlungen teilnehmen. Denn er ist sich nicht sicher, ob der beschauliche – teilweise zu beschauliche – Alltag im pittoresken Sainte-Valerie tatsächlich seine Bestimmung ist und hat sich auf eine vakante Kommissarsstelle beworben. Grund genug für den Präfekten, seine beiden favorisierten Bewerber bei den Ermittlungen in einem Mordfall die Kräfte messen zu lassen…

Was folgt, ist eine erstaunlich gutmütige Rangelei zwischen zwei höchst anständigen Menschen, die sich respektieren. Dabei hatte der Präfekt doch sicherlich auf einen amüsanten Kleinkrieg gesetzt - wie in einer Seifenoper!

Aber diese gibt’s nur im Fall selbst – denn der bewegt sich im glitschigen Milieu der provenzalischen Seifenindustrie. Traditionalisten gegen moderne, umweltbewusste Fabrikanten – Grund genug, einen Mord zu begehen?

Der Fall ist gut konstruiert und lässt die wahren Zusammenhänge lange im Dunkeln - mitfiebern und mitraten garantiert! Dabei überzeugt Sophie Bonnet mit einer einnehmenden Erzählweise, die die richtige Balance hält zwischen Kriminalfall und Privatleben von Pierre Durand. Außerdem fand ich es erfrischend, dass mal nicht überall nur Konflikte aufgemacht werden, die Ellbogengesellschaft herausgekehrt wird und die Bewerber um den Kommissarsposten mit harten Bandagen gegeneinander vorgehen. Nein, hier zählt trotz der Konkurrenzsituation Teamgeist und ein faires Miteinander – das ist erstens etwas, das man nicht oft in Krimis liest und zweitens etwas, worauf man sich auch außerhalb der Lesewelt wieder besinnen sollte.

Fazit: ein wohltuender, liebenswürdiger, charmanter Kriminalroman – gewürzt mit vielen kulinarischen Leckerbissen (und sogar den passenden Rezepten im Anhang). Alles richtig gemacht, Sophie Bonnet – und bitte mehr davon!