Lesespaß mit Abzügen
Close to youAls Violet weit weg von Zuhause in Maine ihr Studium beginnt, hütet sie ein großes Geheimnis, das es ihr unheimlich schwer macht, unter Menschen zu sein, viel mehr noch bekommt sie regelmäßig Panikattacken, ...
Als Violet weit weg von Zuhause in Maine ihr Studium beginnt, hütet sie ein großes Geheimnis, das es ihr unheimlich schwer macht, unter Menschen zu sein, viel mehr noch bekommt sie regelmäßig Panikattacken, die ihr das Leben schwer macht.
In Maine findet Violet nicht nur ziemlich schnell in der leidenschaftlichen Zeichnerin Chloe eine gute Freundin, sondern trifft auch auf den gutaussehenden, geheimnisvollen Aiden, zu dem sie sich hingezogen fühlt, der ihr mehr als klar macht, dass er nichts mit ihr zu tun haben möchte. Trotzdem bringt das Schicksal sie immer wieder zusammen, sodass sich nach und nach doch eine sehr merkwürdige Beziehung zwischen den beiden anbahnt. Trotzdem bleibt Aiden sehr abweisend und es ist klar, dass auch er ein großes Geheimnis hütet und sich diesbezüglich nicht öffnen möchte. Seine aggressiven Ausraster verkomplizieren das ganze noch weiter genau so wie böse Intrigen einer angeblichen Freundin.
Das Cover hatte mich sofort in seinen Bann gezogen, durch die weißen Kreise, die den Eindruck eines Labyrinths erwecken und dadurch, zusammen mit dem Hintergrundbild, einen komplizierten Weg zum Glück versprechen.
Insgesamt ist die Story zwar interessant und es kommt auch Lesefreude auf, trotzdem hakt sie doch an einigen Stellen und das richtige Suchtpotenzial fehlt.
Zuerst einmal ist es nicht ganz einfach, anfangs in die Geschichte einzutauchen, da mit einigen Insidern wie Bands/ Serien/Filmen etc. sowie mit dem ein oder anderen Wort, welches mir nicht sofort etwas sagte, gearbeitet wird. Wenn man als Leser all diese Verweise kennt, dient es sicherlich der besseren bildlichen Vorstellung der Situation, wenn man jedoch nicht mit allen vertraut ist, wird dadurch der Lesefluss gestört.
Des weiteren ist die Angststörung des Hauptcharakters Violet nicht vollends überzeugend. Obwohl diese eigentlich der Ausgangs- und Mittelpunkt der Geschichte sein sollte, da ohne sie weder ein Umzug nach Maine, noch ein dazu führender Streit mit den Eltern überhaupt zustande gekommen wäre, verebbt sie mehr und mehr und es wirkt so, als ob die Angst immer nur dann zur Sprache kommt, wenn es gerade gut in den Inhalt der Szene passt. Ansonsten wird die Angst einfach übergangen.
Wie wahrscheinlich ist es, am ersten Tag auf dem College als nicht ortskundiger mit Angststörung mehr oder weniger selbstbewusst durch das Gebäude zu laufen? Nicht wirklich meiner Meinung nach. Aber wie wahrscheinlich ist es dann, anschließend gegen ein Mädchen zu laufen, das zufällig fast alle Kurse gleich hat wie man selbst und von jetzt auf gleich zu deiner besten Freundin wird, der du sofort vertraust? Und das unter Einbezug der Ängste... Klingt zwar sehr verlockend aber leider wenig glaubhaft. Trotzdem ist die Beziehung zwischen Violet und Chloe irgendwie dynamisch und widerspricht sich im Laufe des Buches nicht.
Als sehr gelungen empfinde ich hingegen die Charaktere Jenna und Dorian, die immer wieder frischen Wind einbringen, in die eine und in die andere Richtung...
Die Liebesgeschichte von Aiden und Violet wirkt ebenfalls sehr konstruiert und ist nicht etwas, was total innovativ ist. Dennoch war der Aufbau der Beziehung interessant zu verfolgen und teilweise sehr überraschend, was aber auch davon kommt, dass beide Charaktere Dinge sagen oder tun, die eigentlich meiner Meinung nach überhaupt nicht zu ihrem Charakter passen bzw. die ich ihnen nicht zugetraut hätte, was die Geschichte aber interessant hält.
Gegen Ende des Buches überschlagen sich die Ereignisse wortwörtlich. Alle Konflikte brechen auf einmal aus, mit Aidens Familie, mit Violets Stalker, Aidens und Violets Beziehung. 30 Seiten mehr hätten dem Buch dabei mit Sicherheit gutgetan und das Ende noch schöner mit mehr Empathie gestaltet.
SPOILER
Selbst, wenn durch Jacksons Persönlichkeit nicht klar geworden wäre, dass er der Stalker ist, gab es überhaupt keine andere Möglichkeit. Der Stalker stammt aus Violets Leben vor Maine und da man bis auf ihre Eltern nur den Charakter Jackson aus dieser Zeit kennengelernt hat, musste er es einfach zweifellos sein. Deshalb war mir als Leser auch zweifelhaft, wie Violet nicht von alleine vor dem kleinen Kätzchen-Malheur auf die Idee gekommen ist.
Spoiler Ende
Alles in Allem halte ich das Buch dennoch für gelungen. Obwohl die Geschichte nicht neu ist und die Glaubwürdigkeit an manchen Stellen zu wünschen übrig lässt, wurde das Buch an keiner Stelle langweilig und es fiel mir teilweise schwer, es aus der Hand zu legen. Wenn ich nicht im Zuge der Leserunde penibel auf jedes kleinste Detail geachtet hätte, wären mir sicherlich einige der genannten negativen Aspekte überhaupt nicht aufgefallen. Es wäre wohl einfach ein Buch gewesen, dass ich zufrieden gelesen hätte, was mir aber nicht besonders lange in Erinnerung geblieben wäre.
Also von mir gibt es eine Leseempfehlung für diejenigen, die leichten Lesestoff suchen und dabei auch gerne etwas von der Realität abdriften.