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Veröffentlicht am 12.07.2022

Diese Zimmermänner!

Beifang
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Frank ist gescheitert in seinem Leben. Vor allem an seinen Ansprüchen. Die Frau, mit der er einen Sohn zeugte, will schon kurz nach der Empfängnis nicht mehr bei ihm bleiben. Vincent, sein Sohn bekommt ...

Frank ist gescheitert in seinem Leben. Vor allem an seinen Ansprüchen. Die Frau, mit der er einen Sohn zeugte, will schon kurz nach der Empfängnis nicht mehr bei ihm bleiben. Vincent, sein Sohn bekommt eine Bilderbuch-Patch- Nobel-Familie und ist ihm bald entfremdet. Und Frank? Fragt sich noch immer, was er da in dieser unbelebten Berliner „Übergangswohnung“ überhaupt will. Da ist die Liason mit der jungen, schicken Marie. Aber die ist verheiratet und hat eine kleines Kind. Eigentlich klar, dass da nicht mehr geht. Da ist seine Arbeit als Journalist und Drehbuchautor, die er halbherzig und ohne Feuer betreibt. Und dann gibt es noch diese riesengroße, ziemlich schräge Familie väterlicherseits. Zwölf Geschwister hatte der Vater und es gibt nicht viel, was Frank über sie weiß. Noch weniger über den Großvater, der seinem Sohn eine rote Kiste hinterlassen hat. Eben diese weckt nun die Neugier in Frank. Wo soll er auch sonst noch schauen, was mit ihm los ist, wenn nicht in der Vergangenheit.
Eben! Auf nach Beifang. So heißt der wirklich existierende Stadteil von Selm, eher unbekannt und im Ruhrgebiet verortet. Und Beifang ist hier wirklich doppeldeutig. Denn genau wie all die versehentlich ins Netz geratenen Fische, sind auch alle Familienmitglieder irgendwie im Traumanetz der „Zimmermänner“ geraten. Dazuzugehören ist Fluch und Heimat.
Für Frank, der sich immer raushalten wollte aus allem wird klar, dass er genau das nicht mehr tun sollte. Also steigt er hinab in die finsteren Abgründe.
In schöner Sprache, komprimiert und spannend hat der Autor eine Familiengeschichte hingelegt, die fesselt und bewegt. Ich werde sicher noch mehr von ihm lesen.

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Veröffentlicht am 05.07.2022

Eine Frau in Indien

Die Hennakünstlerin
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Ich habe mich immer gefragt, wozu die Henna- Malerei eigentlich dient, denn schön fand ich sie noch nie. Aber im Roman wird deutlich, welch große Wirkung sie auf die Frauen und Männer haben kann, die in ...

Ich habe mich immer gefragt, wozu die Henna- Malerei eigentlich dient, denn schön fand ich sie noch nie. Aber im Roman wird deutlich, welch große Wirkung sie auf die Frauen und Männer haben kann, die in der indischen Tradition aufwachsen. Dass ein bestimmtes Bild, Verlangen wecken kann, sogar die Empfängnisbereitschaft steigern, warum nicht. Und Geschmack ist ja bekanntlich Definitionssache. Was wir schön finden, entscheidet nicht zuletzt unser kultureller Background. Die Hennakünstlerin vermittelt aber weit mehr als Ästethik.. Sie ist Psychologin, Kräuterkundige Krankenschwester und eine echte Künstlerin.
Den harten Weg einer traditionell erzogenen Bramahnin, die mit 15 verheiratet wird und ihrem unpassenden Ehemann aus purer Verzweiflung fortläuft und sich ein florierendes Geschäft aufbaut, zu verfolgen, hat mir Freude bereitet. Und zu mehr Verständnis der indischen Kultur und des Kastenwesens beigetragen. Ich freue mich immer über Bücher, die auch bilden. Dass die Autorin ihren ersten Roman erst mit zweiundsechzig Jahren veröffentlicht hat, finde ich bemerkenswert. Und erst recht, welchen Erfolg das Buch erringen konnte. Da hat bestimmt wieder Reese Witherspoons Bookclub seinen Teil beigetragen. Die Frau macht Romane durch ihre Empfehlung immer wieder zu Bestsellern.

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Veröffentlicht am 06.06.2022

Mainstream Massenware

Das Haus der stummen Toten
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Den Titel fand ich schon etwas befremdlich und er passt auch eigentlich nicht zur Story. Was mir gut gefallen hat, ist die beklemmende Atmosphäre in besagtem Haus. Dass die Protagonistin keine Gesichter ...

Den Titel fand ich schon etwas befremdlich und er passt auch eigentlich nicht zur Story. Was mir gut gefallen hat, ist die beklemmende Atmosphäre in besagtem Haus. Dass die Protagonistin keine Gesichter erkennen kann ist natürlich ebenfalls eine gute Idee.Das habe ich so auch noch nie gelesen. Sie hat den Mörder ihrer Großmutter gesehen, aber würde ihn nicht wieder erkennen, selbst wenn er ihr gegenübersteht. Sehr gruselig. Dass das Angst macht ist verständlich. Aber leider kommen dann weniger überzeugende Passagen. In einen Küchenaufzug gestoßen zu werden, zu wissen, ob ich wirklich geschubst wurde, oder mir das nur eingebildet habe. Hä? Total die Orientierung zu verlieren, dem eigenen Freund nicht zu vertrauen und doch in seine Hände zu begeben, den Notar bei seltsamen Telefonaten zu belauschen, ohne daraus Konsequenzen zu ziehen? Schon alles sehr spooky.
Im weiteren Verlauf hat mich der Roman nicht wirklich gefesselt, denn ich fand die Personen nicht überzeugend lebendig. Aber die Story ist gut geplottet und liest sich flüssig. Trotzdem kein Thriller, der mir im Gedächtnis bleiben wird.

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Veröffentlicht am 22.05.2022

Geld gegen Natur

Schmelzpunkt
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Wolf Harlander folgt mit seinen Öko-Thrillern immer demselben Prinzip: er hat eine Handvoll Wagemutiger, die ein finsteres Geheimnis aufdecken. Es sind internationale Verschwörungen, Gier und politische ...

Wolf Harlander folgt mit seinen Öko-Thrillern immer demselben Prinzip: er hat eine Handvoll Wagemutiger, die ein finsteres Geheimnis aufdecken. Es sind internationale Verschwörungen, Gier und politische Willkür, die auf die Bewahrer der Ordnung treffen. Nichts ist , wie es scheint. Die Welt ist bedroht und es scheint unmöglich, sie zu retten. Aber da gibt es dieses kleine gallische Dorf …
Frei nach Asterix, oder war es doch James Bond tauchen die Superhelden aus der Versenkung auf und zaubern das eine oder andere Ass aus dem Ärmel. Aber genügt das? Es ist spannend, es ist aktuell, aber auch irgendwie sehr konstruiert. Nach dem dritten Roman, den ich nun vom Autor gelesen habe, kann ich schon eine eindeutiges Strickmuster erkennen. Eine Straffung hätte der Geschichte auch gutgetan. Trotzdem: die aktuellen Themen sind brisant und wichtig. Unterhaltsam ist es auf jeden Fall. Und beunruhigend.

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Veröffentlicht am 13.05.2022

Na, wenn das Freunde sind

Freunde. Für immer.
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Fünf Freunde sollt ihr sein … aber sind sie wirklich so gute Freunde? Sind sie gute Menschen? Oder einfach Leute, die durch ein Geheimnis aneinander gekettet, einander irgendwie aushalten müssen? Keiner ...

Fünf Freunde sollt ihr sein … aber sind sie wirklich so gute Freunde? Sind sie gute Menschen? Oder einfach Leute, die durch ein Geheimnis aneinander gekettet, einander irgendwie aushalten müssen? Keiner der Fünf ist wirklich sympathisch. Und je besser ich sie kennenlerne, desto weniger mag ich sie.
Immer mehr Schwierigkeiten und schließlich taucht sogar ein noch hässlicher Charakter auf: der unsägliche Finch.
Wenn so die angesagten Cliquen sind, fragt man sich, wer möchte da dazugehören? Kann man das nur verstehen, wenn man Amerikaner:In ist?
Aber wie auch immer. Mit dem Plot hat sich die Autorin viel Mühe gegeben, das Ende überrascht. Aber zwischendrin hatte ich Mühe am Ball zu bleiben. Ganz einfach, weil mich die Charaktere so wenig interessiert haben. Und das ist auch bis zum Schluss so geblieben. Ich würde kein weiteres Buch der Autorin lesen. Gut konstruiert ist noch lange kein lesenswerter Roman.

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