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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.09.2019

Unterhaltsamer Roman mit Luft nach oben

Der Metropolist
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Henry Thompson, Beamter in der Verkehrsbehörde, wird von seinem Vorgesetzten nach Metropolis geschickt. Irgendetwas merkwürdiges geht in der schillernden Stadt der Zukunft vor sich und der pflichtbewusste ...

Henry Thompson, Beamter in der Verkehrsbehörde, wird von seinem Vorgesetzten nach Metropolis geschickt. Irgendetwas merkwürdiges geht in der schillernden Stadt der Zukunft vor sich und der pflichtbewusste und bei seinen Kollegen sehr unbeliebte Henry soll nun herausfinden, was in Metropolis im Argen liegt.
Zur Unterstützung wird ihm die Künstliche Intelligenz OWEN zur Seite gestellt, der das komplette Gegenteil von Henry ist. OWEN trinkt zu viel, händelt Dinge lieber auf seine eigene Art und interessiert sich nicht für die Vorgaben seiner Vorgesetzten.
Doch als sich die Lage in Metropolis zuspitzt, müssen Henry und OWEN notgedrungen miteinander kooperieren.

„Der Metropolist“ ist ganz seichte Science Fiction, die wenig mit Science zu tun hat, sondern mehr mit einem Unterhaltungsroman gemein hat. Somit sollte man sich nicht von der Einordnung zum Science Fiction Genre abhalten lassen, das Buch zu lesen.
Für mich war es ein toller, kurzweiliger Zeitvertreib und wirklich unterhaltsame Lesestunden.
Die gerade einmal 320 Seiten sind wirklich schnell gelesen, was zu einen an der unterhaltsamen Geschichte liegt, aber auch an der wirklich großen Zeichengröße.

Die KI, die sich daneben benimmt, ist nicht von Seth Fried ins Leben gerufen worden, doch die Umsetzung von OWEN hat mir trotzdem wirklich gut gefallen. Ich fand die Passagen mit ihm sehr erheiternd und der Autor hat spürbar viele Gedanken in die Charakterentwicklung von OWEN gesteckt.
Ich hatte mir aber ein kleines wenig mehr von dem Buch erhofft, denn anhand des Klappentextes und der Charakterbeschreibungen hatte ich einfach auf viel mehr Reibereien und unterhaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Henry und OWEN gesetzt. Diese gab es und unterhaltsam waren die vorhandenen auf jeden Fall, doch hätte die Beziehung der beiden ruhig noch weiter und tiefer ausgebaut werden können und noch mehr Konflikte und Dialoge zwischen ihnen geschaffen werden können. Denn das Konfliktpotential ist durch die Verschiedenheit der Charaktere absolut vorhanden und hätte noch besser ausgenutzt werden können.
Vielleicht wäre ein weniger weit auseinander liegendes Paar als Henry und OWEN auf den wenigen Seiten etwas besser gewesen, da somit die Unterschiede der beiden schneller überbrückt worden wären.

Der Verlag wirbt auf dem Buchumschlag mit „Pulp Fiction meets Science Fiction“. Da ich leider Pulp Fiction noch nie gesehen habe (Schande über mein Haupt, aber ich habe den Film jetzt auf meiner Liste ganz weit nach oben gesetzt!), kann ich hierzu nicht viel sagen und nur auf die Äußerungen anderer Rezensenten verweisen, die den Film gesehen haben. Doch das Science Fiction in der Aussage ist – wie oben schon gesagt – etwas überzogen.

Mir hat der Humor der Geschichte tatsächlich gut gefallen. Ich könnte mir durchaus Fortsetzungen von der Geschichte rund um Henry und OWEN vorstellen und würde diese auch auf jeden Fall lesen.
Da es sich bei „Der Metropolist“ scheinbar um das Romandebut des Autors handelt, der vorher nur Kurzgeschichten veröffentlicht hat, kann ich mir durchaus vorstellen, dass er an weiteren Projekten wächst und sein Potential noch mehr ausschöpft.

Veröffentlicht am 15.09.2019

Ein Roman, der absolute Sehnsucht nach Syrien in mir weckte

Die geheime Mission des Kardinals
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Damaskus, 2010. Die Leiche eines Kardinals wird in einem Ölfass versteckt in die italienische Botschaft geliefert. Nun soll Kommissar Barudi mit Fingerspitzengefühl den Fall aufklären. Um Syriens guten ...

Damaskus, 2010. Die Leiche eines Kardinals wird in einem Ölfass versteckt in die italienische Botschaft geliefert. Nun soll Kommissar Barudi mit Fingerspitzengefühl den Fall aufklären. Um Syriens guten Willen zu beweisen, wird der italienische Kommissar Mancini zu dem Fall hinzugezogen. Gemeinsam beginnen die beiden die Ermittlung, wer hinter dieser Tat stecken könnte und was die eigentliche Mission des Kardinals gewesen sein könnte.

Für mich war „Die geheime Mission des Kardinals“ das erste Buch von Rafik Schami. Andere, von ihm publiztierte Titel sind mir zwar bekannt gewesen, aber ein Buch wirklich in die Hand genommen und gelesen habe ich bisher nicht. Sehr zu meinem Leidwesen, denn dann hätte ich schon längst in den Genuss des wunderbaren Schreibstils des Autors kommen können!
So aber bleibt mir der Trost, die Bücher nun nach und nach auf mich für entdecken zu können.

Ich verliebte mich schon nach den ersten paar Kapiteln in Damaskus. Eine Stadt, von der viele aus meinem Bekanntenkreis nun immer sehr wehmütig schwärmen. Und auch mir versetzte es immer wieder Stiche ins Herz bei dem Gedanken an Syrien so, wie es heutzutage ist. Die Liebe des Autors zu diesem Land ist in jeder Zeile spürbar und steckte mich sofort mit Fernweh an. Auch die vielen Beschreibungen des regionalen Essens regten nicht nur meinen Appetit an, sondern trugen sehr viel zu dem authentisch geschilderten Bild von Syrien bei.
Doch wird hier kein weichgezeichnetes Bild betrachtet durch eine rosarote Brille von Syrien gemalt. Ganz im Gegenteil, immer wieder äußert sich Kommissar Barudi sehr gesellschaftskritisch, vor allem im Bezug auf die Machenschaften des syrischen Geheimdienstes. Korruption, Vertuschung und Verleumdung spielen eine ebenso große Rolle wie der arabische Mokka mit Kardamom.

Die Charaktere gefielen mir allesamt wirklich gut. Allen voran natürlich Kommissar Barudi und Mancini, doch auch die Assistenten von Barudi, Ali und Nabil, konnten mich überzeugen. Die Charaktere besaßen Alleinstellungsmerkmale und Charaktertiefen, obwohl viele von ihnen nur wenig Auftritte hatten. Schreiben kann der Autor einfach wahnsinnig gut, das Können ist absolut spürbar und eine wahre Freude beim Lesen gewesen!

Auch die Handlung konnte mich in ihren Bann ziehen und phasenweise begeistern. Auf Grund des Klappentextes und der Thematik kann man einen Krimi erwarten, doch wie bereits auf dem Cover kenntlich gemacht handelt es sich mehr um einen Roman mit gewissen Zügen, die an einen Krimi erinnern.
Obwohl ich die Handlung an sich wirklich gut und schlüssig fand, so gab es im letzten Drittel Szenen, die für mich überhaupt nicht zur eigentlichen Handlung und Art des Romans passten und mich etwas aus dem Lesefluss rissen. Lange grübelte ich über die wahre Authentizität dieser Szenen nach, komme aber nun wirklich zu dem Schluss, dass mir diese Art einfach nicht gefiel und die Szenen mir zu sehr aus der Rahmenhandlung fielen. Schade, eine andere Szenenkonstellation hätte für mich das Highlight unter den Romanen dieses Jahr bedeutet. So ist das Buch nun keineswegs schlecht – ganz im Gegenteil! Doch die Euphorie, die ich in den Kapitel vor diesen Szenen verspürte, konnte einfach nicht widererweckt werden.

Dies ist definitiv nicht das letzte Buch von Rafik Schami für mich gewesen!

Veröffentlicht am 25.08.2019

Interessanter Einstieg in das Thema mit vielen vegangen Rezepten

Das Kochbuch zum Intervallfasten
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Intervallfasten ist seit einigen Jahren schon in aller Munde. Ich nahm mir vor Monaten schon vor, mich mit dem Thema mehr auseinander zusetzen, da ich noch immer auf der Suche nach einer für mich gut funktionierenden ...

Intervallfasten ist seit einigen Jahren schon in aller Munde. Ich nahm mir vor Monaten schon vor, mich mit dem Thema mehr auseinander zusetzen, da ich noch immer auf der Suche nach einer für mich gut funktionierenden Ernährungsweise bin, um gesund abzunehmen und fitter zu werden. Doch wie es so oft im Leben ist, verdrängte ich das Thema. Zumindest bis mir dieses Buch in die Hände fiel.
Anmerken möchte ich an dieser Stelle, dass die Ernährung eine sehr persönliche Angelegenheit ist. Aus diesem Grund ist meine Rezension auch sehr persönlich geworden und ich habe viele Kritikpunkte angesprochen, die für jemand ganz anderen vielleicht sehr hilfreich sein könnten.

Dr. med. Petra Bracht (Ärztin für Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren) und Mira Flatt schrieben das Buch gemeinsam. Beide Autorinnen erklären in eigenen Kapiteln, weshalb sie sich für die Methode des Intervallfastens entschieden haben.
Das Prinzip des Intervallfastens ist in der Theorie denkbar einfach, folgt man der 16/8-Methode: 16 Stunden fasten und ein Zeitfenster von 8 Stunden, in dem man zwei bis drei Mahlzeiten zu sich nimmt. Hierbei sind die 16 Stunden Essenspause das Mindestmaß.
Nach der Theorie des Intervallfastens folgen etliche kleine Absätze über Vitamine, Ballaststoffe oder auch Nachhaltigkeit. Diese haben mir wirklich gut gefallen und ich konnte noch die ein oder andere halbwegs neue Information aus diesen kurzen Absätzen gewinnen. Auch Tipps um dem Heißhunger auszuweichen, findet man, wobei diese Dinge hinlänglich bekannt sein sollten.

Wie auch andere Rezensenten habe ich es überlesen, dass es sich bei den abgedruckten Rezepten um rein vegane Rezepte handelt. Ich probiere gerne viel aus und habe schon etliche vegane Rezepte nachgekocht. Für eine rein pflanzenbasierte Ernährung möchte ich mich zum derzeitigen Stand aber nicht entscheiden. Dass ich den Klappentext nur sehr dürftig überflogen habe, da ich mich generell für das Thema interessiere und vom Titel schon so eingenommen war, und diesen etwas fehlinterpretiert habe, kann man dem Buch nicht anlasten, weshalb dieser Punkt nicht in meine Bewertung einfließt. Ich wollte nur andere interessierte Leser darauf aufmerksam machen. Es wäre vom Verlag in meinen Augen etwas geschickter gewesen, vegan mit in den Titel aufzunehmen um eben solche Missverständnisse gleich zu umgehen.
Kritik möchte ich bei dem Thema lieber zwar auch an der Stelle doch auf andere Art und Weise üben. Der Großteil der Bevölkerung ernährt sich nicht vegan. Dieses Buch ist auf eine sehr bestimmte Zielgruppe zugeschnitten und bedient dadurch nicht die breite Masse. Ich hatte mir Rezepte gewünscht, die sich leicht in meinen Alltag integrieren lassen und die - zumindest in Teilen - zu meiner gewohnten beziehungsweise alltäglichen Ernährungsweise passen. Mahlzeiten durch vegane Rezepte zu ersetzen, fällt mir nicht schwer. Meine Ernährung jedoch komplett vegan umzustellen hatte und habe ich nach wie vor nicht vor. Aber das ist auch kein Muss, das gefordert wird!
Somit nehme ich viele tolle Rezepte mit, die ich definitiv in meine Wochenpläne integrieren werde, doch es wird im Buch leider wenig Rücksicht genommen auf andere Ernährungsarten. Schade, ein Mix aus veganen und zumindest vegetarischen Gerichten wäre mir viel lieber gewesen.

Aufgegliedert ist der Rezeptteil des Buches in vier Bereiche: Erste Mahlzeit („Frühstück“), Zweite Mahlzeit (kohlenhydrate-lastig), Dritte Mahlzeit (Eiweiß) und „Süße Sünden“.
Der Frühstücksteil war für meinen Geschmack viel zu Smoothie-lastig. Für jemanden, der abnehmen möchte, eignen sich diese Rezepte leider nicht so gut. Es macht viel mehr satt, wenn man die Zutaten der Smoothies getrennt zu sich nimmt. Somit viel für mich ein großer Teil der Frühstücks-Rezepte weg. Wer jedoch gerne mit Smoothies experimentieren möchte, da diese sich nun wirklich gut zum Mitnehmen eignen, der wird hier definitiv fündig werden.
Sehr interessant fand ich die Rezepte zu selbstgemachten Nuss- und Pflanzendrinks. Vielleicht werde ich von diesen auch in der Zukunft einmal eines ausprobieren. Doch im Moment greife ich lieber auf im Supermarkt erhältliche Packungen zurück.
Aus dem Frühstücks-Teil nehme ich aber auf jeden Fall die Rezepte für Bircher Müsli und auch die Erdbeer-Basilikum-Bowl mit.

Die Rezepte für die zweite Mahlzeit fand ich durchweg gut. Viele der Zutaten sind wahrscheinlich nicht in jedem Küchenschrank zu finden, doch einmal gekauft, halten sie sich lange und finden oft Verwendung in den Rezepten. Nur bei einigen wenigen Zutaten hatte ich Probleme, diese zu besorgen, da diese gerade nicht die Saison für diese ist oder meine Supermärkte diese nicht vorrätig hatten. Ein paar Rezepte – vorwiegend die mit Grünkohl – werde ich später im Jahr definitiv einmal ausprobieren.

Die Eiweiß-Rezepte der dritten Mahlzeit konnten mich eher weniger vom Hocker reißen. Wirklich innovative und neue Rezepte fand ich in diesem Abschnitt nicht, doch ein, zwei Rezepte habe ich mir für die kommenden Wochen vorgemerkt, unter anderem ein Curry mit Süßkartoffeln und Erbsen. In einen möglichen Essensplan für meine Intervallfasten-Reise werde ich aus dem Kapitel für den Beginn weniger Rezepte einplanen. Doch es ist gut zu wissen, dass ich zur Not in einer ideenarmen Zeit auf das ein oder andere zurückgreifen kann.

Die süßen „Sünden“ fand ich wiederum ganz gut und viele der Rezepte werde ich hier zu Hause integrieren, da ich mit einer wahren Naschkatze als Freund gesegnet bin. Somit finden wir beide einen guten Kompromiss (der Kokosmilchreis kam auf jeden Fall schon super an!). Viele dieser Rezepte interessieren mich sehr. Kekse mit Avocado habe ich zum Beispiel noch nie gebacken und diese finde ich wirklich sehr spannend.

Die Wirkungsweisen der einzelnen Lebensmittel kann und möchte ich nicht bestreiten, fehlt mir doch dazu definitiv das Wissen für diese. Auch eine wissenschaftliche Abhandlung über das Thema Ernährung habe ich in diesem Buch nicht finden wollen und auch nicht erwartet. Für meinen Geschmack war bei diesem Buch einfach etwas zu viel Geschwurbel dabei. Ob goldene Milch nun mein „inneres Feuer aktiviert“ oder eben nicht , mir sträuben sich bei solchen Formulierungen einfach die Nackenhaare. Ein solides „tut dem Körper gut, weil [...]“ beziehungsweise eine nüchternere Betrachtungsweise hätten mir an vielen Stellen einfach gereicht. Im Laufe des Buches nahmen diese Formulierungen jedoch deutlich ab und lassen sich vermehrt nur im ersten Drittel des Buches finden.

Alles in allem hat mir das Buch durchaus weiterhelfen können und hat mir das Thema Intervallfasten näher gebracht.

Veröffentlicht am 25.08.2019

Spionage im Kalten Krieg und ein toller Ermittler

Die stille Tochter
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In einem See bei Oslo wird die Leiche einer Frau gefunden, Tommy Bergmann nimmt die Ermittlung auf. Und bald wird ihm klar, dass hinter diesem Mord sehr viel mehr steckt. Seine Recherche führt ihn mitten ...

In einem See bei Oslo wird die Leiche einer Frau gefunden, Tommy Bergmann nimmt die Ermittlung auf. Und bald wird ihm klar, dass hinter diesem Mord sehr viel mehr steckt. Seine Recherche führt ihn mitten hinein in die verworrenen Geflechte der Spionage im Kalten Krieg. Handelt es sich bei der Leiche wirklich um die verschollene Christel Heinze, die für den KGB tätig war?
Als dann auch noch mit Arvid Storholt ein weiterer vermutlicher Agent ermordet aufgefunden wird, beginnt für Tommy Bergmann eine Ermittlung, dessen Ausmaß er selber kaum fassen kann.

Die Reihe rund um Tommy Bergmann war mir bis zu diesem Buch kein Begriff, doch der Klappentext machte mich neugierig. Ich bin gerade sehr auf einem Podcast-Trip und in einer Folge eines Podcasts ging es um Spionage nach dem zweiten Weltkrieg. Da passte das Buch einfach zu gut und ich begann ohne weitere Vorkenntnisse der Reihe, das Buch zu lesen.
Ich kam unheimlich schnell und gut in die Geschichte rein. Sehr spannend war der Beginn der Handlung, wobei diese Spannung leider nicht gänzlich gehalten werden konnte. Phasenweise war mir die Handlung etwas zu ruhig und plätscherte mehr vor sich hin, vor allem im ersten Drittel des Buches. Gegen Ende hin nahm die Handlung dann jedoch deutlich an Fahrt auf und die letzten 100 Seiten verschlang ich innerhalb kürzester Zeit.
Tommy Bergmann gefiel mir sehr gut als Ermittler und ich werde die anderen Bände der Reihe auf jeden Fall nun auch noch lesen. Seine ruhige Art und die Betrachtung der Welt um ihn herum wirkten auf mich sehr sympathisch. Verbunden mit seinem scharfen Verstand ergab er für mich den perfekten Protagonisten.
Die Geschichte an sich gefiel mir gut. Die Handlung springt immer wieder in der Zeit zwischen Tommy 2016 und Christel ab 1973 hin und her. Die Geschichte rund um Christel fand ich sehr spannend und die Einblicke in ihr Leben sehr interessant.
Am Ende des Buches blieben ein paar Fragen für mich leider nicht ganz zufriedenstellend unerklärt. Doch die eigentliche Auflösung des Falls war sehr schlüssig und verständnisvoll geschrieben.

Veröffentlicht am 19.08.2019

Bewegender Briefroman über die Edelweißpiraten in Köln

Wo die Freiheit wächst
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Köln, 1942. Die sechzehnjährige Lene Meister versucht in ihrer Heimatstadt Köln trotz der fast wöchentlichen Bombenangriffe, ein so normales Leben zu führen, wie es ihr gerade so noch möglich ist. Doch ...

Köln, 1942. Die sechzehnjährige Lene Meister versucht in ihrer Heimatstadt Köln trotz der fast wöchentlichen Bombenangriffe, ein so normales Leben zu führen, wie es ihr gerade so noch möglich ist. Doch ohne ihre beste Freundin Rosi, die aufs Land gegangen ist und ihren großen Bruder Franz, der im Osten kämpft, fühlt sie sich alleine. Als sie jedoch Erich kennenlernt, ändert sich dies. Erich und seine Freunde sind anders als die vielen Menschen um sie herum. Doch das Anderssein ist der Gestapo ein Dorn im Auge und Lene begreift mehr und mehr, dass viele Dinge um sie herum nicht richtig sind.

Im Geschichtsunterricht beschäftigten wir uns in der Oberstufe ausgiebig mit dem zweiten Weltkrieg und der Nachkriegszeit. In Berlin lassen sich immer wieder Spuren, Erinnerungen und Mahnungen an diese Zeit finden. Und trotzdem hatte ich von den Edelweißpiraten bisher immer nur den Namen gehört, wusste also fast gar nichts über diese Gruppierung von Jugendlichen. Ich erhoffte mir von dem Buch, diese Wissenslücke zu füllen.
Wie bereits erwartet, waren Grauen, Abscheu und Unglauben meine stetigen Begleiter bei diesem Roman. Doch der Autor schaffte es, auch immer wieder Hoffnung und Freude in mir zu wecken.
Durch die Authentizität, die durch Schreibstil und Stilform geschaffen wurde, hatte ich das Gefühl, wirklich mitten drin im Geschehen zu sein und Lene zu begleiten. Doch geschaffen wurde diese Authentizität auch durch die Atmosphäre des Buches. Auch wenn unglaublich schreckliche Dinge passieren, so gibt Lene selbst die Hoffnung niemals auf und erlebt durchaus auch schöne Stunden mit Freunden, in denen sie den Krieg zwar nicht vergessen kann, die es ihr aber ein stückweit ermöglichen, eine „normale“ Jugendzeit zu verbringen. Der Balanceakt zwischen Ernsthaftigkeit und dem gewünschten Leben einer sechzehnjährigen ist wirklich gut gelungen.
Lene ist eine tolle Protagonistin, die sich im Laufe der Geschichte deutlich wandelt und eine enorme Charakterentwicklung durchmacht. Sie übernimmt nicht nur die Leitung der Familie zu Hause in Köln, sondern versorgt durch ihren Job auch noch die Familie, versucht nebenher eine schöne Zeit mit Freunden zu verbringen und merkt mehr und mehr, dass in der Gesellschaft etwas vollkommen falsch läuft. Sie beginnt, sich selber mit „unangenehmen Themen“ zu beschäftigen und bildet sich eine eigene Meinung fernab von der, die die Gesellschaft ihr aufzwingen möchte.
Die bereits angesprochene Stilform ist in diesem Buch wirklich ganz besonders, handelt es sich doch nicht um einen herkömmlichen Roman, sondern um einen Briefroman. Die Handlung wird ausschließlich in Form von Briefwechseln mit Lenes Brüder Franz und Kalli, als auch mit ihrer besten Freundin Rosi geführt.
Anfangs war ich skeptisch, ob diese Form der Erzählung auch die notwendige Tiefe und Ernsthaftigkeit der Thematik vermitteln würde, doch der Autor konnte meine Bedenken innerhalb kürzester Zeit zerschlagen. Denn die persönliche Form der Briefe ermöglichte eine sehr tiefgreifende Bindung zu den Charakteren. Es schien fast, als wäre ich Teil der Briefe und würde mich an dem Briefwechsel beteiligen.
Auch der Schreibstil ist toll, hat der Autor sich doch sehr der damaligen Zeit sprachlich angepasst.
Das Nachwort von Dr. Martin Rüther, einem wissenschaftlichem Mitarbeiter des NS-Dokumentationszentrum in Köln über „Unangepasste Jugendliche im Dritten Reich“ berührte mich sehr. Es lieferte wirklich gute Einblicke in das Thema und fasste wichtige Informationen gebündelt zusammen.
Dem Nachwort folgend, ist eine Zeittafel abgebildet, die die wichtigsten Daten ab 1933 bis 1945 widergibt.
Die Geschichte ging mir ans Herz und an die Nieren, rief mir in Erinnerung, wie wichtig es ist, Dinge zu hinterfragen und führte mir erneut ein dunkles Kapitel unserer Gesellschaft vor Augen.
Ich kann das Buch uneingeschränkt weiterempfehlen!