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Veröffentlicht am 09.08.2021

Toller Reihenauftakt eines historischen Kriminalromans

Das Buch des Totengräbers (Die Totengräber-Serie 1)
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Für mich war „Das Buch des Totengräbers“ das erste Buch von Oliver Pötzsch, obwohl mir in der Buchhandlung immer wieder seine anderen Werke ins Auge gestochen sind. Die Mischung aus Kriminalroman und historischer ...

Für mich war „Das Buch des Totengräbers“ das erste Buch von Oliver Pötzsch, obwohl mir in der Buchhandlung immer wieder seine anderen Werke ins Auge gestochen sind. Die Mischung aus Kriminalroman und historischer Erzählung gefällt mir ohnehin sehr gut, weshalb es mich sehr freute, das Hörbuch zu erhalten.

Leopold „Leo“ von Herzfeldt als Hauptcharakter gefiel mir sehr gut. Auch wenn er immer wieder seinen eigenen Kopf durchsetze, fand ich seine teils rationale, teils emotionale Art und Weise sehr erfrischend und abwechslungsreich.
Auch die anderen handelnden Nebencharaktere waren toll ausgearbeitet und wirkten sehr dreidimensional. Jeder einzelne Charakter unterschied sich in Charakterzügen, Auftreten und Umgang mit anderen Personen. Wirklich toll gemacht!
Die Fülle an Informationen, die der Leser über das Buch hinweg zu einzelnen Charakteren erhielt, bilden eine gute Grundlage für den nächsten Band beziehungsweise die möglichen nächsten Bände.

Die Plottwists fand ich leider etwas zu vorhersehbar, viele Überraschungen gab es für mich leider nicht, dafür waren die Hinleitungen ein wenig zu offensichtlich. Dennoch hatte ich viel Freude beim Verfolgen der Handlung.
Eingebunden in die Handlung waren immer wieder Ausschnitte aus dem „Almanach für Totengräber“ – dem Namensgeber des Buches -, welche mir sehr gut gefallen haben. Einzelne Dinge, so makaber sie auch waren, habe ich tatsächlich nachgeschlagen und somit auch etwas Neues aus dieser Lektüre mitnehmen können. Zugegeben, mein so neu erworbenes Wissen ist vielleicht nicht ganz salonfähig und mein Google-Algorithmus etwas durcheinandergeraten, aber ich schätze es immer sehr, wenn ich beim Lesen von Belletristik noch etwas an Wissen, Daten oder Fakten mitgeliefert bekomme.

Sehr gut gefallen hat mir die atmosphärische Gestaltung Wiens des 19. Jahrhunderts. Ich war selber noch nie in Wien doch die detailreichen Schilderungen der Stadt riefen fast bilderbuchhaft die Stadt vor meinem inneren Auge hervor. Wobei die Beschreibungen nicht romantisiert waren, sondern relativ klar ein getreues Bild der damaligen Zeit zeichneten.
Auch das Einflechten „neumoderner“ Technik in die Geschichte fand ich toll, ob nun Telefonapparate oder Taschenbuchkameras, die Meilensteine der Industrie wurden gekonnt mit in die Geschichte aufgenommen.
Doch mit Authentizität gehen nicht nur die unterhaltsamen und spannenden Dinge einher, sondern auch die wirklich unschönen Seiten der Vergangenheit. Antisemitismus, Sexismus und die gesellschaftliche Trennung von Arm und Reich spielen auch eine Rolle in der Geschichte, vor allem bei ersterem musste ich bei einzelnen Passagen immer wieder ganz schön schlucken.

Hans Jürgen Stockerl hat das Hörbuch wirklich toll vertont und der Wiener Dialekt trug noch mehr zur authentischen Atmosphäre bei.

Ich freue mich nun auf den zweiten Band der Reihe und kann eine Empfehlung aussprechen für Fans von historischen Kriminalromanen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.10.2019

Besser als erwartet, doch nicht wirklich neu

Lady Midnight
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Nach der Ermordung ihrer Eltern lebt Emma Carstairs zusammen mit ihrem Parabatai Julian Blackthorn und seinen Geschwistern im Institut von Los Angeles.
Während eine schreckliche Mordserie die Schattenwelt ...

Nach der Ermordung ihrer Eltern lebt Emma Carstairs zusammen mit ihrem Parabatai Julian Blackthorn und seinen Geschwistern im Institut von Los Angeles.
Während eine schreckliche Mordserie die Schattenwelt von LA in Angst und Schrecken versetzt, wächst in Emma immer mehr und mehr die Gewissheit voran, dass der Mord an ihren Eltern noch längst nicht aufgeklärt ist. Zusammen mit Julian beginnt sie, in der Mordserie zu ermitteln.

Ich stand diesem Buch mehr als skeptisch gegenüber, haben mir die letzten Bücher der Autorin doch eher weniger zugesagt. Ich habe deswegen meine Erwartungen auf das Mindeste runtergeschraubt und stellte mich auf einen längeren Zeitraum mit dem Buch ein. Knapp 850 Seiten für ein Jugend-Fantasy-Buch sind eben schon ein starkes Stück.
Doch meine eher zurückhaltende Haltung gegenüber Lady Midnight schlug schnell in so etwas wie Begeisterung um.
Cassandra Clare versteht es einfach, den Leser an ihre Geschichten zu fesseln. Und auch wenn ich kein großer Fan der Autorin mehr bin, dieses Zugeständnis muss ich einfach machen!

Emma ist eine junge, mutige Frau, die ihre Liebsten an erste Stelle stellt. Richtig warm geworden bin ich leider nicht vollständig mit ihr. Viele ihrer Entscheidungen fand ich sehr egoistisch und unüberlegt.
Mir sind die Charaktere der Autorin einfach immer zu glatt gebügelt. Es gibt zwar massenhaft Beschreibungen und Passagen, in denen eine Charakterentwicklung spürbar ist, doch irgendwie wirken die meisten Charaktere wie Schablonen, die mit gerade der nötigen Menge an Informationen gefüllt werden. Auf mich wirken die Charaktere dadurch leider wenig menschlich und nicht ganz greifbar.
Julian hingegen fand ich deutlich spannender und besser porträtiert. Die Art und Weise, wie er mit seiner Familie umgeht, ist einfach toll gewesen.
Ich mochte Jace und Clary schon immer gerne, doch das Level, auf dem Cassandra Clare ihre Geschichten miteinander verbindet, ist mir etwas zu viel. Ich finde es durchaus spannend zu erfahren, wie es Charakteren aus ihren anderen Reihen ergeht. Aber Präsenzzeit und Raum müssen sie für mich nicht in anderen Büchern haben. Von der Autorin ist man dies ja durchaus gewohnt, deswegen hatte ich mich auch schon auf ein Zusammentreffen eingestellt. Doch als die Szene dann kam, fühlte es sich für mich sehr gewollt und überzogen an.

Es ging viel um das Elbenvolk und deren Geheimnisse, Lebensweise und Geschichten. Das hat mir wirklich gut gefallen, die von Cassandra Clare geschaffene Welt bietet ja noch so einiges, was es zu ergründen gilt.
Neben den Elben ging es vor allem um den Parabatai-Bund, der auch viel Raum in der Geschichte einnahm. Und genau hiermit hatte ich ein großes Problem. Es fühlte sich nicht logisch und schlüssig an, weshalb sich Parabatais nicht lieben dürften. Und mit Liebe ist hier nicht Philia (Liebe zwischen Freunden), sondern Éros (die leidenschaftliche, erotische Liebe) gemeint. In all den Büchern zuvor, die Cassandra Clare auf den Markt geschmissen hat, wird dies erwähnt. Ich fühle mich daher ziemlich auf den Arm genommen. Es ist so, als ob Cassandra Clare einfach Dinge hinzudichtet á la „ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt“. Das mag als Autorin ihr gutes Recht sein und wäre für mich auch kein Problem, wenn es sich eben nicht um ein so großes Ding handeln würde!
Ich habe den letzten Band der Reihe noch nicht gelesen, ich stelle jetzt aber mal ganz frech eine Vermutung auf: Der Bund lässt sich lösen, ohne dass beide sterben. Und das finden natürlich Emma und Julian heraus, denn in all der Zeit vor ihnen hat es so etwas natürlich noch nie gegeben.

Der Schreibstil ist wie von der Autorin gewohnt gut und eher umgangssprachlich gehalten. Die Handlung entwickelte einen gewissen Sog, weshalb ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollte. Gefördert wurde dies vor allem durch kleine Cliff Hanger am Ende der einzelnen Kapitel. Denn nicht nur Emma und Julian haben eigene Erzählstränge, auch die Perspektiven anderer Charaktere wurden als Kapitel aufgenommen.

Das Buch hat mir insgesamt deutlich besser gefallen als erwartet, doch werde ich die nächsten Bände mehr wegen eines gewissen „Heimkehr-Gefühls“ lesen und nicht wegen des Könnens der Autorin.

Veröffentlicht am 06.10.2019

Ein tolles Buch für jüngere Teenager

Faye - Herz aus Licht und Lava
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Faye fliegt zusammen mit ihrer Mutter nach Island, da diese dort als Architektin ein Bauprojekt umsetzen soll. Faye kann sich besseres vorstellen, als mit ihrer Mutter zusammen diesen „Urlaub“ zu verbringen, ...

Faye fliegt zusammen mit ihrer Mutter nach Island, da diese dort als Architektin ein Bauprojekt umsetzen soll. Faye kann sich besseres vorstellen, als mit ihrer Mutter zusammen diesen „Urlaub“ zu verbringen, doch als immer mehr merkwürdige Dinge um sie herum passieren, wird ihre Neugier geweckt. Was hat es mit dem Holunder auf der Lichtung auf sich und stimmen die Gerüchte über die Elfen?

Auch wenn Faye etwas älter ist als die durchschnittlichen Jugendbuch-ProtagonistInnen, so ist die eigentliche Geschichte doch mehr auf ein junges Publikum hin ausgerichtet.
Zu Beginn der Geschichte war ich sehr erstaunt über eine Protagonistin wie Faye, war sie doch erfrischend anders und hatte eine interessante Haltung und Einstellung zum Leben. Leider ging diese Frische im Laufe der Geschichte mehr und mehr unter, da sich vermehrt auf andere Dinge fokussiert wurde. Die eigensinnige, thoughe Faye trat durchaus noch zu Tage, leider in einer eher abgespeckten Variante ihrer selbst. Schade, denn der Beginn war wirklich richtig gut!
Mit Faye konnte ich mich nur schwer identifizieren und es fiel mir nicht leicht, mich in sie hineinzuversetzen. Das liegt aber definitiv an dem Altersunterschied zwischen uns beiden und die „typischen“ Teenie-Probleme aka Stress mit Mama und nervende Schule liegen schon lange hinter mir zurück (zum Glück!). Ich zähle halt einfach nicht zur Zielgruppe, habe aber versucht, diese Differenzen in den Hintergrund zu schieben.
Unheimlich gut gefallen an Faye hat mir hingegen ihre Faszination und Liebe zu Pflanzen.

Die weiteren Nebencharaktere waren mir etwas zu blass und farblos. Zum einen liegt dies daran, dass eher viele weitere Charaktere in die Geschichte eingeführt worden sind, zum anderen aber auch einfach daran, dass das Buch mit gerade mal 400 eher groß bedruckten Seiten nicht den Spielraum hergibt, alle Charaktere vernünftig einzuführen. Ich muss aber anmerken, dass mein Steckenpferd Fantasyepen und High Fantasy ist, weshalb ich einen sehr hohen Standard setze, der für die Zielgruppe in dem Ausmaß nicht relevant sein dürfte.

Der Schreibstil ist super angenehm zu lesen, teilweise für meinen Geschmack etwas zu umgangssprachlich, passt aber genau deswegen auch so gut zum Buch und der Zielgruppe. Der lockere Schreibstil und die eher humoristische Atmosphäre machten das Buch zu einem lustigen Wegbegleiter und ich freute mich immer schon auf meine Heimfahrt mit der Bahn.

Der Plot war leider an vielen Stellen sehr vorhersehbar. Auch wenn sich am Ende alles schlüssig ineinander fügte, so kamen mir Charaktere stellenweise ziemlich naiv vor, da mir die Lösung beziehungsweise Auflösung oftmals schon weit im Voraus klar war. Überraschen konnte mich der Plot deswegen leider nicht.

Mein absolutes Highlight war Island als Setting. Island steht auf meiner Bucket List wirklich weit oben und rückt mit jeder Geschichte, die in Island spielt, noch weiter nach oben. Viele der im Buch vorkommenden Orte habe ich schon auf einer imaginären Liste abgespeichert und konnte mir deswegen das Setting wirklich gut vor meinem inneren Auge vorstellen. Die Autorin löste mit ihren Beschreibungen wahnsinniges Fernweh in mir aus.

Ich fand die Geschichte rund um Faye ganz nett, habe mir aber im Großen und Ganzen etwas mehr versprochen. Dennoch wurde ich gut unterhalten, der Schreibstil war sehr angenehm zu lesen und Island als Setting ist einfach magisch und mystisch.

Veröffentlicht am 16.09.2019

Unterhaltsamer Roman mit Luft nach oben

Der Metropolist
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Henry Thompson, Beamter in der Verkehrsbehörde, wird von seinem Vorgesetzten nach Metropolis geschickt. Irgendetwas merkwürdiges geht in der schillernden Stadt der Zukunft vor sich und der pflichtbewusste ...

Henry Thompson, Beamter in der Verkehrsbehörde, wird von seinem Vorgesetzten nach Metropolis geschickt. Irgendetwas merkwürdiges geht in der schillernden Stadt der Zukunft vor sich und der pflichtbewusste und bei seinen Kollegen sehr unbeliebte Henry soll nun herausfinden, was in Metropolis im Argen liegt.
Zur Unterstützung wird ihm die Künstliche Intelligenz OWEN zur Seite gestellt, der das komplette Gegenteil von Henry ist. OWEN trinkt zu viel, händelt Dinge lieber auf seine eigene Art und interessiert sich nicht für die Vorgaben seiner Vorgesetzten.
Doch als sich die Lage in Metropolis zuspitzt, müssen Henry und OWEN notgedrungen miteinander kooperieren.

„Der Metropolist“ ist ganz seichte Science Fiction, die wenig mit Science zu tun hat, sondern mehr mit einem Unterhaltungsroman gemein hat. Somit sollte man sich nicht von der Einordnung zum Science Fiction Genre abhalten lassen, das Buch zu lesen.
Für mich war es ein toller, kurzweiliger Zeitvertreib und wirklich unterhaltsame Lesestunden.
Die gerade einmal 320 Seiten sind wirklich schnell gelesen, was zu einen an der unterhaltsamen Geschichte liegt, aber auch an der wirklich großen Zeichengröße.

Die KI, die sich daneben benimmt, ist nicht von Seth Fried ins Leben gerufen worden, doch die Umsetzung von OWEN hat mir trotzdem wirklich gut gefallen. Ich fand die Passagen mit ihm sehr erheiternd und der Autor hat spürbar viele Gedanken in die Charakterentwicklung von OWEN gesteckt.
Ich hatte mir aber ein kleines wenig mehr von dem Buch erhofft, denn anhand des Klappentextes und der Charakterbeschreibungen hatte ich einfach auf viel mehr Reibereien und unterhaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Henry und OWEN gesetzt. Diese gab es und unterhaltsam waren die vorhandenen auf jeden Fall, doch hätte die Beziehung der beiden ruhig noch weiter und tiefer ausgebaut werden können und noch mehr Konflikte und Dialoge zwischen ihnen geschaffen werden können. Denn das Konfliktpotential ist durch die Verschiedenheit der Charaktere absolut vorhanden und hätte noch besser ausgenutzt werden können.
Vielleicht wäre ein weniger weit auseinander liegendes Paar als Henry und OWEN auf den wenigen Seiten etwas besser gewesen, da somit die Unterschiede der beiden schneller überbrückt worden wären.

Der Verlag wirbt auf dem Buchumschlag mit „Pulp Fiction meets Science Fiction“. Da ich leider Pulp Fiction noch nie gesehen habe (Schande über mein Haupt, aber ich habe den Film jetzt auf meiner Liste ganz weit nach oben gesetzt!), kann ich hierzu nicht viel sagen und nur auf die Äußerungen anderer Rezensenten verweisen, die den Film gesehen haben. Doch das Science Fiction in der Aussage ist – wie oben schon gesagt – etwas überzogen.

Mir hat der Humor der Geschichte tatsächlich gut gefallen. Ich könnte mir durchaus Fortsetzungen von der Geschichte rund um Henry und OWEN vorstellen und würde diese auch auf jeden Fall lesen.
Da es sich bei „Der Metropolist“ scheinbar um das Romandebut des Autors handelt, der vorher nur Kurzgeschichten veröffentlicht hat, kann ich mir durchaus vorstellen, dass er an weiteren Projekten wächst und sein Potential noch mehr ausschöpft.

Veröffentlicht am 24.05.2019

Außergewöhnlicher Stil, Inhalt nicht immer greifbar

Ihr Körper und andere Teilhaber
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In ihrem Debüt „Ihr Körper und andere Teilhaber“ vereint die Autorin Carmen Maria Machado mehrere Kurzgeschichten. Kurzgeschichten, die alle eine Frau und ihren Körper im Mittelpunkt stehen haben und sich ...

In ihrem Debüt „Ihr Körper und andere Teilhaber“ vereint die Autorin Carmen Maria Machado mehrere Kurzgeschichten. Kurzgeschichten, die alle eine Frau und ihren Körper im Mittelpunkt stehen haben und sich mit unterschiedlichen Themen befassen.
Machado hat einen so eigenen Stil und lässt so viel Raum für Diskussionen und Interpretationen der einzelnen Kurgeschichten, dass meine Deutschlehrerin ganz verzückt wäre vor Freude. Und eine Interpretation wäre für manche Kurzgeschichten wirklich nicht so leicht. Die Lektüre an sich ist relativ einfach, der Schreibstil zwar sehr blumig und teilweise ausschmückend, aber wirklich angenehm zu lesen. Doch für jede Minute, die mit dem Lesen der Geschichte verbracht wird, muss eine Vielzahl an Minuten für das Nachdenken der gelesenen Worte eingerechnet werden. Doch manche Geschichten forderten mich wirklich heraus. So weiß ich auch jetzt noch nicht, ob ich die Kurzgeschichte „Mütter“, die von einer Frau und ihrem Baby handelt, wirklich richtig verstanden habe. Oder ob es überhaupt ein richtig gibt in dem Fall. Die Geschichte lässt so viel Spielraum zu, dass ich als Leser am Ende nicht wusste, was nun real war und was nicht. Oder ob das überhaupt wichtig wäre zu wissen.
Neben „Mütter“ gibt es noch sieben weitere Kurzgeschichten.
„Der Extrastich“ handelt von einer Frau und ihrem Mann, die glücklich miteinander verheiratet sind. Das einzige, was die Frau aber nicht mit ihm teilen möchte, ist das Geheimnis um das grüne Band, das schon immer um ihren Hals lag. Doch ihr Mann möchte nach etlichen Jahrzenten Ehe endlich wissen, was es mit dem grünen Band auf sich hat.
„Inventur“ spielt in einer dystopischen Welt, in der die Bevölkerung von einem aggressiven Virus langsam dahingerafft wird. Während sie einige ihrer Liebsten an den Virus verlor, kämpfte sich eine Frau mutig immer weiter und erstellt Listen ihrer Geschlechtspartner.
„Besonders heimtückisch 272 Mal Law & Order: Special Victims Unit“ habe ich zu meiner Schande nicht durchgehalten. Es handelt sich hier um die fiktive Titel und Beschreibungen von Folgen der Serie „Law & Order“. Für ganze 12 Staffeln, die ich irgendwann nur noch überflog. Bei Zeiten werde ich mir diese Kurzgeschichte eventuell noch einmal genauer ansehen. Auch hier kann ich gedanklich nicht einordnen, was mir die Autorin sagen, aufzeigen oder wissen lassen wollte.
„Echte Frauen haben Körper“ ist wieder dystopisch, denn auf der Welt verblassen die Körper von Frauen. Die Protagonistin der Geschichte arbeitet in einer Kleiderboutique und erfährt von ihrer Liebhaberin eines Tages, dass die durscheinenden, fast unsichtbaren Körper dieser Frauen in die Kleider eingenäht wurden. Die Geschichte gefiel mir wirklich gut, da in ihr auch eine charakterliche Entwicklung spürbar war.
„Acht Bissen“ handelt von einer Frau, die unzufrieden mit ihrem Körper ist. Ihre Schwestern haben sich bereits aller einer Operation unterzogen und um nun auch einem Körperideal zu entsprechen, entschließt auch sie sich zu eine Operation. Nach dieser jedoch wird sie heimgesucht von dem Teil, der ihr weggeschnitten wurden.
„Die Bewohnerin“ ist wieder eine der Geschichten, die mich etwas ratlos zurücklässt. Eine Schriftstellerin begibt sich in ein Hotel, das ganz auf das künstlerische Schaffen ausgelegt ist. Dort lernt sie weitere Künstle kennen, die in diversen Gebieten arbeiten und versucht, ihr Buch weiter zu schreiben. Doch der See an dem das Hotel gelegen ist, ist ihr aus ihrer Kindheit bei den Pfadfindern bekannt. Während die anderen Bewohner sie als immer verrückter betiteln, verwirrte mich die Geschichte mehr und mehr. Auch wenn ich ihr gerne folgte.
„Schwierig auf Partys“ handelt von einer Frau, die ein Trauma erlebte und mit Hilfe ihres Mannes versucht, im Leben wieder Fuß zu fassen. Das gestaltet sich jedoch immer schwieriger, denn sie kann plötzlich die wahren Gedanken von Pronodarstellern hören.
Ich hätte vorher nicht erwartet, welche Schwierigkeiten ich beim Lesen dieses Buches haben würde. Ja, ich lese viel und gerne, doch solch einen Stil habe ich bisher selten gelesen. Ich bin der Überzeugung, dass ich die Geschichten nicht wirklich im Kern verstanden habe. Deswegen kann ich nur anhand meiner Emotionen bestimmen, wie sie mir gefielen. Wie vielen anderen Rezensenten gefiel auch mir „Der Extrastich“ wirklich am besten. Und auch wenn ich nicht alles verstanden habe oder nicht richtig einordnen kann, so hatte ich doch eine wirklich tolle Lesezeit mit einem ganz anderen Buch und Stil als gewohnt.
Der Schreibstil ist wie bereits beschrieben sehr blumig, doch auch intensiv, ausufernd, beschreibend und außergewöhnlich.
Wer sich für ungewöhnliche Stile interessiert und gerne Interpretationen von Kurzgeschichten erstellt, der wird eine große Freude an diesem Buch haben.