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Veröffentlicht am 01.08.2022

Nicht überzeugend

Die versteckte Apotheke
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Der Klappentext dieses Buches klang so vielversprechend und genau nach einem Buch, das meine derzeitige Stimmung traf, dass ich sofort mit dem Lesen anfangen musste. Leider wurden bei mir viel zu hohe ...

Der Klappentext dieses Buches klang so vielversprechend und genau nach einem Buch, das meine derzeitige Stimmung traf, dass ich sofort mit dem Lesen anfangen musste. Leider wurden bei mir viel zu hohe Erwartungen geweckt, die die Geschichte letztlich nicht halten konnte.

Aus drei verschiedenen Perspektiven und Zeitebenen berichten die Apothekerin Nella, das Dienstmädchen Eliza und Caroline über ihr Leben und ihre Erlebnisse. Während Nella und Eliza im London des 18. Jahrhunderts lebten, lebt Caroline in der heutigen Zeit. Die Frauen könnten nicht unterschiedlicher sein, doch ein Fund von Caroline offenbart ihr dank ihrer Neugierde die Geschehnisse und Geheimnis aus Nellas Leben. Denn diese rettete und half Frauen durch ihr Geschick im Umgang mit Kräutern und Giften, um in einer von Männern dominierten und herrschenden Welt zu überleben.

Die Prämisse klang wirklich so spannend, da ich bin ein großer Fan der „His Fair Assassin“-Reihe von Robin LaFevers bin und immer wieder auf der Suche war nach einem neuen Buch über geheime Frauenbünde.
Leider konnte mich „Die versteckte Apotheke“ überhaupt nicht überzeugen, was unterschiedliche Gründe hat.

Zum einen wurde ich einfach nicht mit Caroline warm, die mehr oder weniger der Hauptcharakter der Geschichte ist. Schon auf den ersten zehn Seiten fand ich sie einfach unerträglich, denn Caroline ist natürlich nicht so wie andere Frauen. Während ihre Kommilitoninnen nur quatschend im Café saßen, saß sie vor alten Schriften und studierte diese. Um es mal so zu formulieren, wie in Tiktoks und Reels: Caroline ist der Inbegriff eines „pick me girls“.
Sobald dann ein Mann in ihr Leben tritt, vergisst sie all ihre Träume, Vorstellungen und Wünsche und ordnet ihr Leben komplett dem ihres Mannes unter. Vorbei der Traum eines Masterabschlusses, den sie unbedingt in Cambridge absolvieren wollte. Schließlich möchte ihr Mann Amerika nicht verlassen. Und Geldverdienen muss sie auch, nur mit einem Abschluss in Geschichte findet sie einfach keine Anstellung, weshalb sie eine Stelle im Familienbetrieb ihrer Eltern annehmen muss und darüber eigentlich todunglücklich ist. Es ist wirklich so schade, dass es in den Staaten einfach keine Unis gibt, an denen Caroline ihren Master hätte absolvieren können. Natürlich außer der Universitäten der Ivy League und anderer Universitäten…

Eigentlich ganz gut und gelungen fand ich die Verwendung der unterschiedlichen Perspektiven und Zeitebenen. Ich mag es immer sehr, wenn mit diesem Werkzeug gearbeitet wird, schließlich kann der Leser oder die Leserin somit deutlich bessere Einblicke in die Gefühlswelt der einzelnen Charaktere erlangen.
In der Hinsicht war Nellas Perspektive die spannendste, doch leider wurde ihr Erzählstrang viel zu häufig und viel zu schnell wieder unterbrochen. Carolines Erzählstrang nahm viel zu viel Raum ein, wodurch sich die Stränge von Nella und Eliza nur wenig entwickeln konnten. Eine deutliche Kürzung von Carolines Strang hätte der Entfaltung der Geschichte viel besser getan.

Anfangs fand ich es echt angenehm, dass die Autorin etliche Hinweise zum Plot hat fallen lassen, zum Beispiel warum Caroline alleine in London ist, welche relativ schnell aufgelöst wurden. Ich hatte etwas die Befürchtung, dass einige „Geheimnisse“ aus Carolines oder Nellas Leben erst am Ende des Buches aufgelöst werden würden. Aber wirklich sehr geschickt auf genau dem richtigen Höhepunkt der Neugierde löste die Autorin viele dieser Geheimnisse auf.
Leider galt dies jedoch für fast alle Dinge. So ist die titelgebende versteckte Apotheke nicht wirklich versteckt.
Auch waren mir etliche Handlungen und Auflösungen zu einfach dargestellt, zu simple, zu konstruiert und zu wenig durchdacht.

Ich habe das Buch von einer Freundin geliehen bekommen und bin darüber wirklich froh. Ich hätte mich sehr geärgert, wenn ich für diese Geschichte Geld ausgegeben hätte. Für Interessierte ohne Kaufabsicht gibt es die Möglichkeit, das Hörbuch über Spotify zu hören. Ich habe mal ins Hörbuch reingehört und fand die Sprecherin eigentlich ganz angenehm. Sie passt zumindest gut zur Geschichte.
Fast hätte ich das Buch abgebrochen, in gewisser Weise habe ich es auch getan. Ab der Hälfte habe ich nur noch quergelesen und wollte einfach nur noch, dass das Buch endlcih vorbei ist.
Empfehlen kann ich das Buch nicht, wer auf der Suche nach historischen Frauenbünden und Abenteuern, Freundschaft und Intrige ist, dem kann ich uneingeschränkt die „His Fair Assassin“-Reihe von Robin LaFevers empfehlen.

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Veröffentlicht am 28.05.2022

Tolle Verbindung aus persönlichem Werdegang und zum Lebensabschnitt passenden Rezepten

Geschmack pur!
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Die Person Christian Rach mag umstritten sein, manche mögen ihn scheinbar sehr, andere üben mitunter berechtigte Kritik. Es ist wie Koriander, entweder man liebt ihn oder man hasst ihn. Und wieder andere ...

Die Person Christian Rach mag umstritten sein, manche mögen ihn scheinbar sehr, andere üben mitunter berechtigte Kritik. Es ist wie Koriander, entweder man liebt ihn oder man hasst ihn. Und wieder andere können sich nicht entscheiden. Während ich Koriander liebe, kann ich mir zu der Person Christian Rach nicht wirklich eine Meinung bilden. Ich nutze als Generation Netflix den Fernseher lediglich für Streamingdienste, wenn überhaupt nutze ich das reguläre TV mal im Hotelzimmer, aber dann gucke ich doch ganz gerne mal in Kochsendungen auf den privaten Sendern rein. Deswegen verbinde ich aber auch solche Formate mit Ruhe und Entspannung.
Was ich aber unabhängig von der eigentlichen Person unheimlich spannend finde, sind berufliche Werdegänge. Und als amateurhafte Hobbyköchin mit Faible für Printmedien vergrabe ich mich sehr gerne in Kochbüchern und Büchern von, mit und über Köche und Köchinnen. Und das Buch traf wirklich genau meinen Geschmack.

Denn das Konzept des Buches gefällt mir wahnsinnig gut. Ich fand es super spannend, Christian Rach durch die Kindheit bis zum Sterne-Restaurant zu begleiten. Essen und Kochen spielten auch in meiner Familie seit jeher eine große Rolle, so groß, dass mein Bruder letztendlich auch eine Kochausbildung in der gehobenen Gastronomie abschloss, von der wir bei Familienfeiern noch heute profitieren.
Die Etappen seines Lebens untermalte er mit dazu passenden Gerichten und ihren Rezepten und ich habe schon beim ersten Durchblättern das ein oder andere Rezept mit Page Markern versehen.
Und auch beim Lesen des Buches habe ich mir noch weitere Gerichte vorgemerkt. Ausprobiert habe ich letztendlich (in etwas abgewandelter Art) Linguine mit Krebsen und Pfifferlingen. Sehr lecker!
Die Rezepte empfinde ich als teils etwas aufwändiger, aber durchaus machbar. Vereinzelt gibt es nur Rezepte, die besonderere Zutaten benötigen oder in der Zubereitung etwas anspruchsvoller sind, doch die Mehrheit ist wirklich in Ordnung. Ich finde die Mischung der Rezepte auch toll. Nur ein paar der wirklichen Standard-Sachen hätte ich mir durch raffinierte Rezepte ersetzt gewünscht, so ist zum Beispiel das Hunderte Rezept für Mousse au Chocolat nicht notwendig gewesen.

Der Aufbau der Rezepte ist wirklich gut, ich hätte mir aber eine Auflistung der Zutaten gewünscht. Denn die benötigten Mengenangaben und Zutaten sind im Fließtext aufgeführt, nicht noch einmal gesondert. Das ist vollkommen in Ordnung, schließlich sind die Zutaten fett gedruckt und heben sich dadurch etwas mehr vom Text ab. Aber für einen schnellen Blick beim Kochen ist es wirklich unpraktisch. Und ich bin auch etwas faul, ich möchte mir gerne die Zutatenliste abfotografieren, um es beim Einkaufen auf einen Blick zu sehen und mir nicht alles extra rausschreiben müssen.

Die Seiten mit persönlichen Erfahrungen und Anekdoten halten sich sehr im Rahmen, gefühlt können diese an einer Hand abgezählt werden. Es ist also durchaus eher ein Kochbuch mit persönlichem Touch als eine Schilderung von Christian Rachs Werdegang mit einer Handvoll Rezepten. Dennoch würde ich das Buch eher Personen empfehlen, die Christian Rach mögen oder mehr über ihn und sein Leben erfahren wollen.
Noch am Rande erwähnen möchte ich, dass ich viele von Christian Rach aufgeführte Punkte sehr unterstütze. Fertigprodukte machen einem das Leben nicht einfacher, Kochen muss nicht kompliziert sein und die Qualität der Lebensmittel spielt eine große Rolle.
Ich habe auf jeden Fall noch ein paar Rezepte, die ich gerne nachmachen möchte und freue mich schon jetzt darauf!

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Veröffentlicht am 09.05.2022

Ein berührendes Buch um Trauer und Verlust

Das Fundbüro der verlorenen Träume
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Immer wieder gibt es Bücher, deren Klappentexte etwas versprechen, was die Geschichte an sich dann jedoch niemals halten kann. Manchmal werden Erwartungshaltungen geweckt, die niemals in Erfüllung gehen ...

Immer wieder gibt es Bücher, deren Klappentexte etwas versprechen, was die Geschichte an sich dann jedoch niemals halten kann. Manchmal werden Erwartungshaltungen geweckt, die niemals in Erfüllung gehen können. Oder Handlungsstränge erwartet, die dann nicht im Buch auftauchen. Oftmals ist es eher enttäuschend, wenn Klappentext und Inhalt nicht zusammenpassen. Eben, weil man als Leser:in das Buch mit einer bestimmten Erwartung aufschlägt und immer weiterliest, in der Hoffnung, dass das Erwartete irgendwann einmal in der Geschichte auftaucht. Und immer mehr ernüchtert, je mehr Seiten vergehen.
Auch bei diesem Buch hat das Zusammenspiel von Klappentext, Cover und Titel bei mir ganz andere Erwartungen geweckt. Aber glücklicher Weise gehört „Das Fundbüro der verlorenen Träume“ zu der eher selteneren Kategorie: Ein Buch, das im Vorfeld andere Erwartungen weckte und dessen Tiefe und Inhalt mich als Leserin überraschte und mich begeistern konnte.

Erwartet hatte auch ich eine Handlung, die viel mehr auf die Fundstücke und das Fundbüro fokussiert wäre, nicht aber eine Geschichte um Familie, Trauer, Verlust und Schuld. Ich würde im Nachhinein empfehlen, den deutschen Klappentext nur zu überfliegen und lieber den originalen Klappentext zu lesen, der dem eigentlichen Inhalt ein weniger näher ist. Dabei ist der Klappentext nicht schlecht, er konzentriert sich jedoch nur auf einen Teilaspekt der Geschichte.

Mit Dot als Protagonistin habe ich mich anfangs etwas schwergetan. In einzelnen Passagen fand ich sie unheimlich sympathisch und liebenswürdig, außerdem verfügte sie über ein erstaunliches Einfühlungsvermögen in andere Menschen. Dann aber ist sie echt biestig, stößt Menschen von sich, lässt keine Nähe zu und denkt dermaßen in Kategorien und Schubladen, aus denen die betreffenden Menschen sich scheinbar nicht mehr „befreien“ können. Liebevoll, lebensfroh, unternehmungslustig auf der einen Seite, engstirnig, verurteilend und überlegen auf der anderen.
Doch nach und nach löste Dot sich selber aus dem Muster, in das ich sie gedanklich sortierte.
Trauer um den Verlust eines geliebten Menschen kann einen Menschen einfach verändern.
Das Buch ist aus der Ich-Perspektive geschrieben, was verstärkt dazu führte, dass man sich als Leser:in noch mehr mit Dot und ihrer Vergangenheit beschäftigte und sich in sie hineinversetzen konnte.
Auf der anderen Seite blieben dadurch die Nebencharaktere etwas zurück. Manche von ihnen waren detaillierter ausgearbeitet als andere. Aber vielen fehlte es ein wenig an Tiefe und Charakter. Das ist aber für die Geschichte verschmerzbar, schließlich geht es um Dot und ihr Leben.

Die Handlung an sich fand ich wirklich toll. Ja, anders als erwartet, aber einfach besser. Ein wenig störte ich mich an dem teilweise sehr exzessivem Alkoholkonsum, aber andererseits fand ich es als Angehörige eines Menschen, der sich nach dem Verlust eines geliebten Menschen selbst in den Alkohol flüchtete und der nun schon seit Jahrzehnten erfolgreich trocken ist, sehr realitätsnah.
Trotz der Melancholie und vergänglichen, traurigen Stimmung war der Schreibstil passagenweise wirklich humorvoll und gefiel mir gut.
Ich persönlich fand das Ende nicht ganz passend zum Rest der Handlung, aber ich verstehe, weshalb die Autorin es so geschrieben hat.

Alles in allem hatte ich eine echt schöne Lesezeit und kann das Buch wirklich empfehlen.


TW: Alkoholkonsum, Suizid, Suizidversuch, Trauer, Depression, sexueller Übergriff

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Veröffentlicht am 09.05.2022

Es fehlte die sommerliche Leichtigkeit

Schallplattensommer
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Alina Bronskys Bücher sind mir schon so oft empfohlen oder auf den verschiedenen Buch- und Lese-Plattformen unter die Augen gekommen. „Schallplattensommer“ war jedoch für mich das erste Buch der Autorin ...

Alina Bronskys Bücher sind mir schon so oft empfohlen oder auf den verschiedenen Buch- und Lese-Plattformen unter die Augen gekommen. „Schallplattensommer“ war jedoch für mich das erste Buch der Autorin und ich verstehe nun, warum in Beschreibungen über ihre Bücher so häufig über die Einzigartigkeit ihrer Charaktere berichtet wird.

Maserati fühlt sich als Außenseiter:in. Als einzige junge Frau im näheren Umkreis fühlt sie sich wie eine Kuriosität, für ihre Oma, bei der sie aufgewachsen ist und mit der sie gemeinsam den Imbiss der Gemeinde führt, fühlt sie sich alleine verantwortlich. Mitten hinein in den Sommer stolpern Caspar und Theo, die neu in die Nachbarschaft gezogen sind.

Schallplattensommer lässt sich irgendwie nicht richtig fassen und in eine Schubalde stecken. Für einen jugendlichen Liebesroman fehlt es an Liebe, für ein Drama ist es doch nicht dramatisch genug, ein Krimi ist es trotz vieler Geheimnisse auch nicht und eine seichte Sommerlektüre nur in vereinzelten Passagen. Ein Buch, ebenso flexibel und wenig fassbar wie seine Protagonistin.
Ich bin wirklich hin und hergerissen, wie ich das Buch fand. Es ist weder sehr gut, noch schlecht. Ich war wahrscheinlich einfach nicht die richtige Leserin beziehungsweise in diesem Fall Hörerin für das Buch.
Die Handlung blieb mir oftmals zu oberflächlich, aufgedeckte Plottwists wurden nicht weiter behandelt, Geheimnisse nicht verfolgt. Maserati verhält sich liebevoll bis verletzend, ist sehr sprunghaft und ambivalent. Ich mochte sie in der einen Passage, in der anderen weniger. Zusammenfassen, worum es in dem Buch nun im Kern ging, kann ich gar nicht.
Aber wirkliche Emotionen konnte das Buch nicht hervorrufen. Wahrscheinlich werde ich mich in kurzer Zeit schon nicht mehr an das Buch und seinen Inhalt erinnern.

Durch den sehr beschreibenden Schreibstil wurde die sommerliche Atmosphäre wirklich gut rübergebracht. Trotz des stürmischen und regnerischen Wetters, das draußen herrschte während ich es mir mit dem Buch gemütlich gemacht habe, hatte ich beim Lesen stets den Geruch von Sonnencreme und Badesee in der Nase.
Aber die Leichtigkeit, die ich sonst mit solchen Gerüchen und Erinnerungen verbinde, fehlte bei diesem Buch.

Jasna Fritzi Bauers Stimme passte wirklich gut zu der Geschichte rund um Maserati. Ruhig, nicht aufgeregt und ein bisschen kratzig.

Ich entscheide mich bei der Bewertung für die Mitte, es war kein schlechtes Buch, aber auch kein sehr gutes. Ich denke immer noch, dass ich einfach die falsche Leserin war und wünsche anderen Leser:innen mehr Spaß mit dem Buch!

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Veröffentlicht am 29.04.2022

Ein absolutes Wohlfühlbuch

Der vergessene Geschmack von Glück
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„Der vergessen Geschmack von Glück“ ist ein absolutes Wohlfühlbuch und ich habe wirklich jede Minute, die ich dieses Buch gelesen habe, sehr genossen.

In erster Linie liegt dies daran, dass mit spürbarer ...

„Der vergessen Geschmack von Glück“ ist ein absolutes Wohlfühlbuch und ich habe wirklich jede Minute, die ich dieses Buch gelesen habe, sehr genossen.

In erster Linie liegt dies daran, dass mit spürbarer Hingabe und Detailverliebtheit über qualitative Lebensmittel, der Zubereitung und das Essen dieser geschrieben wurde. Ich liebes es zu kochen und ich liebe es zu essen. Meine Eltern sind beide begnadete Köche und mein Bruder machte die Leidenschaft unserer Familie zum Beruf, in dem er eine Ausbildung als Koch in der gehobenen Gastronomie absolvierte. Und das Niveau unserer familiären Küche wurde seitdem noch einmal mehr angehoben.
All die vielen sehr detailreichen Schilderungen der Zubereitung und der Komposition der Lebensmittel haben mich total begeistert. Ich könnte an dieser Stelle noch hunderte Zeilen darüber schreiben, wie gut ich die sehr authentischen Beschreibungen, wie es in einer Großküche zugehen kann, fand. Doch man könnte den Eindruck gewinnen, das Buch würde nur aus Passagen bestehen, in denen Essen zubereitet wird. Dabei liegt der Fokus der Geschichte natürlich nicht darauf, sondern auf den tollen Charakteren und ihrer Geschichte.

Die Erzählperspektive wechselt zwischen Anna-Greta Olsson, einer fabelhaften Köchin und Besitzerin eines Hotels auf einer kleinen Insel in den Jahren 1911-1913, und dem jungen, von der Leidenschaft verlassenen Koch Leif Söderberg, der rund hundert Jahre später auf eben diese Insel gelangt.
Der Perspektivwechsel hat mir sehr gut gefallen, ich mochte sowohl den Erzählstrang rund um Anna-Greta und den von Leif sehr gerne. Wirklich passend wechselten die Perspektiven immer wieder, erzeugten dadurch viel Spannung und fütterten den Leser mit genau der richtigen Dosierung an neuen Informationen.
Die Nebencharaktere sind teilweise etwas farblos, aber auf den knapp 350 Seiten, die sich wirklich sehr schnell lesen lassen, fehlt etwas der Platz, um ihnen mehr Tiefe und Raum zu bieten. Wobei dies auch nicht beabsichtigt ist, sie sind kleine Instrumente für den Plot. Natürlich sind das alle Nebencharaktere in jedem Buch, es ist angenehmer, wenn man als Leser nicht einen solchen Eindruck bekommt, indem diesen Charakteren einfach ein wenig Entfaltungsmöglichkeiten geboten wird. Aber hier ist es eher passend, die Geschichte fokussiert sich einfach sehr auf einzelne Charaktere.
Ein paar Charaktere sind etwas klischeehaft beschrieben, es passt zur Geschichte und zur Handlung und stört nicht wirklich, aber an sich mag ich es weniger, wenn Charaktere sehr in schwarz und weiß gehalten sind.

Neben den kulinarischen Beschreibungen gefielen mir die über die Natur der kleinen schwedischen Insel besonders gut. Sehr atmosphärisch wurde über das Meer und die Fauna der Insel geschrieben. Generell mochte ich den Schreibstil sehr gerne.
Auch die Kapitelüberschriften, die immer bestimmte Phrasen des Kapitels waren, fand ich unterhaltsam. Eine echt schöne Art, Kapitel zu benennen. Nur die Kapitel von Anna-Greta Olsson waren anders beschrieben, jedoch auch anders nummeriert.

Das Buch ist als Fantasy eingeordnet, doch würde ich es nicht als solches bezeichnen. Es gab kleinere, fiktive Erscheinungen, die jedoch nicht das Buch dominierten. Vielmehr ist es ein Roman mit einer Ahnung von fiktiven Elementen.

Das Ende überrascht nicht wirklich. Große Plottwists gibt es nicht, es ist eigentlich schon zu Beginn der Lektüre klar, wie das Buch enden wird. Aber das fand ich total ok, eigentlich sogar recht schön. Es ist ein „feel good“-Buch, das mich aus der Hektik des Alltags riss und das ich in den ruhigen Minuten des Tages genießen konnte.

Ich bin sehr angetan von dem Buch, auch wenn es einzelne kleine Schwachstellen hat. Aber über diese kann ich sehr gut hinwegsehen, schließlich hat mich der Rest des Buches einfach begeistern können. Wer auf der Suche nach einem tollen Buch zum Abschalten ist und etwas Leidenschaft für gutes Essen hat, dem kann ich das Buch wärmstens empfehlen.

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