416 Seiten voller Historie und Versteckspiele
Fräulein Anna, Gerichtsmedizin (Die Gerichtsärztin 2)Die Schwabinger Morde steht unter dem Titel und eigentlich hatte ich gar nicht vor, dieses Buch sofort nach Erhalt zu lesen, aber die Neugier hatte wiedermal zugeschlagen, so dass ich meine eigentlich ...
Die Schwabinger Morde steht unter dem Titel und eigentlich hatte ich gar nicht vor, dieses Buch sofort nach Erhalt zu lesen, aber die Neugier hatte wiedermal zugeschlagen, so dass ich meine eigentlich geplante Lektüre zur Seite gelegt habe. Petra Aicher ist mit der Gerichtsmedizinerin Anna Zech und dem Skandalreporter Fritz von Weynand bereits im Dezember 2022 auf Ermittlertour gegangen, die seinerzeit für viel Aufsehen im historischen München gesorgt hatten. Welches Abenteuer Anna und Fritz wohl dieses Mal bestreiten mussten?
"Ein toter Säugling im Hinterhof" So beginnt der Ullstein Verlag die Kurzbeschreibung des Romans (der eigentlich eher ein historischer Krimi ist), dessen Hauptprotagonisten ein völlig ungleiches Ermittlerpaar sind. Wir schreiben das Jahr 1914 und seit dem letzten Fall sind zwei Jahre vergangen und einmal erschüttern Morde München, genauer gesagt, Schwabing. Ein toter Erwachsener ist schon grausam, aber ein toter, einfach abgelegter Säugling? Wer bzw. welches Schicksal steckt dahinter? Anna erhält in der Gerichtsmedizin interessante Hinweise auf das Geschehnis und auch weitere spannende Informationen. Fritz muss sich in der Rolle des Reporters bewähren. Und nun müssen sich beide zusätzlich noch um einem Mann in Frauenkleidung kümmern. Der Skandal ist da und die Ermittlungen nehmen ihren Lauf.
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Der Roman ist wieder einmal ein schönes Beispiel dafür, dass Geschichte nicht nur etwas für Historiker ist. Ein Transvestit in Kaiserzeiten und des I. Weltkrieges? Zu dieser Zeit einfach unvorstellbar und unter Strafe gestellt. Die Autorin greift in diesem Roman ein, auch heute noch, sehr heikles Thema auf. Schimpf und Schande wurden über Menschen verbreitet, die sich in ihren Körpern nicht wohl fühlten und, zumindest äußerlich, das Geschlecht wechselten. Der Roman lässt den Leser am Ende zwar aufatmen, dennoch bleibt ein säuerlicher Geschmack zurück. Hatten sich die Zeiten wirklich geändert?
Mir hat der Roman sehr gut gefallen, auch wenn er hier und da ein bisschen mehr Spannung vertragen hätte. Ich warte nun gespannt, welchem Thema sich die Autorin in ihrem nächsten Buch widmen wird.