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Veröffentlicht am 13.10.2020

Ein sehr bewegendes Buch über eine mutige Frau. Ein Jahreshighlight

Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete
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Polen im Jahre 1939, die sechzehnjährige Stefania macht eine Ausbildung im Geschäft der Familie Diamant. Sie verliebt sich in deren Sohn Izio. Als dann der Zweite Weltkrieg beginnt, verändert sich alles. ...

Polen im Jahre 1939, die sechzehnjährige Stefania macht eine Ausbildung im Geschäft der Familie Diamant. Sie verliebt sich in deren Sohn Izio. Als dann der Zweite Weltkrieg beginnt, verändert sich alles. Die Nazis besetzen die Stadt und Izio muss mit seiner jüdischen Familie ins Ghetto. Stefania hilft ihnen, so gut es ihr möglich ist und begibt sich dabei ständig in Gefahr. Izios Bruder Max gelingt die Flucht und Stefanie versteckt ihn mit weiteren Juden auf ihrem Dachboden. Doch dann stehen plötzlich die Nazis vor der Tür und wollen sich im Haus einquartieren.

Die Autorin Sharon Cameron hat mit dem Buch „Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete“ die wahre Geschichte von Stefania Podgórska in der Ich-Perspektive niedergeschrieben. Dadurch bringt die Autorin dem Leser die Gedankenwelt und Gefühle von Stefania sehr nahe.

Die Juden werden verfolgt und getötet, aber auch die Menschen, die Juden verstecken werden erschossen. Dies ist eine unfassbare emotionale Geschichte, die mich sehr aufgewühlt hat. Stefania ist eine bemerkenswerte, mutige, tapfere Frau, die ich bewundert habe, wie sie ihr Leben und das ihrer Schwester aufs Spiel gesetzt hat, um mehrere Juden zu retten. Sie hat ständig schwere Entscheidungen zu treffen, um nicht alle in Gefahr zu bringen. Sie alleine ist für das Leben der Juden auf dem Dachboden verantwortlich, denn nur sie kann einkaufen und arbeiten gehen. Der Gedanke, wenn mir etwas passiert, dann werden alle sterben, belastet sie zusätzlich.

Diese Aussichtslosigkeit und Angst vor den Nazis, hat die Autorin gut vermittelt. In der heutigen Zeit, kann man sich kaum vorstellen, was diese Menschen durch die Angst entdeckt zu werden alles durchgemacht haben, um mit dem Leben davon zu kommen. Trotz der Aussichtslosigkeit hat Stefania mit den Juden gekämpft bis zur Erschöpfung. Auch Helena, die Schwester von Stefania, trägt in ihrem jungen Alter einiges dazu bei, um von den Nazis nicht entdeckt zu werden.

Dies ist eine Erzählung nach einer wahren Geschichte, der von Stefania. Es ist sehr bewegend aber auch spannend erzählt. Ich werde die Geschichte von dieser mutige Frau nicht vergessen und hoffe, dass "Das Mädchen, das ein Stück Welt rettete" noch viele Leser erreichen wird. Für mich ist dieses Buch ein Jahreshighlight.

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Veröffentlicht am 13.10.2020

Ein emotionaler, abwechslungsreicher historischer Roman

Fräulein Gold: Scheunenkinder
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Berlin, im Jahre 1923 wird die Hebamme Hulda Gold ins Scheunenviertel gerufen, um Tamara, einer jungen Frau bei der Geburt zu helfen. In diesem multikulturellen Viertel herrschen andere Gesetze, doch Hulda ...

Berlin, im Jahre 1923 wird die Hebamme Hulda Gold ins Scheunenviertel gerufen, um Tamara, einer jungen Frau bei der Geburt zu helfen. In diesem multikulturellen Viertel herrschen andere Gesetze, doch Hulda Gold lässt sich davon nicht einschüchtern. Sie schafft es, das Vertrauen der jungen Mutter zu gewinnen. Nach einigen Tagen ist das Neugeborene spurlos verschwunden und Hulda wird wieder in einen rätselhaften Fall verstrickt.

Der Schreibstil der Autorin Anne Stern hat mir gut gefallen und ich konnte sofort in die Handlung eintauchen. Dieser zweite Teil der Reihe lässt sich auch ohne Vorkenntnisse lesen. Hulda Gold zeigt sich wieder mit einem starken Charakter und scherrt sich nicht um die Meinung anderer Leute. Selbstbewusst übt sie mit Leidenschaft ihre Arbeit als Hebamme aus.

Durch ihren recht komplizierten Charakter läuft die Beziehung zu ihrem Freund Karl, der Kommissar bei der Mordkommission ist, nicht immer ganz einfach ab. Aber auch Karl bringt aufgrund seiner problematischen Kindheit einige Probleme mit sich.

Die Berliner Polizei fahndet nach einem Kinderhändler und Hulda vermutet einen Zusammenhang mit dem verschwundenen Neugeborenen. Ihr Einsatz und das richtige Gespür werden von der Autorin spannend umgesetzt.

Die bildhaften Schilderungen führten mich in die 20er Jahre zurück. Die historischen Ereignisse wurden gut in dem Roman integriert. Die Autorin schildert gekonnt, den immer mehr verbreiteten Judenhass und die Ängste der Menschen in dieser Zeit. Auch Hulda bekommt immer mehr den Hass gegen die Juden zu spüren und gerät selbst in einem Pogrom in Gefahr.

Dieser Roman ist emotionaler als der erste Band, denn es gibt einige Themen die mich zutiefst berührten, doch den Kriminalfall empfand ich im ersten Band dieser Reihe etwas spannender.

Die Charaktere sind alle sehr authentisch beschrieben. Neben Hulda ist mir Tamara sehr ans Herz gewachsen, eine Frau, die es nicht einfach hatte und sehr leiden musste.

Anne Stern hat mich mit ihrem zweiten Teil der Reihe wieder gut unterhalten. Wie beim ersten Band ist dies ein sehr abwechslungsreicher Roman über die interessante Arbeit einer Hebamme und einem Kriminalteil, der gut mit der Historie der 20er Jahre verknüpft wurde.

Ich freue mich schon sehr darauf, wie es mit Fräulein Gold im dritten Teil weiter geht und empfehle diesen Roman sehr gerne weiter.

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Veröffentlicht am 11.10.2020

Topaktuelle und rastlose Spannung - ohne Kontrollverlust

Final Control
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Bei der Suche nach Investoren für sein Medical Start-up Unternehmen kann Tom den Milliardär Dairon Arakis für sich gewinnen. Als Tom erkennt, welche Ziele der Investor tatsächlich verfolgt, ist es fast ...

Bei der Suche nach Investoren für sein Medical Start-up Unternehmen kann Tom den Milliardär Dairon Arakis für sich gewinnen. Als Tom erkennt, welche Ziele der Investor tatsächlich verfolgt, ist es fast schon zu spät. Italien kämpft um das wirtschaftliche Überleben, Europa droht auseinanderzufallen und China bietet schnelle Lösungen an. Die europäischen Regierungen stehen vor der ultimativen Entscheidung: totales Chaos oder totale Überwachung.

In seinem Polit-Wirtschafts-Thriller „Final Control“ verknüpft Veit Etzold geschickt die unterschiedlichen Perspektiven von Opfern und Tätern. Im Mittelpunkt stehen dabei Banken, Kreditnehmer, Investoren, Politiker, Geheimdienste und der Vatikan. Die Story wirkt sehr realistisch, da tatsächliche Ereignisse mit fiktiven Gegebenheiten raffiniert verwoben werden. Dabei dürfen auch mal einige Seitenhiebe gegen die deutsche Politik nicht fehlen. Der flüssige Schreibstil, die zum Teil sehr kurzen Kapitel, die häufigen Ortswechsel und die vielen Cliffhanger garantieren einen konstanten und fesselnden Spannungsbogen. Dieser mündet in einem kurzen und kompakten Finale. Gespickt wird die Story mit verschiedensten Weisheiten (S. 15 „Alle Kriegsführung basiert auf Täuschung“) und Hintergrundinformationen zur chinesischen Lebensart. Das Personenverzeichnis am Ende des Buches habe ich erst zum Schluss bemerkt. Ich habe es aber auch nicht gebraucht. Dafür hätte ich mir aber ein Glossar für die verwendeten KI-Fachbegriffe (z.B. Blockchain, Predictive Analysis, Artificial Intelligence, etc.) gewünscht. Sicherlich musste der Autor für dieses Buch umfangreich und intensiv recherchieren. Davor ziehe ich den Hut.

Mich hat „Final Control“ gepackt und zum Nachdenken angeregt. Nicht nur über den unbedarften Umgang mit Smartwatches und intelligenten persönlichen Assistenten mit Spracherkennung sondern auch über den wirtschaftlichen Aufstiegs Chinas. Ich kann das Buch allen Lesern empfehlen, die sich für künstliche Intelligenz, verpackt in einer spannenden Story zwischen Startup-Szene und Weltpolitik, interessieren.

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Veröffentlicht am 09.10.2020

Neugierige Privatdetektive ermitteln im düsteren Prag - Meine Begeisterung hält sich in Grenzen

Die schwarze Dame
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Der Wiener Privatermittler Peter Hogart wird im Auftrag einer großen Versicherungsgesellschaft nach Prag geschickt. Dort soll er nach einer verschwundenen Kollegin suchen, die einem Versicherungsbetrug ...

Der Wiener Privatermittler Peter Hogart wird im Auftrag einer großen Versicherungsgesellschaft nach Prag geschickt. Dort soll er nach einer verschwundenen Kollegin suchen, die einem Versicherungsbetrug auf der Spur war. In der Goldenen Stadt beginnt Peter Hogart mit der Suche nach dieser Kollegin und der Aufklärung des Betrugsfalls. Bei seinen Recherchen macht er Bekanntschaft mit dem örtlichen Mafia-Boss, einigen zwielichtigen Gestalten, der Prager Kriminalpolizei und der Privatdetektivin Ivona Markovic. Diese ermittelt gerade für ihren Auftraggeber in einer Reihe von bizarren Verstümmelungsmorden. Zusammen entgehen Hogart/Markovic nur knapp einem Anschlag und ermitteln danach gemeinsam in der finsteren Prager Unterwelt. Dabei ziehen die beiden alle Register bzw. Kontakte und sind der Polizei immer einen Schritt voraus.

Nach einigen Startschwierigkeiten nahm die Story dann gemächlich Fahrt auf. Einige Handlungsstränge waren überraschend vorhersehbar, so dass sich insgesamt die Spannung in Grenzen hielt. Der Autor beschreibt eine spezielle Atmosphäre des Handlungsortes, indem er Prag als dunklen und mystischer Ort präsentiert. Möglicherweise liegt es aber auch am häufig beschriebenen Nebel und Nieselregen.

Für mich ist „Die schwarze Dame“ eher ein Krimi und kein Thriller. Mich hat die Story in Summe nicht überzeugt. Mit der Todesreihe und dem ungleichen und skurrilen Ermittlerteam Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez kann dieses Buch bzw. diese Ermittler nicht mithalten. Dafür haben die Protagonisten Peter Hogart und Ivona Markovic einfach zu wenige Ecken und Kanten.

Wer eine flüssige und unterhaltsame Krimigeschichte mag und immer schon mehr über Prag wissen wollte, ist aber hier gut aufgehoben.

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Veröffentlicht am 07.10.2020

Wieder ein gelungenes Buch von Ferdinand von Schirach

GOTT
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Richard Gärtner ist 78 Jahre alt und hat vor drei Jahren seine Frau verloren. Seitdem hat er keine Freude mehr am Leben und möchte würdevoll mithilfe eines Arztes Suizid begehen. Er ist weder psychisch ...

Richard Gärtner ist 78 Jahre alt und hat vor drei Jahren seine Frau verloren. Seitdem hat er keine Freude mehr am Leben und möchte würdevoll mithilfe eines Arztes Suizid begehen. Er ist weder psychisch noch körperlich krank.

Das Theaterstück ist in 2 Akte aufgeteilt mit 8 verschiedenen Rollen. Nach und nach werden die einzelnen Personen zum Thema befragt und stellen dabei verschiedene Standpunkte dar. Richard Gärtner wird von seinem Rechtsanwalt Biegler vertreten, der einen klaren Standpunkt zu dieser Thematik hat und viele Argumente der Gegenseite hinterfragt. Durch die verschiedenen Personen bei der Sitzung wird die medizinische Sicht eines Arztes, die theologische Sicht eines Bischofs und die Sicht eines Mitglieds des Ethikrats ausführlich dargestellt. Auch die Gesetzeslage wird am Anfang der Sitzung erläutert. Es werden viele Argumente hervorgebracht, die einen als Leser immer wieder neu zum Nachdenken anregen. Ich hatte vor dem Lesen dieses Buches eine klare Meinung zum Thema Sterbehilfe, doch beim Lesen geriet meine Ansicht immer wieder ins Schwanken und es wurde mir bewusst, was für ein schwieriges und komplexes Thema es eigentlich ist. Ferdinand von Schirach hat beide Standpunkte unglaublich gut mit den verschiedensten Argumenten dargestellt ohne seine eigene Meinung mit einfließen zu lassen. Als Leser hatte ich nicht das Gefühl in eine bestimmte Richtung gedrängt zu werden. Es stellt sich die wichtige Frage (S.117) „Wem gehört unser Leben? Gehört es einem Gott? Gehört es dem Staat, der Gesellschaft, der Familie, den Freunden? Oder gehört es nur uns selbst?“

Zum Schluss kann man sich dann seine eigene Meinung bilden und es wird nicht aufgelöst, wie sich der Ethikrat entschieden hat.

Erst durch das Lesen des Buches ist mir bewusst geworden, wie wichtig dieses Thema ist, da es uns alle betreffen könnte und es überhaupt nicht einfach ist, sich seine eigene Meinung dazu zu bilden. Ich kann dieses Buch jedem nur wärmstens empfehlen, da es einem zum Nachdenken anregt und ein wichtiges Thema behandelt. Gerade durch eine Gesetzesänderung 2020 ist diese Thematik auch sehr aktuell.

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