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Christina19

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.05.2024

Ein Buch schon für die ganz Kleinen

Ein kleines Geheimnis – Spiel mit mir und ich verrat es dir!
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"Ein kleines Geheimnis" richtet sich an die ganz Kleinen. Obwohl das Lesealter ab 2 Jahren angegeben ist, denke ich, kann man das Buch auch schon mit so manchem Einjährigen ansehen. Es besteht aus stabiler ...

"Ein kleines Geheimnis" richtet sich an die ganz Kleinen. Obwohl das Lesealter ab 2 Jahren angegeben ist, denke ich, kann man das Buch auch schon mit so manchem Einjährigen ansehen. Es besteht aus stabiler Pappe und hat sehr kurze Texte. Darin geht es um ein Eichhörnchen, das Kinder zum Mitmachen auffordert. So soll das Tier beispielsweise zwischen Bäumen gesucht werden, es sollen Seifenblasen zum Platzen gebracht und in die Hände geklatscht werden. Zur Belohnung erfährt das Kind am Ende ein Geheimnis des Eichhörnchens. Aufgefallen ist mir auf einer Seite, dass das Eichhörnchen ein Stück Himbeertorte frisst. An dieser Stelle hätte ich es für besser befunden, mit Haselnüssen oder anderen Nüssen/Früchten etwas aufzuzählen, was tatsächlich auf dem Speiseplan des Tieres steht. Die Illustrationen sind ansprechend gestaltet und die Seiten nicht zu überfrachtet.

Veröffentlicht am 18.05.2024

Ein vielschichtiger Roman über die Abläufe und Rassismus in der Literaturbranche

Yellowface
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Athena Liu hat alles erreicht, wovon ihre Freundin Juniper Hayward nur träumen kann: Ihr Debütroman wurde zum Bestseller und machte sie zu einer der bekanntesten Autorinnen des Landes. Alle weiteren Werke, ...

Athena Liu hat alles erreicht, wovon ihre Freundin Juniper Hayward nur träumen kann: Ihr Debütroman wurde zum Bestseller und machte sie zu einer der bekanntesten Autorinnen des Landes. Alle weiteren Werke, die sie nachlegte, wurden von Publikum und Kritikern mit Spannung erwartet und mit Begeisterung aufgenommen.
Als Athena bei einem tragischen Unglück ums Leben kommt, sieht Juniper ihre Chance gekommen. Sie nimmt Athenas gerade vollendetes und bislang unveröffentlichtes Manuskript an sich und bringt es unter ihrem Künstlernamen Juniper Song auf den Markt. Juniper wird für das Buch gefeiert und genießt allen Ruhm, bis erste Zweifel an der Autorenschaft auftauchen…

„Yellowface“ ist das erste Buch, das ich von Rebecca F. Kuang gelesen habe. Ihren Schreibstil mochte ich auf Anhieb. Die Sätze lassen sich angenehm lesen und die Handlung ist spannungsvoll aufgebaut.
Die Geschichte gewährt einen tiefen Einblick in die Literaturbranche. Thematisiert wird alles von der Zusammenarbeit zwischen Autoren und ihren Agenten über die Korrekturen mit den Lektoren, umfangreiche Werbekampagnen bis hin zu Vorschüssen und Tantiemen.
Die Charaktere sind mitunter facettenreich ausgearbeitet. Vor allem zur Protagonistin hatte ich dadurch beim Lesen ambivalente Gefühle: Einerseits habe ich mit ihr mitgefiebert, oft auch mit ihr gelitten. Andererseits empfand ich ihre Taten an vielen Stellen als niederträchtig, sie selbst bisweilen als narzisstisch und arrogant. Juniper selbst stellt sich zwar an einigen Stellen die Frage, ob ihr Handeln vertretbar ist, zeigt schlussendlich aber doch immer wieder eine verfälschte Selbstwahrnehmung, die mich beim Lesen förmlich kopfschüttelnd zurückließ. Genau diese Figurencharakterisierung hat für mich aber den Reiz der Geschichte ausgemacht – hier gibt es keine Schwarz-Weiß-Malerei, sondern auch viele Grautöne.
Während der Roman anfangs vor allem ethisch-moralische Bedenken zum Diebstahl geistigen Eigentums thematisiert, wird aus der Angelegenheit rasch eine Debatte über die Herkunft von Autoren. Die sozialen Medien spielen bei dieser Hetzjagd eine große Rolle. Darf eine weiße Frau ein Buch über asiatische Geschichte veröffentlichen? Wer darf überhaupt worüber schreiben? Und wie viele Autoren mit Migrationshintergrund „braucht“ ein Verlag, um bei seinem Publikum als weltoffen und tolerant zu gelten, mit Diversität werben zu können und dabei glaubwürdig zu wirken?
Moral, Rassismus, Missgunst und Rache gepaart mit Rebecca F. Kuangs Talent zum Schreiben sind die Zutaten für „Yellowface“. Zurecht wurde dieser vielschichtige Roman in den vergangenen Wochen so hochgelobt!

Veröffentlicht am 09.05.2024

Niedliches Kinderbuch mit wichtiger Botschaft zu Natur- und Umweltschutz

Der Recyclosaurus
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Matti ist der größte Dinosaurier-Fan aller Zeiten. Als ein Dino aus einem seiner Bilder eines Nachts zum Leben erwacht, geht für den Jungen ein Traum in Erfüllung. Er füttert sein neues Haustier und muss ...

Matti ist der größte Dinosaurier-Fan aller Zeiten. Als ein Dino aus einem seiner Bilder eines Nachts zum Leben erwacht, geht für den Jungen ein Traum in Erfüllung. Er füttert sein neues Haustier und muss dabei feststellen, dass der Dino am liebsten Plastik mag. Mattis neuer Freund wächst schnell und lässt sich schon bald nicht mehr vor seinen Eltern verstecken. Da der Platz zuhause nicht mehr ausreicht, zieht der Dinosaurier zuerst auf einen Tierschutzhof und reist später in die ganze Welt, wo er den Plastikmüll der Menschen frisst.

„Der Recyclosaurus“ ist ein liebevoll gestaltetes Kinderbuch. Schon das Vorsatzpapier begeistert mich mit Kinderzeichnungen von Dinosauriern. Auf den dann folgenden Seiten stechen zuerst die farbenfrohen und kindgerechten Illustrationen ins Auge. Sie sind nicht nur niedlich anzuschauen, sondern stecken auch voller Witz, wenn z. B. die Hinterlassenschaften des Dinosauriers heimlich von Matti in den Töpfen der Zimmerpflanzen entsorgt werden.
Die Geschichte um Matti und seinen Dino ist leicht verständlich in Sätzen formuliert. Die Sprache empfinde ich als ansprechend, ohne zu hochtrabend zu sein. An der einen oder anderen Stelle könnte der Inhalt für meinen Geschmack noch etwas ausführlicher beschrieben sein, z. B. als Mattis Zeichnung zum Leben erwacht.
Der Kern des Buches widmet sich dem Natur- und Umweltschutz. Mit dem „Recyclosaurus“ können schon junge Kinder an das Problem der Umweltverschmutzung durch Plastikmüll herangeführt werden. Richtig klasse finde ich an dieser Stelle zwei Doppelseiten am Ende des Buches, die den Lesern sachlich erklären, wie Erdöl entstanden ist, wofür wir es nutzen und was das eigentliche Problem an Kunststoff ist. Sie geben außerdem einen Überblick darüber, was jeder Einzelne für die Natur tun kann. Schon Kinder können so ermutigt werden, Plastik zu vermeiden und es, wenn seine Verwendung doch unausweichlich ist, richtig zu recyceln.
Ein empfehlenswertes Kinderbuch!

Veröffentlicht am 04.04.2024

Außergewöhnliche Idee, witzige Umsetzung, niedliche Illustrationen

Der Geräuschehändler
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In seinem kleinen Lädchen lagert der Geräuschehändler allerhand Töne und Klänge. Bei ihm raschelt und rauscht, klingelt und summt es. Jeden Tag empfängt er hier besondere Kunden: Der Straßenlaterne ist ...

In seinem kleinen Lädchen lagert der Geräuschehändler allerhand Töne und Klänge. Bei ihm raschelt und rauscht, klingelt und summt es. Jeden Tag empfängt er hier besondere Kunden: Der Straßenlaterne ist es nachts zu still, dem Zirkusclown fehlt Applaus und der Regenwurm sucht noch nach dem richtigen Sound für seine Gartenparty. Mit viel Liebe packt der Händler die passenden Geräusche in Tütchen ab und versucht so die außergewöhnlichen Wünsche seiner Kundschaft zu erfüllen.

„Der Geräuschehändler“ ist ein Kinderbuch mit einer ganz außergewöhnlichen und humorvollen Geschichte. Diese lenkt den Blick auf die Geräusche, Töne und Klänge in unserer Umwelt. Wie klingt beispielsweise Regen? Mal prasseln Tropfen ganz sacht, mal trommeln sie kräftig. Damit werden das Vorstellungsvermögen sowie die Fantasie von Kindern angeregt. Außerdem kann das Buch als Anlass dienen, die Umgebung genauer wahrzunehmen und akustische Reize zu beschreiben.
Witzig finde ich nicht nur die Idee, Geräusche abzupacken und zu verkaufen, sondern vor allem deren Umsetzung. Als Figuren treten Menschen, Tiere, Gegenstände und Weiteres auf, wobei mich vor allem der Trauerkloß überrascht und unterhalten hat. Daneben lädt auch die Handlung an vielen Stellen zum Schmunzeln ein, wenn der Geräuschehändler beispielsweise eine Messerspitze Martinshorn abfüllt und einen ordentlichen Bremsquietscher verpackt, aber von einem Lieferengpass für Autofahrergeschimpfe spricht.
An jedem Wochentag erlebt der Geräuschehändler ein anderes Abenteuer. Durch diese Einteilung in sieben kleine Geschichten besteht die Möglichkeit, täglich nur einen kürzeren Text vorzulesen und den Inhalt später mit der nächsten Geschichte wieder aufzugreifen.
Nicht unerwähnt bleiben sollen die tollen Illustrationen, die mir wirklich gut gefallen! Diese unterstreichen den Inhalt des Buches perfekt. Sie bezaubern außerdem durch einen besonderen Stil und eine spezielle Farbigkeit. Jule Wellerdiek besitzt damit einen hohen Wiedererkennungswert.

Große Empfehlung für den Geräuschehändler!

Veröffentlicht am 27.03.2024

Ein kluger Roman voller Weisheiten

25 letzte Sommer
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Mit „25 letzte Sommer“ ist Stephan Schäfer ein kluger Roman gelungen. Er erzählt von einem Mittvierziger, der die Arbeit, Anerkennung und das Geldverdienen in den Mittelpunkt seines Lebens gestellt hat. ...

Mit „25 letzte Sommer“ ist Stephan Schäfer ein kluger Roman gelungen. Er erzählt von einem Mittvierziger, der die Arbeit, Anerkennung und das Geldverdienen in den Mittelpunkt seines Lebens gestellt hat. Getrieben von den Erwartungen anderer sowie den eigenen hat er schleichend immer mehr Pflichten gegen immer weniger Freiheiten eingetauscht. So zieht er sich am Ende einer vollen Arbeitswoche ohne seine Familie in das gemeinsame Wochenendhaus auf dem Land zurück. Dort trifft er beim morgendlichen Joggen auf Karl, dessen Leben nicht gegensätzlicher sein könnte. In langen Gesprächen lernen die beiden Männer sich kennen und spüren rasch eine Verbundenheit zueinander. Der Erzähler beginnt, seinen Lebensstil zu überdenken und erkennt, worauf es wirklich ankommt.

Mit dem Ich-Erzähler, dessen Namen man im Verlauf des Romans nicht erfährt, hat der Autor eine Figur geschaffen, in der sich wohl viele Menschen wiedererkennen können. „Irgendetwas ist immer.“ - Oft unter Druck und ständig gestresst bleiben die eigenen Interessen sowie das eigene Wohlbefinden häufig auf der Strecke. Der Protagonist ist hier in unserer schnelllebigen Arbeitswelt absolut realistisch gezeichnet. Während er sich nun fragt, an welcher Stelle in seinem Leben er falsch abgebogen ist, um in diesen Strudel zu geraten, steht ihm mit Karl eine Figur entgegen, die im völligen Kontrast dazu lebt. Der Mittsechziger wirkt in sich ruhend, zufrieden und glücklich. Der Erzähler ist überrascht davon, wie wohl er sich bei Karl fühlt und wie schnell er sich ihm gegenüber öffnen kann. Die Zeit vergeht in der Gegenwart des Älteren sehr schnell, sodass der Erzähler seine Verpflichtungen für eine Weile vergessen kann. Auch mir erging es beim Lesen so, dass sich Karls gelassene Art auf mich übertragen hat, ich zur Ruhe kommen konnte und das Buch sehr genossen habe.
An mehreren Stellen des Romans habe ich gestoppt, um die Worte auf mich wirken zu lassen. In den Seiten stecken einige Fragen und Weisheiten, die ihren Raum und ihre Zeit brauchen, um ihren tiefgründigen Inhalt zu entfalten: „Warum hab ich mir selbst nicht oft genug erlaubt, einfach das zu tun, was mir guttut? Und warum hab ich nicht mehr im Leben gewagt?“ (S. 33, 34) Ich habe noch tagelang über so manche Textstelle nachgedacht und hoffe, die Worte selbst verinnerlichen zu können. Ein absolut empfehlenswerter Roman, den ich auf jeden Fall noch einmal lesen möchte!