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Veröffentlicht am 24.02.2023

mysteriöse Kurzgeschichten

Der Schatten aus der Tiefe
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"Der Schatten aus der Tiefe" ist ein Sammelband mit sechs Kurzgeschichten von Nathali Gutz. Erschienen ist er im BoD – Books on Demand Verlag im Jahr 2021.
Die Autorin nimmt uns mit auf eine Reise nach ...

"Der Schatten aus der Tiefe" ist ein Sammelband mit sechs Kurzgeschichten von Nathali Gutz. Erschienen ist er im BoD – Books on Demand Verlag im Jahr 2021.
Die Autorin nimmt uns mit auf eine Reise nach England in den Jahren 1811 bis 1813. Als historischer Hintergrund dienen die Industrielle Revolution und die Ludditenaufstände. Die Protagonisten sind Handwerker des Textilgewerbes. Es handelt sich dabei beispielsweise um Weber oder Tuchscherer.
Die Geschichten sind unterschiedlicher Art, allen gemeinsam ist jedoch ein mysteriöses, nicht erklärbares Phänomen.

Aufgrund der Buchbeschreibung habe ich mir erhofft mehr über die Ludditen-Bewegung zu erfahren. Diese wird zwar in den Geschichten angesprochen, aber nur am Rande behandelt. Als Leser erhält man Einblick in die damalige Lebens- und Arbeitsweise, was mir persönlich gut gefällt.
Was den Gruselfaktor der Geschichten anbelangt, war ich etwas enttäuscht. Die Geschichten sind von der Sprache her gut zu lesen, die Formatierung im Flattersatz erschwert jedoch das flüssige, zügige Lesen. Für mich fehlte das gewisse Etwas. Es gibt sehr spannende, tiefergehende "Gruselgeschichten", welche den Leser auch im Nachhinein noch beschäftigen. Das war im vorliegenden Band lieder nicht der Fall. Es handelte sich um eine kurzweilige Lektüre, die es nicht schaffte einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

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Veröffentlicht am 24.02.2023

erfrischend anders

Ameisen fällt das Sprechen schwer
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"Ameisen fällt das Sprechen schwer" von René Frauchiger erschien im Mai 2022 im Knapp Verlag. Der (Kurz)Roman umfasst 113 Seiten und ist der zweite vom Autor veröffentlichte Roman.

Protagonist ist der ...

"Ameisen fällt das Sprechen schwer" von René Frauchiger erschien im Mai 2022 im Knapp Verlag. Der (Kurz)Roman umfasst 113 Seiten und ist der zweite vom Autor veröffentlichte Roman.

Protagonist ist der Büroangestellte Peter Haller. Er sitzt im Zug ist auf Weg nach Hause als er kurz vor Bern bemerkt, dass er sein Gedächtnis verloren hat. Er weiss nicht mehr wer ist und muss erst einmal sein Portemonnaie nach einem Ausweis mit seinem Namen durchforsten. Die Erkenntnis schockt ihn weniger als vielleicht anzunehmen ist. Anstatt sich gleich auf den Weg zu machen, um sich in ärztliche Obhut zu bewegen, versucht er herauszuinden wo er wohnt und wie er dahin kommt. Sowohl das Eine wie auch das Andere gelingt ihm und schon bald findet er sich in seiner Wohnung wieder, welche er mit seiner Lebenspartnerin teilt. Ohne zu sagen, was passiert ist, wartet er ab und lebt das Leben von Peter Haller weiter. Immer in der Annahme, dass es jemanden auffallen müsse und er ein Geständis ablegen muss.

Es handelt sich hier nicht um einen Roman, wie man ihn kennt. Der Schreibstil ist sehr speziell. Abgehackt. Mit vielen kurzen Sätzen versehen. Um in den Text einzutauchen, ist ein konzentriertes Lesen notwendig. Betrachtet man die Geschichte oberflächlich, kann es vorkommen, dass ein Leser enttäuscht über deren Ausgang ist. Setzt man sich genauer mit dem Gelesenen auseinander, ergeben sich viele spannende Perspektiven und Einsichten, über welche es sich lohnt zu sinnieren. Einige der Fragen, welche Peter Haller sich stellt, kann - möglicherweise sollte - sich jeder selbst einmal stellen. Die Auseinandersetzung mit sich selbst und seinem Leben, seinen Wünschen, Erfolgen, verpassten Chancen etc. ist in der heutigen Zeit vielleicht wichtiger als kaum je zuvor.
Eine Interpretation darüber, wie es zum Gedächtnisverlust gekommen ist, ist jedem selbst zu überlassen. Ich persönlich mochte die Geschichte. Die zu grundeliegende Idee ist sehr spannend und lässt viel Raum zum Diskutieren, Philosophieren, Kontemplieren. Das Ganze in einem ungewöhnlichen Schreibstil. Erfrischend anders.

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Veröffentlicht am 24.02.2023

am Ziel vorbei

Blaukäppchen und der gute Wolf
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"Blaukäppchen und der gute Wolf" von Nico Sternbaum erschien im März 2022 im Verlag Schneiderbuch. Das Kinderbuch umfasst 32 farbig illustrierte Seiten.

Der Wolf ist traurig, da keines der anderen Tiere ...

"Blaukäppchen und der gute Wolf" von Nico Sternbaum erschien im März 2022 im Verlag Schneiderbuch. Das Kinderbuch umfasst 32 farbig illustrierte Seiten.

Der Wolf ist traurig, da keines der anderen Tiere mit ihm spielen will. Alle gruseln sich vor ihr. Dank Blaukäppchen, welches sich für den armen Wolf einsetzt, lernen die Tiere, warum sie sich nicht von Äusserlichkeiten beinflussen lassen sollten.

Das Thema der Inklusion ist sicher sehr wichtig, wird hier aber unserer Meinung ungenügend behandelt.
Die Tiere fürchten sich vor dem Wolf bis ein kleines Mädchen vorbeikommt und ihnen sagt, dass dies nicht nötig ist. Gestützt auf eine einzige Aussage, wird die - wenn auch falsche - Annahme über Bord geworfen und eine andere Meinung vertreten. Unsere Tochter fragte auch: "Warum glauben sie was Blaukäppchen sagt?".
Die Hälfte der Tiere und Vorurteile, das Ganze dafür etwas aussführlicher, wäre unserer Meinung nach besser gewesen.
Dazu kommt, dass solche Bücher erst dann wichtig werden, wenn man den Kindern Inklusion nicht vorlebt. Geht man ganz natürlich mit anderen um, unabhängig von Geschlecht, Alter, Hautfarbe, körperlichen Beeinträchtigungen etc. brauchen sie gar keine solchen Bücher, welche Vorurteile aus der Welt schaffen wollen.
Unsere Kinder waren natürlich sehr gespannt auf die Geschichte als das Buch da war, es hat es bisher aber nicht nochmals in die Vorleserunde geschafft.

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Veröffentlicht am 24.02.2023

verrückt und kompliziert

Das Haus zwischen den Welten
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"Das Haus zwischen den Welten" von Amy Sparks ist bereits der zweite Band rund um die Taschendiebin Neun und ihre Freunde. Das empfohlene Lesealter liegt bei neun Jahren. Der zweite Band erschien im Mai ...

"Das Haus zwischen den Welten" von Amy Sparks ist bereits der zweite Band rund um die Taschendiebin Neun und ihre Freunde. Das empfohlene Lesealter liegt bei neun Jahren. Der zweite Band erschien im Mai 2022 und umfasst 192 Seiten.
Neun und ihre Freunde, der Zauberer Eiderdaus, der Troll Erik und Dr. Löffel, wollen endlich wieder mit dem magischen Haus reisen. Leider gibt es ein Problem, das Haus hat Schluckauf. Ihre Versuche, den Schluckauf loszuwerden sind allesamt fehlgeschlagen. Nun gibt es nur noch eine Möglichkeit: Den Hüpfkästchenwettbewerb zu gewinnen und den magischen Turm zu befragen.

Gerade der Beginn der Geschichte ist sehr chaotisch und schwer zugänglich. Erschwerend kommt hinzu, dass kaum Angaben zu den Figuren gemacht werden. Falls man den ersten Band nicht kenn, tut man sich hier ziemlich schwer.
Zum Vorlesen für jüngere Kinder eignet sich das Buch kaum. Da es, wie erwähnt, sehr chaotisch und verstrickt ist. Auch die Sätze sind zum Teil sehr verschachtelt und schwierig zu lesen.
Im zweiten Teil wird es etwas einfacher. Unter anderem, da nicht ständig die Szenen wechseln und kaum neue Figuren hinzukommen. Nun ist die Geschichte besser nachvollziehbar und strebt linear auf ihr Ende zu.
Das Ende ist in sich stimmig, lässt jedoch Potenzial für weitere Bände.

Wir kannten den ersten Teil nicht und fanden so nur schwer Zugang zum zweiten Teil. Der Satzbau und die Erzählform sind ebenfalls eher schwierig zu vestehen. Falls der erste Band auch so ist, hätten wir den zweiten wohl gar nicht gelesen.

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Veröffentlicht am 24.02.2023

Umgang mit Wutanfällen

Der Junge, der die Welt verschwinden ließ
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"Der Junge, der die Welt verschwinden liess" erschien im August 2022 im Verlag arsedition. Die englische Originalfassung (The Boy Who Made the World Disappear) von Ben Miller erschien bereits 2019. Die ...

"Der Junge, der die Welt verschwinden liess" erschien im August 2022 im Verlag arsedition. Die englische Originalfassung (The Boy Who Made the World Disappear) von Ben Miller erschien bereits 2019. Die deutsche Übersetzung umfasst 224 Seiten. Das Lesealter wird mit 8 bis 11 Jahren angegeben. Als Vorlesebuch ist es auch bereits für jüngere Kinder geeignet.

Harrison ist an sich ein lieber Junge - wären da nicht seine berühmten Wutanfälle. Er lebt mit seinen Eltern und der jüngeren Schwester zusammen und geht in die Primarschule. Da ist er das erklärte Lieblingsziel des Klassenfieslings Hector. Dieser quält Harrison am liebsten mit seinem Gummiband. Immer im Geheimen, damit es niemand mitbekommt. Und genau dieser Hector hat Harrison zusammen mit den anderen Klassenkameraden zu seinem Geburtstagsfest eingeladen. Beim Fest passiert es schon wieder, Harrisson hat einen Wutanfall. Als am Ende des Nachmittages alle Kinder einen farbigen Ballon in der Farbe eines der Planeten erhalten, bleibt für Harrison nur ein schwarzer übrig. Schwarz wie ein schwarzes Loch.
Dass es sich bei dem "Ballon" tatsächlich um ein schwarzes Loch handelt, entdeckt Harrison schon bald. Er lässt so ziemlich alles, was ihn stört - Brokkoli zum Abendessen zum Beispiel - daran verschwinden. Eine Zeitlang geht das gut, bis er in einem Wutanfall unabsichtlich geliebte Menschen darin verschwinden lässt. Harrison muss nicht nur ans andere Ende der Welt reisen, um seine Liebsten zu retten, er kämpft dabei auch gegen die Zeit. Denn viel davon bleibt ihm nicht mehr.

Es handelt sich hier um eine wunderbare Geschichte, die das Thema Wut aufgreift und wie man damit umgehen sollte. Wut ist keine Emotion, die man unterdrücken sollte aber der richtige Umgang damit kann manche Auseinandersetzung einfacher machen. Harrison muss dies auf die harte Tour erfahren, während der jungen Leserschaft mit "Der Junge, der die Welt verschwinden liess" auf lustige und interessante Art gezeigt wird, was Wutanfälle alles anrichten können.
Dazu gibt es eine Portion Wissen über den Weltraum, Schwarze Löcher und die Einstein-Rosen-Brücke. Wer weiss, ob beim Lesen dieses Buches nicht die Weichen für ein zukünfiges Astrophysikstudium gelegt werden.

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