Selbstfindung im System
Fallen Kingdom 1: Gestohlenes ErbeDas Cover ist mit seiner Schrift und den Farben wunderschön. Dazu fasst es sich auch schön an mit der etwas rauen Beschichtung. Die Erstauflage hat auch einen wunderschönen Farbschnitt auf der langen Buchseite, ...
Das Cover ist mit seiner Schrift und den Farben wunderschön. Dazu fasst es sich auch schön an mit der etwas rauen Beschichtung. Die Erstauflage hat auch einen wunderschönen Farbschnitt auf der langen Buchseite, der gut zum Cover passt und die Möglichkeit bietet den Roman auch mal anders im Bücherregal hinzustellen bzw. ein Regal von beiden Seiten ein sichtbar aufzustellen. Im vorderen Umschlagteil findet sich eine schöne Karte mit Wappen der einzelnen Fürstentümer.
Die Charaktere sind unterschiedlich weit ausgestaltet, je nachdem wie wichtig/zentral sie für die bisherige Handlung sind. Die Protagonistin ist mir schnell ans Herz gewachsen und war mit ihrer zweifelnden und widersprüchlichen Art sehr sympathisch. Wer kennt das nicht. Sich selbst finden in einem bestehenden System. Sie hat noch die besondere Schwierigkeit, da ihr von klein auf eine Position mit Gewalt und Schmerz antrainiert wurde, die sie nur schwer ablegen kann. Reste dieser Identität, die sie jahrelang ausgemacht haben gilt es neu zusammenzusetzen und dennoch bleiben einzelne Teile bestehen, oder man fällt leicht mal in alte Muster zurück. Einzelnen könnte die Protagonistin vielleicht etwas zu langatmig vorkommen in ihrem Hin-und-Her, aber ich finde den Grad gut getroffen, sodass es mir nicht aufgestoßen ist. Zudem gilt es für sie herauszufinden, in einem System, in dem die Macht und Intrigen herrscht, herauszufinden, wem sie vertrauen kann und wer sie nicht für seine Zwecke benutzt. Aviell ist für mich immer noch etwas undurchschaubar. Sie hat im Laufe des Roman eine Entwicklung durchgemacht, die mit der der Protagonistin verknüpft ist. ich hoffe, dass ich Avi im zweiten Band besser kennenlerne. Die männlichen Hauptfiguren Miél und Liran haben jeweils ihre Facetten.
Die Handlung wird aus der Ich-Perspektive geschildert. Der Schreibstil ist flüssig und ich konnte den Roman schnell durchlesen. Auch die Spannungskurve ist gut gelungen, wobei einzelne Stränge auftauchten, die mich beim Lesen irritierten, was sich aber am Ende auflöste. Am Anfang war die Spannung eher locker. Am Ende nahm sie ihren Pfad auf. Zudem fand ich die Wendung gegen Ende gelungen. Schade fand ich es, dass nicht alle Fürstentümer im Roman ausgeführt wurden. Die Grundidee mit den Todsünden und ihre Übertragung der Charakteristiken auf die Eigenschaften und das Aussehen der Fürsten fand ich klasse und spannend. Ebenso wie das Konzept der "doppelten Kinder eines Geschlechtes", sodass erst ein Heroer geboren wird und danach erst ein Mensch ohne Kräfte. Um die Grundstruktur des Roman mit seiner fiktiven Welt zu verstehen habe ich einzelne Passagen mehrmals gelesen.
Ich bin schon gespannt, wie es im zweiten Band weitergeht. Wünschen würde ich mir, dass es ein Glossar mit den Namen der Fürsten der einzelnen Fürstentümer gibt mit ihrem Aussehen.
Den Roman kann ich jedem empfehlen, der auf Spannung und widersprüchliche Gefühle steht. Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen.