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Veröffentlicht am 09.04.2022

Nachkriegsroman mit einer großen Portion bayerischem Dialekt

Der Salon. Wunder einer neuen Zeit
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Das Cover von Julia Fischers Roman „Der Salon“ ist wunderschön und sehr ansprechend. Die Pastellfarben passen perfekt zum Frühling.
Da ich es mir interessant vorstellte, etwas über das Friseurhandwerk ...

Das Cover von Julia Fischers Roman „Der Salon“ ist wunderschön und sehr ansprechend. Die Pastellfarben passen perfekt zum Frühling.
Da ich es mir interessant vorstellte, etwas über das Friseurhandwerk in den 50er Jahren zu erfahren, wollte ich dieses Buch unbedingt lesen.
Leni ist ein waschechtes bayerisches Madl und dass ist ein Detail, welches den den Roman etwas gewöhnungsbedürftig macht. Es wird viel im Dialekt gesprochen und auch außerhalb der wörtlichen Redewendung kommt der bayerische Zungenschlag immer mal wieder durch. Dies ist definitiv Geschmackssache, ich persönlich bin kein großer Freund von Dialekten und war froh, als es in der zweiten Hälfte weniger wurde.
Aufgrund des Titels hatte ich erwartet, dass sich die Geschichte vor allem um den Salon und das Leben der Friseuse Leni dreht. Tatsächlich ist es nur ein Handlungsstrang von mehreren. Auch vier Medizinstudenten sowie Charlotte, eine wohlhabende aber unglückliche Ehefrau, spielen tragende Rollen.
Charlotte war meine Lieblingsfigur und ihr tragisches Schicksal zog mich völlig in den Bann. Zur damaligen Zeit legte die Gesellschaft Frauen sehr viele Beschränkungen auf und dies wird an ihrem Beispiel gut verdeutlicht.
Leni wiederum ist ein Charakter, der sich nicht eindeutig einordnen lässt. Einerseits ist die junge Frau sehr zielstrebig und verlässt den miefigen Salon in Dachau, um bei dem bekannten Friseur Keller in München zu arbeiten. Sie strebt ihren Meistertitel an und gründet mit einem Bekannten eine eigene Naturkosmetikfirma. Für eine Frau mit gerade einmal 21, noch dazu in den 50ern, eine beeindruckende Leistung. Gleichzeitig erschien sie mir teilweise trotzdem recht naiv und ich konnte es nicht ablegen, sie mir als Bauernmädchen vorzustellen.
Julia Fischer lässt den Zeitgeist der Nachkriegsjahre sehr authentisch aufleben und thematisiert die zwei Seiten der Medaille. Den Menschen stecken die Grauen des gerade erst beendeten Krieges noch in den Knochen, gleichzeitig feiern sie das Leben mit Konzerten, Musik, schöner Kleidung und Frisuren. Mein persönliches Highlight waren die Szenen, die Lenis Arbeitsalltag beschrieben haben und ich musste manches Mal schmunzeln, wenn die aufwendigen Frisuren mit großen Mengen Haarspray fixiert wurden.
Mich konnte „Der Salon“ gut unterhalten, auch wenn ich die Handlung oft recht vorhersehbar fand. So bald ein neues Thema angedeutet wurde, konnte ich mir bereits ungefähr vorstellen, wie es ausgehen wird... bis zu dem Augenblick, als die Geschichte eine Wendung nimmt, die ich definitiv nicht erwartet hätte.
Das überwiegend positive Buch schockiert am Ende mit einer Entwicklung, die mich fast in Tränen ausbrechen lies.
Dies ist der Auftakt einer Reihe und hier ist auf jeden Fall noch genügend Stoff für eine Fortsetzung vorhanden.

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Veröffentlicht am 03.04.2022

Definiton von Slow-Burn

New Hope - Der Glanz der Hoffnung
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„New Hope – Der Glanz der Hoffnung“ habe ich als Hörbuch gehört, was vermutlich der Gesamtbewertung einen Stern gekostet hat. Mit der weiblichen Sprecherin konnte ich mich leider nicht anfreunden, da sie ...

„New Hope – Der Glanz der Hoffnung“ habe ich als Hörbuch gehört, was vermutlich der Gesamtbewertung einen Stern gekostet hat. Mit der weiblichen Sprecherin konnte ich mich leider nicht anfreunden, da sie ohne viel Emotionen las und mich oftmals an einen Roboter erinnerte. Es gibt Stellen, an denen Sprachnachrichten vorgelesen werden, hierzu passt ihre Art aber bei Dialogen oder inneren Monologen war es mir einfach zu nüchtern.
Den männliche Sprecher fand ich wesentlich angenehmer. Allerdings klangen beide altersmäßig recht weit auseinander, was laut Geschichte nicht der Fall ist.
Der Klappentext versprach mir einen starken männlichen Charakter, der einer vom Schicksal gebeutelten Frau hilft, ihre Traumata zu bewältigen.
Ich hatte eine süße Lovestory erwartet aber leider nicht bekommen. Die Handlung von „Der Glanz der Hoffnung“ ist die Definition von Slow-burn. Nicht nur was die Romanze angeht, einfach alles ist extrem ereignislos. Bis kurz vor Ende bewegt sich die Spannungskurve kaum nach oben, erst zum Finale kommt Bewegung ins Geschehen. Auch die Sache mit Liz vorübergehender Stummheit hat sich für meinen Geschmack zu einfach in Wohlgefallen aufgelöst.
Die Beziehung zwischen Liz und Graham kam nicht so romantisch rüber, wie das rosa Cover vermuten lässt. Es gibt ein paar explizite Bettszenen aber ansonsten sah man sich eben und kam zusammen.
Dieses Buch war leider ein Flop für mich. Weder die Kleinstadt New Hope noch die anderen Charaktere mach mich neugierig und deswegen werde ich keine weiteren Bände aus dieser Reihe lesen oder hören.

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Veröffentlicht am 03.04.2022

Grandiose Reihe

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein wilder Tanz
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Nachdem ich den zweiten Band von „Polizeiärztin Magda Fuchs“ bereits mit 5 Sternen bewertet hatte, müsste ich Teil drei eigentlich 6 Sterne geben!

„Das Leben, ein wilder Tanz“ wirft den Leser ab der ...

Nachdem ich den zweiten Band von „Polizeiärztin Magda Fuchs“ bereits mit 5 Sternen bewertet hatte, müsste ich Teil drei eigentlich 6 Sterne geben!

„Das Leben, ein wilder Tanz“ wirft den Leser ab der ersten Seite mitten ins Geschehen. Die Bücher bauen aufeinander auf und ich empfehle in jedem Fall, die Vorgänger zuerst zu lesen.
Die Handlung konzentriert sich mittlerweile hauptsächlich auf Magda und Celia, Doris treffen wir nur noch in kurzen Sequenzen.
Lernten wir Celia im ersten Band als naives junges Mädchen kennen, beeindruckt sie nun ein ums andere Mal mit ihrer Selbständigkeit und ihrer Charakterstärke. Als Millionärsgattin und junge Mutter könnte sie sich eigentlich zurücklehnen, stattdessen plant sie den Bau eines Mietshauses, koordiniert eine Pension und studiert Medizin. Für eine Frau in den 1920er Jahren ist sie eine überaus moderne Person.
Auch Magda hat sich zu einem Charakter entwickelt, den man einfach gerne haben muss. Sie wirkt oft so viel älter und ernster, als sie tatsächlich ist und deswegen sind die Momente, in denen sie mit ihrem Mann Kuno tanzen oder spazieren geht sehr gelungene Einschübe, die ein wenig Leichtigkeit in die ansonsten oft düstere Handlung bringen. Generell finde ich Umgang zwischen Magda und Kuno sehr liebevoll und habe mich immer sehr gefreut, dass Ehepaar in privaten Situation zu erleben.
Dieses Mal fand ich auch den Titel Polizeiärztin wieder passend, denn es gibt tatsächlich einen Kriminalfall, der sich wie ein roter Faden durch den Roman zieht und Magdas und Celias Geschichte verbindet.
Geheime Sexclubs, Prostitution, Hehlerei, Gewalt und Mord – das Autorenduo wartet mit einer Vielzahl von Abgründen auf und skizziert die weniger schillernden Seiten der goldenen 20er.
Interessant und fast schon kurios lesen sich die damaligen begrenzten Möglichkeiten sowohl bei der Polizeiarbeit als auch in der Medizin. Es gab keine DNA Analysen, mit denen man Verwandtschaften mal eben feststellen konnte, oftmals mussten die Kommissare ihre Ermittlungen einfach auf Annahmen stützen.
Auch die Psychologie war zu dieser Zeit noch in den Kinderschuhen und den Menschen blieb nichts anderes übrig, als machtlos das Leiden ihrer Angehörigen hinzunehmen.
Die Kapitel in diesem Roman sind lang aber durch die Perspektivenwechsel zwischen den einzelnen Charakteren trotzdem sehr kurzweilig.
Neben Magda, Kuno und Celia habe ich auch ganz besonders den Butler Bergmann in mein Herz geschlossen. Ein sympathischer und freundlicher Mann mit so vielen Geheimnissen, dass er der Star in einem eigenen Buch sein könnte.
Sehr gefallen hat mir auch die hoffnungsvolle Aufbruchstimmung am Ende des Buches. Unsere Protagonisten haben eine Etappe ihrer Reise erreicht, aber so viel Neues wartet auf sie. Diese Reihe hat sich kontinuierlich von Buch zu Buch gesteigert. Obwohl mir der Auftakt schon gut gefallen hatte, konnte ich mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorstellen, dass es mir einmal so schwer fallen wird, mich von den Charakteren zu verabschieden. Würde es noch einen Band 4 und 5 geben, würde ich sie mit Freude lesen!

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Veröffentlicht am 27.03.2022

Drei Geschichten

Das Stranddistelhaus
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In „Das Stranddistelhaus“ erzählt Lina Behrens gleich drei verschiedene Geschichten.
1933 versucht Silvia ihren Mann, den kritischen Journalisten Joachim, vor den Nazis zu beschützen und flieht mit ihm ...

In „Das Stranddistelhaus“ erzählt Lina Behrens gleich drei verschiedene Geschichten.
1933 versucht Silvia ihren Mann, den kritischen Journalisten Joachim, vor den Nazis zu beschützen und flieht mit ihm nach Spiekeroog.
In den 60er Jahren lebt Viola ein ziemlich einsames Leben auf eben dieser Nordseeinsel. Sie kümmert sich um ihre Mutter, die Krebs im Endstadium hat und ist unglücklich in ihren älteren, verheirateten Chef verliebt, mit dem sie ein Verhältnis hat.
Der dritte Erzählstrang spielt in der Gegenwart. Rieke wird von ihrem Mann verlassen und erleidet einen Hörsturz. Bei der Renovierung ihres seit Jahren vernachlässigtem Strandhauses hofft sie, auf andere Gedanken zu kommen.
Durch die komplett unterschiedlichen Geschichten liest sich der Roman sehr kurzweilig und abwechslungsreich, auch über eine längere Zeit hinweg.
Was mich erst etwas gestört hat war, dass die Handlungsstränge im Grunde komplett unabhängig von einander sind. Bei zweien kristallisiert sich gegen Ende eine Verbindung heraus, für die Handlung selbst ist diese allerdings bedeutungslos.
Letztendlich vereint der Roman drei Kurzgeschichten. Wenn man sich damit angefreundet hat, findet man ein ausgesprochen lesenswertes Buch.
Die Idylle auf dem Cover mag täuschen, denn hier kommen durchaus ernste Themen auf den Tisch. Die Protagonisten müssen einiges durchmachen und lernen, dass ein erfülltes Leben nicht unbedingt das typische Familienmodell bedeutet.
Lina Behrens scheut nicht davor, ihren Charakteren ein Bilderbuch Happy-End zu verwehren. Genau deswegen wirken die Geschichten so authentisch. Besonders bewegt haben mich die Kapitel über Silvia, die buchstäblich um Leben und Tod kämpft. Die Probleme der beiden anderen Frauen wirken im direkten Vergleich etwas banaler.
Ich habe alle drei Frauen sehr gerne begleitet. Die Insel Spiekeroog wird so wunderbar beschrieben, dass sich beim Lesen Meerweh einstellt.
Ich fand „Das Stranddistelhaus“ sehr gut gelungen und bin froh, zu diesem Buch gegriffen zu haben.

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Veröffentlicht am 27.03.2022

Dysfunktionale Familie

Zwischen Himmel und Meer
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Vanja, Sally und Josefin – Großmutter, Mutter und Tochter. Drei Frauen einer Familie, die vor allem eine Parallele haben, die Töchter haben keinen Kontakt zu ihrer Mutter.
Während der Grund bei Sally ...

Vanja, Sally und Josefin – Großmutter, Mutter und Tochter. Drei Frauen einer Familie, die vor allem eine Parallele haben, die Töchter haben keinen Kontakt zu ihrer Mutter.
Während der Grund bei Sally und Josefin von Anfang an klar benannt wird, ist die Ursache für das nicht existierende Verhältnis zwischen Vanja und Sally komplexer und bleibt für lange Zeit des Romans ein Mysterium, dass den Leser neugierig macht und welches man gerne ergründen möchte.
Sowohl das Cover als auch der Titel von „Zwischen Himmel und Meer“ gaukeln dem Leser einen Wohlfühlroman vor. Von diesem Eindruck sollte man sich nicht täuschen lassen, denn die Geschichte hat durchaus mehr Tiefgang, als man auf den ersten Blick erwartet. Die Stimmung ist angespannt und die familiären Zerwürfnisse haben für viele angestaute Emotionen gesorgt, die nun an die Oberfläche kommen, da alle drei Frauen nach Jahren der Distanz im selben Ort leben.
Erzählt wird abwechselnd aus der Sicht von Vanja, Sally und Josefin. Interessant fand ich alle drei Charaktere, sympathisch war mir zunächst einmal vor allem Josefin. Die anderen beiden wirken grundsätzlich nett aber mir fällt es schwer, Verständnis dafür aufzubringen, warum man sich von seiner Tochter abwendet.
Sally zu verzeihen fiel mir noch relativ leicht, da sie ihr Verhalten bedauert und nachvollziehbar erklärt. Über Vanja hingegen konnte ich nur immer wieder den Kopf schütteln und je länger ich las, desto unmöglicher fand ich ihre Einstellung gegenüber ihrer Tochter.
Diese Geschichte ist durchgängig eher düster. Neben den familiären Problemen haben die Protagonisten mit Trauer, Geldsorgen, Existenzängsten und der allgemeinem Suche nach einem Platz im Leben zu kämpfen.
Es sind Probleme, die sich real anfühlen, die Menschen in dieser oder ähnlicher Form tatsächlich haben. Es ist dadurch allerdings kein Buch, welches den Leser aufmuntert oder bei der man besonders gut entspannen kann. Ich fand eher, dass mich der Roman irgendwie runterzieht, auch wenn mir das Setting in Schweden und das beschriebene Landleben sehr gut gefallen haben. Auch den Schreibstil von Anna Fredriksson mochte ich grundsätzlich gerne. Die Kapitel hatten eine angenehme Länge und obwohl die Handlung stellenweise eher ruhig ist, lässt sich das Buch gut lesen ohne dass Langeweile aufkommt.
Der Klappentext hatte mir ein wenig etwas anderes suggeriert, war ich doch insbesondere auf das Bed & Breakfast gespannt, da ich selber gerne eine kleine Pension hätte. Hier muss man ein wenig Geduld mitbringen, denn so richtig wird es in dieser Sicht wohl erst in der Fortsetzung der Buchreihe weitergehen.
„Zwischen Himmel und Meer“ war komplett anders als ich es mir vorgestellt hatte und doch auf seine Art ein Roman, der durchaus lesenswert ist. Ich denke, dass ich auch Band 2 lesen werde.

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