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Veröffentlicht am 27.12.2019

Suche nach den Wurzeln

Geteilt durch zwei
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Barbara Kunraths Roman „Geteilt durch zwei“ überfiel mich mit einer bedrückenden Stimmung, kaum dass ich mit dem Lesen begonnen hatte. Kurzzeitig hatte ich mich gefragt, ob ich so ein schwermütiges Buch ...

Barbara Kunraths Roman „Geteilt durch zwei“ überfiel mich mit einer bedrückenden Stimmung, kaum dass ich mit dem Lesen begonnen hatte. Kurzzeitig hatte ich mich gefragt, ob ich so ein schwermütiges Buch über die Feiertage lesen will. Gleichzeitig war ich von der Handlung so schnell gefesselt, dass ich es doch nicht mehr auf die Seite legen wollte.

Die Geschichte spielt hauptsächlich aus der Sicht von Nadja. Ihr Leben ist geprägt von der Suche nach Anerkennung. Obwohl sie glücklich verheiratet ist und liebevolle Adoptiveltern hat, fällt es ihr oft schwer, glücklich zu sein. Kleine Unstimmigkeiten und Abweichungen können für sie ein Auslöser sein, ihr Leben zu hinterfragen und eine Krise auslösen. Nadja wusste immer, dass sie adoptiert ist, an ihren leiblichen Eltern hatte sie bisher kein übermäßiges Interesse. Doch als sie durch einen Zufall herausfindet, dass sie eine Zwillingsschwester hat, wird die Suche nach ihren Wurzeln zur Essenz ihres Lebens. Es beginnt eine Odyssee durch verschieden Städte Deutschlands und bis nach Griechenland.
Der Hauptfokus liegt auf Nadja. Auch die Begegnungen mit ihrer Schwester Pia werden aus Nadjas Sicht beschrieben. In Rückblicken erfahren wir mehr über Corinna, die Mutter der Zwillinge, erzählt von deren Schwester Sibille.
„Geteilt durch zwei“ ist eine durch und durch tragische Geschichte. Das Leben dieser Familie wird dominiert von Depressionen, Verlust, falschen Entscheidungen und Einsamkeit.
Barbara Kunrath gelingt es sehr gut, die Gefühle der Protagonisten zu beschreiben. Sie hat großes schriftstellerisches Talent und überzeugt durch einen wortgewandten und abwechslungsreichen Schreibstil.
Nadja und Pia sind schwierige, manchmal anstrengende Charaktere. Die Suche nach den Wurzeln ist insbesondere für Nadja wichtig. Sie bekommt Antworten auf ihre Fragen, aber diese sind nicht gleichzusetzen mit einem Happy-End, was die Handlung sehr realistisch macht.
Ich empfand „Geteilt durch zwei“ als einen tiefgründigen Roman, den ich sehr gerne gelesen habe.

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Veröffentlicht am 22.12.2019

Fesselnder Schmöker

Die Frauen am Fluss
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„Die Frauen am Fluss“ ist ein weiterer schöner Schmöker von Katherine Webb. Die Geschichte hatte mich schon nach wenigen Seiten in seinen Bann gezogen und mir war quasi von Anfang an klar, dass dies mindestens ...

„Die Frauen am Fluss“ ist ein weiterer schöner Schmöker von Katherine Webb. Die Geschichte hatte mich schon nach wenigen Seiten in seinen Bann gezogen und mir war quasi von Anfang an klar, dass dies mindestens ein vier Sterne Buch werden wird.
Der Roman wird aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt. Zum einen ist da Irene, die eine Vernunftehe mit dem reichen Alistair Hadleigh eingeht, das Stallmädchen mit dem Spitznamen Pudding und die stumme Clemmie.
Während ich Pudding und Clemmie sofort in mein Herz geschlossen habe, hat es einige Zeit gedauert, bis ich mit Irene warm wurde. Normalerweise sind die Männer in diesen Vernunftehen meistens schrecklich. Nicht so Alistair. Er ist ein absoluter Traummann und Irene ging mir mit ihrer Distanziertheit und ihrer Sehnsucht nach ihrem verheirateten Liebhaber auf die Nerven. Dafür ging mir Alistairs Mord so nahe, wie den meisten Charakteren in diesem Buch.
Nach seinem Tod entwickelt sich langsam eine Freundschaft zwischen Irene und Pudding. Je mehr sich Irene öffnete,desto besser konnte ich ihr Verhalten verstehen. Im Grunde habe ich somit die selben Gedankengänge durchlaufen wie Pudding, die auch erst ihre Vorbehalte gegenüber der neuen Gutsherrin hatte.
Ich mochte sehr die Dynamik dieser beiden Frauen,die gegensätzlicher nicht sein könnten. Die behütete Irene, die noch nicht einmal weiß, wie man Milch erwärmt und die toughe Pudding, die mit ihren 16 Jahren bereits einer Arbeit nachgeht und selbstbewusst für sich und andere einsteht. Lange Zeit dachte ich, dass der Mörder von Anfang an bekannt ist und fand dies auch in Ordnung, da es ein Roman ist und kein Krimi. Im Verlauf der Handlung stellte sich dann jedoch heraus, dass die Auflösung des Mordfalls wesentlich komplexer ist, als zunächst angenommen.
Auf den letzten hundert Seiten überrascht die Autorin mit einem Plottwist, der im Grunde die ganze Zeit über präsentiert wurde, aber so gut versteckt war, dass es als Überraschung kam.
„Die Frauen am Fluss“ umfasst knapp 500 Seiten und es ist konstant fesselnd geschrieben. Ich hätte die Damen sogar gerne noch länger begleitet und gelesen, wie sich das Leben nach der Auflösung des Falls entwickelt.
Für mich war diese Buch kurz vor Jahresende nochmal ein Highlight und ich empfehle es gerne weiter.

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Veröffentlicht am 16.12.2019

Verzweigter Krimi

Die Schneelöwin (Ein Falck-Hedström-Krimi 9)
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„Die Schneelöwin“ ist alles andere als ein Weihnachtsroman aber aufgrund des Covers beschloss ich, dieses Buch noch im alten Jahr vom SuB zu befreien. Mit dem Lesen begonnen habe ich während einer Zugfahrt, ...

„Die Schneelöwin“ ist alles andere als ein Weihnachtsroman aber aufgrund des Covers beschloss ich, dieses Buch noch im alten Jahr vom SuB zu befreien. Mit dem Lesen begonnen habe ich während einer Zugfahrt, was sich schnell als Fehler herausstellte. Die langen Kapitel sind in kleiner, enger Schrift gedruckt und die Autorin führt eine große Anzahl an Charakteren ein, zwischen deren Perspektiven die Handlung in kurzen Abständen hin und her springt.
Man benötigt in jedem Fall etwas Konzentration um den Überblick zu behalten. Als ich zu Hause in ungestörter Atmosphäre weitergelesen habe, gelang es mir, richtig in die Geschichte einzutauchen.

Der Entführungsfall ist so brutal, dass man ihn sich gar nicht näher vorstellen möchte. Ein Mädchen wurde gekidnappt und in eine lebendige Puppe verwandelt, in dem man ihr alle Sinne genommen hat. Wie durch ein Wunder kann sie fliehen, wird jedoch von einem Auto überfahren. Die Polizei vermutet hier einen Zusammenhang zu zahlreichen weiteren Vermisstenfällen.

Wie bereits erwähnt, ist der Krimi aus einer Vielzahl von Perspektiven erzählt. Neben der Polizeiarbeit spielt auch Erica, die Frau des Kommissars wieder eine große Rolle. Bei den Recherchen für ihr neues Buch führt sie Interviews mit einer Frau, die - welch Zufall – der Dreh- und Angelpunkt in der Entführungsserie ist. Das kam mir doch etwas zu konstruiert vor.
Unterbrochen wird der Kriminalfall durch Einschübe aus dem Privatleben von Patrik und Erica sowie deren Schwester Anna. Hinzu kommt weiterhin ein Handlungsstrang um einen Reiterhof und Tierarzt sowie Rückblicke von Ericas inhaftierten Interviewpartnerin.
Zunächst ist nicht unbedingt ersichtlich, wie alles zusammenhängt, aber im Verlauf der Geschichte kristallisiert sich ein roter Faden heraus.

Ab der Hälfte war ich mir sicher, den Täter entlarvt zu haben. Im letzten Viertel überraschte mich die Autorinnen mit einigen Wendungen und ich musste meine Theorie über Bord werfen und durch neue ersetzen.
Auf den letzten hundert Seiten erreicht der Krimi seinen Höhepunkt, diese habe ich in einem Rutsch gelesen, da es so spannend war.
Warum gebe ich diese Mal trotzdem nur 4 Sterne?
Weil mich das Ende irgendwie unzufrieden zurückgelassen hat. Es wird zwar aufgelöst, wer hinter allem steckt und dem Leser wird ein Motiv präsentiert, aber der Fall wird nicht richtig abgeschlossen. Auch was es mit der letzten Postkarte auf sich hat, kann man sich nur zusammenreimen.
Aber das Hauptmanko war für mich, dass die Autorin scheinbar der Meinung ist, dass man als Psychopath geboren werden kann. Das halte ich für eine gewagte Theorie, wenn nicht sogar für völligen Blödsinn.

Dies war mein dritter Krimi aus der Patrik Hedström / Erica Falk Serie. Auch wenn mir „Die Schneelöwin“ nicht so gut gefallen hat wie „Die Engelmacherin“ und „Die Totgesagten“ ist es auf jeden Fall ein guter, vielschichtiger Spannungsroman mit menschlichen Abgründen, die jede Vorstellung übersteigen.

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Veröffentlicht am 14.12.2019

Ungehobelter Hauptcharakter

Alle Jahre Liebe
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Dieses Buch wollte ich lesen, weil ich das Cover so schön winterlich fand. Der Anfang hat mir auch wirklich gut gefallen. Chloe reist in das charmante Küstenstädtchen Appledore, um ihrem Ex bei der Eröffnung ...

Dieses Buch wollte ich lesen, weil ich das Cover so schön winterlich fand. Der Anfang hat mir auch wirklich gut gefallen. Chloe reist in das charmante Küstenstädtchen Appledore, um ihrem Ex bei der Eröffnung seines Restaurants zu helfen. Die Atmosphäre in dem kleinen Ort ist weihnachtlich und ich bekam Lust auch Urlaub in einem dieser Cottages zu machen und im Cafe heiße Schokolade zu trinken.

Doch mit dem Auftauchen von Chloes Exmann Gianni kippte die Stimmung. Dieser Mensch ist einfach nur ein arroganter Rüpel, der mit Schimpfworten um sich wirft. Zunächst hatte ich Hoffnung, er sei nur durch irgendwelche Umstände verbittert, aber als ich erfuhr, er sei schon immer ohne Empathie und selbstbezogen gewesen, war er komplett untendurch bei mir. Seine seitenlangen Wutanfälle und Tiraden waren mit der Zeit einfach nur noch nervig und auch Chloes Gedanken kreisen immer um die selben Themen. Generell passiert nach den ersten 100 Seiten nicht sonderlich viel neues und mir wurde langweilig.

Die komischen Gerichte, die Gianni in seinem ungemütlichen Restaurant kocht machten auch keinen Appetit, so wie man es in einem Roman mit einem Koch erwarten würde.

Leider habe ich mich hier vom schönen Cover täuschen lassen.

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Veröffentlicht am 05.12.2019

Blitzeis

Vier Jahre
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Vom Klappentext her hatte ich erwartet, dass sich „Vier Jahre“ um eine Gruppe von Menschen handelt, die in einen Fall von Fahrerflucht verwickelt sind. Schnell kristallisiert sich heraus, dass die Autorin ...

Vom Klappentext her hatte ich erwartet, dass sich „Vier Jahre“ um eine Gruppe von Menschen handelt, die in einen Fall von Fahrerflucht verwickelt sind. Schnell kristallisiert sich heraus, dass die Autorin hier eine Geschichte konstruiert hat, die bei weitem komplexer ist, als angenommen.
In kurzen Kapitel (78 an der Zahl) springt die Handlung zwischen verschiedenen Charakteren und den Jahren 2014 und 2018 hin und her. Trotzdem ist es mir leicht gefallen, den Überblick zu behalten.

Da ist die alleinerziehende Mutter Sandra, der skrupellose Jan, Jeannette, die bedingt durch Schicksalsschläge abgestürzt ist und ihre Freundin Kerstin, von der Straße.
Dreh- und Angelpunkt ist ein verhängnisvoller Tag im Jahr 2014 als ein Auto von der Fahrbahn abkam und der schwerverletzte Fahrer zurück gelassen wurde, so dass er erst nach Stunden seinen Verletzungen erlag.

Ich bin sehr schnell in diesen Thriller hinein gekommen, da der Spannungsbogen ab der ersten Seite sehr hoch beginnt. Bis ungefähr zur Hälfte empfand ich „Vier Jahre“ als absoluten Pageturner. Gerade zu Beginn konnte Carin Gehardsen mit dem ein oder anderen Plottwist aufwarten, den ich so nicht kommen sah und mich somit überraschen.
In der zweiten Hälfte flaute es dann ein wenig ab und ich empfand das Buch nicht mehr ganz so fesselnd, was vermutlich daran lag, dass die Handlung etwas ins Absurde rutschte und ich mir nicht mehr recht vorstellen konnte, dass sich so etwas in der Realität abspielen könnte. Es beruhte ein wenig zuviel auf Zufall.

Trotzdem hat mir „Vier Jahre“ insgesamt gut gefallen. Es handelt sich um einen skandinavischen Thriller, aber das Setting war für dieses Buch völlig unerheblich. Der Schauplatz könnte genauso gut in Amerika, Österreich oder sonst wo sein.

Dies war mein erstes Buch von Carin Gerhardsen und ich kann mir gut vorstellen mehr von ihr zu lesen.

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