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Veröffentlicht am 29.03.2018

Mitten ins Herz

Summ, wenn du das Lied nicht kennst
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„Summ, wenn du das Lied nicht kennst“ ist in jeder Hinsicht das perfekte Buch.
Ich muss gestehen, dass ich den Wunderraum Verlag nicht kannte, ich werde aber definitiv weitere Veröffentlichungen beobachten. ...

„Summ, wenn du das Lied nicht kennst“ ist in jeder Hinsicht das perfekte Buch.
Ich muss gestehen, dass ich den Wunderraum Verlag nicht kannte, ich werde aber definitiv weitere Veröffentlichungen beobachten. Die Aufmachung des Romans von Bianca Marais ist sehr hochwertig und rechtfertigt in meinen Augen den Preis eines Hardcovers. Angefangen vom Cover in Stempeloptik bis hin zu der schönen Innengestaltung und dem bedruckten Lesebändchen (das ich so noch nirgends gesehen hatte). Alles wirkt sehr edel und man schaut sich diese Ausgabe gerne länger an. Sie eignet sich auch gut zum verschenken.

Auch die Geschichte selbst ist etwas besonderes. Bianca Marias jongliert mit Worten und schafft zu weilen Sätze, die an Poesie erinnern. Wenn ich mit einem Textmarker in der Hand lesen würde, dann hätte ich einiges in diesem Buch unterstrichen, um es immer wieder finden zu können. Insbesondere was über zwischenmenschliche Beziehungen und Liebe gesagt wurde, hat mich sehr berührt.

„ Ich hätte mir gewünscht, die richtigen Worte zu finden, um auszudrücken, dass ich kurz davor stand, das Wesen der Liebe zu ergründen; das man Liebe nicht gefangen halten kann und das ein Gefangener seine Wärter nicht lieben kann, auch wenn er in einem Glaskasten sitzt und gar nicht weiß, dass er gefangen ist“.

„Summ wenn du das Lied nicht kennst“ spielt Mitte der 70er Jahre in Südafrika. Dies war keine leichte Zeit für Schwarze. Sie durften nicht mehr studieren und galten allgemein als Menschen zweiter Klasse. Es schockiert mich immer wieder, wie vor nicht allzu langer Zeit, Menschen wegen ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Orientierung verachtet und misshandelt wurden.

Erzählt wird der Roman in der Ich-Form, zum einen aus der Sicht der Xhosa Frau Beauty, die verzweifelt nach ihrer Tochter sucht, da diese sich einer kriminellen Organisation angeschlossen hat, die terroristische Anschläge plant.
Die zweite Hauptfigur ist die 9-jährige Robin, die ein privilegiertes Leben führt, bis ihre Eltern ermordet werden. Ihre einzige Verwandte ist ihre Tante Edith, die aus beruflichen Gründen fast dauerhaft unterwegs ist.
Dies ist die Stelle, an der sich Robins und Beautys Wege kreuzen, denn Beauty soll auf das Mädchen aufpassen und ist schon bald ihre Hauptbezugsperson.

„Summ wenn du das Lied nicht kennst“ - ein Titel, den ich im übrigen wunderschön finde – erzählt von Verlust und Einsamkeit, von der Suche nach Geborgenheit und von der Angst erneut verlassen zu werden. Gefühle, die uns allen auf die ein oder andere Art vertraut sind und deswegen trifft diese Geschichte mitten ins Herz.

Das Buch umfasst 500 Seiten, dennoch wollte ich Robin, Beauty und all die anderen charmanten Charaktere am Ende nicht gehen lassen. Ich weiß nicht, ob die Autorin eine Fortsetzung geplant hat, aber ich wünsche es mir auf jeden Fall.

Veröffentlicht am 29.03.2018

Solider Serienauftakt

Zu nah
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Die optische Aufmachung von Olivia Kiernans Thriller „Zu nah“ ist sehr simpel und hinterlässt deswegen nicht wirklich einen bleibenden Eindruck. Generell ist dies kein Krimi, der mich von der ersten Seite ...

Die optische Aufmachung von Olivia Kiernans Thriller „Zu nah“ ist sehr simpel und hinterlässt deswegen nicht wirklich einen bleibenden Eindruck. Generell ist dies kein Krimi, der mich von der ersten Seite an abgeholt hat. Ich musste ungefähr 70 bis 80 Seiten lesen, bis mich der Fall packte. Ab dann fand ich „Zu nah“ ziemlich spannend. Das Dark Net ist ein Begriff, den ich aus den Medien kenne, aber so richtig Gedanken habe ich mir dazu noch nicht gemacht. Ich hatte auch noch keinen Krimi gelesen, in dem das Dark Net thematisiert wurde, somit hatte dieses Buch durchaus etwas innovatives für mich.

Hauptfigur ist Detective Frankie Sheehan, die bei der Polizei in Dublin arbeitet. Nach dem sie bei ihrem letzten Einsatz verwundet wurde, ist sie nun zurück an ihrem Arbeitsplatz. Gleich der erste Fall gibt ihr und ihrem Team Rätsel auf. Eine erhängte Frau, der Ehemann und die Geliebte ebenfalls ermordet. Wie hängt das zusammen? Immer wieder stößt Frankie auf das Pigment Preußischblau und ominöse Foren im Internet.

Ich mochte sehr die Vielschichtigkeit des Falles. Scheint die Lösung am Anfang noch so nah zu sein, rückt sie mit jeder Seite weiter weg. Auf den letzten 100 Seiten erreicht die Spannungskurve ihren Höhepunkt und ich konnte das Buch nicht mehr weglegen. Die Enthüllung des Täters war überraschend, wirkte jedoch sehr überstürzt.

Obwohl in der Ich-Form aus der Sicht von Frankie erzählt wurde, blieb mir diese dennoch über das komplette Buch hinweg fremd. Außer ihrem Beruf und dass sie kürzlich angegriffen wurde, ist nichts über sie bekannt. Welche Beziehungen gibt es in ihrem Leben, was sind ihre Hobbies... Für den nächsten Band würde ich mir wünschen, dass die Autorin die Person Frankie Sheenan ein wenig lebendiger werden lässt und auf mehr Details zu ihrer Privatperson eingeht. Auch einen größeren Fokus auf die Stadt Dublin würde ich begrüße. Diese Geschichte hätte sich theoretisch überall so abspielen können. Boston, Hamburg oder Barcelona, außer dass der Fluss namentlich genannt wird, konnte ich nichts typisch irisches finden.

Fazit: diese Serie hat durchaus Potenzial. Der Plot war in jedem Fall gelungen und alles in allem war „Zu nah“ ein solider Krimi für mich.

Veröffentlicht am 21.03.2018

Die Macht von Feuer und Eis

Fire & Frost, Band 1: Vom Eis berührt
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Bei der optischen Gestaltung von „Fire & Frost“ hat der Ravensburger Verlag ganze Arbeit geleistet. Vermutlich handelt es sich hier um das hübscheste Buch, das ich dieses Jahr bisher gelesen habe. Die ...

Bei der optischen Gestaltung von „Fire & Frost“ hat der Ravensburger Verlag ganze Arbeit geleistet. Vermutlich handelt es sich hier um das hübscheste Buch, das ich dieses Jahr bisher gelesen habe. Die Graphik auf dem Cover passt wunderbar zur Handlung und ermöglicht ein klares Bild der Protagonistin Ruby.

Die Geschichte selbst spielt in einer nicht näher definierten, dem Mittelalter ähnlichen Zeit. Die Leute leben in überwiegend ärmlichen Verhältnissen. Einzelne wurden mit bestimmten Gaben geboren, die ihnen ermöglichen, große Kälte oder Hitze zu erzeugen und dies auch als Waffe einsetzen können. Über das Land herrscht ein skrupelloser König. Hier kommt die 17-jährige Ruby ins Spiel. Sie wird eines Tages akquiriert einen Anschlag auf den König zu verüben und die Bevölkerung von seinem Regime zu erlösen.

Nach dem mir das Cover so gut gefallen hat, hatte ich ziemlich hohe Erwartungen an „Fire & Frost“ und wollte es genauso sehr mögen. Im ersten Drittel hatte ich das Gefühl, dass das Buch diesen Anspruch nicht erfüllen kann. Ich fand den Schreibstil zwar sehr angenehm und bildhaft und mochte den verbalen Schlagabtausch zwischen Ruby und ihrem Lehrer Arcus, aber es dauerte doch eine Zeit, bis ich richtig in die Geschichte hinein kam. Als Ruby in den Palast gebracht und an Arenakämpfen teilnimmt, ging die Spannungskurve steil nach oben und für die zweite Hälfte würde ich sogar 5 Sterne vergeben.

Ich fand die Mythen und Prophezeiungen die über Fire- und Frostbloods kursieren sehr fesselnd und es war interessant zu sehen, wie Rubys Kräfte stärker wurden.

„Fire & Frost“ ist der Auftakt zu einer Trilogie. Was mir sehr gut gefallen hat ist, dass Teil 1 mit keinem zu großen Cliffhanger endet. Die Handlung aus dem Buch erreicht einen Höhepunkt und wird mehr oder weniger abgeschlossen, so dass Ruby im nächsten Band zu einem neuen Abenteuer aufbrechen kann.

Veröffentlicht am 18.03.2018

Roadtrip nach Memphis

Das Glück kurz hinter Graceland
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„Das Glück kurz hinter Graceland“ ist eins dieser Bücher, das ich aufgrund der Covergestaltung und des Klappentextes bereits in die Kategorie „leichte Urlaubslektüre für zwischendurch“ geschoben hatte. ...

„Das Glück kurz hinter Graceland“ ist eins dieser Bücher, das ich aufgrund der Covergestaltung und des Klappentextes bereits in die Kategorie „leichte Urlaubslektüre für zwischendurch“ geschoben hatte.
Nie hätte ich erwartet, dass mich diese Geschichte so berühren wird.

Der größte Teil wird in der Ich-Form aus der Sicht von Cory erzählt. Mit fast 40 Jahren hat sie in ihrem Leben noch nicht viel erreicht. Sie tingelt als Sängerin durch die Bars und hält sich mehr schlecht als recht über Wasser. Ihr ganzes Leben lang ist sie schon davon überzeugt, eine Tochter von Elvis Presley zu sein und als sie in der Garage ein Auto findet, dass nur der original Blackhawk des King sein kann, macht sie sich auf den Weg nach Graceland.

Dieser spontane Trip soll zu Corys Fahrt ihres Lebens werden. Sie lernt nicht nur mehr über ihre verstorbene Mutter als sie jemals wusste, sie trifft auch auf einige ihrer Weggefährten von damals. In kurzen Rückblicken erfahren wir die Geschichte von Corys Mutter Honey, die für ein Jahr mit dem King of Rock 'n' Roll auf Tour war und in Graceland lebt.

Elvis Presley ist länger tot als ich auf der Welt bin und ich gebe zu, dass mein Wissen über ihn sehr lückenhaft bis nicht vorhanden war. Kaum hatte ich mit „Das Glück kurz hinter Graceland“ begonnen, erwachte meine Neugierde. Stundenlang hörte ich mir „Elvis live in Las Vegas 1970“ an. Auch fast 50 Jahre später sind diese Songs zeitlos und Elvis Stimme geht unter die Haut.

Ich habe zahlreiche Artikel, die ich im Internet finden konnte gelesen und ich denke, dass Kim Wright den King und das Leben auf Graceland ziemlich nah an der Realität beschrieben hat.
Auch wenn die Geschichte um Cory und und ihre Mutter frei erfunden ist, so fühlt sie sich durch ihren realen Bezug doch echt an.

Ich denke, wenn ein Leser sich durch einen fiktiven Roman animiert fühlt, etwas über tatsächliche Ereignisse zu lesen und lernen, dann hat ein Autor ziemlich gute Arbeit geleistet.

„Das Glück kurz hinter Graceland“ ist für mich deswegen bei weiten mehr als nur ein „Zwischendurch“ Roman. Es wird für mich immer das Buch bleiben, dass mir Elvis Presley näher gebracht hat.
Der Schreibstil von Kim Wright hat es mir sehr leicht gemacht, diese Geschichte zu lesen. Schon nach wenigen Seiten wollte ich den Roman nicht mehr aus der Hand legen.

Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der Lust auf einen verrückten Roadtrip und eine Reise in die Vergangenheit hat.

Veröffentlicht am 11.03.2018

"Eine Familie mit Saft"

Bis zum Himmel und zurück
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Ich gebe zu, eigentlich wollte ich Catharina Junks Roman nur lesen, da ich die Leseprobe so witzig fand. Besonders hohe Ansprüche hatte ich nicht.
Schnell belehrte mich das Buch eines Besseren. „Bis zum ...

Ich gebe zu, eigentlich wollte ich Catharina Junks Roman nur lesen, da ich die Leseprobe so witzig fand. Besonders hohe Ansprüche hatte ich nicht.
Schnell belehrte mich das Buch eines Besseren. „Bis zum Himmel und zurück“ ist bei weitem mehr als nur ein Schenkelklopfer. Tatsächlich hat mich diese Geschichte sehr berührt ich litt mit den Charakteren, deren Leben durch einen unachtsamen Moment für immer aus den Fugen geraten ist.

Erzählt wird in der Ich-Form aus der Sicht von Drehbuchautorin Katja. Ihre mehr oder weniger unbeschwerte Kindheit nahm ein jähes Ende, als ihre jüngere Schwester bei einem tragischen Unglück ums Leben kam. Dieser Schicksalsschlag lies die Familie völlig hilflos zurück. Katja versuchte ihren Schmerz mit Selbstverstümmelung zu vergessen, ihre Mutter ertränkte ihn in Alkohol und der Vater flüchtete zu einer anderen Frau. 15 Jahre später sind von der einstigen Familie nur noch Scherben übrig, sämtlicher Kontakt ist abgebrochen.
Doch als Katjas Vater ins Koma fällt, sieht sie sich mit der Vergangenheit konfrontiert und sie macht sich auf die Suche nach Antworten auf die Fragen, die sie schon mehr als ihr halbes Leben lang quälen.
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Ich mochte Katja sehr gerne. Auch wenn ich nichts dergleichen selbst erlebt habe, so konnte ich mich doch ein wenig mit ihr und ihrer „Meine vier Wände sind mein sicherer Hafen“ Mentalität identifizieren. Ihr trockener Humor hat mich oft amüsiert, auch wenn es an vielen Situationen, in denen sie sich befindet, im Grunde nichts zu lachen gab.
Es war sehr interessant zu verfolgen, wie Katja sich im Laufe des Buches weiter entwickelt und die Mauern, die sie um sich errichtet hat, immer mehr einrissen.

Auch einige der Nebencharaktere habe ich schnell in mein Herz geschlossen, sei es Alex, Jella oder Joost.

Das war mein erstes Buch der Autorin, aber ihr Schreibstil hat mich so sehr begeistert, dass ich ihren Debütroman sehr bald lesen möchte.
Catharina Junk gelang es mühelos, sich auf dem schmalen Grad zwischen Komik und Schmerz zu bewegen. Dieses Buch ist wirklich überraschend vielschichtig und wirkt dabei niemals kitschig oder aufgesetzt. Am Ende musste ich tatsächlich ein wenig weinen.

Auch das Cover gefällt mir sehr gut. Es hat zwar nicht wirklich Bezug zur Handlung, aber es weckt durch seinen gelblichen Farbton die Erinnerung an warme Sommertage und das ist definitiv etwas, was man in diesem endlosen Winter gebrauchen kann.