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Veröffentlicht am 11.11.2017

Fragwürdiges Lebenskonzept

Herbstzauber in Briar Creek
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„Herbstzauber in Briar Creek“ - natürlich kann man von einem Buch mit diesem Titel keine hochtrabende Literatur erwarten. Was ich mir jedoch erhofft hatte, war eine romantische Liebesgeschichte, die ich ...

„Herbstzauber in Briar Creek“ - natürlich kann man von einem Buch mit diesem Titel keine hochtrabende Literatur erwarten. Was ich mir jedoch erhofft hatte, war eine romantische Liebesgeschichte, die ich mit einem Lächeln auf dem Gesicht lesen kann, während draußen Herbststürme toben.
Leider bekam ich ein Buch, in welchem mir sowohl die Charaktere als auch die Message an sich, von Anfang an fürchterlich auf die Nerven gingen.

Mit gerade einmal 18 Jahren hat Jane ihre Jugendliebe Adam geheiratet. Für ihr Traumleben als Hausfrau und Mutter gab sie einen Platz auf einem College auf und hing ihre Karriere als Balletttänzerin an den Nagel, bevor diese überhaupt begonnen hat. Mit Mitte 20 ist Jane geschieden und schlägt sich mit verschiedenen Jobs durch, um für sie und ihre Tochter den Lebensunterhalt sichern zu können.

Als alleinerziehenden Mutter zurecht zu kommen ist mit Sicherheit alles andere als einfach. Jane versinkt jedoch völlig in Selbstmitleid, da sie keinen Mann an ihrer Seite hat. Es scheint, als sei es ihr einziges Bestreben verheiratet zu sein, ansonsten ist das Leben nicht lebenswert. Ohne Mann lohnt es sich nicht, auf ihr Äußeres zu achten oder zu kochen (sehr traurig, denn die kleine Tochter sollte es auf jeden Fall wert sein, Mahlzeiten zu zubereiten).
Jane sagt selbst, sie braucht keine aufregende Beziehung, sie möchte nur einen Mann, zu dem sie nach Hause kommen kann. Das ist so furchtbar deprimierend. Einfach nur mit irgendwem zusammen sein um nicht alleine sein zu müssen – so habe ich mir einen Liebesroman nicht vorgestellt.

Dann gibt es in dieser Geschichte auch noch den attraktiven Henry. Als Jane noch mit Adam zusammen war, sah sie in Henry nur den guten Kumpel, aber jetzt, in der für sie unerträglichen Situation als Single, bricht ihr jedes mal der Schweiß aus, wenn sie ihn sieht und sie meint Schmetterlinge im Bauch zu spüren.

Henry selbst ist ebenfalls ein Mensch, der sich die meiste Zeit miserabel fühlt. Insbesondere da er – oh Schreck – ebenfalls Single ist. Seite Jahren schwärmt er für Jane, fühlt sich aber nicht würdig, mit so einem zauberhaften Wesen zusammen zu sein, da seine Mutter Alkoholikerin war und er eine schwierige Kindheit hatte. Um Jane zu vergessen, hatte er eine bedauernswerte Seele geheiratet, die Ehe ging jedoch zu Brüche.

Natürlich finden die beiden trotzdem irgendwann zusammen, alle sind glücklich und Jane stellt fest, dass es ihr nun gar nicht mehr so viel ausmacht, wenn ihre Tochter das Wochenende bei ihrem Exmann verbringt, denn sie hat ja nun ihren neuen Lover zu Hause und muss nicht mehr alleine sein. Mega Einstellung!

Ich finde es absolut schrecklich, wenn ein Mensch sein komplettes Dasein von einer anderen Person abhängig macht und fand die Stimmung in diesem Buch sehr deprimierend. Selbstverständlich ist es wunderschön verliebt und in einer Beziehung zu sein, aber es ist nicht der ultimative Schlüssel zum Lebensglück. Es gehören auch noch ein paar andere Dinge dazu um ein erfülltes Leben zu führen.

Ich vergebe einen Stern, da ich das Örtchen Briar Creek sehr hübsch beschrieben fand und die ortsansässigen Läden sehr interessant klangen.

Veröffentlicht am 06.11.2017

Weniger seicht als erwartet

Sommer unseres Lebens
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Genau 25 Jahre ist es her, dass Hanne, Miriam und Claude sich zufällig kennen lernten und einen unvergesslichen Sommer in Portugal verbrachten. Damals gaben sie sich das Versprechen, diese Reise in genau ...

Genau 25 Jahre ist es her, dass Hanne, Miriam und Claude sich zufällig kennen lernten und einen unvergesslichen Sommer in Portugal verbrachten. Damals gaben sie sich das Versprechen, diese Reise in genau 25 Jahren zu wiederholen.
Nach einigem Zögern machen sich die mittlerweile 50-jährigen Damen tatsächlich auf den Weg nach Portugal.
Was folgt ist eine Situation zwischen Fremdheit und Vertrautheit. Ein halbes Leben ohne Kontakt ist eine lange Zeit, die jeder auf eine andere Art verbracht hat. Dennoch sind Claude, Hanne und Miriam im Grunde ihres Herzens die selben wie früher und so dauert es nicht lange, bis die Freundschaft von damals wieder auflebt.

Allein vom Klappentext und Cover des Buches hatte ich nicht allzu hohe Erwartungen an „Sommer unseres Lebens“ und habe eine seichte Strandlektüre erwartet. Deswegen war ich positiv überrascht, dass das Buch doch ein wenig mehr Tiefgang bieten konnte. Geplatzte Träume, Existenzangst und gescheiterte Beziehungen sind nur einige Themen, mit denen sich die drei Frauen konfrontiert sehen.
Dazu kam noch eine große Mischung an Pleiten, Pech und Pannen in Form von defekten Handys, gestohlenen Kreditkarten und einem kaputten Auto. In der Häufung ist es zwar nicht wirklich wahrscheinlich, trägt aber dazu bei, das Chaos komplett zu machen sowie mehr als einen Wutausbruch zu provozieren.

Dieser Trip ist für die Freundinnen nicht nur eine Reise in die Vergangenheit sondern auch eine Reise zu sich selbst, an deren Ende jeder mit neuen Erkenntnissen zurück kommt.

Bis auf eine Länge im vorderen Drittel des Romans lies sich „Sommer unseres Lebens“ sehr kurzweilig lesen. Land und Leute sind sehr gut beschrieben, wodurch die Handlung lebendig wurde.

Veröffentlicht am 04.11.2017

Actionreiches Debut

Untiefen (Ein Nora-Watts-Thriller 1)
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Nora Watts ist ein Unikat. Trockene Alkoholikerin und finanziell abgebrannt haust sie mit einem streunenden Hund heimlich im Keller ihrer Arbeitsstelle, wo sie als Assistentin eines Privatdetektives tätig ...

Nora Watts ist ein Unikat. Trockene Alkoholikerin und finanziell abgebrannt haust sie mit einem streunenden Hund heimlich im Keller ihrer Arbeitsstelle, wo sie als Assistentin eines Privatdetektives tätig ist.

Auch die anderen Charaktere sind durch die Bank sonderbare Kauze. Seien es die Mitglieder aus der AA Gruppe oder Noras Arbeitgeber.

Damit konnte die Autorin auf jeden Fall bei mir punkten, denn ich mag es sehr, wenn Romanfiguren von Stereotypen abweichen.

Nora ist niemand, den man sofort in sein Herz schließt. Das Schicksal hat sie hart werden lassen, seit sie als Kind ihren Vater nach seinem Selbstmord fand. Durch dieses Ereignis geriet ihr Leben aus den Fugen und auch heute, mit über 30 hat sie es nicht wirklich geschafft, etwas auf die Reihe zu bekommen. Resigniert und abgeklärt hat sie akzeptiert, dass Glück für sie unerreichbar scheint. Dabei hat sie sich einen schnodderigen Galgenhumor angewöhnt, der das Buch trotz etlicher Gewaltszenen auf seine eigene Art komisch werden lässt und manche Situation auflockert.

Dieses Buch ist voller Action, Verfolgungsjagden mit und ohne Auto, im Schnee und durch enge Passstraßen. Die Autorin spart nicht mit aufregenden Szenen.

Der Schauplatz ist Kanada und Sheena Kamal gelang es sehr gut, die wilde Schönheit und Vielfalt dieses Landes zu beschreiben, so dass ich beim Lesen ein klares Bild der Umgebung vor Augen hatte.

Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist Noras Suche nach einem vermissten Mädchen – das Kind, welches sie vor 15 Jahren zur Adoption frei gegeben hat. Bei ihren Bemühungen Bonnie zu finden kommt Nora Verwicklungen auf die Spur, die sowohl für sie selbst als auch für den Leser unglaublich erscheinen. Inwieweit eine Verschwörung in diesem Ausmaß realistisch ist – ich weiß es nicht.

Was ich aber weiß ist, dass Sheena Kamal ein rundum gelungenes Debut erschaffen hat, dass weder mit Humor, noch an Action oder Originalität spart und welches ich mir auch sehr gut als Film oder Miniserie vorstellen könnte.

Veröffentlicht am 20.10.2017

Geld alleine macht nicht glücklich

Die Lichter von Paris
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Schon das Cover zu Eleanor Browns neuem Roman „Die Lichter von Paris“ hat mich sehr angesprochen, denn es lädt zum Träumen ein und dazu, in der Lektüre zu versinken.

Erzählt wird auf zwei Ebenen. Zum ...

Schon das Cover zu Eleanor Browns neuem Roman „Die Lichter von Paris“ hat mich sehr angesprochen, denn es lädt zum Träumen ein und dazu, in der Lektüre zu versinken.

Erzählt wird auf zwei Ebenen. Zum einen spielt die Geschichte im Jahr 1999. In der Ich-Form wird das Leben von Madeleine beschrieben. Parallel dazu erleben wir einen Sommer von Margie, Madeleines Großmutter, im Jahr 1924.

Auf den ersten Blick führt Madeleine ein beneidenswertes Leben. Sie braucht nicht arbeiten, hat einen reichen Mann und insgesamt ein luxuriöses Leben. Alles was man sich selbst oft wünscht. Doch was Eleanor Brown hier charakterisiert ist kein glückliches Prinzessinnenleben. Madeleine ist gefangen in einem goldenen Käfig. Sie beugt sich den Zwängen der Gesellschaft und bekommt dabei immer weniger Luft zum atmen.
Erst als sie die Tagebücher ihrer Großmutter findet erkennt sie, dass ihre Familie in einem endlosen Kreislauf feststeckt und dass man manchmal mutig sein muss, um sein Glück zu finden.

Eleanor Brown gelang es sehr gut Emotionen zu transportieren. Ich konnte sowohl Madeleine als auch Margies Verzweiflung nachempfinden. Es hat mich sehr bewegt zu lesen, wie ein Charakter nach dem anderen resignierte und sich in ein Leben fügte, dass so nicht gewünscht war.

Zu oft kommt es vor, dass sich Leute aus den falschen Beweggründen für eine Ehe entscheiden. Insbesondere heutzutage sollte sich niemand mehr genötigt fühlen eine Verbindung einzugehen um der der Einsamkeit zu entgehen. Das Buch erörtert den Aspekt, dass man nicht zwangsläufig weniger alleine ist, wenn man zu zweit ist. Ich denke, das Ziel des Lebens sollte nicht sein einen Partner zu finden sondern mit sich selbst glücklich zu sein, denn nur dann kann man seine Zufriedenheit mit jemand anderen teilen.

Aus diesem Grund hat mir auch sehr gefallen, dass Madeleine sich nicht einfach in die nächste Beziehung gestürzt hat, sondern sich die Zeit nimmt, ihre Träume zu verwirklichen.

Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen. Die Schauplätze waren eine gelungene Mischung aus Vergangenheit und Gegenwart und durch die beiden Erzählperspektiven las sich „Dich Lichter von Paris“ sehr kurzweilig.

Veröffentlicht am 21.09.2017

Originelle Zukunftsvision

Scythe – Die Hüter des Todes
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Es gibt Bücher, bei denen ich schon nach wenigen Seiten weiß, dass ich eine 5 Sterne Bewertung geben werde. „Scythe – Die Hüter des Todes“ ist so ein Buch.
Ich habe schon einige Dystopien mit den unterschiedlichsten ...

Es gibt Bücher, bei denen ich schon nach wenigen Seiten weiß, dass ich eine 5 Sterne Bewertung geben werde. „Scythe – Die Hüter des Todes“ ist so ein Buch.
Ich habe schon einige Dystopien mit den unterschiedlichsten düsteren Horrorszenarien gelesen, doch Neal Shusterman gelingt es tatsächlich, etwas komplett Neues zu erschaffen.
Die Welt, die er beschreibt ist perfekt. Es gibt keine Krankheiten, keinen natürlichen Tod, keinerlei Kriminalität oder Schmerzen. Die Menschen sind zufrieden und zusätzlich unsterblich.
Natürlich kann nicht jeder endlos leben, die Welt wäre irgendwann komplett überbevölkert. Um dem entgegen zu wirken, wurde der Beruf des Scythe eingeführt, dessen Aufgabe es ist, jedes Jahr eine gewisse Quote an Menschen zu beseitigen – im Sprachgebrauch des Autors: sie nachzulesen.

Ich mochte wirklich sehr, dass es in der von Neal Shusterman beschriebenen Zukunft keine Diktatur oder sonstige böse Mächte gab, die die Menschen unterdrückt.
Die Leute lebten einfach glücklich.
Das Buch stimmt auch ein wenig nachdenklich. Das irgendwann einmal alle Krankheiten heilbar sind, ist gar nicht so abwegig. Wenn man zurück blickt, starben unsere Vorfahren an Pest, Erkältungen oder Diabetes etc. da es keinerlei Medikamente dafür gab.
Wieso sollte es nicht möglich sein, heute tödliche Krankheiten in der Zukunft zu heilen. Was würde passieren, wenn wir tatsächlich immer älter und älter werden würden?

Interessant war auch, dass die Grundidee des Scythe nicht als überschattendes Monster dargestellt wurde, sondern als notwendige Einrichtung. Mehrmals wird betont, dass die Wahrscheinlichkeit zur Nachlese ausgewählt zu werden relativ gering ist.

Neal Shusterman beschränkt sich auf einige wenige Charaktere, auf die er näher eingeht. Alle anderen erscheinen als Randfiguren. Im Mittelpunkt der Handlung stehen Citra und Rowan, die eine Ausbildung zum Scythe beginnen. Gemeinsam mit den beiden Jugendlichen erfährt der Leser mehr über die unterschiedlichen Vorgehensweisen der Scythe und ihre Rituale.

Positiv finde ich, dass obwohl es sich hier um den Auftakt einer Serie handelt, das Buch eine Art von Abschluss erhält. Die Geschichte über die Lehre von Citra und Rowan hat einen klaren Anfang, einen Höhepunkt und ein Ende.
Natürlich gibt es einen Ausblick, welche Abenteuer im nächsten Band auf uns warten könnten, aber genauso lässt sich „Scythe“ als Einzelroman lesen. Nichts finde ich schlimmer als nach einem riesen Cliffhanger monatelang auf die Fortsetzung warten zu müssen, deswegen bin ich mit Neal Shustermans Lösung sehr zufrieden.

Mein einziger Kritikpunkt ist das Liebesgeständnis der beiden Protagonisten. Es ist völlig aus dem Zusammenhang gegriffen und unglaubwürdig. Es scheint ein wenig, als wenn zwanghaft eine Romanze eingepresst werden sollte, dabei genügt es für den Handlungsverkauf völlig, wenn Citra und Rowan Freunde sind.

Alles in allen ist „Scythe – Die Hüter des Todes“ in jeden Fall sehr lesenswert und sowohl für Jugendliche als auch für Erwachsene geeignet.