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Veröffentlicht am 28.08.2017

Unterirdisches Gruselkabinett

Palast der Finsternis
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Schon das Cover von Stefan Bachmanns Roman „Palast der Finsternis“ macht neugierig. Eine Frau im Nachthemd wandelt einen Gang entlang, umgeben von goldenen Schmetterlingen. Eine Szene wie aus einer Gespenstergeschichte. ...

Schon das Cover von Stefan Bachmanns Roman „Palast der Finsternis“ macht neugierig. Eine Frau im Nachthemd wandelt einen Gang entlang, umgeben von goldenen Schmetterlingen. Eine Szene wie aus einer Gespenstergeschichte.

Allein vom Klappentext war mir nicht ganz klar, in welches Genre dieser Roman gehört. Erwartet hatte ich, dass die Jugendlichen in der Geschichte an einer Art Reality Show teilnehmen. Entsprechend überrascht war ich, als sich „Palast der Finsternis“ zu einem Fantasyroman entpuppte, der mit allerhand merkwürdigen Untoten aufwartet.

Dies war mein erstes Buch von Stefan Bachmann. Sein Schreibstil machte es mir sehr leicht, mich in die Geschichte einzufinden. Erzählt wird aus zwei Perspektiven. Zum einen begleiten wir Aurelie im Jahr 1789, deren Leben eine schreckliche Wendung nimmt. Der Hauptteil des Romans spielt in der heutigen Zeit, aus der Sicht der 17-jährigen Anouk, die mit einigen anderen Jugendlichen im Palast eingeschlossen ist.

Der Spannungsbogen ist konstant hoch, auch wenn ich die übertriebenen Cliffhanger vor jedem Perspektivenwechsel fast ein wenig lächerlich empfand.
Ich denke, dass „Palast der Finsternis“ für eine jüngere Zielgruppe als die meine gedacht ist. Ich halte es für Leser ab 14 Jahre geeignet, da die Sprache doch recht einfach gewählt ist.

Oftmals tue ich mir mit Büchern ein wenig schwer, in denen der Leser den Protagonisten weit voraus ist. Wenn auch nicht im Detail, so hat sich für mich dennoch schon abgezeichnet, welches Schicksal Hayden ereilt hat und welche Art von Experimenten die Bessancourts praktizieren, während Anouk und der Rest der Gruppe noch im Dunklen tappten.

Im Verlauf der Handlung geht der Autor auch näher auf die Charaktere und deren Hintergründe ein, so dass der Leser diese ein wenig besser kennen lernen kann, richtig warm geworden bin ich dennoch mit keinem.

Alles in allem ist „Palast der Finsternis“ ein spannendes Märchen für Jugendliche – die richtige Lektüre für die nächsten Schulferien.

Veröffentlicht am 23.08.2017

Harter Tobak

Und es schmilzt
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Auf die Entfernung wirkt das Cover zu „Und es schmilzt“ unscheinbar, doch wenn man das Buch in die Hand nimmt erkennt man, mit welcher Liebe zum Detail hier gearbeitet wurde. Die Buchstaben wirken nahezu ...

Auf die Entfernung wirkt das Cover zu „Und es schmilzt“ unscheinbar, doch wenn man das Buch in die Hand nimmt erkennt man, mit welcher Liebe zum Detail hier gearbeitet wurde. Die Buchstaben wirken nahezu naturgetreu wie in Eis gefrorene Blumen, so dass man fast damit rechnet, beim Berühren die Kälte spüren zu können.

Lize Spit stand mit ihrem Debütroman ein Jahr lang auf Platz 1 der Bestsellerliste in Belgien. Wenn ich so etwas höre, dann schraubt dies meine Erwartungen immens in die Höhe. Das muss ja ein wahnsinns Buch sein, wenn es so viele Leute begeistern kann, dachte ich mir.

Und auch mir fiel der Einstieg in die Geschichte sehr leicht. Von der ersten Seite an war ich von „Und es schmilzt“ gefesselt und ich konnte den Roman kaum aus der Hand legen. Ich habe wirklich in jeder freien Minute darin gelesen und hatte es nach wenigen Tagen beendet.
Dabei könnte ich noch nicht einmal eindeutig benennen, was genau mich an der Handlung so dermaßen interessiert hat, denn über weite Teile des Buches passiert im Grunde nicht wirklich viel.

Eva ist als mittleres Kind einer sozial schwachen Familie auf dem Land aufgewachsen. Mittlerweile arbeitet sie als Lehrerin in Brüssel. Nach 9 Jahren kehrt sie in das Dorf ihrer Kindheit zurück und öffnet somit die Schleuse für allerlei Erinnerungen.

Bei der Schilderung der Ereignisse bedient sich die Autorin zum Teil einer sehr direkten Ausdrucksweise, die in ihrer Schonungslosigkeit an manchen Stellen abstoßend wirkt.

In Nebensätzen schildert Eva die familiären Lebensumstände und erzählt dabei mit einer Gleichgültigkeit und Resignation wie sie wohl nur Kinder empfinden können, die nichts anderes kennen – Mutter war betrunken, die Matratze verschimmelt – tja, war eben so.

Es hat mich sehr betroffen gemacht, über dieses trostlose Leben zu lesen und Evas verzweifelte Suche nach richtigen Freunden und Anerkennung zu verfolgen.

Mit der Bewertung von „Und es schmilzt“ tue ich mir ein wenig schwer. Für den Spannungsbogen und das Erzähltalent der Autorin hätte der Roman in jedem Fall 5 Sterne verdient. Aber kann man eine Handlung, die dermaßen furchtbar ist, wirklich mit der Note 1 bewerten? Zumal die Geschehnisse im Sommer 2002 in einen folgenschweren Vorfall gipfeln, dessen brutale Beschreibung ein Gefühl der Übelkeit in mir auslöste.

Dieser Roman geht in jedem Fall unter die Haut und ließ mich nachdenklich und erschüttert zurück.

Veröffentlicht am 11.08.2017

Mittelmäßiger Krimi

Die Fährte des Wolfes
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Das Cover von „Die Fährte des Wolfes“ ist in jedem Fall ein Blickfang. Die Darstellung des Wolfes wirkt fast lebensecht und seine gelben Augen scheinen den Betrachter anzustarren.

Schauplatz Stockholm ...

Das Cover von „Die Fährte des Wolfes“ ist in jedem Fall ein Blickfang. Die Darstellung des Wolfes wirkt fast lebensecht und seine gelben Augen scheinen den Betrachter anzustarren.

Schauplatz Stockholm und ein Ermittler, der alles andere als durchschnittlich ist. Dieses Buch schien wie für mich gemacht.
Leider musste ich jedoch ziemlich bald feststellen, dass der Krimi meine Erwartungen nicht erfüllen kann. Der Fall um ermordete Angestellte aus einem Massagesalon schien einfach nicht in Gang zu kommen. Handelt es sich um ein rassistisches Motiv oder doch um einen Bandenkrieg oder organisiertes Verbrechen?
Auch die Polizei tappte fast das komplette Buch hindurch im Dunklen. Dieser Umstand verwundert mich nicht, denn verantwortlich für die Ermittlungen ist Zack Herry.
Zack ist eine traurige Gestalt Ende 20. Als er noch ein Kind war, wurde sein Mutter bei einem Einsatz erschossen, später erkrankte sein Vater schwer. Über diese Schicksalsschläge ist Zack nie hinweg gekommen und er versucht sich mit Drogen, Parties und Frauen über seine innere Leere hinweg zu trösten.

Grundsätzlich mag ich gerne Charaktere mit Ecken und Kanten, die von Stereotypen abweichen. Aber Zack ging mir mit seinem Selbstmitleid und seinen irrationalen Alleingängen einfach nur auf die Nerven. Ich finde es unverantwortlich, dass ein Polizist im Drogenrausch zu einem Einsatz geht und um sich schießt.
Deswegen konnte leider keine Sympathie bei mir aufkommen.

Ganz anders ging es mir mit seiner Kollegin Deniz, die als Jugendliche aus Kurdistan geflohen ist. Sie hätte ich gerne mehr im Fokus der Geschichte gesehen.

Auf den letzten 150 Seiten nimmt der Krimi dann doch noch an Fahrt auf. Die Ereignisse überschlagen sich und es kommt zu einem Showdown, der dem Leser das Blut in den Adern gefrieren lässt.

Das schockierendste Detail, welches mir von diesem Buch vermutlich am längsten in Erinnerung bleiben wird, sind in jedem Fall die Wölfe – bei lebendigem Leib gefressen zu werden, das möchte man sich lieber nicht vorstellen.
Es lies sich allerdings nicht vermeiden, dass ich mich an „Das Schweigen der Lämmer“ erinnert fühlte, dort waren es Schweine, denen Menschen zum Fraß vorgeworfen wurden.

Alles in allem ist „Die Fährte des Wolfes“ ein solider Krimi, der mich jedoch nicht wirklich überzeugen konnte.

Veröffentlicht am 03.08.2017

Berührende Schicksale

Heimkehren
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In ihrem Roman „Heimkehren“ beschäftigt sich Yaa Gyasi mit dem Schicksal einer Familie über mehrere Generationen hinweg.
Den Ausgangspunkt bilden zwei Schwestern, die sich niemals persönlich kennenlernen, ...

In ihrem Roman „Heimkehren“ beschäftigt sich Yaa Gyasi mit dem Schicksal einer Familie über mehrere Generationen hinweg.
Den Ausgangspunkt bilden zwei Schwestern, die sich niemals persönlich kennenlernen, da sie von verschiedenen Müttern geboren wurden und vollständig unterschiedliche Lebenswege gingen.

Die Autorin hat gut recherchiert und ein historisch authentisches Werk geschaffen. Insbesondere die frühen Kapitel, in denen es um Sklavenhandel ging, haben mich sehr bestürzt. Die unvorstellbaren Lebensbedingungen und Qualen die diese Leute erdulden mussten sind eine Schande. Bis zu dieser Lektüre war mir nicht bewusst, dass Menschen aller Hautfarbe als Fädenzieher in die Sklaverei involviert waren, um sich finanziell zu profilieren.

„Heimkehren“ ist kein Roman in dem auf 7 dürre Jahre 7 fette folgen. Auch am Ende ist nicht alles Sonnenschein. Jede Generation hat mit Schicksalsschlägen und Missständen zu kämpfen und die Aussichtslosigkeit mit der die Charaktere konfrontiert wurden hat mich oft traurig gemacht.

Der Schreibstil von Yaa Gyasi ist sehr bildhaft und lässt sich angenehm flüssig lesen. Persönlich empfand ich die Protagonisten gegen Ende des Buches nicht mehr ganz so interessant wie am Anfang.

Die größten Mankos dieses Buches waren für mich die großen Zeitsprünge (teilweise um die 20 Jahre) und die abrupten Beendigungen der Kapitel.
Ich hatte das Gefühl, dass jede Geschichte auf ihrem Zenit endete, bevor zum nächsten Protagonisten gewechselt wurde.
Ich wollte oft noch so viel mehr wissen, aber nach Ende eines Kapitels erschienen die vorherigen Personen nur noch schemenhaft als Randfiguren.
Dadurch liest sich „Heimkehren“ nicht wirklich als zusammenhängender Roman, sondern mehr wie eine Sammlung an Kurzgeschichten.

Ich möchte dieses Buch dennoch jedem empfehlen, der ein wenig mehr über die Geschichte der Schwarzen wissen möchte.

Veröffentlicht am 08.07.2017

Spannend und schockierend

Targa - Der Moment, bevor du stirbst
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Schon als ich mir die Fotografie des Autorenduos B. C. Schiller auf der Innenseite des Covers anschaute, dachte ich mir, dass so Leute aussehen, die coole Krimis schreiben. Mit dieser Vermutung sollte ...

Schon als ich mir die Fotografie des Autorenduos B. C. Schiller auf der Innenseite des Covers anschaute, dachte ich mir, dass so Leute aussehen, die coole Krimis schreiben. Mit dieser Vermutung sollte ich Recht behalten.

„Targa – Der Moment bevor du stirbst“ handelt von der Polizistin Targa, die niemals überwunden hat, dass sie und ihre Zwillingsschwester als Babys ausgesetzt wurden und ihre Mutter Selbstmord begangen hat.
Sie hat sich emotional abgeschottet und lebt einzig für ihren Beruf, in dem sie als Undercover-Agentin Schwerverbrechern das Handwerk legt.
In ihrem aktuellen Fall versucht sie, den Serienmörder Falk Sandmann zu überführen.

B. C. Schiller eröffnen den Krimi mit mehreren Handlungssträngen, die mit kurzen Kapiteln eingeführt werden. Jedes davon beginnt so spannend, dass ich am liebsten sofort mehr erfahren hätte.

Von Anfang an ist, klar, wer der Mörder ist. Falk Sandmann, der Universitätsdozent. Man sollte meinen, dass dies das Buch langweilig macht, denn es gibt kein Rätselraten, die Identität des Täters steht fest.
Dennoch hat die Geschichte einen unglaublichen Sog auf mich ausgeübt und hat mich völlig in den Bann gezogen.

Falk wird als charismatisch und attraktiv beschrieben. Kaum eine Frau kann ihm widerstehen und auch ich fand seine dunkle Aura und die Gefahr, die er ausstrahlt fesselnd.

Falk ist verrückt, anders kann man es nicht beschreiben. Er lockt Frauen, die ihm hörig sind, in einen Tauchtank und dreht ihnen die Luft zum Atmen ab. Angetrieben wird er von der Gier, die letzten Worte seiner Opfer aufzuzeichnen zu können.

Die Autoren sparen nicht mit Details und schildern seine Taten in allen Einzelheiten. Es ist abstoßend und spannend gleichzeitig, diesen Charakter zu beobachten.

Sehr interessant fand ich auch die Nebenhandlung, die auf einer Gefängnisinsel spielt. Wie gruselig muss es sein, gemeinsam mit Schwerverbrechern abgeschnitten von der Außenwelt zu sein. Die Geschichte von Carlos Schmidt beginnt langsam und steigert sich zu einem schockierenden Höhepunkt.

Dieser Krimi mag nicht immer realistisch oder mit gesunden Menschenverstand nachvollziehbar sein, aber ist in jedem Fall ein Pageturner von der ersten bis zur letzten Seite.
Ich freue mich schon jetzt auf Targas zweiten Fall.