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Veröffentlicht am 16.09.2023

Grundidee top, Charaktere flop

Wellenkinder
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Ich bin ein großer Fan historischer Romane und „Wellenkinder“ hatte von der Inhaltsangabe her großes Potenzial ein Buch nach meinem Geschmack zu sein. Ich bin sehr gut in die Geschichte hineingekommen ...

Ich bin ein großer Fan historischer Romane und „Wellenkinder“ hatte von der Inhaltsangabe her großes Potenzial ein Buch nach meinem Geschmack zu sein. Ich bin sehr gut in die Geschichte hineingekommen und war am Anfang ziemlich begeistert und ergriffen von der Handlung.

Erzählt wird aus der Perspektive von drei verschiedenen Charakteren.
Nach Ende des zweiten Weltkriegs findet Margit mit ihrer Familie ein neues zu Hause in Ostdeutschland. Im zweiten Erzählstrang geht es um Oda, deren Flucht in den Westen missglückt und die deswegen im Gefängnis landet.
In der Gegenwart muss sich Jan nach Jahren ohne Kontakt um seinen im Sterben liegenden Vater kümmern. Ein Besuch, der eigentlich nur einen Tag dauern sollte, bringt schockierende Enthüllungen mit sich.

Sehr gut gefallen haben mir die Kapitel aus Odas Sicht. Die Ungerechtigkeit und die Willkür die dieser Frau widerfahren sind, haben mich sehr berührt.
Leider wird der überwiegende Teil der Geschichte aus Jans Perspektive erzählt. Leider deswegen, weil die Charaktere in der Gegenwart einfach furchtbar sind. Die Schlimmste von allen ist Gesa, Jans Ehefrau. Eigentlich ist sie nur eine Nebenfigur aber ihre Auftritte schießen jeden Vogel ab. Jan und Gesa leben auf ihr Ansinnen getrennt. Gesa ist eine völlig ich-bezogene narzisstische Person, Ständig macht sie Jan Vorhaltungen, dass er nicht alle Sorgen mit ihr teilt, heult rum, zeigt ihm die kalte Schulter, stellt ihre ach so schlimme Enttäuschung in den Mittelpunkt ohne einen Hauch Verständnis dafür zu haben, dass Jans Welt gerade auf den Kopf gestellt wird und er eine Identitätskrise hat. Jan verhält sich seiner Frau gegenüber völlig unterwürfig und ich konnte über diese toxische Beziehung nur immer wieder den Kopf schütteln.
Allerdings hielt sich mein Mitleid mit Jan trotzdem in Grenzen, denn auch er ist ein ziemlich unangenehmer Zeitgenosse. Als er seine leibliche Mutter trifft, tritt er dermaßen gehässig und verletzend auf, dass mein Herz für diese Frau geblutet hat.
Er scheint auch keinerlei Interesse an Geschichte zu haben, denn der Gedanke, dass in der DDR nicht nur Schwerverbrecher im Gefängnis saßen ist für ihn völlig abwegig.
Generell nimmt er es mit Respekt gegenüber anderen Menschen nicht so genau. Trotz dem zerrüttetem Verhältnis zu seinem (Adoptiv-)vater fand ich es völlig unmöglich, wie er immer von seinem „alten Vater“gesprochen hat, um seine Geringschätzung jedes Mal aufs Neue zu untermauern.

Die Charaktere in diesem Buch tragen alle sehr viel Wut in sich, die sie zentriert auf eine einzelne Person entladen, die überhaupt nichts für den jeweiligen Umstand kann.
Ronald ist wütend auf seine Frau Margit und deren enge Verbindung zu Horst, deswegen schneidet er seinen Sohn Jan. Gesa ist mit ihrem Leben unzufrieden und macht deswegen Jan die Hölle heiß. Und Jan ist wütend auf seine Adoptiveltern und verletzt deswegen Oda.
Und weil drei unleidliche Personen noch nicht genug sind, gibt es noch Jans Sohn Connie. Stellt euch alle nervigen Eigenschaften eines Kindergartenkindes vor und multipliziert diese mit 10 – dann habt ihr Connie. Der Junge bringt der Geschichte prinzipiell keinen Mehrwert, außer dem Leser den Verstand zu rauben. Eigentlich ist es aber auch kein Wunder, dass er ständig überdreht und aufmüpfig ist, wenn er ständig mit Süßigkeiten und Pizza vollgestopft wird.
All diese Leute, die ich mehr als anstrengend fand und deren rücksichtslose Art, mit anderen Menschen umzugehen, haben die Geschichte leider für mich kaputt gemacht.
Die Grundidee fand ich gut, der Schreibstil war manchmal etwas zu blumig um natürlich zu sein, aber dennoch gut zu lesen, nur verbreitet das Buch leider eine sehr negative, aggressive Stimmung.
Das tragische Ende und den Auslöser für das Geschehene habe ich bereits im letzten Viertel des Romans vorhergesehen und es konnte mich deswegen nicht überraschen. Der Schluss hätte gerne etwas kürzer und weniger melodramatisch sein können.

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Veröffentlicht am 16.09.2023

Schöne Liebesgeschichte, leider wenig Suspense

Seaside Hideaway – Unsafe
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„Unsafe“ von Leonie Lastella habe ich als Hörbuch gehört. Über diese Entscheidung bin ich froh, denn hätte ich das Buch selbst gelesen, hätte ich vermutlich einen Stern weniger vergeben, da es bei Weitem ...

„Unsafe“ von Leonie Lastella habe ich als Hörbuch gehört. Über diese Entscheidung bin ich froh, denn hätte ich das Buch selbst gelesen, hätte ich vermutlich einen Stern weniger vergeben, da es bei Weitem weniger spannend ist, als ich es vom Klappentext her erwartet hätte und stellenweise nicht wirklich viel passiert. Von der Hörversion fühlte ich mich prinzipiell gut unterhalten, da ich es neben der Hausarbeit gehört habe und die Handlung leicht zu verfolgen war.

„Unsafe“ ist vor allem eine Liebesgeschichte. Nevah zieht mit ihrer Familie in eine Kleinstadt und verliebt sich in ihren Nachbar Jackson. Während sie ihn am Anfang noch für einen Hallodri hält, stellt sie bald fest, dass er ein sehr tiefgründiger Mensch ist, der bereits einiges durchgemacht hat. Trotz großer Emotionen steht die Beziehung unter keinem guten Stern, denn Nevah und ihre Familie sind im Zeugenschutzprogramm und sie muss ihre wahre Identität geheim halten.

Gleich im Prolog erfährt man, dass die Familie neu anfangen muss, aber es bleibt alles sehr schwammig. Irgendwas ist passiert mit einem gefährlichen Typen, aber was genau – keine Ahnung. Erst auf den allerletzten Seiten erfährt man mehr Details. Bis dahin verliert sich die Autorin immer wieder in den selben wagen Andeutungen. Es gibt keine Weiterentwicklung. Nevah sieht mehrmals eine verdächtige Person, was spätestens ab der dritten Begegnung langweilig wird, da sie niemandem davon erzählt und außer den Sichtungen nichts passiert.
Wollte die Autorin eine Art Krimi schreiben, aber ihr ist dann doch nichts dazu eingefallen oder geht es mit dem Suspense Teil erst in der Fortsetzung richtig los?
Obwohl ich mir also unter der Geschichte etwas anderes vorgestellt hatte, konnte mich die gutgeschriebene Liebesgeschichte überzeugen. Jackson mochte ich sehr gerne. Er ist ein ernsthafter junger Mann mit klaren Prinzipien. Er hilft gerne anderen Menschen, ist aber auch einsam, da er nur schwer Vertrauen aufbauen kann. Er war mein Lieblingscharakter.
Auch die ländliche Atmosphäre mit Farmleben und netten Cafés hat mir gut gefallen. Für Nevah und Jackson habe ich meine Daumen gedrückt, da ich finde, dass sie eine Bereicherung für einander sind.
Schon im Oktober erscheint eine Fortsetzung, die ich mir auch anhören werde. Nächstes Mal geht es um Miller und die Farmerin Blake. Zwischen den beiden flogen schon in „Unsafe“ die Fetzen und ihre Wortgefechte brachten mich zum lachen.

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Veröffentlicht am 09.09.2023

20 Jahre später...

Gretas Versprechen
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Nach dem Band 2 mit einem spannenden Cliffhanger geendet hatte, nahm ich an, dass Band 3 direkt an dieser Stelle anknüpft. Tatsächlich beginnt „Gretas Versprechen“ allerdings 19 Jahre später.
Fast 20 ...

Nach dem Band 2 mit einem spannenden Cliffhanger geendet hatte, nahm ich an, dass Band 3 direkt an dieser Stelle anknüpft. Tatsächlich beginnt „Gretas Versprechen“ allerdings 19 Jahre später.
Fast 20 Jahre ist Greta spurlos verschwunden, ihre Töchter sind erwachsen und in alle Winde verstreut. Als Bruno stirbt, kehren sie in die Pfalz zurück.

Was könnte nur mit Greta passiert sein? Mir sind zwei mögliche Szenarien in den Sinn gekommen, wovon eins tatsächlich zutraf. Aus Spoilergründen kann ich nicht näher drauf eingehen. Was ich aber sagen kann ist, dass im richtigen Leben so etwas eher selten passiert, in Soap-Operas ist es jedoch ein Dauerbrenner, weswegen ich auch ziemlich schmunzeln musste.

Prinzipiell gefällt mir an der Winzerin Trilogie gerade die leichte Unterhaltung und die Dramen im Telenovela Stil. Alle drei Bücher sind sehr kurzweilig geschrieben und schön zu lesen. Den finalen Band fand ich nur wirklich sehr vorhersehbar. Sei es, mit wem die Charaktere ihr Liebesglück finden, wer der Vater von Jules Kind ist oder wie Mels Neuanfang aussehen wird. Jedes Steinchen hat sich genau an der Stelle eingefügt, an der ich es erwartet habe und dies auch noch in rasender Geschwindigkeit (die Geschichte umfasst einen Zeitraum von zwei Monaten).

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Veröffentlicht am 03.09.2023

Wären die Charaktere sympathischer, hätte es mir noch besser gefallen

One Second to Love (Breaking Waves 1)
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Als ich die neue vierteilige Reihe von Kristina Moninger in der Verlagsvorschau gesehen habe und das Genre als New Adult Suspense bezeichnet wurde, war meine Reaktion: „Gib her, ich will es lesen“. Ich ...

Als ich die neue vierteilige Reihe von Kristina Moninger in der Verlagsvorschau gesehen habe und das Genre als New Adult Suspense bezeichnet wurde, war meine Reaktion: „Gib her, ich will es lesen“. Ich kannte die Autorin vorher nicht und ihr Schreibstil hat mir sehr zugesagt. Man ist von Anfang an Mitten dabei und ich konnte mir das Küstenstädtchen, die Wellen und den Geruch nach Meer sehr gut vorstellen.

Die Geschichte spielt abwechselnd in der Gegenwart und 10 bis 15 Jahre zuvor. Avery, Isabella, Odina und Josie lernen sich als Teenager bei einem Surfkurs kennen. Fortan verbringen sie jeden Sommer zusammen, bis zu einem verhängnisvollen Tag, als Josie spurlos verschwindet.
10 Jahre später ist Avery gefeierte Leadsängerin einer Band. Sie steckt mitten in einer Schaffenskrise und kehrt zurück an den Ort, an dem sie als Jugendliche so viele schöne Stunden verbracht hat. Doch die Erinnerungen an Josie und das schwierige Verhältnis zu ihrem Bandkollegen Jake belasten sie Tag für Tag.

Es ist sehr geschickt von der Autorin, dass sich der Fall Josie durch alle vier Bände ziehen wird, denn so muss ich die Reihe auf jeden Fall weiterlesen. Ich will unbedingt wissen, was mit ihr geschehen ist, was erstaunlich ist, denn ich mag sie überhaupt nicht. Josie war schon sehr früh als Schauspielerin erfolgreich. Als wir sie kennenlernen, ist sie trotz ihres jungen Alters bereits ein Wrack. Sie raucht, nimmt Drogen und verbringt jeden Sommer in einer Rehaklinik. Eigentlich müsste man Mitleid mit ihr haben, aber sie ist ein egoistischer Mensch, der die Gefühle anderer mit Füßen tritt und nie um eine Provokation verlegen ist. Es fällt schwer, etwas liebenswertes an ihr zu finden. Das Interessanteste an ihr ist ihr spurloses Verschwinden. Ist sie einfach untergetaucht oder Opfer eines Gewaltverbrechens geworden?

Leider ist Josie nicht die einzige unsympathische Person in diesem Buch. Auch mit Avery hatte ich meine Probleme. Schon seit der Schulzeit liebt Avery Jake und Jake liebt Avery. Eigentlich also alles super, wäre da nicht Avery mit ihrem künstlichen Drama, die diese Beziehung über Jahre torpediert und sich in Ausflüchte hineinsteigert. Mir hat Jake leid getan. Ja, er ist ein Hallodri, hat Alkoholprobleme etc. Jedoch hat Avery durch ihre mangelnde Kommunikation und Ablehnung ein großes Stück zu seinem Absturz beigetragen. Ich fand die Beziehung zwischen den beiden und die gegenseitige Besessenheit von einander über so viele Jahre ungesund, weswegen mir die Liebesgeschichte nicht so zugesagt hat. Jake läuft wie ein Hündchen hinter Avery her und drängt ihr seine Anwesenheit auf, was ich unangenehm zu beobachten fand.

Von den fünf Freundinnen sind Isabella und Lee bis jetzt noch recht blass bzw. noch nicht groß vorgekommen. Dafür wurde Odina als wirklich sympathischer Charakter vorgestellt und ich freue mich schon auf Band 3, wenn sie im Fokus steht, bin aber auch gespannt darauf, die anderen beiden Mädels kennenzulernen.

Abschließend muss ich unbedingt noch erwähnen, dass die „Breaking Waves“ Reihe optisch ein absolutes Highlight ist. Alle vier Bände ergeben zusammen ein komplettes Bild und die Farbgestaltung ist auch sehr hübsch und ansprechend.

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Veröffentlicht am 25.08.2023

Komplexer, lehrreicher Roman

Jaffa Road
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„Jaffa Road“ habe ich geschenkt bekommen und war ehrlich gesagt skeptisch, ob dieses Buch etwas für mich ist. Die Thematik sprach mich nicht wirklich an und die knapp 700 eng beschriebenen Seiten schreckten ...

„Jaffa Road“ habe ich geschenkt bekommen und war ehrlich gesagt skeptisch, ob dieses Buch etwas für mich ist. Die Thematik sprach mich nicht wirklich an und die knapp 700 eng beschriebenen Seiten schreckten mich ab. Nach einigen Monaten auf dem SuB habe ich mich nun also an den Roman gewagt – und wurde positiv überrascht.
Der Schreibstil von Daniel Speck liest sich überwiegend angenehm und kurzweilig, manchmal war es mir etwas zu ausschweifend.
Ich hatte keine Vorkenntnisse über den Nahostkonflikt und somit war es interessant und lehrreich für mich, etwas darüber zu erfahren. „Jaffa Road“ ist die Geschichte eines nie endenden Krieges. Eine Geschichte von Gewalt, Verlust und Ungerechtigkeit. Man sitzt oft fassungslos mit dem Buch in der Hand da. Teilweise liest es sich wie ein Schulbuch. Zahlen und Fakten werden knallhart aneinander gereiht. Trotz der vielen Details empfand ich es manchmal schwierig, all diese Zusammenhänge zu verstehen. Die Brutalität und die Ungerechtigkeiten, die diesen Menschen widerfahren, sind schwer auszuhalten und war mir an einigen Stellen zu viel.
Lebendig wird „Jaffa Road“ an Hand der Protagonisten, zu denen ich leicht eine Bindung aufbauen konnte. Nina und Joelle begeben sich auf die Spuren ihres verstorbenen Vaters / Großvaters Moritz. Was sie über sein Leben herausfinden erschüttert sie zutiefst und stellt alles in Frage, was sie zu wissen glaubten.
Die Lebensgeschichte von Moritz und seinen Frauen wird durch Erinnerungen seiner Kinder erzählt, was ich etwas unglücklich gewählt fand.
Dritte Personen, die nicht anwesend / noch nicht einmal geboren waren, als sich bestimmte Ereignisse zutrugen, können niemals dermaßen detailreich erzählen, wenn sie Sachverhalten nur vom Hörensagen kennen.
Aufgrund der vielen Charaktere und Orte sowie Moritz Eigenart, sich immer wieder neu zu erfinden, ist die Handlung wirklich sehr komplex und erfordert einiges an Konzentration.
„Jaffa Road“ ist eine Fortsetzung von „Picola Sicilia“. Man kann beide Bücher getrennt lesen, wenn man vor hat, beide zu lesen, sollte man allerdings die Reihenfolge einhalten, da „Picola Sicilia“ in Band 2 stark gespoilert wird.

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