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Veröffentlicht am 06.02.2022

Kriegsgeschichte mit weniger bekannten Themen

Die Klänge der Freiheit
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Ich habe schon sehr viele Romane gelesen, die während des zweiten Weltkriegs spielen, so eine Geschichte wie in „Die Klänge der Freiheit“ hatte ich bisher allerdings tatsächlich noch nicht in den Fingern ...

Ich habe schon sehr viele Romane gelesen, die während des zweiten Weltkriegs spielen, so eine Geschichte wie in „Die Klänge der Freiheit“ hatte ich bisher allerdings tatsächlich noch nicht in den Fingern gehabt.
Dies war mein erstes Buch von Tara Haigh und ich fand es einfach großartig. Im Mittelpunkt steht die junge Inge, die DRK Schwester wird, um „etwas von der Welt zu sehen“. Ihr großer Traum ist ein Einsatz in Afrika. Stattdessen wird sie zur Ostfront nach Russland geschickt. Inge und die anderen Schwestern sind schockiert. Der Arbeitsalltag hat überhaupt nichts mit den Werbeplakaten des DRK's zu tun. Sie werden mit Blut, Tod, Triage, Mangel an Hygiene und Medikamenten sowie Arbeitszeiten rund um die Uhr konfrontiert.
Als klar wird, dass Deutschland die Ostfront nicht länger halten kann, geht Inge zusammen mit dem Nazi Heinrich Preuss, der Gefallen an ihr gefunden hat, nach Italien, wo sie ein neues Lazarett aufbauen soll.
Tara Haigh beschreibt die Grauen und die Sinnlosigkeit des Krieges sehr bildhaft. Was mich besonders schockiert hat war, wie sehr die Menschen belogen und mit zensierten Nachrichten in falscher Sicherheit gewiegt wurden.
Sowohl in Russland als auch in Italien treffen die unterschiedlichsten Personen aufeinander. Linientreue Menschen, die fest an den Endsieg glauben, Soldaten, die komplett desillusioniert sind und andere, die für den Frieden kämpfen.
Zu Beginn des Romans ist Inge ein etwas naives Mädchen, die aus einem behüteten Zuhause stammt und gerne auf ihrer Geige spielt. Mit der Ankunft in Russland wird sie sehr schnell erwachsen und entwickelt eine enorme Kraft. Ich war sehr beeindruckt, wie sie sich an die neuen Situationen angepasst und den Patienten und Kollegen Mut gegeben hat. Ich konnte sie sehr gut leiden und habe gefesselt ihren Weg verfolgt.
Mir hat besonders gefallen, dass Tara Haigh sich auf weniger bekannte Themen konzentriert hat. Die Handlung spielt nicht in Deutschland und die geschichtlichen Details, die sie aus Russland und Italien beschreibt, haben mich sehr betroffen gemacht.
Der Wechsel nach Italien ist zunächst wie ein Aufatmen. Pasta, tolle Landschaften... doch der Krieg zerstört auch diese Idylle.
Heinrich Preuss wird immer wieder als Wolf im Schafspelz beschrieben und so kam er bei mir auch an. Auch wenn er sich nach außen freundlich gibt, wird er von einer gefährlichen Aura umgeben. Mir war dieser Mensch unangenehm, gleichzeitig war er ein toller Charakter, der der Geschichte eine gute Würze gegeben hat.
Was ich persönlich in diesem Roman nicht gebraucht hätte, war die Liebesgeschichte. Im Gegensatz zu den sonstigen Beschreibungen kam Lorenzo sehr blass rüber und ich fand die Beziehung ziemlich konstruiert.
Auf den letzten 100 Seiten drückt Tara Haigh noch einmal richtig auf Gaspedal und die Ereignisse überschlagen sich nur noch so.
Ich fand dieses Buch wirklich sehr gelungen. 525 eng beschriebene Seiten, die jede Minute meiner Freizeit wert waren!

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Veröffentlicht am 23.01.2022

Super Krimi

COLD CASE - Das gebrannte Kind
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„Cold Case – Das gebrannte Kind“ war für mich ein richtig toller Krimi!
Eine extrem sympathische Ermittlerin und ein Fall, den ich von der ersten bis zur letzten Seite ausgesprochen spannend, teilweise ...

„Cold Case – Das gebrannte Kind“ war für mich ein richtig toller Krimi!
Eine extrem sympathische Ermittlerin und ein Fall, den ich von der ersten bis zur letzten Seite ausgesprochen spannend, teilweise direkt ein wenig gruselig, fand und dass, obwohl mir sehr schnell klar war, wer hinter den grausamen Taten steckt.
Dies ist bereits der dritte Fall für Tess Hjalmarsson, man kann kann das Buch aber genauso gut ohne Vorkenntnisse lesen.
Die örtlichen Begebenheiten sind sehr idyllisch beschrieben und ich konnte mir die kleinen Küstenörtchen sehr gut vorstellen. Im krassen Gegensatz zu dieser hübschen Kulisse steht die Brutalität eines Verbrechers. Heimlich bricht er in Häuser ein, entfernt die Brandmelder und legt in der Nacht ein Feuer. Die Vorstellung, im Schlaf von einem Brand überrascht zu werden, ist ein absoluter Alptraum und lehrt den Leser das Fürchten.
Tess erinnert sich an einen älteren Fall und meint, einen roten Faden zu erkennen, doch die betroffenen Personen streiten zunächst vehement jede Verbindung ab.
Die 411 Seiten des Kriminalromans sind durchgängig spannend und kurzweilig. Wenn es nicht um die Mörderjagd geht, macht Tess sich Gedanken um einen weiteren Altfall, denn sie gerne neu aufrollen möchte. Auch ihr Privatleben ist interessant beschrieben und ich habe die häuslichen Szenen gerne gelesen. Sie ist keine dieser kaputten, skandinavischen Ermittlerinnen sondern eine Frau, die mitten im Leben steht, ohne traumatischen Ballast mit sich herumzuschleppen, was ich sehr angenehm finde. Sie ist ein Mensch, mit dem man gerne befreundet sein möchte und deswegen fiebert man umso mehr mit, je näher ihr der Täter kommt.
Trotz der Vorhersehbarkeit fand ich „Das gebrannte Kind“ einfach super und hoffe, dass Tina Frennstedt diese Reihe fortführen wird.

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Veröffentlicht am 08.01.2022

Familienroman der mitreißt

Der Friesenhof
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„Der Friesenhof – Auf neuen Wegen“ spielt Ende der 40er Jahre aber Politik und die Schrecken der Nachkriegszeit stehen hier weniger im Fokus. Viel mehr ist dies ein Familienroman, der mich mit seinen bildhaften ...

„Der Friesenhof – Auf neuen Wegen“ spielt Ende der 40er Jahre aber Politik und die Schrecken der Nachkriegszeit stehen hier weniger im Fokus. Viel mehr ist dies ein Familienroman, der mich mit seinen bildhaften Beschreibungen dazu eingeladen hat, mich mitten ins Geschehen zu träumen. Eine wunderbare Lektüre um sich vom Alltag zu entspannen. Ich konnte mir den Bauernhof, die Kühe und die Protagonisten sehr gut vorstellen.
Im Zentrum der Erzählung stehen die beiden Schwestern Hannah und Gesa, die einander sehr nahe stehen. Die beiden sympathischen jungen Frauen versuchen sowohl beruflich Fuß zu fassen als auch ihr Liebesglück zu finden. Der Weg dorthin gestaltet sich für beide schwierig. Nach dem Tod des Vaters möchte Hannah den elterlichen Hof übernehmen, doch einer Bäuerin ohne Bauer wurde damals wenig zugetraut. Erschwerend kommt hinzu, dass Hannah eine Beziehung mit dem Fremdarbeiter Tomek beginnt, der aufgrund seiner Herkunft geächtet wird.
Gesa hat es da beruflich schon leichter, sie beginnt in einem Teekontor, wo sie sich durch ihr Talent für Tee und Verkauf schnell Anerkennung erarbeitet.
Ich fand es sehr interessant, welchen hohen Stellenwert Schwarztee damals (und vielleicht sogar bis heute, ich weiß es leider nicht) in Ostfriesland hatte und mit welcher Begeisterung das tägliche Ritual zelebriert wurde. Auch die Arbeit im Teekontor und die komplizierte Auswahl der Teesorten wurden faszinierend beschrieben.
Die Reihe nennt sich die Teehändler Saga, deswegen hätte ich nichts dagegen, wenn der Fokus im zweiten Band stärker darauf liegen würde. Bisher steht eigentlich der Bauernhof mehr im Mittelpunkt.
Die aufkeimenden Gefühle zwischen Hannah und Tomek sowie bei Gesa und ihrem verheirateten Chef Kuno sind sehr romantisch beschrieben und ich habe mit beiden Paaren mitgefiebert. Alle vier Charaktere sind mir schnell ans Herz gewachsen und ich freue mich sehr auf ein Wiedersehen.
„Der Friesenhof – Auf neuen Wegen“ endet relativ rund und doch wird zwischen den Zeilen noch so viel Drama und so viel Hoffnung angedeutet, dass ich unbedingt mehr darüber erfahren möchte.

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Veröffentlicht am 02.01.2022

Einfach genila

GEGENLICHT
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„Gegenlicht“ ist der zweite Band in Bernhard Aichners Bronski Reihe und wieder präsentiert der Autor einen Krimi, den man einfach nur als genial beschreiben kann.
Dieses Mal war ich vorbereitet auf Aichners ...

„Gegenlicht“ ist der zweite Band in Bernhard Aichners Bronski Reihe und wieder präsentiert der Autor einen Krimi, den man einfach nur als genial beschreiben kann.
Dieses Mal war ich vorbereitet auf Aichners sehr spezielle Schreibweise. Kurze, prägnante Sätze, Dialoge im Drehbuchstil und Unterhaltungen, wie sie vermutlich im real life kein Mensch führen würde.
Gerade dadurch hebt sich der Krimi ab, das Tempo ist sehr rasant, die Kapitel kurz und man fliegt nur so durch die Seiten. Man hat auch überhaupt nicht das Bedürfnis, das Lesen zu unterbrechen, denn „Gegenlicht“ ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend.

Bronski und seine Freundin Svenja freuen sich, dass sie ein besonders exklusives Interview und Fotos bekommen konnten. Ein Mann ist aus einem Flugzeug gefallen und in einem Vorgarten gelandet.
Bronski und Svenja wollen mehr über den Toten wissen und reisen dafür sogar bis nach Afrika. Ihre Fragen kommen allerdings nicht bei jedem gut an und spätestens, als Bronski Drohungen erhält und um seine Familie bangen muss, versteht er, in welche Gefahr er sich begeben hat, doch mittlerweile ist es zu spät, um die Sache ruhen zu lassen.

Auch dieser zweite Fall ist brutal und die Bösewichte sind schockierend skrupellos. Bernhard Aichner führt uns in die dunkelsten Abgründe, zu Orten, die man im richtigen Leben niemals aufsuchen möchte, bei denen es allerdings wahnsinnig aufregend ist, wenn man sich gemütlich auf dem heimischen Sofa befindet.

Für mich war dieser Krimi kurz vor Jahresende nochmal ein Highlight und ich freue mich sehr, dass ein dritter Band geplant ist.

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Veröffentlicht am 21.12.2021

Ein richtig schöner Roman

Kinderklinik Weißensee – Jahre der Hoffnung (Die Kinderärztin 2)
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Der erste Band von der „Kinderklinik Weißensee“ hatte mir ja schon ziemlich gut gefallen aber bei der Fortsetzung legt Antonia Blum noch einmal eine Schippe oben drauf. Ihr ist ein bildhafter, mitreißender ...

Der erste Band von der „Kinderklinik Weißensee“ hatte mir ja schon ziemlich gut gefallen aber bei der Fortsetzung legt Antonia Blum noch einmal eine Schippe oben drauf. Ihr ist ein bildhafter, mitreißender Roman gelungen, den ich einfach schön fand und der mich 500 Seiten lang gefesselt hat.
Ein weiteres Mal treffen wir auf die Schwestern Emma und Marlene Lindow, die versuchen, in medizinischen Berufen erfolgreich zu sein. Insbesondere Marlene stößt hier immer wieder auf Widerstand, war es doch 1918 noch äußerst ungewöhnlich, dass eine Frau Ärztin wird. Sie hat einige Unterstützer aber ebenso viele Neider, die wirklich alles versuchen, ihr Steine in den Weg zu legen.
Auch das Privatleben der beiden Schwestern kommt nicht zu kurz und die Irrungen und Wirrungen der Liebe spielen eine große Rolle.
„Jahre der Hoffnung“ wird wirklich zu keiner Zeit langweilig. Glückliche Momente wechseln sich mit dramatischen ab. Der Leser und die Protagonisten werden mit schweren Krankheiten und Schicksalen konfrontiert, die spanische Grippe macht auch vor Weißensee nicht Halt und erinnert manches Mal an die aktuelle Situation, in der wir uns befinden.
Der zweite Weltkrieg ist vorbei, doch die Männer, die an der Front waren leiden noch immer an den Schrecken der Front. Auch Marlenes Liebesglück mit Maximilian scheint daran zu zerbrechen und man fiebert mit dem jungen Paar mit und hofft auf ein Happy-End.
Antonia Blum schreckt nicht davor zurück, ihre Protagonisten durch dunkle Täler und Momente der Selbstzweifel zu schicken, trotzdem empfand ich das Buch als sehr unterhaltsam und sehr gut geeignet um ein paar Stunden abzutauchen.
Das Ende wirkt zunächst sehr rund und fast schon abgeschlossen aber dann wirft die Autorin mit dem letzten Satz noch einen ordentlichen Cliffhanger in die Runde, bei dem man es kaum glauben möchte, dass man nun ein Jahr auf Band 3 warten muss.

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