Obsidian: Es ist nicht alles Gold, das glänzt ... Herbe Enttäuschung!
Obsidian 1: Obsidian. SchattendunkelObsidian, der erste Band der LUX-Reihe von Jennifer L. Armentrout wird von den Lesern geliebt und hoch gelobt. Romantisch. Spannend. Erfrischend. Mitreißend. Obsidian war jedoch nicht das, was ich erwartet ...
Obsidian, der erste Band der LUX-Reihe von Jennifer L. Armentrout wird von den Lesern geliebt und hoch gelobt. Romantisch. Spannend. Erfrischend. Mitreißend. Obsidian war jedoch nicht das, was ich erwartet hatte und wurde somit bitter, bitter von der Autorin enttäuscht. Der Schreibstil war recht flach und einfach gehalten - was an sich vollkommen okay ist, aber Sprache sollte etwas Lebendiges sein, die Figuren und die Geschichte auf den Seiten zum Leben erwecken, und nicht nur auf so dastehen. Die Ausrede es sei ja nur ein Jugendbuch, zählt bei mir schon lange nicht mehr, da es unzählige andere Autoren gibt, die ihre Jugendbücher um einiges sprachgewandter und vor allem die Charaktere stärker ausbauen, als es bei Obsidian der Fall war. Dass man so oberflächliche und formlos Figuren erschaffen kann, habe ich bisher nur selten erlebt.
Unsere Protagonistin Katy ist eine leidenschaftliche Leserin und Buchbloggerin. Ich hätte also gedacht, dass Jennifer L. Armentrout aus ihrer Protagonistin entgegen dem gängigen Klischee eine unabhängige, intelligente und schlagfertige junge Frau macht. Fehlanzeige! Schlagfertig ist Katy tatsächlich, aber mehr auch nicht. Sobald Daemon in ihrer Nähe auftaucht, scheint sie sämtlichen Intelligenz und Eigenständigkeit abzugeben - denn er sieht ja so wahnsinnig gut aus. Die seltsamen Dinge, die in dem kleinen Ort und in seiner Nähe vor sich gehen, nimmt sie noch nicht einmal wahr, denn Daemon hat ja so unglaublich faszinierende schöne Augen. Katy war mir selten wirklich sympathisch. Oder interessant. Oder glaubhaft. Daemon hat Katy sogar noch übertroffen. Er ist das typische Arschloch (sry!), einer der momentan allseits beliebten Bad Boys, die die Herzen aller Mädchen höher schlagen lassen. Warum!? Seit wann sind Beleidigungen und Drohungen romantisch und anziehend? Ich konnte weder Katy noch Daemon in ihren Entscheidungen und Handlungen nachvollziehen oder verstehen.
Auch die Art und Weise, wie Jennifer L. Armentrout ihre Idee umgesetzt hat, war weder spannend noch einfallsreich. Anstatt die Handlung in eine neue Richtung zu treiben, drehen sich Katy und Daemon in einer ewigen Spirale immer nur um sich selbst, die Handlung bleibt platt und eine Aneinanderreihung der immer gleichen Situationen, die nur ab und zu von der ein oder anderen Action-Szene unterbrochen wurde, sodass es am Ende einfach nur noch nervig war. Abgesehen davon gab es in der spärlichen Handlung so einige fiese Logiklücken, die nicht hätten sein müssen. Sei es die prinzipielle Ablehnung und Unfreundlichkeit von Daemon & Co. gegenüber allen oder die Tatsache, dass Daemon und Katy bei einem Spaziergang ohne erkennbaren Grund von einem Bären attackiert werden. Diejenigen, die irgendwann einmal eine Reise in die kanadische Natur planen, wissen, dass Bären den Menschen grundsätzlich meiden, besonders wenn man wie Daemon und Katy lautstark miteinander streiten und besonders nicht wie Daemon es dann tut, den Bär dann an zu brüllen und ihm dadurch zu zeigen: Hey, ich bin eine Bedrohung für dich! So etwas kann man - auch in den USA - mit zwei Klicks und Google herausfinden. Und seit wann zersplittert Obsidian, eines der härtesten Edelsteine der Welt, einfach so auf weichem Erdboden?
Was hätte man nicht alles aus dieser Idee machen können!? Sie hatte so viel Potential, das einfach nicht genutzt wurde. Es gab besonders zu Anfang des Buches einige sehr interessante Andeutungen mit denen man die Story ordentlich hätte aufpeppen können. Katy sieht bei ihrem ersten Besuch in der nächst größeren Stadt auf dem Weg zum Supermarkt eine Vermisstenanzeige, die gerade mal ein paar Wochen alt ist. Aus Obsidian hätte so spielerisch leicht einen spannender Mystery-Science-Fiction-Thriller werden können, bei der Katy Puzzleteil für Puzzleteil das Geheimnis von Daemon und seiner Schwester Dee enthüllt.
Fazit: Obsidian hat mich aufgrund der schwachen Story, den oberflächlichen Charakteren und der banalen Liebesgeschichte, in der Respektlosigkeit an der Tagesordnung war, ernüchtert und herbe enttäuscht. Das ewige hin und her von Katy und Daemon war zum Ende hin nur noch anstrengend und nervig, sodass die Geschichte schon Meilen vor dem eigentlich recht spannenden Finale ihren Reiz verlor. Den zweiten Band werde ich dennoch lesen, da er bereits in meinem Regal steht und ich die kleine, verzweifelte Hoffnung habe, dass Jennifer L. Armentrout das Ruder für die LUX-Reihe noch herumreißen kann.
1,5 von 5 Sternen