Profilbild von Cleeblatt

Cleeblatt

aktives Lesejury-Mitglied
offline

Cleeblatt ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Cleeblatt über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Obsidian: Es ist nicht alles Gold, das glänzt ... Herbe Enttäuschung!

Obsidian 1: Obsidian. Schattendunkel
0

Obsidian, der erste Band der LUX-Reihe von Jennifer L. Armentrout wird von den Lesern geliebt und hoch gelobt. Romantisch. Spannend. Erfrischend. Mitreißend. Obsidian war jedoch nicht das, was ich erwartet ...

Obsidian, der erste Band der LUX-Reihe von Jennifer L. Armentrout wird von den Lesern geliebt und hoch gelobt. Romantisch. Spannend. Erfrischend. Mitreißend. Obsidian war jedoch nicht das, was ich erwartet hatte und wurde somit bitter, bitter von der Autorin enttäuscht. Der Schreibstil war recht flach und einfach gehalten - was an sich vollkommen okay ist, aber Sprache sollte etwas Lebendiges sein, die Figuren und die Geschichte auf den Seiten zum Leben erwecken, und nicht nur auf so dastehen. Die Ausrede es sei ja nur ein Jugendbuch, zählt bei mir schon lange nicht mehr, da es unzählige andere Autoren gibt, die ihre Jugendbücher um einiges sprachgewandter und vor allem die Charaktere stärker ausbauen, als es bei Obsidian der Fall war. Dass man so oberflächliche und formlos Figuren erschaffen kann, habe ich bisher nur selten erlebt.

Unsere Protagonistin Katy ist eine leidenschaftliche Leserin und Buchbloggerin. Ich hätte also gedacht, dass Jennifer L. Armentrout aus ihrer Protagonistin entgegen dem gängigen Klischee eine unabhängige, intelligente und schlagfertige junge Frau macht. Fehlanzeige! Schlagfertig ist Katy tatsächlich, aber mehr auch nicht. Sobald Daemon in ihrer Nähe auftaucht, scheint sie sämtlichen Intelligenz und Eigenständigkeit abzugeben - denn er sieht ja so wahnsinnig gut aus. Die seltsamen Dinge, die in dem kleinen Ort und in seiner Nähe vor sich gehen, nimmt sie noch nicht einmal wahr, denn Daemon hat ja so unglaublich faszinierende schöne Augen. Katy war mir selten wirklich sympathisch. Oder interessant. Oder glaubhaft. Daemon hat Katy sogar noch übertroffen. Er ist das typische Arschloch (sry!), einer der momentan allseits beliebten Bad Boys, die die Herzen aller Mädchen höher schlagen lassen. Warum!? Seit wann sind Beleidigungen und Drohungen romantisch und anziehend? Ich konnte weder Katy noch Daemon in ihren Entscheidungen und Handlungen nachvollziehen oder verstehen.

Auch die Art und Weise, wie Jennifer L. Armentrout ihre Idee umgesetzt hat, war weder spannend noch einfallsreich. Anstatt die Handlung in eine neue Richtung zu treiben, drehen sich Katy und Daemon in einer ewigen Spirale immer nur um sich selbst, die Handlung bleibt platt und eine Aneinanderreihung der immer gleichen Situationen, die nur ab und zu von der ein oder anderen Action-Szene unterbrochen wurde, sodass es am Ende einfach nur noch nervig war. Abgesehen davon gab es in der spärlichen Handlung so einige fiese Logiklücken, die nicht hätten sein müssen. Sei es die prinzipielle Ablehnung und Unfreundlichkeit von Daemon & Co. gegenüber allen oder die Tatsache, dass Daemon und Katy bei einem Spaziergang ohne erkennbaren Grund von einem Bären attackiert werden. Diejenigen, die irgendwann einmal eine Reise in die kanadische Natur planen, wissen, dass Bären den Menschen grundsätzlich meiden, besonders wenn man wie Daemon und Katy lautstark miteinander streiten und besonders nicht wie Daemon es dann tut, den Bär dann an zu brüllen und ihm dadurch zu zeigen: Hey, ich bin eine Bedrohung für dich! So etwas kann man - auch in den USA - mit zwei Klicks und Google herausfinden. Und seit wann zersplittert Obsidian, eines der härtesten Edelsteine der Welt, einfach so auf weichem Erdboden?

Was hätte man nicht alles aus dieser Idee machen können!? Sie hatte so viel Potential, das einfach nicht genutzt wurde. Es gab besonders zu Anfang des Buches einige sehr interessante Andeutungen mit denen man die Story ordentlich hätte aufpeppen können. Katy sieht bei ihrem ersten Besuch in der nächst größeren Stadt auf dem Weg zum Supermarkt eine Vermisstenanzeige, die gerade mal ein paar Wochen alt ist. Aus Obsidian hätte so spielerisch leicht einen spannender Mystery-Science-Fiction-Thriller werden können, bei der Katy Puzzleteil für Puzzleteil das Geheimnis von Daemon und seiner Schwester Dee enthüllt.

Fazit: Obsidian hat mich aufgrund der schwachen Story, den oberflächlichen Charakteren und der banalen Liebesgeschichte, in der Respektlosigkeit an der Tagesordnung war, ernüchtert und herbe enttäuscht. Das ewige hin und her von Katy und Daemon war zum Ende hin nur noch anstrengend und nervig, sodass die Geschichte schon Meilen vor dem eigentlich recht spannenden Finale ihren Reiz verlor. Den zweiten Band werde ich dennoch lesen, da er bereits in meinem Regal steht und ich die kleine, verzweifelte Hoffnung habe, dass Jennifer L. Armentrout das Ruder für die LUX-Reihe noch herumreißen kann.

1,5 von 5 Sternen

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wer war Alice: Komplex und außergewöhnlich mit einigen Schwächen

Wer war Alice
0

Gillian Flynn (Gone Girl) und Paula Hawkins (Girl on the Train) - und zahlreiche weitere Autorinnen - haben mit ihren Romanen ein neues Genre eröffnet: Domestic Noir. Und ich wage zu behaupten, dass auch ...

Gillian Flynn (Gone Girl) und Paula Hawkins (Girl on the Train) - und zahlreiche weitere Autorinnen - haben mit ihren Romanen ein neues Genre eröffnet: Domestic Noir. Und ich wage zu behaupten, dass auch T.R. Richmonds Debüt Wer war Alice sich in dieses neue Genre einreiht. Wer war Alice ist ein Roman, ein Thriller, ein Krimi. Man darf jedoch keine zusammenhängende Handlung erwarten wie bei einem normalen Thriller. Beim Lesen hatte ich das Gefühl wie eine Polizistin eine alte Fallakte durchzugehen - Briefe, Zeugenvernehmungen, E-Mails, Chat-Verläufe. Schnipsel, die von Alice Leben übrig geblieben sind (deshalb finde ich auch den englischen Originaltitel What She Left um einiges treffender). Die einzelnen Fragmente springen in der Zeit hin und her, dass ich manchmal nochmals nachgucken musste in welchen Jahr sich die "Handlung" nun befindet. Dennoch hatte ich den Eindruck, dass diese Episoden einem roten Faden folgten und man der Wahrheit Stück für Stück immer näher kommt. Allerdings muss man auch sagen, dass sich eine richtige Spannungskurve nicht recht entwickeln mag. Die ungewöhnliche Erzählweise, die der Autor gewählt hat, ist interessant und hält zu Beginn auch die Spannung aufrecht. Je weiter man jedoch in der Handlung voranschreitet, bleibt sie allmählich auf der Strecke. Mir waren zum Beispiel die seitenlangen Briefe von Professor Jeremy Cooke zu langwierig und ermüdend. Auf der anderen Seite war die Rekonstruktion von Alice' Leben anhand ihrer digitaler Spuren faszinierend. Daher musste ich unbedingt wissen, wie es weitergeht. Was sich wirklich hinter Alice und ihrem Tod verbirgt.

Es fällt mir schwer dieses Buch zu beschreiben, ohne es genau auseinander zu nehmen, in seine Einzelteile zu zerlegen. Wer war Alice ist definitiv eine Geschichte über die man stundenlang diskutieren kann, über die Bedeutung des Lebens und die Entscheidung, dem ein Ende zu setzen, über Melancholie, Depressionen, Sehnsucht und Verlangen. Vielleicht macht gerade diese Facetten das neue Genre Domestic Noir interessant: Weil diese Autoren hinter die Fassade des Alltags schauen - in den Kopf, die Seele und das Herz der Charaktere.

Fazit: Wer Girl on the Train mochte, ungewöhnliche Erzählweisen und Psychologie spannend findet, für den kann auch Wer war Alice etwas sein. Für mich war T.R. Richmonds Debüt eine außergewöhnliche und einzigartige Geschichte, die gnadenlos die Schattenseite des Alltags beleuchtet, die jeder schon einmal kennen gelernt hat. In vielen Dingen habe ich mich in Alice gesehen. Wer war Alice ist ein außergewöhnlicher Blick auf das Leben in unserer heutigen Zeit und die Spuren, die wir auf ewig in ihr hinterlassen. Am besten schnappt man sich einfach die Leseprobe und liest in das Buch rein. Einen klassischen Thriller darf man allerdings nicht erwarten.

4 von 5 Sternen

Veröffentlicht am 15.09.2016

Onyx: Spannender Plot vs. Schwache Charaktere

Obsidian 2: Onyx. Schattenschimmer
0

Nach dem katastrophalen Start, den ich mit Obsidian hatte, hat mich Onyx dagegen überraschen und fesseln können. Seit Katy beim Kampf mit den Arum verletzt worden ist und Dameon sie geheilt hat, sind die ...

Nach dem katastrophalen Start, den ich mit Obsidian hatte, hat mich Onyx dagegen überraschen und fesseln können. Seit Katy beim Kampf mit den Arum verletzt worden ist und Dameon sie geheilt hat, sind die beiden miteinander verbunden. Daemon hat sich eingestanden, dass er in Katy verliebt ist. Katy nicht. Hier liegt gleichzeitig eine große Schwäche des Buches, aber auch der Spaßfaktor. In Obsidian haben mich Katys und Daemons Wortgefechte sehr genervt, da sie zum größten Teil aus Beleidigungen und Drohungen bestanden. In Onyx dagegen sind die Dialoge spritzig und erfrischend, was auch daran liegt, dass Daemon nicht mehr krampfhaft versucht, Katy von seiner Spezies fernzuhalten, indem er sie verbal verletzt. Er bemüht sich auf eine niedliche, fast charmante Art und Weise ihr Herz zu gewinnen. Er überhäuft Katy geradezu mit Aufmerksamkeit und sie gibt ihm einen Korb nach dem anderen. Leider wiederholt sich dieses Szenario immer und immer wieder, Seite für Seite - bis ungefähr die Hälfte des Buches erreicht ist. Wie schon in Obsidian war das sehr ermüdend und nervig. Doch - zum Glück! - lässt die Spannung in Onyx nicht so lange auf sich warten.

Das Konzept um das Verteidigungsministerium, die Arum und die Lux war sehr interessant, auch wenn mich das ein oder andere nicht ganz überzeugen konnte. Ich bin bei vielen Aspekten, die die Autorin verbaut hat, geteilter Meinung. Einerseits waren die vielen Wendungen spannend und teilweise auch unerwartet, im Nachhinein machten sie aus der ohnehin schon kantigen Geschichte keine runde Sache. Dass man zum Ende nicht mehr so recht weiß, wem man eigentlich noch vertrauen kann, war sehr gut aufgebaut, allerdings habe ich mich gefragt: Warum musste es jetzt unbedingt die Charaktere sein? Bei beiden war zu erwarten, dass es so kommen musste. Insbesondere bei der zweiten Person hätte ich mir gewünscht, dass jemand anderes auf den Plan tritt, denn diese Entscheidung der Autorin war recht platt und einfallslos. Auch war es mir unerklärlich wie Katy ein bestimmtes Mädchen erkennen konnte, obwohl die beiden sich zuvor noch NIE IM LEBEN begegnet sind. Katys Erklärung, dass sie ihr Gesicht (das des Mädchens), das sie irgendwann zu Beginn von Obsidian auf einem Vermisst-Plakat gesehen hat - und in den beiden Büchern nie wieder erwähnt wurde - in ihr Gedächtnis eingebrannt hat, eher dürftig und nicht wirklich glaubhaft.

Und da wären wir schon beim Dreiergespann der Hauptfiguren: Katy, Daemon und Blake - der Neue in der Runde. Die Autorin setzt bei der Handlung - zumindest in der zweiten Hälfte der Geschichte - und beim Setting spannende Akzente, greift bei den Charakteren und der Liebesgeschichte allzu gerne in die Klischee-Kiste. Deshalb darf Blake als zweiter Love Interest natürlich nicht fehlen und setzt Katys "komplizierten" Gefühlslage und Unentschlossenheit noch die Krone auf. Weder Katy noch Daemon können in Onyx Sympathiepunkte sammeln. Daemons Bemühungen um Katy sind zwar niedlich, aber seine Bereitschaft zu Gewalt und Mangel an Moral sind streckenweise erschreckend und Angst einflößend. Katy wirkt auf mich zunehmend scheinheilig: Ihre Tätigkeit als Buchbloggerin ist nicht wirklich nennenswert und sie zeigt auch kein sonderlich großes Interesse daran. Des Weiteren ist die krasse Verleumdung ihrer Gefühle besorgniserregend, und über die Verletzungen, die Blake ihr beim Training zufügt und die sie anderen gegenüber (die sie auch noch danach fragen!) verschweigt, wollen wir gar nicht erst reden. Wie schon in Obsidian verhält sich Katy wenig selbstständig und opfert sich bereitwillig für einen Mann, den sie nach eigener Aussage NICHT liebt.

Blake scheint zunächst der einzige zu sein, der normal und bei Verstand ist. Wobei ich mir bei Blake die Frage stelle: Musste die Autorin ihn unbedingt als Nr. 3 der Liebesgeschichte einführen? Für die Rolle, die er eigentlich in der Geschichte spielt, wäre dies gar nicht nötig gewesen. Blake hätte auch gut ein (normaler) Freund für Katy sein können, mit dem sie einfach über das Bloggen quatscht. Wo sind eigentlich Dee und all die anderen Charaktere aus Obsidian? Mir schein als wurden sie zu Gunsten des Liebesdreiecks und Katys (endlosen) inneren Monologen über ihre Unentschlossenheit so gut wie gestrichen. Unsere sympathische See, die Thompson-Drillinge und Katys Freundinnen sind einfach von der Bildfläche verschwunden. Sehr schade, dass die Autorin ihnen hier keine Rolle mehr zuspricht.

Fazit: Onyx hat sich im Vergleich zu Obsidian merklich gesteigert. Die Handlung der zweiten Hälfte ist spannend und abwechslungsreich. Die Einblicke, die man in die Welt der Lux und Arum erhält, machen neugierig auf mehr. Mit der Liebesgeschichte und den Charakteren kann Jennifer L. Armentrout allerdings nicht auftrumpfen. Onyx ist ein solider zweiter Band. Vielleicht werde ich mich doch noch an Opal heranwagen.

3 von 5 Sternen

Veröffentlicht am 15.09.2016

The Bone Season 02: Die Revolution beginnt ... Eine fantastische, spannende Fortsetzung!

The Bone Season - Die Denkerfürsten
0

Mit dem ersten Band hatte ich so meine Startschwierigkeiten - die Welt von The Bone Season ist aber auch verflucht komplex, dafür fand ich mich im zweiten mühelos zurecht. Nahtlos schließt sich der zweite ...

Mit dem ersten Band hatte ich so meine Startschwierigkeiten - die Welt von The Bone Season ist aber auch verflucht komplex, dafür fand ich mich im zweiten mühelos zurecht. Nahtlos schließt sich der zweite Band an den ersten an. Wir finden uns mit Paige, den Flüchtlingen und den anderen Sieben Siegeln im Zug wieder, der in Sheol I gestartet ist. Schon auf den ersten Seiten bin ich sofort wieder in dieser unglaublich faszinierenden Welt gefangen und fiebere mit Paige und Nick mit, während sie versuchen, die Flüchtlinge aus dem Tower of London in Sicherheit zu bringen.

Das erste Drittel des Buches verläuft ziemlich ruhig, denn Paige hält sich im Untergrund versteckt, wechselt alle paar Tage die Unterkunft, um weder die Denkerfürsten noch die Soldaten von Scion auf sich aufmerksam zu machen. Sie hadert mit sich selbst, versucht die Erlebnisse in der Kolonie und den Tod von Freunden zu verarbeiten, sie zweifelt an der Vertrauenswürdigkeit ihres Denkerfürsten Jaxon und möchte eigentlich nicht in seine Dienste zurückkehren. Umso mehr zeigt sich hier wieder, was für eine tolle Protagonistin Paige ist: Sie denkt nach, sie wiegt Pros und Contras ab, sie reflektiert sich selbst und ihre Entscheidungen. Das ist eine Eigenschaft, die ich in den letzten Jahren bei kaum einer Buchfigur gefunden habe. Besonders schön fand ich auch die Szene, in der sich Paiges Traumlandschaft verändert, und so zeigt, wie sehr ihre Zeit bei den Rephaim sie verändert und geprägt hat. Im Verlauf des Buches zeigt sich auch, dass Paige in der Kolonie vieles gelernt hat, was ihr und auch ihrer "Mission" zu gute kommt. Die Revolution beginnt ...

Während sich der erste Teil verstärkt um Paige, ihre Gabe und den Wächter gedreht hat, geht es in Die Denkerfürsten - wie der Titel schon verraten lässt - um das Syndikat von London und ihre Denkerfürsten. Samantha Shannon hat eine so komplexe, faszinierende und wundervolle Welt erschaffen und schafft es so mühelos so detailliert und realistisch darzustellen, dass ich wieder einmal sehr viel Spaß dabei hatte, Paiges Welt zu erkunden. Aber nicht nur die Welt lernen wir besser kennen, sondern auch zahlreiche Charaktere, die im ersten Band zu kurz gekommen sind - die Sieben Siegel, Jaxon Hall, die Überlebenden der Flucht aus der Kolonie, lernen neue spannende Charaktere kennen und lieben, und entdecken an anderen Figuren dunkle Seiten.

Sehr gut gefallen hat mir auch, dass der zweite Band so etwas wie ein fantastischer Thriller ist, und so ab dem zweiten Drittel des Buches eine Entdeckung auf die nächste folgt, wir der Lösung des Rätsel immer näher kommen. Spannung gibt es also auch im zweiten Band wieder ohne Ende. Und erst dieses Finale! Es war unglaublich, darüber möchte ich gar nicht so viele Worte verlieren. Ich wurde so mitgerissen und habe mitgefiebert, so spannungsgeladen waren diese Kapitel. Und das Ende ist ein so verdammt mieser Cliffhanger ... Ich freue mich schon wahnsinnig auf den dritten Band dieser grandiosen Reihe.

Fazit: Als The Bone Season in England erschien wurden Vergleiche mit J.K. Rowling angestellt und dieser Vergleich ist berechtigt - das hat Samantha Shannon auch mit dem zweiten Band ihrer Reihe unter Beweis gestellt. Wie J.K. versteht sie sich darauf ihre Leser zu fesseln - mit starken Charakteren, spannender Handlung, unvorhersehbaren Wendungen und einer faszinierenden Welt. Diese Reihe ist unglaublich, fantastisch, mitreißend ... Man muss sie einfach lesen!

4,5 von 5 Sternen

Veröffentlicht am 15.09.2016

Grischa 01: Schwache Charaktere und enttäuschende Handlung trotz starker erster Seiten

Grischa 1: Goldene Flammen
0

Diese Rezension enthält Spoiler!

Grischa hat mich vom ersten Augenblick, als ich es in der Buchhandlung gesehen habe, fasziniert: Eine liebevolle und zauberhafte Aufmachung, eine Welt, die von Russland ...

Diese Rezension enthält Spoiler!

Grischa hat mich vom ersten Augenblick, als ich es in der Buchhandlung gesehen habe, fasziniert: Eine liebevolle und zauberhafte Aufmachung, eine Welt, die von Russland inspiriert ist und eine Geschichte, die ein wahres Abenteuer verspricht. In den ersten Kapiteln habe ich mich in Leigh Bardugos Geschichte verliebt. Ich mochte Alina, den Mix aus schlagfertigen, frechen Antworten und einer beeindruckend kühlen Intelligenz. Der Anfang war stark, spannend und magisch. Leider ist das Ganze ziemlich schnell in sich zusammen gefallen, wie ein großes wackeliges Kartenhaus. Der Zauber, den ich auf den ersten Seiten spürte, verflog, sobald Alina und ihre Eskorte Os Alta erreichen. Im Grunde geht es hier um nichts außer 08/15 Teenie-Drama. Die Magie und Spannung der ersten Kapitel wandeln sich in unnötig in die Länge gezogene innere Monologe und Konflikte der Protagonistin sowie den Zickereien der anderen jungen Grischa-Novizinnen. Auf Kosten der Charaktere und der Magie, die Rawka eigentlich zu bieten hat.

Alinas anfänglich starkes Auftreten zerbröckelt wie eine Maske. Anstatt sich zum Beispiel mit Neugier und Elan in ihre Ausbildung zur Grischa zu stürzen, schlägt sie sich mit Selbstzweifeln herum und gibt schnell auf. Sobald ihr eine Aufgabe nicht sofort gelingen wollte, benahm sie sich wie ein bockiges kleines Mädchen. Kaum, dass sie ihre magischen Kräfte heraufbeschwören kann, ist ihr Ziel auf ein Artefakt zu WARTEN, dass ihre Kraft verstärken soll. Und? Nun ja, Alina wartet, darauf, dass die Untergebenen des Dunklen ihr das arme Tier vor die Füße zerren ... Warum hat sie nicht das nächste Jagdgewehr oder den nächsten Bogen geschnappt und ist mit den Fährtenlesern auf die Pirsch gegangen, schließlich muss eine Grischa ihren Kräftemehrer selbst erschaffen. Durch die Atmosphäre einer Schule und Alinas mangelnde Eigeninitiative verbaut die Autorin das eigentliche Potenzial ihrer Geschichte.

Neben Alina bleiben auch die beiden männlichen Protagonisten auf der Strecke. Obwohl Maljen und Alina von Kindesbeinen an befreundet waren, habe ich von dieser tiefen und verständnisvollen Freundschaft, an die sich Alina während ihrer Zeit in Os Alta so gerne erinnert, nichts gemerkt. Im Lager der Soldaten haben die beiden so gut wie nie miteinander zu tun gehabt. Maljen blieb bei seinen Kameraden, prahlte damit, dass er sich in das Zelt des Dunklen schleiche und eine hübsche, junge Grischa verführen würde - und ignorierte Alina komplett. Auch als Alina abgeführt und nach Os Alta eskortiert wird, reagiert er nicht. Warum hat er ihr nicht einen einzigen Brief geschrieben? Das ist keine Freundschaft. Maljen blieb - auch als man ihn später besser kennen lernte - blass und farblos, seine Handlungen nicht nachvollziehbar. Ich konnte nicht verstehen, warum Alina so heillos in ihn verliebt ist.

Ebenso wie Maljen war auch der Dunkle blass und charakterlos. Er tauchte nur ab und zu am Rande auf und wechselte ein paar nichtssagende Worte mit Alina und ... Ja? Die Beziehung der beiden war viel zu dürftig ausgearbeitet. Alina ist DIE Sonnenkriegerin, auf die ganz Rawka gewartet hat. Die Sonnenkriegerin, die sie von der Schattenflur befreien und das Land vereinen wird, damit wieder Frieden und Wohlstand herrschen kann. Warum hat er Alina nicht als Novizin unter seine Obhut genommen? Die gegenseitige Sympathie und Anziehungskraft wäre viel authentischer und glaubwürdiger gewesen, wenn beide Figuren viel mehr miteinander agiert hätten. Als sich der Dunkle letztendlich als Gegenspieler offenbarte, konnte ich nur noch den Kopf schütteln. Warum zum Teufel plant der Dunkle den Zaren zu stürzen und die Schattenflur auszuweiten? Ach so, weil er machtgierig und einfach böse ist: Der Dunkle ist nicht nur blass und ohne Charakter, ihm fehlt auch jede Motivation. Genja war als einzige Nebenfigur ein kleiner Lichtblick. Mit ihrer humorvollen und unbeschwerten Art hat sie mich sehr an Effie aus Die Tribute von Panem erinnert.

Russland ist ein wunderschönes Land, das reich an atemberaubenden Landschaften, Magie und Märchen ist. Umso trauriger ist es, dass die Autorin das Potenzial ihrer Inspiration nicht voll ausgeschöpft hat. Ich hätte mir wirklich gewünscht, dass Alina als Novizin an der Seite des Dunklen durch Rawka reist und er sie nebenbei in Kriegsstrategien und ihren Fähigkeiten unterrichtet. Auf diese Weise hätte man als Leser soviel mehr von Rawka, seinem Zauber und der Kultur erfahren können.

Ich möchte noch kurz einen Aspekt ansprechen, der besonders in der ersten Hälfte des Buches sehr präsent und störend war: Die Fokussierung der Autorin auf Schönheit. Die Grischa sind schön, schöner, am schönsten. Alinas Jammerei über ihr furchtbar hässliches Aussehen waren ab einem bestimmten Punkt einfach nur ermüdend. Ich finde es sehr fragwürdig in einem Jugendbuch die Botschaft zu vermitteln, dass nur wer schön ist, etwas Besonderes ist - statt zu zeigen, dass jeder etwas erschaffen kann und das Aussehen eigentlich kein wichtiger Faktor ist, wenn es um die wirklich wichtigen Dinge im Leben geht.

Fazit: Grischa - Goldene Flammen war für mich eine herbe Enttäuschung. Die zauberhafte Welt, die ich mir erhofft hatte, ging neben Alinas präsenten Selbstzweifeln und Jammern über ihr Aussehen und die Ungerechtigkeit, dass sie keine Aufmerksamkeit von Maljen erhält vollkommen unter - unterstütz durch die Entscheidung der Autorin die Handlung in eine "Schule" zu verlegen. Hier wurde viel Potenzial verschenkt.

3 von 5 Sternen