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Veröffentlicht am 09.04.2022

Traumatische Verarbeitung eines Jugendlagers

Fuchsmädchen
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In einem Jugendlager geschehen unheimliche Dinge. Kinder, denen Tiermasken aufgesetzt werden, müssen grausame Rituale über sich ergehen lassen. Initiiert unter anderem von einem katholischen Pfarrer. Eines ...

In einem Jugendlager geschehen unheimliche Dinge. Kinder, denen Tiermasken aufgesetzt werden, müssen grausame Rituale über sich ergehen lassen. Initiiert unter anderem von einem katholischen Pfarrer. Eines der Kinder ist das "Fuchsmädchen", Mia Askar, das sich wenig später das Leben nimmt und die Fuchsmaske dabei bei sich trägt. Als danach eine Frau bestialisch ermordet aufgefunden wird, starten die beiden sehr unterschiedlichen Ermittlerinnen Eir und Sanna mit der Fahndung nach dem Mörder. Werden sie erfolgreich sein? Wird er weitere Morde begehen? Was ist in dem Lager alles geschehen?

Maria Grund erzählt in ihrem Thriller "Fuchsmädchen" über unfaßbare Greueltaten gegenüber Jugendlichen und die Ahnungslosigkeit und Hilflosigkeit der Eltern. Die beiden Ermittlerinnen tappen lange Zeit im Dunkeln und kommen nur mühsam voran. Die Autorin konstruiert ein atemberaubendes Puzzle, dass scheinbar unlösbar wirkt.

Die Personen werden in ihren unterschiedlichsten Facetten klar umrissen und mit ihren Ängsten und Traumata eindeutig beschrieben. Es gelingt Maria Grund einen endlos wirkenden Spannungsbogen durch den kompletten Thriller aufzubauen. Als Leser/in ist man oft versucht, in die Handlung eingreifen zu wollen, um die inzwischen Jugendlichen vor weiteren schrecklichen Erlebnissen zu bewahren oder sogar die Zeit zurückdrehen zu können.

Mein Fazit:

Ein atemberaubender Thriller, in dem sich menschliche Abgründe entfalten, ohne den Lesern/innen zu blutig dargestellt zu werden. Die Phantasien der Leserschaft werden hier gekonnt angeregt, beim Lesen die ganze Zeit über eigene Szenarien zu gestalten, um so die Spannung noch mehr anzuregen. Ein sehr zu empfehlendes Buch für alle, die geballte Spannung gepaart mit perfiden Verbrechen lieben.

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Veröffentlicht am 13.03.2022

Aufarbeitung familiärer Schicksalsschläge zu Fuß in Japan

Tempel Nummer 38
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"Tempel Nummer 38 - Eine japanische Pilgerreise" von C.D. Gerion beschreibt den oft sehr anstrengenden Fußweg des Shikoku-Pilgerweges in Japan, auf dem insgesamt 88 Tempel besucht werden, von Thomas und ...

"Tempel Nummer 38 - Eine japanische Pilgerreise" von C.D. Gerion beschreibt den oft sehr anstrengenden Fußweg des Shikoku-Pilgerweges in Japan, auf dem insgesamt 88 Tempel besucht werden, von Thomas und seinem Sohn Daniel.

Thomas hat seinen Sohn Daniel zu dieser Pilgerreise eingeladen, um Daniel endlich wieder näher zu kommen. Aufgrund seines Berufes als Diplomat in verschiedenen asiatischen Ländern hat Thomas deren Sprache als auch Sitten sehr gut kennengelernt. Seine Familie ist aber dabei in mancherlei Hinsicht zu kurz gekommen. Das will Thomas nun auf der Pilgerreise Daniel betreffend zum einen nachholen und zum anderen eine psychische Last loswerden, die er über Jahre schon mit sich trägt. Wird ihm das gelingen? Und wie wird Daniel reagieren? Können die beiden sich wieder näherkommen?

C.D. Gerion entführt uns in seinem beinahe Reiseführer ähnlichen geschriebenen Reisebericht in eine wunderbare sentimentale und esoterische Welt, deren Zauber sich die/ der Leser(in) unmöglich entziehen kann. Neben den stets sehr interessanten Dialogen zwischen Vater und Sohn, denen es auch nicht am nötigen Humor mangelt, lernen wir eine wunderbare asiatische Landschaft kennen, die ich aufgrund der sehr authentischen und detaillierten Beschreibung permanent vor dem eigenen Auge hatte. Auch die Menschen, egal ob Mitpilgernde oder Mönche oder Ortsansässige werden sehr liebevoll skizziert dargestellt. Man wird das Gefühl während der Lektüre nicht los, die beiden Männer selber zu begleiten und kann die psychischen Belastungen des Vaters als auch die körperlichen Schmerzen aufgrund des strapaziösen Fußmarsches so hautnah nachvollziehen.

Für alle Leser/innen, die immer mal schon in die asiatische Kultur und ihre atemberaubenden Landschaften abtauchen wollten und dabei durch sehr interessante und offenbarende Dialoge mehr über familiäre Schicksale erfahren möchten, kann ich "Tempel Nummer 38" unbedingt sehr empfehlen. Eine Karte des Shikoku-Pilgerweges zu Beginn des Buches und ein Glossar über japanische Wörter und buddhistischer Fachbegriffe am Ende runden das Lesevergnügen sehr schön ab.

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Veröffentlicht am 04.03.2022

U-Boot-Kommandant in beinahe aussichtsloser Mission

Sturm in die Freiheit
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Jürgen Ehlers erzählt in seinem Roman "Sturm in die Freiheit" über das Schicksal des U-Boot-Kommandanten Wolfgang (Wolf) Littke, der in britische Gefangenschaft gerät und der Todesstrafe nur entkommen ...

Jürgen Ehlers erzählt in seinem Roman "Sturm in die Freiheit" über das Schicksal des U-Boot-Kommandanten Wolfgang (Wolf) Littke, der in britische Gefangenschaft gerät und der Todesstrafe nur entkommen kann, wenn er die Mission eines Attentates auf Adolf Hitler übernimmt. Mit drei anderen Gefährten landet er per Fallschirm in Ostpreußen, um die Vorbereitung der Tötung Hitlers in dessen Hauptquartier vorzubereiten. Natürlich treffen die vier Agenten auf Schwierigkeiten, die auch durch persönliche Interessen entstehen. Wird es den Agenten gelingen, Hitler zu töten und danach ungeschoren davonzukommen?

In dem Roman erleben wir häufig sehr beklemmende und erschütternde Situationen. Zum einen natürlich der Zeit, 12. Oktober 1943 bis 01. September 1944, geschuldet, zum anderen aber auch Dank der gefühlvollen Darstellung der sehr unterschiedlichen Charaktere durch den Autor. Die Leser/innen können sich ohne weiteres sehr stark mit den Protagonisten identifizieren und erleben so mit ihnen einige sehr atemberaubende Momente aber auch berührende und stark emotionale Szenen.

Sehr authentisch wirken diese Situationen auch durch das Auftreten von damals real existierenden Personen in Kombination mit den fiktiven Charakteren, die so aus einer nachrichtlich wirkenden Geschichte dann erst einen spannenden Roman erzeugen. Am Ende des Romans findet man ein informatives Personen- und Ortsregister, sowie im Buchdeckel einen Kartenausschnitt der Wolfsschanze und der umliegenden Orte.

"Sturm in die Freiheit" hat mich von Beginn an mitgerissen und einige Gänsehaut erzeugende Momente beschert. Die Protagonisten sind mir gleich ans Herz gewachsen und ich habe mit ihnen leiden und kämpfen dürfen.

Für alle Leser/innen, die historisch gekonnt aufgearbeitete deutsche Geschichte erleben möchten, kann ich diesen Roman unbedingt empfehlen und vergebe wohlverdiente 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 27.02.2022

Kriminalistischer Einblick in das Leben einer weltbekannten Krimiautorin

Mrs Agatha Christie
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"Mrs Agatha Christie" ist nicht nur der Titel des Romans von Marie Benedict, sondern offenbart uns sofort eine der beiden Hauptprotagonisten. Den Gegenpart übernimmt Christies erster Ehemann Archibald ...

"Mrs Agatha Christie" ist nicht nur der Titel des Romans von Marie Benedict, sondern offenbart uns sofort eine der beiden Hauptprotagonisten. Den Gegenpart übernimmt Christies erster Ehemann Archibald Christie, Pilot der Royal Air Force.
Die Autorin erzählt uns in ihrem Roman im stetem Wechsel zwischen den Kapiteln, die mit dem Titel Manuskript und den anderen Kapiteln, die mit den Tagen nach Agatha Christies Verschwinden überschrieben sind. Im Manuskript beginnt die Geschichte mit dem ersten Kennenlernen des zukünftigen Ehepaares im Jahre 1912 und die anderen Kapitel behandeln die Zeit vom 04.12.1926 bis 14.12.1926. Aufgrund ihrer Bekanntheit wird sofort die Polizei eingeschaltet, die schnell Archie (Archibald) auf die Liste der Hauptverdächtigen setzt, da sie auch einen Mord nicht ausschließen kann.

Obgleich den meisten Lesern bekannt ist, dass Agatha Christie sehr alt geworden ist, erreicht die Autorin durch dieses Stilmittel des permanenten Wechsels einen sehr gut gestalteten Spannungsbogen, der sich durch den kompletten Roman hindurchzieht. Stetig fragt man sich, was mag damals während dieser 11 Tage des Verschwindens von Agatha Christie tatsächlich passiert sein. Durch die Kapitel des Manuskriptes wird die Suche nach ihr zwar dauernd unterbrochen, jedoch erhalten die Leser/innen hier neben zahlreichen interessanten Details aus Christies jungen Ehealltag und ersten schriftstellerischen Versuchen und Erfolgen auch sehr gut plazierte Hinweise, was mit ihr passiert sein könnte. Marie Benedict lässt uns somit an der Suche konkret teilnehmen!

Bis zum Ende des Romans bleibt das Verschwinden nahezu ungeklärt und überrascht dann mit einem unerwarteten und klug konstruiertem Finale.
Allen, die die Krimis von Agatha Christie lieben und dazu noch mehr über ihre Biographie unterhaltsam wissen möchten, kann ich "Mrs Agatha Christie" nur wärmstens empfehlen.

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Veröffentlicht am 27.02.2022

Junge deutsche Geschichte im spannenden Polit-Thriller-Gewand

Ein Präsident verschwindet
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Schon das das düstere in einem fahlen, kalten und künstlich blaugrün gestaltete Cover des Thrillers "Ein Präsident verschwindet" von Ralf Langroth weckt ungute Erinnerungen an das geteilte Berlin im Jahre ...

Schon das das düstere in einem fahlen, kalten und künstlich blaugrün gestaltete Cover des Thrillers "Ein Präsident verschwindet" von Ralf Langroth weckt ungute Erinnerungen an das geteilte Berlin im Jahre 1954.
Ein Mann, Verfassungsschutzpräsident Otto John, der eigentlich für die westdeutsche Sicherheit sorgen soll, verschwindet urplötzlich von der Bildfläche und wird ausgerechnet in Ost-Berlin wieder entdeckt. Altkanzler Konrad Adenauer beauftragt daraufhin Philipp Gerber, einen jungen Kommissar, der Sache auf den Grund zu gehen, um zu verhindern, dass im schlimmsten Fall John westdeutsche Internas preisgibt.

Ralf Langroth nimmt uns mit nach Berlin, durch das um 1954 deutsche Bürger, sowohl aus Ost- wie auch aus West-Berlin die Grenze noch lediglich durch Grenzkontrollen passieren konnten. Es gelingt ihm von Beginn des Thrillers an, einen stetig steigernden Spannungsbogen aufzubauen, der seine Brisanz nicht nur durch das Verschwinden von Otto John erhält, sondern vielmehr getragen wird durch das gemeinsame Interesse von Ost und West an diesem Mann und seiner weiblichen Begleitung: Journalsiten Eva Herden, eher ostfreundlich orientiert und ausgerechnet die Freundin von Philipp Gerber. Somit bedient der Autor nicht nur den Wunsch nach Spannung und Thrill, sondern auch das Gefühlschaos der Protagonisten und damit auch der Leserschaft.

Die Figuren des Thrillers sind sehr authentisch dargestellt, so dass es den Lesern zum Teil schwerfällt zwischen Fiktion und historischer Realität zu unterscheiden. Genau das macht dieses Buch aber so lesenswert.

Mein Fazit:
"Ein Präsident verschwindet" ist eine sehr gelungene Komposition zwischen spannendem Spionagethriller und deutscher belegter Geschichte. Durch sehr authentisch präsentierte Protagonisten - hervorgehoben seien hier nur exemplarisch der wunderbar rheinische Dialekt des Bundeskanzlers und die französischen Einwürfe des Gegenspielers Walter Dorst aus seiner Zeit in der Fremdenlegion - erweckt Ralf Langroth diese Geschichte wieder zum Leben und läßt uns bis zum Ende des Buches nicht mehr los.
Für Liebhaber von politischen Thrillern und deutscher Geschichte ein absolutes Muß.

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