Profilbild von Clemens

Clemens

Lesejury Star
offline

Clemens ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Clemens über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.04.2022

Kaltes Herz, das erbarmungslos kalten Schweiß erzeugt!

Kaltherz
0

"Kaltherz" von Henri Faber erzählt eine vermeintlich altbekannte Schreckensgeschichte aller Eltern: Für einen Moment läßt die Mutter ihre Tochter aus den Augen, um eine Toilette aufzusuchen, und als sie ...

"Kaltherz" von Henri Faber erzählt eine vermeintlich altbekannte Schreckensgeschichte aller Eltern: Für einen Moment läßt die Mutter ihre Tochter aus den Augen, um eine Toilette aufzusuchen, und als sie zurückkommt ist die Tochter spurlos verschwunden.
Wie Henri Faber jedoch die Story aufbaut und entwickelt, ist geradezu brilliant.

Die Suche nach dem verschwundenen Mädchen wird aus vier verschiedenen Perspektiven beschrieben. Es dauert eine Weile, bis die Leser/innen die Namen zugeordnet haben. Dann jedoch entwickelt der Autor einen unglaublichen Spannungsbogen, der einen nicht mehr losläßt. Durch die Sichtweisen von der Kommissarin Kim Lansky, einem kleinen Mädchen mit Namen Marie, der Mutter Clara und ihrem Mann Jakob, ist der/ die Leser/in stets mitten im Geschehen und kann sowohl die Not der Eltern hautnah nachempfinden als auch die Ängste des Kindes und die aufkommende Verzweiflung und Ratlosigkeit der Kommissarin, je länger die Suche dauert.
Durch den ständigen Wechsel wird neben der permanenten Spannungssteigerung auch noch eine große Authenzität der Protagonisten erzeugt. Zwischendurch schwanken häufig Sympathie, Unverständnis bis zur Abneigung hauptsächlich bei der Sichtweise der Eltern.

Hervorragend setzt Henri Faber falsche Fährten und neue Details aus der Vergangenheit des Ehepaares ein. Immer wenn man denkt, Kim Lansky ist dem Ziel wieder ein Stück näher gekommen, tauchen neue Fragen und Irritationen auf und die Suche scheint von vorne zu beginnen.

Mein Fazit:
"Kaltherz" läßt uns beim Lesen durch einen permanenten Wechsel zwischen Hoffnung, Verzweiflung und Niedergeschlagenheit den eiskalten Schweiß ausbrechen. Dem Autor gelingt es sehr gekonnt, die Phantasie der Leser/innen derart anzuregen, dass sie dem Mädchen am liebsten selber zu Hilfe eilen möchten. Insbesondere dadurch, dass bei jedem Perspektivwechsel Wochentag, Datum und Uhrzeit mit angegeben werden, wird der Druck noch zusätzlich gewaltig erhöht. Ein Cover, auf welchem ein vergittertes Fenster in schlichten Grautönen dargestellt ist, hinter dem der Buchtitel in großen Lettern zu sehen ist, schüren das Gefühl der Angst und der Ausweglosigkeit noch zusätzlich.
Für alle Thrillerliebhaber/innen, die bis zum Ende völlig ahnungslos bleiben und den spannenden Nervenkitzel mögen, kann ich dieses Buch unbedingt empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.04.2022

Traumatische Verarbeitung eines Jugendlagers

Fuchsmädchen
0

In einem Jugendlager geschehen unheimliche Dinge. Kinder, denen Tiermasken aufgesetzt werden, müssen grausame Rituale über sich ergehen lassen. Initiiert unter anderem von einem katholischen Pfarrer. Eines ...

In einem Jugendlager geschehen unheimliche Dinge. Kinder, denen Tiermasken aufgesetzt werden, müssen grausame Rituale über sich ergehen lassen. Initiiert unter anderem von einem katholischen Pfarrer. Eines der Kinder ist das "Fuchsmädchen", Mia Askar, das sich wenig später das Leben nimmt und die Fuchsmaske dabei bei sich trägt. Als danach eine Frau bestialisch ermordet aufgefunden wird, starten die beiden sehr unterschiedlichen Ermittlerinnen Eir und Sanna mit der Fahndung nach dem Mörder. Werden sie erfolgreich sein? Wird er weitere Morde begehen? Was ist in dem Lager alles geschehen?

Maria Grund erzählt in ihrem Thriller "Fuchsmädchen" über unfaßbare Greueltaten gegenüber Jugendlichen und die Ahnungslosigkeit und Hilflosigkeit der Eltern. Die beiden Ermittlerinnen tappen lange Zeit im Dunkeln und kommen nur mühsam voran. Die Autorin konstruiert ein atemberaubendes Puzzle, dass scheinbar unlösbar wirkt.

Die Personen werden in ihren unterschiedlichsten Facetten klar umrissen und mit ihren Ängsten und Traumata eindeutig beschrieben. Es gelingt Maria Grund einen endlos wirkenden Spannungsbogen durch den kompletten Thriller aufzubauen. Als Leser/in ist man oft versucht, in die Handlung eingreifen zu wollen, um die inzwischen Jugendlichen vor weiteren schrecklichen Erlebnissen zu bewahren oder sogar die Zeit zurückdrehen zu können.

Mein Fazit:

Ein atemberaubender Thriller, in dem sich menschliche Abgründe entfalten, ohne den Lesern/innen zu blutig dargestellt zu werden. Die Phantasien der Leserschaft werden hier gekonnt angeregt, beim Lesen die ganze Zeit über eigene Szenarien zu gestalten, um so die Spannung noch mehr anzuregen. Ein sehr zu empfehlendes Buch für alle, die geballte Spannung gepaart mit perfiden Verbrechen lieben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.04.2022

Verhinderte Erholung im Kloster des Verbrechens

Ostseekreuz
3

"Ostseekreuz" von Eva Almstädt ist der mittlerweile 17. Fall der Kommissarin Pia Korritki, der sich nahtlos an den 16. Fall anschließt.
Pia möchte in einem Kloster an der Ostsee die traumatischen Erlebnisse ...

"Ostseekreuz" von Eva Almstädt ist der mittlerweile 17. Fall der Kommissarin Pia Korritki, der sich nahtlos an den 16. Fall anschließt.
Pia möchte in einem Kloster an der Ostsee die traumatischen Erlebnisse ihrer eigenen Entführung verarbeiten, neue Kraft schöpfen und wieder zur Ruhe kommen. Doch kaum hat sie ihr Zimmer bezogen und sowohl die ersten Mönche und die anderen Klostergäste kennengelernt, wird ein ermordeter Mönch in einer Kirchenbank entdeckt. Als ihr damaliger Entführer auch noch aus seiner Haftanstalt entkommen kann, wird schnell klar, dass Pia nicht die Ruhe finden wird, die sie sich erhofft hatte, sondern dieses Mal undercover mit der zuständigen Polizei ermitteln wird.

Der 414 Seiten starke Krimi wird dieses Mal in zwei Handlungssträngen erzählt.
Die eine Handlung beschreibt Pias Undercover-Fahndung und Mithilfe in der Mordsache von Bruder Zacharias. Parallel dazu versucht ihr Freund, Marten Unruh, den entflohenen Alfred Lohse zu fassen und zurück ins Gefängnis zu bringen.
Nach einem zunächst etwas ungewohnt sehr ruhigen Start nimmt der Krimi dann doch sehr schnell Fahrt auf und erzeugt - nicht nur durch den ständigen Wechsel zwischen den beiden Ermittlungen - die gewünschte Spannung. Eva Almstädts Schreibstil überzeugt erneut durch seine klaren Darstellungen. Egal ob Personen oder Landschaften beschrieben werden, so erzeugt die Autorin stets klare Bilder, die die Leser/innen mit ins Geschehen einbinden und Teil der Erzählung werden lassen. Eva Almstädts Protagonisten sind dabei keine fiktiven Übermenschen, sondern haben ihre Ecken und Kanten und sind sehr glaubhaft und authentisch beschrieben.
Im Finale werden alle Fäden überzeugend zusammengeführt und präsentieren eine klare Lösung.

Mein Fazit:
Trotz eines etwas holprigen Beginns liefert Eva Almstädt eine gelungene Fortsetzung und durch die Undercover-Teilnahme ihrer Hauptprotagonistin, Pia Korritki, eine willkommene Abwechslung in der Reihe.
Ein persönliches gestaltetes Nachwort und eine Übersichtskarte des Klosters runden das Lesevergnügen wunderbar ab.
Ich werde dieser sehr menschlichen und charmanten Kommissarin weiterhin die Treue halten und kann allen Krimiliebhabern, die zudem das Lokalkolorit der Ostsee lieben, Pias 17. Fall nur wärmstens empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 14.03.2022

Ein etwas anderes Ermittlerduo auf Spurensuche

Lange Krallen
0

Schon das Cover von dem Jugendroman "Lange Krallen" des Autorenduos Oliver Uschmann und Sylvia Witt weckt das Interesse der jungen Leser/innen.
Schön dunkel gehalten mit unseren beiden Helden Leonie und ...

Schon das Cover von dem Jugendroman "Lange Krallen" des Autorenduos Oliver Uschmann und Sylvia Witt weckt das Interesse der jungen Leser/innen.
Schön dunkel gehalten mit unseren beiden Helden Leonie und ihrem Kater Bobby in Front und den seltsamen Nachbarn im Hintergrund erzeugt gleich die nötige Spannung.
Bei Leonie und ihren Eltern zieht eine bis dahin unbekannte Familie in der direkten Nachbarschaft ein. Leonies Kater Bobby sind die drei Bewohner gleich suspekt, welches er durch ein hundeähnliches Knurren verlauten läßt. Als dann bei dem "Dorfadel" eingebrochen wird, ergreifen Leonie und ihr Kater die Initiative und machen sich auf intensive Spurensuche, um den oder die Einbrecher ausfindig zu machen.

Den Autoren gelingt es auch gleich nach einer kurzen Vorstellung der Hauptakteure, der Dorfgemeinschaft und der neuen Nachbarn mit viel Humor und Witz einen Spannungsbogen ab Kapitel 3 aufzubauen.
Die Figuren werden sehr authentisch beschrieben, so dass man sich gleich in Leonie hineinversetzen kann, wenn sie mit Oskar, dem Nachbarsjungen erste Dialoge führt und ihm sein etwas angeberisches Gehabe auf die Nerven geht.
Die Kapitel sind angenehm kurz gehalten und die Schrift in einer harmonischen Größe, um den jungen Leser/innen die Freude am Lesen auch dadurch auch noch zu erhalten.
Zahlreiche comic-ähnliche Illustrationen von Timo Grubing und ein interessantes Ende runden den mit 115 Seiten eher kurz gehaltenen Jugendroman wunderbar ab.
Einziger Kritikpunkt: Ich hätte mir auch für einen Jugendroman etwas mehr Spannung gewünscht.
Fazit:
Für das kurzweilige Lesevergnügen eines mit viel Witz und Humor gespickten Jugendromans kann ich das Buch sehr empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.03.2022

Aufarbeitung familiärer Schicksalsschläge zu Fuß in Japan

Tempel Nummer 38
0

"Tempel Nummer 38 - Eine japanische Pilgerreise" von C.D. Gerion beschreibt den oft sehr anstrengenden Fußweg des Shikoku-Pilgerweges in Japan, auf dem insgesamt 88 Tempel besucht werden, von Thomas und ...

"Tempel Nummer 38 - Eine japanische Pilgerreise" von C.D. Gerion beschreibt den oft sehr anstrengenden Fußweg des Shikoku-Pilgerweges in Japan, auf dem insgesamt 88 Tempel besucht werden, von Thomas und seinem Sohn Daniel.

Thomas hat seinen Sohn Daniel zu dieser Pilgerreise eingeladen, um Daniel endlich wieder näher zu kommen. Aufgrund seines Berufes als Diplomat in verschiedenen asiatischen Ländern hat Thomas deren Sprache als auch Sitten sehr gut kennengelernt. Seine Familie ist aber dabei in mancherlei Hinsicht zu kurz gekommen. Das will Thomas nun auf der Pilgerreise Daniel betreffend zum einen nachholen und zum anderen eine psychische Last loswerden, die er über Jahre schon mit sich trägt. Wird ihm das gelingen? Und wie wird Daniel reagieren? Können die beiden sich wieder näherkommen?

C.D. Gerion entführt uns in seinem beinahe Reiseführer ähnlichen geschriebenen Reisebericht in eine wunderbare sentimentale und esoterische Welt, deren Zauber sich die/ der Leser(in) unmöglich entziehen kann. Neben den stets sehr interessanten Dialogen zwischen Vater und Sohn, denen es auch nicht am nötigen Humor mangelt, lernen wir eine wunderbare asiatische Landschaft kennen, die ich aufgrund der sehr authentischen und detaillierten Beschreibung permanent vor dem eigenen Auge hatte. Auch die Menschen, egal ob Mitpilgernde oder Mönche oder Ortsansässige werden sehr liebevoll skizziert dargestellt. Man wird das Gefühl während der Lektüre nicht los, die beiden Männer selber zu begleiten und kann die psychischen Belastungen des Vaters als auch die körperlichen Schmerzen aufgrund des strapaziösen Fußmarsches so hautnah nachvollziehen.

Für alle Leser/innen, die immer mal schon in die asiatische Kultur und ihre atemberaubenden Landschaften abtauchen wollten und dabei durch sehr interessante und offenbarende Dialoge mehr über familiäre Schicksale erfahren möchten, kann ich "Tempel Nummer 38" unbedingt sehr empfehlen. Eine Karte des Shikoku-Pilgerweges zu Beginn des Buches und ein Glossar über japanische Wörter und buddhistischer Fachbegriffe am Ende runden das Lesevergnügen sehr schön ab.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere