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Veröffentlicht am 12.10.2024

Sehr ehrliche, offene und schonungslose Autobiografie

Zwischen zwei Welten
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Norbert Nachtweih beschreibt in seiner Autobiografie "Zwischen zwei Welten - Meine Deutsch-Deutsche Fußballgeschichte" seine Sichtweise über seine Republikflucht aus der damaligen DDR, seine Fußballstationen ...

Norbert Nachtweih beschreibt in seiner Autobiografie "Zwischen zwei Welten - Meine Deutsch-Deutsche Fußballgeschichte" seine Sichtweise über seine Republikflucht aus der damaligen DDR, seine Fußballstationen in der damaligen BRD und in Frankreich und sein mit Höhen und Tiefen gespicktes Privatleben.

Obgleich Norbert Nachtweih für mich persönlich nie der große Sympathieträger im deutschen Fußball war, gebührt ihm für diese so ehrliche und offene und mutige Autobiografie mein größter Respekt und Dank. Hier lesen wir keine selbstherrliche Aufzählung von großen sportlichen Erfolgen und einem gesegneten fußballerischen Talent, sondern eine schonungslose Auseinandersetzung mit einem für sich gewählten Leben in einer fremden Umgebung mit allen glücklichen aber auch selbstkritischen und traurigen Momenten.

Egal ob wir mit ihm zu Beginn mit fiebern, ob ihm aus dem türkischen Bursa mit Hilfe eines ihm völlig unbekannten Amerikaners die Republikflucht gelingt oder nicht, oder wie er dann weiter in den westdeutschen Clubs wie Eintracht Frankfurt, 1. FC Kaiserslautern oder Bayern München klar kommt, wie sich sein privates Leben so neben dem Fußball gestaltet, Norbert Nachtweih lässt uns immer schonungslos ehrlich und unverblümt daran teilhaben. Selbst seine Gedanken über die Familie im ostdeutschen Polleben, die er zurückgelassen hat oder einen kleinen Einblick in seine Stasiaktenpacken und berühren uns Leser/innen enorm stark.

Die zahlreichen privaten und Pressefotos in der Buchmitte lassen diese Autobiografie zudem noch intensiver, anschaulicher und näher auf uns einwirken. Norbert Nachtweih übt in diesem Buch ferner nicht nur an Trainern, Mitspielern oder der Politik Kritik, sondern scheut sich nicht davor auch eine gehörige Selbstkritik und knallharte Selbstbetrachtung insbesondere seines Privatlebens vorzunehmen.

Allen fußballbegeisterten Leser/innen der Generation der Breitners, Grabowskis, Burdenskis und wie sie alle heißen, aber auch all denjenigen, die mal mehr über die gedankliche Auseinandersetzung zwischen den Leben in Ost- und Westdeutschland der 80er Jahre lesen möchten kann ich diese Autobiografie nur wärmstens ans Herz legen.

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Veröffentlicht am 16.09.2024

Gruseliges Spiel mit der Fantasie

The House Trap
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"The House Trap - Diesem Spiel entkommst Du nicht" von Emma Read ist eine mysteriöse und gruselige Erzählung im Escape-Room-Stil.
Vier Kinder, Claude, Deliah, Sam und Claudes kleine Schwester Amity entfernen ...

"The House Trap - Diesem Spiel entkommst Du nicht" von Emma Read ist eine mysteriöse und gruselige Erzählung im Escape-Room-Stil.
Vier Kinder, Claude, Deliah, Sam und Claudes kleine Schwester Amity entfernen sich von Claudes Elternhaus, um in der Nähe des geheimnisvollen Waldes miteinander zu spielen. Während des Spiels verlieren sie jedoch Amity kurz aus den Augen. Auf der Suche nach ihr müssen sie den verbotenen Wald betreten und entdecken ein geheimnisvolles Haus, welches sie betreten, da sie Amity im Innern vermuten. Sie finden Amity tatsächlich, nur um festzustellen, dass sie nun im Haus gefangen sind. Es beginnt für sie ein Spiel, bei dem sie ständig neue Rätsel lösen müssen, um das Haus des verstorbenen Architekten Elias und seiner Tochter Hypatia wieder verlassen zu können. Aber wird es ihnen auch gelingen?

Emma Read versteht es sehr geschickt, uns Leser/innen gemeinsam mit den vier Jugendlichen ins alte Haus zu nehmen. Dort erwarten uns neben den mysteriösen Rätseln teilweise recht gruselige Begegnungen, bei denen die Grenzen zwischen Leben und Tod zu verschwimmen scheinen. Von Beginn an baut sich ein intensiver Spannungsbogen auf, der sich von Seite zu Seite steigert. Die Hoffnung, dass es den Kindern gelingen möge, das Haus wieder verlassen zu können, lässt uns Seite für Seite durch das Haus nahe zu rasen. Eine dadurch atemlose Spannung entsteht. Die Kapitel sind für die jugendlichen Leser erfreulich kurz gehalten.
Die Charaktere erscheinen uns sehr authentisch und mit den für ihr Alter typischen Sorgen und Bedürfnissen behaftet.
Das Cover erweckt genau das gewünschte Gefühl zwischen Spannung und Grusel, welches der Inhalt dann ja auch erzeugt.

"The House Trap" ist eine hervorragende Lektüre für alle, die ein spannendes Buch gepaart mit einigen Schockelementen lieben. Allerdings ist für mein Empfinden die Altersempfehlung ab 12 Jahre zu jung angesetzt.

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Veröffentlicht am 11.09.2024

Junges Tagebuch voller Sehnsüchte, Ängste und Hoffnung

It's me oder Wie mein Leben plötzlich glitzerte
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"it's Me oder Wie mein Leben plötzlich glitzerte" ist ein wirklich absolut bezaubernder im Tagebuch-Stil verfasster Lebensausschnitt eines jungen Mädchens mit so faszinierend typischen Sorgen, Ängsten, ...

"it's Me oder Wie mein Leben plötzlich glitzerte" ist ein wirklich absolut bezaubernder im Tagebuch-Stil verfasster Lebensausschnitt eines jungen Mädchens mit so faszinierend typischen Sorgen, Ängsten, aber auch Sehnsüchten und Hoffnungen, wie sie so viele Jugendliche mit ihr teilen.

Die junge Schülerin Gwinny besucht wie gewohnt die Schule. Ihre beste Freundin ist krank. Als Gwinny während des Unterrichts aufgefordert wird, das Klassenbuch zu holen, trifft sie auf Noam, der sie anspricht, sich als männliche Fee ausgibt und ihr drei Wünsche verspricht, wenn sie bereit ist, dafür von ihm gestellte Aufgaben zu erfüllen. Gwinny trifft dieses so unerwartet, dass sie spontan einwilligt.
Ist Noam tatsächlich eine Fee?
Wird sie seine Aufgaben bewältigen können?
Welche Wünsche hat Gwinny, die sie unbedingt erfüllt haben möchte?

Durch die gewählte Form des Tagebuches fühlen wir uns als Leser/innen von Beginn an als Gwinnys ebenfalls beste Freunde/ Freundinnen. Die Spannung ist gleich im ersten Tagesabschnitt des Tagebuches sofort geweckt, da Noam so geheimnisvoll erscheint. Wir durchleben von da an mit Gwinny Tag für Tag ihre alltägliche Gedanken- und Gefühlswelt, lernen ihre nicht ganz einfache Familie, ihre Freundin Leo und ihre liebevolle Beziehung zu ihrer jüngeren Schwester Evi kennen. Dadurch, dass die Abschnitte für ein Tagebuch zweckmäßig in Tage, sogar Stunden und Minuten unterteilt sind, können wir es zwischenzeitlich, auch wenn es schwer fällt, aus der Hand legen, ohne den Faden zu verlieren.

Für alle, die eine sehr humorvolle, in jugendlicher einfacher Sprache erzählte und liebreizende Geschichte über die beginnende Freundschaft - oder möglicherweise auch mehr - zwischen zwei Schülern lesen möchten, um sich in das jugendliche Gefühlschaos in diesem noch jungen Lebensabschnitt erneut zu stürzen, kann ich dieses Buch nur unbedingt wärmstens empfehlen.

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Veröffentlicht am 05.09.2024

Musikgeschichte erwacht zum Leben

Adagio
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Maria Regina Kaiser erzählt uns in einem über ca. 34 Jahre dauernden Lebensabschnitt von Clara Schumann in Ihrem biographischen Roman "Adagio" wie sich Clara Schumanns Leben nach dem Tode ihres Mannes ...

Maria Regina Kaiser erzählt uns in einem über ca. 34 Jahre dauernden Lebensabschnitt von Clara Schumann in Ihrem biographischen Roman "Adagio" wie sich Clara Schumanns Leben nach dem Tode ihres Mannes Robert und die Freundschaft von ihr zu dem noch jungen Komponisten Johannes Brahms darstellte.

Clara Schumann lebt mit ihren sieben Kindern zusammen in Baden-Baden. In diese Stadt zieht es nach 1860 viele damalige Künstler. Ob es die Sängerin Pauline Viardot, Iwan Turgenjew, Anton Rubinstein oder aber eben auch Johannes Brahms ist, sie alle treffen in Baden-Baden aufeinander. Natürlich begegnen sich dort auch Clara und Johannes, die sich zusammen gegenüber Richard Wagner musikalisch verbünden.

Wird aus ihrer Freundschaft mehr? Über allem schwebt der große Geist von Robert Schumann, Claras verstorbenen Mann.

Mit gerade 165 Seiten hält man eine vermeintlich überschaubare und leichte Lektüre in den Händen, deren Inhalt es aber in sich hat. Mit einem sehr flüssig zu lesenden Schreibstil tauchen wir Leser/innen gemeinsam mit Clara Schumann in die damalige Zeit und das interessante Lokalkolorit von Baden-Baden ein. Die Protagonisten werden sehr lebendig beschrieben, so dass mit Hilfe von einigen im Buch enthaltenen Fotografien der Personen, diese uns sehr nahe kommen und wir ihre Gefühle, Ängste, Sehnsüchte, Freuden und Sorgen so wunderbar nachempfinden können. Obgleich eher biographisch geschrieben, so existiert sogar eine gewisse Spannung um die Freundschaft zwischen Johannes Brahms und der Hauptprotagonistin und das Schicksal ihrer Familie.

Für alle klassischen Musikliebhaber, Historienfreunde, aber auch allen, die mal einen sehr interessanten Lebensabschnitt einer berühmten deutschen Pianistin miterleben möchten, kann ich "Adagio" von Maria Regina Kaiser nur wärmstens empfehlen. In aller Kürze kann man hier deutsche Musikgeschichte sehr lebendig und einfühlsam miterleben. Hervorzuheben seien hier unbedingt noch die wunderbaren Fotografien, sei es Portraits oder Gebäudeaufnahmen, und der beeindruckende Anhang, bestehend aus Personenregister, Zeittafel, Literaturhinweise, einem kleinen Glossar und Erläuterung der wichtigsten Orte.

Kurz: Ein Buch, das mich mal wieder in eine andere Zeit versetzen und meine Liebe zur Klassik gewaltig intensivieren konnte.

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Veröffentlicht am 02.08.2024

Eine fantastische Sage im wahrsten Sinne des Wortes

Die Legenden der Albae - Dunkles Erbe
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"Die Legenden der Albae - Dunkles Erbe" ist ein fantastischer Roman, der in drei Bücher unterteilt ist.
In den drei Büchern wird die Geschichte der verschiedenen Völker des sogenannten Geborgenen Landes ...

"Die Legenden der Albae - Dunkles Erbe" ist ein fantastischer Roman, der in drei Bücher unterteilt ist.
In den drei Büchern wird die Geschichte der verschiedenen Völker des sogenannten Geborgenen Landes erzählt.
Im ersten Buch dreht sich fast alles um den albischen Künstler Amânoras, der mit seinen selbst geschaffenen Statuen versucht, das Andenken des untergegangenen Reiches von Dsôn Khamateion zu bewahren. Dabei muss er jedoch darauf bedacht sein, nicht entdeckt zu werden.
Im zweiten Buch versucht ein Zwerg in Brandenwall das Volk der Albae aufzuspüren. Die junge Albin Sajùtoria möchte ihre Heimat verlassen, um höhere Ziele zu erlangen und ihre Zauberkraft zu steigern.
Im dritten Buch schließlich treffen die Völker Meredith und Elben aufeinander, um jeweils an die Macht zu gelangen und ein seltenes Artefakt zu finden.
Das bindende Glied der drei Bücher ist die beeindruckende Figur des Telìnâs, der seine ganz eigene Art und Weise entwickelt hat, die Geschicke der einzelnen Personen, die seinen Weg kreuzen zu lenken.

Markus Heitz lässt uns Leser/innen in seinem 510 Seiten starken Roman tief in ein geheimnisvolles und sagenumwobenes Land eintauchen. Sehr schnell sind wir durch den sehr flüssigen und anschaulichen Schreibstil mit den einzelnen Protagonisten vertraut und entwickeln Sympathie wie auch Antipathie ihnen gegenüber.
Die Beschreibungen der Landschaften, Städte und Dörfer sind so detailliert beschrieben, dass man förmlich die Protagonisten auf ihren Reisen mit begleiten kann.
Das Cover des Buches verstärkt diesen Eindruck noch. Hinter der vordergründigen Figur des Telìnâs wird - im Hintergrund farblich hervorragend aufeinander abgestimmt - Untergang und aufstrebende Macht dargestellt.
Durch den Protagonisten Telìnâs erhält die Sage zum einen ihren roten Faden und zum anderen einen sehr gelungenen Spannungsbogen, der alle drei Bücher durchläuft.
Ein der Sage vorangestelltes Glossar, in dem sowohl alle in den einzelnen Büchern vorkommenden Personen erläutert werden als auch die eigene Zeitrechnung, Orte, Titel und Bezeichnungen und die Völker und Arten beschrieben sind und vor allen Dingen auch eine Übersichtskarte des Geborgenen Landes und der Stadt Brandenwall runden das Lesevergnügen wunderbar ab.
Allen Leser/innen, die sich schon an Sagen wie "Der Herr der Ringe" oder auch "Games of Thrones" begeistern konnten oder es einfach lieben, in ein fantastisches neues Reich mal abzutauchen, kann ich diesen Roman nur unbedingt ans Herz legen. Einziger Kritikpunkt: Das Schicksal eines Hauptprotagonisten bleibt so völlig offen und verblasst ein wenig, daher "nur" 4 statt 5 Sterne.

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