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Cleopatra0103

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.08.2019

Hart, berührend und sehr real

Mit der Faust in die Welt schlagen
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Eine Gegend im Osten, zwei Brüder, eine eigentlich ganz normale Familie, die irgendwie am Wohlstand der Nachwendezeit teilhaben wollen und Leben, die sich mehr und mach aus der Bahn entwickeln. Es sind ...

Eine Gegend im Osten, zwei Brüder, eine eigentlich ganz normale Familie, die irgendwie am Wohlstand der Nachwendezeit teilhaben wollen und Leben, die sich mehr und mach aus der Bahn entwickeln. Es sind die kleinen Episoden, Nebensätze, die mich berühren, die Micheln meine Kindheit in den 90ern erinnern. Wende, ein Ruck, neue Lebenswelten, Aufbruch und dann? Philipp und Tobi wachsen in einer Mittelstandsfamilie auf. Die Eltern haben eigentlich noch Glück, bauen ein Haus, haben beide Arbeit. Doch das Lebensglück zerbröselt. Langsam, stetig. Philipp und Tobi wachsen auf, während sich die Region zurückentwickelt. Betriebe werden geschlossen, Schulen zusammengelegt, Ödnis und Verfall machen sich breit. Fremde kommen, Angst und ein beklemmende Langeweile machen sich breit. Lange fragt man sich welcher Bruder weiter entgleist, Tobi, der schon früh seine Aggressionen nicht beherrschen kann. Einer der erschreckendsten Momente war für mich die kleine Weihnachtsepisode an der Tobi die Zapfen zertritt, einfach so. Ohne Sinn und Verstand. Oder ist es Philipp, der Mitläufer, der sich irgendwann zu nichts mehr aufraffen kann? Falsche Freunde, immer wieder Langeweile und ein Zorn, der sich ein Ventil sucht. Für mich wird die Stimmung der 90er und 2000er Jahre unglaublich gut eingefangen, man glaubt sich selbst in diesem kleinen Ort, der von Niedergang und Frust geprägt ist. Beklemmend und frustrierend. Wie muss es sein in dieser Umgebung aufzuwachsen, kaum Perspektive. Trotz ihrer Entwicklung fühlt man eine gewissen Zuneigung zu den Protagonisten. Ich würde sie am liebsten in den Arm nehmen, schütteln, anschreien. Dennoch ist das Buch nicht wertend und zeugt mit dem Finger auf die Figuren.

Für mich ist dieses Buch ein wunderbarer Denkanstoß und sollte zur Pflichtlektüre in allen deutschen Schulen gehören. Ich hoffe, das Verständnis und Dialog angeregt werden, ein Mitdenken, Nachdenken, Umdenken stattfindet.

Veröffentlicht am 16.08.2019

Wahrhaftig fesselnd

Deutsches Haus
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„Deutsches Haus“ ist ein sehr fesselnder, gefühlvoll erzählter aber niemals gefühlsduseliger Roman. Wir begleiten Eva, eine junge Dame, die als Übersetzerin die Möglichkeit erhält, im ersten Auschwitz ...

„Deutsches Haus“ ist ein sehr fesselnder, gefühlvoll erzählter aber niemals gefühlsduseliger Roman. Wir begleiten Eva, eine junge Dame, die als Übersetzerin die Möglichkeit erhält, im ersten Auschwitz Prozess zu übersetzen. Zögerlich, aber von einer inneren Kraft getrieben, nimmt sie das Angebot an und setzt sich den grausamen und tragischen Schilderungen der Opfer aus, um deren Stimme im Prozess zu sein. Die Angeklagten sitzen ohne eine Spur von Schuld auf der Anklagebank. Doch Eva trifft nicht nur hier auf Schweigen und Sprachlosigkeit. Auch ihre Eltern scheinen etwas zu verbergen und nach und nach lüftet sich der Schleier, der auf Evas Vergangenheit liegt. Wer ist schuldig? Was ist mit den vielen Menschen, die schwiegen, aus Angst? Eva distanziert sich mehr und mehr von ihrer Familie, die sie eigentlich so sehr liebt. Ihre Verlobung mit dem schwierigen Charakter Jürgen Begleiter das Geschehen und gibt einen Einblick in das Rollenbilder jener Zeit. Zwei Handlungen im Buch fand ich etwas aufgesetzt, die Rolle von Evas Schwester im Krankenhaus und die Aussage ihrer Mutter vor Gericht. Aber alles in allem ein berührender, fesselnder Roman mit sehr viel Tiefgang.

Veröffentlicht am 16.08.2019

Packend erzählt

Der Apfelbaum
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Die Geschichte von Sala und Otto ist liebevoll, traurig, fröhlich und ein wahrer Schatz. Christian Berkel gelingt es wunderbar, die verschiedene Orte und Personen miteinander zu verweben. Beide sind keine ...

Die Geschichte von Sala und Otto ist liebevoll, traurig, fröhlich und ein wahrer Schatz. Christian Berkel gelingt es wunderbar, die verschiedene Orte und Personen miteinander zu verweben. Beide sind keine einfachen, anschmiegsamen Charaktere sondern vielmehr etwas sperrig und müssen den Leser erst erobern. Mich hat es ab dem zweiten Drittel richtig gepackt. Etwas befremdlich fand ich nur die Familiengeschichte von Sala, der Vater bisexuell, die Mutter ohne Bindung zum Kind. Diese beiden Figuren bleiben mir fremd. Dass der Vater auch verliebt in Otto war, Sala das aber augenscheinlich gar nicht rührt, finde ich nicht so richtig nachvollziehbar. Alles andere zieht mich aber in den Bann. Eine wunderbar erzählte Familiengeschichte.

Veröffentlicht am 16.08.2019

Eine berührende Geschichte

Die Ballade von Max und Amelie
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Die Leseprobe hat mich bereits fasziniert. Zwei Hunde, die sich auf einer Müllhalde begegnen. Nichts romantisches, nichts märchenhaftes. Ein eher rüder Ton, eine kumpelhafte Atmosphäre. Doch Max und Narbe ...

Die Leseprobe hat mich bereits fasziniert. Zwei Hunde, die sich auf einer Müllhalde begegnen. Nichts romantisches, nichts märchenhaftes. Ein eher rüder Ton, eine kumpelhafte Atmosphäre. Doch Max und Narbe werden die nächste Zeit miteinander verbringen. Max berichtet von einem Zuhause und einer harmonischen Familie, eine Umgebung die Narbe völlig fremd ist. Doch warum wurde Max von seiner Familie auagesetzt? Warum träumt er so schlecht und blutrünstig? Und was hat der Mann aus seinen Träumen mit der Realität zu tun? Max und Narbe nahmen mich mit auf eine phantasievoll erzählte Reise, die spannend, traurig und sehr berührend war. Ich fand es erst sonderbar aus der Sicht eines Hundes zu lesen, aber die Handlung fängt einen ein. Für mich wieder sehr überraschend, genau wie die ersten Bücher von David Safier und berührend wie „28 Tage lang“.

Veröffentlicht am 16.08.2019

Hin- und hergerissen

Allee unserer Träume
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Ich bin zwiegespalten. Einerseits gefällt mir die Geschichte um Ilse, die den Mut hat ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen und Architektin zu werden. Andererseits packt mich die Geschichte nicht wirklich. ...

Ich bin zwiegespalten. Einerseits gefällt mir die Geschichte um Ilse, die den Mut hat ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen und Architektin zu werden. Andererseits packt mich die Geschichte nicht wirklich. Die Architekten wirken hölzern. Die Geschichte um Ilses Schwester Marga seltsam unvollendet erzählt. Auch die Dreiecksbeziehung mit Helmut und dem eigentlich homosexuellen Hans passt nicht so richtig. Am spannendsten fand ich das letzte Kapitel, das nach Ilses Flucht in den Westen spielt und den Epilog. Besonders gestört haben mich die kleinen Einleitungen, die jegliche Spannung auf das folgende Kapitel nehmen. Nach der Lektüre bin ich hin- und hergerissen. Schade. Ich hatte irgendwie mehr erwartet.