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Veröffentlicht am 24.09.2024

Ein Roman über Gewalt und Menschlichkeit

Die Flucht
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Fuminori Nakamura entführt in „Die Flucht“ in die düsteren Abgründe menschlicher Natur und Kriegstraumata, meisterhaft verwoben mit magischem Realismus. Ein erschütternder Roman, der die Grausamkeiten ...

Fuminori Nakamura entführt in „Die Flucht“ in die düsteren Abgründe menschlicher Natur und Kriegstraumata, meisterhaft verwoben mit magischem Realismus. Ein erschütternder Roman, der die Grausamkeiten von Konflikten ungeschönt darstellt und lange nachhallt.



„Die Flucht“ – Zusammenfassung / Inhalt

In „Die Flucht“ von Fuminori Nakamura werden die Grausamkeiten von Kriegen und Brutalität schonungslos thematisiert. Im Gegensatz zu seinen früheren Werken wie „Die Maske“ und „Der Revolver“ taucht dieser Roman noch tiefer in die Abgründe der menschlichen Natur ein. Nakamura beleuchtet die Realitäten vergangener und gegenwärtiger Konflikte. Männer und Frauen erleiden Gewalt und Missbrauch, wobei Nakamura die psychologischen und physischen Auswirkungen dieser Gräueltaten bildhaft darstellt. Die Geschichte, eine Mischung aus Realismus und Magie, ist erschütternd und bewegend zugleich. Die Authentizität seiner Schilderungen lässt niemanden kalt und regt zum Nachdenken über die dunklen Seiten der Menschheit an. Nakamura konfrontiert die Leser mit einer ungeschönten Darstellung von Kriegstraumata.

„Wenn ein Mann spürt, dass sein Tod naht, versucht sein Körper offenbar sich fortzupflanzen. Je härter die Einsätze, je schlimmer die Schlachten, desto stärker wird dieses Verlangen. Es heißt, die japanischen Soldaten, die aus China hierher versetzt wurden, seien besonders brutal. “
Auszug aus „Die Flucht“ von Fuminori Nakamura

Trotz der Einordnung in den magischen Realismus bleibt Nakamuras Botschaft klar und deutlich: Die Schrecken des Krieges verwandeln selbst die zivilisiertesten Menschen in Bestien. „Die Flucht“ ist eine Lektüre, die nicht nur unterhält, sondern auch zur Reflexion anregt. In der heutigen Zeit, sehen wir, dass sich alles immer wiederholt. Oder wie Nietzsche sagte: Die ewige Wiederkehr des Gleichen. Wie lange wird es dauern, bis wir Menschen aus unserer Vergangenheit lernen?

Nakamuras Schreibstil und seine Fähigkeit, komplexe Emotionen und Konflikte darzustellen, machen dieses Werk zu einer wichtigen Auseinandersetzung mit den Themen Gewalt, Krieg und Menschlichkeit. Trotz der beklemmenden Atmosphäre und harten Geschehnisse bleibt es ein Buch, das lange nachhallt und zum Denken anregt.

Nakamura erzählt in „Die Flucht“ verschiedene Handlungsstränge, die sich um Liebesgeschichten, Krieg und Kriminalität ranken, alles mit einer subtilen magischen Note. Die Protagonisten nehmen ihre vorbestimmten Rollen an, aus denen es kein Entkommen gibt. Der Roman führt den Leser durch verschiedene Jahrhunderte und Kriege, wobei auch die Geschichte Japans und Vietnams eingewoben wird. Die Handlung erstreckt sich von Asien bis nach Deutschland, nach Köln.

Kenji Jamamime, ein links-orientierter Journalist, beschäftigt sich mit dem politischen Rechtsruck in Japan. Er gelangt in den Besitz der legendären Trompete „Fanaticism“. Dieser Trompete wird nachgesagt, dass sie Menschen begeistern und fanatisieren kann. Kenji, der vor einem Jahr seine Frau Anh verloren hat, ist nun auf der Flucht. Viele wollen die Trompete für eigennützige Ziele nutzen

„Ja, ein Mädchen, das in einer Kirche einen Traum hatte, besucht am Ende des Romans noch einmal eine Kirche, aber aus einem anderen Grund. Wie wäre es mit so einem Ende? «
»Yamamine-san? «
»Lass uns heiraten.
« Am nächsten Tag starb Anh. “
Auszug aus Die Flucht Fuminori Nakamura

„Die Flucht“ – Fazit / Kritik

Der Vergleich mit Haruki Murakamis Werk „Die Stadt und ihre ungewisse Mauer“ drängt sich auf, da beide Autoren ähnliche metaphorische Erzählweisen nutzen. Die Trompete in „Die Flucht“ erinnert an eine verführerische Propaganda, die Menschen in ihren Bann zieht. Trotz der düsteren Thematik des Romans steckt auch eine Botschaft der Hoffnung darin: In jedem von uns schlummert nicht nur Böses, sondern auch Gutes, und es liegt an uns, die richtige Wahl zu treffen.

„Was tat Gott in dieser Zeit? Das frage ich mich jedes Mal, wenn ich an die vietnamesische Geschichte denke. “
Auszug aus Die Flucht Fuminori Nakamura

Man weiß nicht immer so genau, wie sehr man an die Realität oder an die Fiktion gebunden ist. Diese Entscheidung bleibt den Lesern überlassen.

Insgesamt verdient „Die Flucht“ eine Leseempfehlung, da es uns dazu anregt, über die menschliche Natur und unsere Entscheidungen nachzudenken. Nakamuras Werk ist eine Bereicherung für Leser, die sich mit den tiefgründigen Themen von Gewalt, Krieg und Moral auseinandersetzen möchten.

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Veröffentlicht am 03.01.2024

Zwei weiße Fellnasen entdecken die Welt

Rabauke und Biene auf den Spuren der Natur
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Rabauke und Biene? Habt ihr noch nicht von diesen Fellnasen gehört? Eigentlich heißen sie David und Dennis. Es sind Brüder und sie sind weiße Kater.

Zusammenfassung / Inhalt „Rabauke und Biene auf den ...


Rabauke und Biene? Habt ihr noch nicht von diesen Fellnasen gehört? Eigentlich heißen sie David und Dennis. Es sind Brüder und sie sind weiße Kater.

Zusammenfassung / Inhalt „Rabauke und Biene auf den Spuren der Natur“
Wir haben auch zwei Kater, deswegen haben mich Rabauke und Biene gleich neugierig gemacht. Das ist ja wie bei uns zuhause. Unsere zwei Kater heißen Moritz und Geronimo, werden aber meistens Gerry und Möckel gerufen. Wenn die beiden mit ihrem wirklichen Namen gerufen werden, haben sie meist etwas angestellt.

Aber was machen denn Rabauke und Biene so?

Sie sind den ganzen Tag unterwegs und entdecken immer wieder Neues. Der kleinere Rabauke stellt seinem Bruder Fragen. Wie das meist bei Geschwistern so ist, weiß der ältere Biene mehr und beantwortet die Fragen geduldig. In diesem Band entdecken die Katerchen die Natur.

Genau wie bei uns, sind die zwei Kater Familienmitglieder. Mama und Oma lieben die beiden sehr, deswegen passen sie auch sehr gut auf die zwei auf.

„Liebevoll legt sich Biene zu seiner Katzenoma auf die Bank. Die beiden schmusen sehr gerne miteinander, denn sie haben sich sehr lieb. Aber Oma liebt auch den kleinen Rabauken, nur ist er viel wilder als sein Bruder und macht lieber Unsinn. Doch Oma liebt beide Enkelkinder, wie sie Rabauke und Biene immer nennt.“

Rabauke und Biene auf den Spuren der Natur
Anna Maria Kuppe
Die aufmerksamen Kater untersuchen die Gegend rund um den Garten, und lernen andere Tiere und viele Pflanzen kennen. Es gibt so viel, was der kleinere Rabauke noch gar nicht kennt.

„Aua! Wer oder was pikst mich denn da? Ist das vielleicht ein Kaktus? Aber wie kommt der in den Wald? Komisch.“
„Das ist kein Kaktus. Das ist ein Igel und der hat Stachel“, antwortet Biene und sieht nach, ob sein Bruder verletzt ist. Gott sei Dank ist alles in Ordnung.“

Rabauke und Biene auf den Spuren der Natur
Anna Maria Kupp

Den beiden geht es so wie vielen kleinen Kindern, sie sind neugierig und wollen wissen, wie die Natur funktioniert. Dabei geschieht natürlich auch viel Unsinn. Aber ist es wirklich Unsinn? Nur weil die Erwachsenen es Unsinn nennen, hat es vielleicht doch einen Sinn.

Zur Autorin Anna Maria Kuppe
„Die Autorin fand Gefallen an der Schriftstellerei und veröffentlichte mehrere Kinderbücher, in denen Rabauke und Biene immer die Hauptdarsteller sind.
Es ist ihr wichtig, dass in den Büchern den Kindern Werte wie Liebe, Geborgenheit und Füreinander da sein vermittelt werden.“

Rabauke und Biene auf den Spuren der Natur
Anna Maria Kuppe
Fazit / Kritik „Rabauke und Biene auf den Spuren der Natur“
Anna Maria Kuppe erzählt liebevoll von den Katern und zeigt den Kids, wie wichtig eine Familie ist. Die Großen passen auf die Kleinen auf und beschützen sie. Es gelingt der Autorin spielerisch Werte zu vermitteln, ohne den Zeigefinder zu erheben.

Als ich den ersten Blick in das Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise von der Autorin bekam, war ich sehr angetan über die einfachen kindgerechten Zeichnungen und den Dialogen, Anna Maria Kuppe erreicht die Kids mit einfachen klaren Sätzen. Es macht auch zum Vorlesen richtig Spaß!

Natürlich hat die Autorin auch mit den Katerchen Weihnachten gefeiert. Dazu gibt es natürlich auch ein Buch „Rabauke und Biene feiern Weihnachten“.

Veröffentlicht am 19.06.2023

Es waren zwei Königskinder ...

Ryanas Weg
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„Die Sterne haben meinem Vater zu meiner Geburt gesagt, dass ich mit einem Reiterfürsten ein mächtiges Geschlecht begründen würde.“

„Ryanas Weg“ von Aileen o’Grian, spielt in einer Welt, in der Frauen ...

„Die Sterne haben meinem Vater zu meiner Geburt gesagt, dass ich mit einem Reiterfürsten ein mächtiges Geschlecht begründen würde.“

„Ryanas Weg“ von Aileen o’Grian, spielt in einer Welt, in der Frauen geduldet sind, wenn sie ihre vorgesehene Rolle einnehmen. Bei der Geburt der Zwillinge, muss König Magrow davon überzeugt werden, seine Tochter leben zu lassen.

Trotz der Seherin lehnt der König seine Tochter ab. Sie ist ihm zu eigenständig und zu aufsässig. Ryana muss immer mehr auf ihre Freiheit verzichten und den Platz einer gehorsamen Tochter einnehmen, damit sie sich gut in die zukünftige Rolle der untertänigen Ehefrau einfügt.

Nachdem ihre Mutter stirbt, sind nur noch ihr Bruder Sigrun und ihre Tante Mahila auf ihrer Seite.

Aber, es wäre keine Geschichte, die Aileen o’Grian erzählt, wenn sich das Blatt nicht wenden würde.

Ryana und ihr Zwillingsbruder Sigrun haben eine enge Bindung. Ryana hat die Gabe, Visionen zu haben. Visionen, die sich erfüllen. Es ist keine einfache Gabe. Wenn Ryana nicht die Königstochter wäre, hätte sie die Seherin Sappha zu ihrer Nachfolgerin gemacht, aber für eine Königstochter war das nicht möglich.

Worum geht es in „Ryanas Weg“
Es geht um eine junge Frau, die in Zwängen von Gesellschaft und Bestimmung lebt. Es ist nicht wichtig, welche Ziele, sie selbst möchte. Sie verschwendet keinen Gedanken daran. Sie fühlt sich ihrem Volk verpflichtet, der Vorsehung zu folgen.

Aileen o’Grian entwickelt diese Geschichte, die einmal als Kurzgeschichte gedacht war, als den Weg einer jungen Königin. Diesen Weg würde ich gerne weiter begleiten und hoffe sehr, dass die Autorin uns noch weitere Abschnitte des Weges, den Ryana geht, erzählen wird.

Wird sie ihre Liebe, den jungen Haarun, wiedersehen? Ist Lunow tatsächlich, der ihr vorhergesagte Reiterfürst?

Wird sich erfüllen, dass Ryana und Haarun nach 18 Jahren zusammenkommen, wie es die Seherin voraussagte?

Fazit/Kritik „Ryanas Weg“ Aileen o’Grian
Ich habe mich sehr gefreut, das neue Buch von Aileen o’Grian lesen und rezensieren zu dürfen. Vielen Dank, liebe Aileen, für das Rezensionsexemplar.

Ich war sehr gespannt, weil es nicht zur Rowan-Reihe gehört und auch keine Despotie ist. Nein! Es ist ein Märchen oder eine phantastische Geschichte, die auf magische Wesen verzichtet. Es sind Seher dabei und Aileen hat mir im nachfolgenden kleinen Interview verraten, dass vielleicht ein wenig mehr Magie kommen wird.

Die Handlung gefällt mir sehr gut. Es gab sicherlich Zeiten, in denen die erzählte Handlung „normal“ war. Und dass Frauen in Klischees gepresst werden, ist ja nicht nur heute so.

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Veröffentlicht am 04.04.2023

Gibt das Original sehr verkürzt wieder

Bonjour tristesse
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„Ich zögere, diesem fremden Gefühl, das mich bedrückt, einen Namen zu geben: Tristesse.“
Das Hörspiel „Bonjour Tristesse“ folgt dem gleichnamigen Roman von Françoise Sagan (in der Übersetzung von Rainer ...

„Ich zögere, diesem fremden Gefühl, das mich bedrückt, einen Namen zu geben: Tristesse.“
Das Hörspiel „Bonjour Tristesse“ folgt dem gleichnamigen Roman von Françoise Sagan (in der Übersetzung von Rainer Moritz). Ulrich Lampen führte die Regie. Für die Musik ist Jörg Achim Keller mit der hr Bigband verantwortlich. Produziert wurde es vom Audio Verlag und dem Hessischen Rundfunk.

Das Hörspiel „Bonjour Tristesse“ ist für den Deutschen Hörbuchpreis 2023 in der Kategorie »Bestes Hörspiel« nominiert.

Gesprochen wird es von Elisa Schlott (Cécile), Michael Rotschopf (Raymond), Bettina Engelhardt (Anne), Karin Hanczewski (Elsa), Kilian Landt (Cyril).

Das Original – Der Roman „Bonjour Tristesse“ Francoise Sagan
Francoise Sagen schrieb den, in der damaligen Zeit, als Skandalroman geltenden Titel „Bonjour Tristesse“ 1954. 1955 wurde der Roman, von Helga Treichl übersetzt, im Ullstein Verlag veröffentlicht.

2017 wurde das Buch wiederum im Ullstein Verlag in neuer Übersetzung von Rainer Moritz mit einem Nachwort von Sybille Berg herausgegeben.

Der Titel des Buches stammt aus einem Gedicht von Paul Élouard (1932). Francoise Sagan war 18 Jahre alt, als sie das Buch schrieb. Es wurde nicht nur in Frankreich, sondern auch in Amerika zu einem Bestseller. Die erotischen Szenen lösten einen Skandal aus.

Der Film „Bonjour Tristesse“
„Bonjour Tristesse“ wurde 1958 von Otto Preminger mit Jean Seberg in der Hauptrolle verfilmt. Die Filmmelodie singt Juliette Gréco.


Worum geht es in „Bonjour Tristesse“?
Cécile ist 17 Jahre alt und lebt nach dem Tod ihrer Mutter, mit ihrem Vater Raymond, einem Playboy Anfang 40, zusammen. Raymond und Cécile genießen das Leben unbekümmert. Raymond vergnügt sich mit wechselnden jüngeren Geliebten, bis Anne, eine Frau in seinem Alter, auf der Bildfläche erscheint.

Die anspruchsvolle und elegante Anne zeigt den Beiden eine Alternative zu ihrem bisherigen eher oberflächlichem Leben. Cécile fühlt sich von der intelligenten Modedesignerin bedroht. Sie sucht und findet einen Ausweg, ohne sich über mögliche Konsequenzen zu sorgen.

Die Frage nach der Absurdität des menschlichen Lebens kann man hier aufblitzen sehen. Welches ist das richtige Leben?

Die Einflüsse der Existenzphilosophie von Jean Paul Sartre und Albert Camus sind nicht zu leugnen. Paris war nach dem Krieg in den 50er Jahren der Mittelpunkt von Kino, Theater, Jazz und der Existenzphilosophie.

"Bonjour Tristesse" Hörspiel nach Francoise Sagan
Das Hörspiel „Bonjour Tristesse“
Es wird von vier Personen gesprochen. Es fällt mir schwer, die Charaktere der Originalfassung im Hörspiel wiederzuentdecken. Die Komplexität der Personenkonstellation wird nur schwach erkennbar.

Im Originaltext ist die Sprache eine Mischung amüsanter Alltagsunterhaltung und philosophische Reflexionen, die immer nur das Problem anreißen, aber nie weit genug in die Tiefe gehen. Das kommt im Hörspiel, finde ich, nicht so pointiert zur Geltung.

Auch die philosophischen kleinen Hinweise erkennt man kaum.

Fazit/Kritik „Bonjour Tristesse“
Vielleicht muss man das Hörspiel ohne Kenntnis des Originals hören. Das gelingt mir leider nicht. Ich habe den Roman mit 17 Jahren das erste Mal gelesen. Ich finde das Buch viel aussagekräftiger. Aber ein Buch zu einem Hörspiel umzusetzen, das gerade etwas mehr als eine Stunde dauert, ist eher unmöglich, ohne dass Informationen verloren gehen.

Ich finde, das Hörspiel ist nicht schlecht, aber nicht mit dem Roman vergleichbar. Ich finde die Aussagen des Romans nur in Ansätzen wieder.

Mit anderen Worten gesagt: Ich verkörpere nicht die Zielgruppe. Ich mag auch keine gekürzten Hörbücher. Ich möchte gerne das Gesamtwerk genießen.

Aber, wie ich so gerne sage, Rezensionen sind eine sehr subjektive Angelegenheit. Das, was mir nicht so gut gefällt, ist für andere Leser*innen genau das, was sie suchen. Also am besten selbst lesen und beurteilen.

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Veröffentlicht am 16.03.2023

Das Leben geht einfach weiter ...

Rote Kreuze
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Das Leben geht einfach weiter … – „Rote Kreuze
Das Buch „Rote Kreuze“ von Sascha Filipenko beginnt mit der Begegnung zweier Fremden, die zu Freunden werden. Beide haben mehr Leid erfahren, als für ein ...

Das Leben geht einfach weiter … – „Rote Kreuze
Das Buch „Rote Kreuze“ von Sascha Filipenko beginnt mit der Begegnung zweier Fremden, die zu Freunden werden. Beide haben mehr Leid erfahren, als für ein einzelnes Leben zu verkraften sein kann, und dennoch stehen beide hier, und beginnen sich zu öffnen und sich füreinander zu interessieren. Das macht die Tragik ihrer Leben nicht ungeschehen, aber es hilft beiden, sie zu ertragen.

„Das war’s, denke ich, Vorhang. Ein Leben ist zu Ende – und ein anderes Leben beginnt. Eine transzendente Null. Mit meinen dreißig Jahren bin ich nun ein Mensch mit entzweigerissenem Schicksal. Ich darf es noch einmal versuchen. Was ist dagegen schon einzuwenden. Selbstmord ist nicht mein Ding; außerdem habe ich jetzt eine Tochter.“

Alexander rubbelt das rote Kreuz an der Tür seiner neuen Wohnung ab. Die Nachbarin Tatjana Alexejewa gesteht ihm, dass sie das Kreuz gemalt hat, weil bei ihr Alzheimer diagnostiziert wurde, und sie damit nach Hause findet. Sie möchte ihm ihre Geschichte erzählen:

„Eigentlich keine Geschichte, sondern eine Biographie der Angst. Ich möchte Ihnen erzählen, wie das Grauen einen Menschen unvermittelt packt und sein ganzes Leben verändert.“

Es ist das erste Buch, das ich von Sasha Filipenko lese und es hat mich mit voller Wucht getroffen.

Ich nahm sprachlos an den Gesprächen teil. Diese Sprachlosigkeit lag nicht an der Unmöglichkeit ins Geschehen einzugreifen. Nein, es hat mich überwältigt. Ich hörte, wurde manchmal zornig, manchmal traurig und mehr als einmal weinte ich.

Sasha Filipenko schildert, wie es den Menschen in der UDSSR in der Zeit unter Josef Stalin ging. Tatjana Alexejewa hat sie durch- und überlebt.

Nun hat man den Beginn einer Alzheimer Krankheit festgestellt. Und sie glaubt zu wissen, warum sie daran erkrank ist:

„Weil Gott Angst hat vor mir. Zu viele unbequeme Fragen kommen da auf ihn zu.“

Sie hat nur noch einen Wunsch: sie möchte ihr ganzes Leben weitererzählen. Es muss Gehör finden

Alexander, kurz Sascha, ist gefangen in seinem eigenen, unglaublichen Schicksal. Hat es sich zum Guten gewendet? Es fällt ihm am Anfang schwer, sich der neugierigen übergriffigen Nachbarin zu öffnen.

Sasha Filipenko gelingt es, die Tragödien dieser zwei Menschenleben so zu erzählen, dass die Leser:innen langsam, immer nur so viel erfahrend, dass es gerade noch erträglich zu fühlen ist, auszubreiten.

Das Hörbuch „Rote Kreuze“
Das im Diogenes Verlag erschienene Hörbuch „Rote Kreuze“ ist 4 Stunden und 59 Minuten lang. Es wird von Robert Stadlober gesprochen.

Robert Stadlober gelingt es, sowohl den immer wieder aufblitzenden Sarkasmus des Widerstands von Tatjana Alexejewa in Szene zu setzen, aber genau so zieht er die Hörer:innen mit leisen einfühlsamen Tönen in seinen Bann. Obwohl es schmerzt, will man weiterhören.

Zum Autor Sasha Filipenko
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"Rote Kreuze"
Sasha Filipenko wurde 1984 in Minsk geboren. Er ist ein belarussischer Schriftsteller, der auf Russisch schreibt. Die Romane werden von Ruth Altenhofer übersetzt.

Systemkritik ist die Botschaft seiner Bücher. Sicherlich ist das auch der Grund, warum er in seiner Heimat Belarus unerwünscht ist. Bis 2020 lebte er in Petersburg, dann verließ er mit seiner Familie Rußland und lebt jetzt in der Schweiz.



Fazit/Kritik „Rote Kreuze“
Beim Lesen bzw. Hören des Buchs wurde mir wieder einmal bewusst, dass der Mensch das größte und gefährlichste Raubtier ist, dass es gibt. Mit Ironie untermauert Sasha Filipenko die Gespräche seiner Protagonisten. Er schreibt in einer Sprache, die gesprochen wird.

Das Buch ist mehr als aktuell. Putin verherrlicht Stalin, obwohl oder vielleicht gerade, weil ihm die Geschichte Russlands, und das Wirken Stalins genau bekannt ist.

1932/33 verfolgte Josef Stalin das Ziel, den Freiheitswillen der Ukraine zu brechen und die sowjetische Herrschaft zu festigen. Um zur Industriemacht zu werden, brauchte die Sowjetunion dafür Technologie aus dem Westen, und das einzige Zahlungsmittel, das zur Genüge verfügbar war, war Getreide. Mehr als ein Viertel davon produzierte die Ukraine. Dieses Getreide wurde der Ukraine weggenommen und dadurch wurde eine Hungersnot erzeug, der schätzungsweise drei bis sieben Millionen Menschen zum Opfer. Das ging unter dem Begriff Holodomor in die Geschichte ein.

Sasha Filipenko erzählt immer wieder in seinen Büchern vom 20. Jahrhundert in der Sowjetunion.

Es ist wichtig, sich mit dieser Geschichte auseinanderzusetzen, um das aktuelle politische Geschehen wirklich verstehen und einordnen zu können.

Heute beginne ich mit seinem neuen Buch „Der Kremulator“.

„Rote Kreuze“ Sasha Filipenko
Pressebildrote-kreuzeDiogenes-Verlag
Hardcover Leinen
288 Seiten
erschienen am 26. Februar 2020

978-3-257-07124-5