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Veröffentlicht am 18.11.2020

Ein Füllhorn an Wissen und Inspiration

Erkenntnis und Schönheit
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Über Wissenschaft, Literatur und Religion
Inhalt
Über Wissenschaft, Literatur und Religion
Zu den einzelnen Essays „Erkenntnis und Schönheit“
Literatur, Wissenschaft und die menschliche Natur. In: Erkenntnis ...

Über Wissenschaft, Literatur und Religion
Inhalt
Über Wissenschaft, Literatur und Religion
Zu den einzelnen Essays „Erkenntnis und Schönheit“
Literatur, Wissenschaft und die menschliche Natur. In: Erkenntnis und Schönheit.
The Originality of the Species oder: Wer ist der Erste?
Eine parallele Tradition. In: Erkenntnis und Schönheit
Das Ich. In: Erkenntnis und Schönheit
Endzeitstimmung. In: Erkenntnis und Schönheit.
Fazit „Erkenntnis und Schönheit“
Links zum Text
Weitere Rezensionen
„Erkenntnis und Schönheit“ von Ian McEwan beinhaltet fünf Essays zum Thema Wissenschaft, Literatur und Religion. Bevor ich auf die einzelnen Essays eingehe, möchte ich einige Worte zu Ian McEwan, einem der wichtigsten zeitgenössischen Autoren ausführen.

Der Autor wurde 1948 in Aldershot in England geboren. Sein Vater war Major in der schottischen Armee, somit wuchs der Autor in Singapur, Libyen und Deutschland auf. Er studiere Englische Literatur. Die Liste seiner Literaturpreise ist lang: Man Booker Prize, National Book Critics Circle Award und den Los Angeles Times Book Prize. Shakespeare-Preis der Alfred Toepfer-Stiftung für sein Lebenswerk (1999). Im Jahr 2000 wurde er zum Kommandeur des Ordens des British Empires ernannt. Deutscher Buchpreis (2003). 2011 erhielt er den Jerusalem-Preis für die Freiheit des Einzelnen in der Gesellschaft. Und nicht zu vergessen, am 28. August 2020 wurde ihm die Goethe-Medaille verliehen.

Erkenntnis und Schönheit Pressebildianmcewancfoto-annalena-mcafee300dpi
Pressebild
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Zu den einzelnen Essays „Erkenntnis und Schönheit“
Literatur, Wissenschaft und die menschliche Natur. In: Erkenntnis und Schönheit.
Sicherlich haben wir, die Leser, einen unmittelbareren Zugang zur Literatur als zur Wissenschaft. Wir haben, um McEwans hier erwähnten Ausdruck aus der kognitiven Wissenschaft zu übernehmen, eine Theorie des Menschen. Literatur erzählt uns von Charakteren und Konflikten. Die Urkonflikte kennen wir persönlich oder sind für uns leicht vorstellbar. Jeder Roman bietet eine Modelllösung für den jeweiligen Konfliktfall an. Die Konflikte spalten sich in Mensch gegen das Höherrangige (sei es Natur, System, auch Krieg); der Mensch gegen andere Menschen; und die inneren Konflikte. Das ist für uns zugänglich, weil es Dinge sind, die sich in unserem Leben abspielen.

Mit der Wissenschaft ist es weitaus schwieriger. Die Erkenntnisse der Wissenschaft sind für uns oft schon aus mathematischen Gründen weniger zugänglich. Wir wissen es, wir glauben, dass es stimmt, aber trotzdem ist uns die Relativitätstheorie kaum zugänglich.

Während es ohne Franz Kafka keinen „Gregor Samsa gegeben hätte, existiert die Allgemeine Relativitätstheorie auch ohne Albert Einstein. Auch die Evolutionstheorie gäbe es ohne Charles Darwin und sein Buch „Über die Entstehung der Arten“, wenn auch vielleicht unter einem anderen Namen.

Literatur entsteht im Geist, während die naturwissenschaftlichen Gesetze auf der Welt gelten, und Wissenschaftler diese nicht erfinden, sondern die Gesetzmäßigkeiten erkennen und zugänglich machen.

Ian McEwan erklärt uns, warum Charles Darwin eine wissenschaftliche Größe und seiner Zeit weit voraus war. Schon lange bevor Körpersprache oder Spiegelneuronen zum Sprachgebrauch gehörten, hatte Darwin sich mit „Der Ausdruck der Gemütsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren“ beschäftigt und seine Beobachtungen mit den eigenen Kindern niedergeschrieben. Alle Menschen, gleich welcher Rasse, Religion oder Hautfarbe haben die selbe Körpersprache und erkennen sie auch.

The Originality of the Species oder: Wer ist der Erste?
In der Wissenschaft zählt immer der Erste, der „ES“ herausgefunden oder entdeckt hat. Ian McEwan erzählt uns wie Darwin und Einstein ihre Arbeitsgeschwindigkeit erhöhten, als ein Mitbewerber drohte, entsprechende Erkenntnisse früher zu veröffentlichen. Also Konkurrenz belebt das Geschäft.

Es ist dieses Gefühl, etwas geleistet zu haben, was zuvor kein Anderer erreicht hat.

Wollen wir nicht alle unsterblich werden? Für jeden Schriftsteller ist die Vorstellung, dass es im Jahr 2200 einen Leser gäbe, der obwohl er selbst schon lange tot ist, ein Buch aus seiner Feder lesen würde, ein Traum.

Der Vergänglichkeit entflohen…

Eine parallele Tradition. In: Erkenntnis und Schönheit
Wie können wir ein Werk betrachten oder bewerten. Muss ein Werk unabhängig von der Person des Autors gesehen werden? Spielt es eine Rolle in welcher Zeit das Werk entstanden ist? Wer entscheidet, was zu einem Kanon warum und wieso dazugehört?

Müssen wir Bücher im Vergleich mit anderen Büchern sehen?

Macht es nicht neugierig, wenn Shakespeares Hamlet Jahrhunderte später bei Alfred Döblin auftaucht: „Hamlet oder die lange Nacht hat ein Ende“ oder wenn „Romeo und Julia auf dem Dorfe“ spielt?

Literatur verändert sich, nicht weil sie sich als falsch herausstellt, sondern weil Literatur ein Bildnis der Zeit ist, und die Zeit sich geändert hat.

Bei der Wissenschaft verhält es sich ein wenig anders, es wird bewiesen oder falsifiziert, Fake News haben keinen Bestand, weil sie nicht zu beweisen waren. Wer kennt nicht aus seinem Mathematikunterricht die Worte: Quod erat demonstrandum?

Das Ich. In: Erkenntnis und Schönheit
Was ist eigentlich das Selbst, oder das Ich. Eine Entität, die uns um gibt, die wir sind, die wir anziehen, sobald wir wach sind. Das Ich ist Subjekt, aber wenn ich über mein Ich nachdenke, wird es zugleich zum Objekt. Oder gilt das Ich als Narrativ, als Geschichte, die man sich selbst erzählt? Wir sind das Buch, das wir selbst schreiben.

Sind wir alle virtuose Schriftsteller, die ihre Ich-Geschichte selbst erfinden. Diese Möglichkeit gilt für Ian McEwan nicht, weil er nicht an den freien Willen glaubt, sondern es als notwendige Illusion betrachtet. Somit spalten sich die Ichs in zwei Lager. Das eine Lager glaubt, selbst Verfasser der eigenen Gedanken zu sein. Und das andere Lager glaubt, dass Gedanken einfach geschehen.

Hierbei sollte noch erwähnt werden, dass die Erfahrung des Ichs immer eine körperliche Erfahrung ist. Das Ich befindet sich in Raum und Zeit oder im Jetzt und Hier. Wir haben Narben oder Verletzungen, die wir mit unserem Körper mittragen. Paul Auster hat mit „Winterjournal“ eine Biografie am Beispiel der Geschichte seines Körpers geschrieben.

Aber es gibt nicht nur das heutige Ich, sondern aus jeder Zeit kann man ein Ich hervorholen. Für alle diese Ichs bin ich verantwortlich. Wenn ich vor zwanzig Jahren einen Menschen getötet habe, muss ich, wenn ich dafür angeklagt werde, die Verantwortung übernehmen, auch wenn sich mein heutiges Ich davon distanziert.

Die Geschichte des Individuums findet in der Literatur erst ab dem 16. Jahrhundert statt. Da wohl eindringlichste Individuum ist „Hamlet“, gefüllt mit Schuld, Hoffnung, Selbstzweifel und noch vielem mehr. McEwan verweist hier auch auf Michel de Montaigne.

Nicht vergessen werden darf, dass das heutige Ich Weiterentwicklungen der vorherigen Ichs sind.

Ian McEwan führt hier den Leser in erkenntnistheoretische Fragen ein.

Endzeitstimmung. In: Erkenntnis und Schönheit.
Verschwörungstheorien gab es schon seit Jahrtausenden. Beste Quelle ist „Die Offenbarung des Johannes“, auch als Apokalypse bekannt, das letzte Buch der Bibel. Brauchen wir den Glauben, weil wir uns bestätigen wollen, dass unser Leben mehr Sinn hat, als die Art zu erhalten? Wir wissen um unsere Sterblichkeit – unsere Vergänglichkeit.

„Der Glaube an die biblische Endzeitprophezeiung – an eine Welt, die, durch die Katastrophe erst geläutert und dann erlöst, vollkommen christlich und konfliktfrei wird durch die Wiederkehr Jesu zu unseren Lebzeiten – ist in den Vereinigten Staaten generell ausgeprägter als irgendwo sonst auf der Erde und reicht von wirtschaftlich benachteiligten Randgruppen mit niedrigem Bildungsstand über Millionen von Menschen mit College-Abschluss bis hinauf zu den regierenden Eliten, den höchsten Gipfeln der Macht.“ (S. 145).

Letztendlich sieht Ian McEwan kein „nach dem Tode“, sondern der Tod ist der Schlusspunkt.

Wir werden uns damit abfinden müssen, das es keinen Schöpfergott gibt, der uns beschützt, bestraft oder belohnt.

Pressebild Erkenntnis und Schönheit
Hardcover Leinen
192 Seiten
erschienen am 23. September 2020
Fazit „Erkenntnis und Schönheit“
Ian McEwan hat fünf lesenswerte Essays zu aktuellen Themen, die uns alle betreffen, zusammengestellt. Ich habe Michel de Montaigne gleich auf meine Leseliste gestellt. Auch Virginia Woolfe hat zur Entwicklung des Individuums, genau wie Jane Austen, beigetragen. Es wurde die erlebte Rede entwickelt.

Besonders interessant fand ich auch, den Verweis auf Voltaire.

„Wer wissen will, was für kühne und originelle Ideen Newton hatte, der lese Voltaire. Bei ihm spüren wir die Begeisterung für neue Ideen, und dabei erfüllt er zugleich die höchsten Anforderungen an Verständlichkeit.“ (S. 83).

Die Essays sind inspirierend und machen Lust auf mehr. Ich hatte mir mit dem Lesen viel Zeit gelassen, und habe dennoch das Gefühl, nur einen kleinen Bruchteil hier wiedergegeben zu haben.

Der kleine Band ist für mich eine Herausforderung, um mich von Satz zu Satz zu hangeln und allen Verweisen nachzuspüren. Ich liebe es.

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Veröffentlicht am 04.08.2020

Do you still feel the pain of the scars that won't heal?

Abschiedsfarben
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„Abschiedsfarben“ von Bernhard Schlink ist ein Kurzgeschichtenband. Es sind Geschichten eines reifen Autors, der sich mit dem Alter und dem Abschied nehmen beschäftigt.

Bernhard Schlink Abschiedsfarben
Der ...

„Abschiedsfarben“ von Bernhard Schlink ist ein Kurzgeschichtenband. Es sind Geschichten eines reifen Autors, der sich mit dem Alter und dem Abschied nehmen beschäftigt.

Bernhard Schlink Abschiedsfarben
Der Jurist und Autor Bernhard Schlink wurde 1944 in Bielefeld geboren. 1995 erschien sein wohl bekanntester Roman „Der Vorleser“ (Rezension), den sicherlich die meisten Leser kennen und der heute als Erinnerungsliteratur Schullektüre ist. 2007/2008 wurde er von Stephen Daldry mit Kate Winslet, Ralph Fiennes und David Kross verfilmt.

Im Juli 2020 veröffentlichte Diogenes den Erzählband „Abschiedsfarben“ von Bernhard Schlink. Neun sehr dichte Erzählungen, vier davon möchte ich euch ein wenig näher vorstellen.

Als ich mir die Titel der Geschichten im Inhaltsverzeichnis anschaute, sprang mir sofort: „Daniel, my Brother“ ins Auge, deswegen möchte ich damit beginnen.


„Daniel, my brother“
Daniel my brother you are older than me

Do you still feel the pain of the scars that won’t heal?

Your eyes have died but you see more than I

Daniel you’re a star in the face of the sky

Elton John
Ich mag diesen Song von Elton John sehr. Ja, Bernhard Schlink bezieht sich tatsächlich auf diesen Song und stellt sich dabei die Frage:

Wie gehen wir mit Verlust um? Wie nimmt man Abschied von einem Bruder, einem Freund*in? Es ist nie leicht, einen Menschen zu verlieren, der einem nahe steht? Das ist eine Frage, die sich mit zunehmendem Alter immer mehr stellt. Natürlich liegt es daran, dass „Die Einschläge immer näher kommen“, wie es meine Oma so flott und zutreffend formulierte. Ich werde dieses Jahr 60 und kann das nur bestätigen. Auf einmal sind die Menschen, die im Bekanntenkreis sterben, im Durchschnitt gar nicht viel älter als man selbst.

Verändert sich unser Verhältnis zu einem Menschen, der gestorben ist? Was geschieht mit diesen ganzen unterschwelligen Spannungen und Gefühlen, die das Verhältnis zu dem verstorbenen Menschen geprägt hatten?

Ich glaube, aus dem Wissen heraus, dass keine aktive Interaktion mehr mit diesem Menschen stattfinden kann und alles bislang Ungesagte, ungesagt bleiben wird, gibt es eine „Schlussbetrachtung“, um Abschied zu nehmen, muss es einen letzten „Abschiedsblick“ geben, um trauern zu können.

Geliebte Tochter
„So oft wird aus etwas Richtigem etwas Falsches. Warum soll nicht ebenso aus etwas Falschem etwas Richtiges werden können?“

„Geliebte Tochter“. In: „Abschiedsfarben“, Bernhard Schlink. S. 150-
Eine Geschichte, die es in sich hat. Wenn man die einzelnen Vorkommnisse für sich betrachtet, gibt es ein Geschehen, das uns befremdlich anmutet, vielleicht sogar abstößt, zumindest aber als unpassend und unmoralisch, ja geradezu unethisch eingestuft werden könnte.

Aber das Ganze ist nun mal viel mehr, als die Summe seiner Teile. Es ist eine Geschichte bei der, zumindest meiner Meinung nach, alle Beteiligten einen ungewöhnlichen, aber irgendwie nahe liegenden und dennoch moralisch fragwürdigen, aber gelungenen Weg der Problemlösung gegangen. Das Ergebnis ist eine mehr als befriedende Lösung.

Diese Geschichte zeigt wieder einmal auf, dass es schwierig ist Sachlagen zu beurteilen, wenn einem nicht alle Informationen vorliegen. Es zeigt auch, dass jeder Fall eine Einzelfallprüfung braucht.

Hier wurden durch ungebührliches Verhalten viele Menschen glücklich.

Der Sommer auf der Insel
„Die Insel“, sagte sie, „die Insel“. Dann lächelte sie. „Erinnerst du dich an das graue Kleid mit dem kleinen runden Ausschnitt, den vielen Knöpfen und den langen Ärmels, das ich auf der Reise anhatte? Es hängt immer noch in meinem Schrank.“

„Der Sommer auf der Insel“. In: „Abschiedsfarben“, Bernhard Schlink. S. 170.
Diese Geschichte zeigt viel Intimität und ist gleichzeitig die Liebeserklärung eines Jungen an die Mutter. Wie gehen wir mit der Liebe und Sexualität um? Haben wir einen ungezwungen Umgang damit oder haben wir uns den konditionierenden Zwängen der Erziehung ergeben?

Wenn wir einige unserer Entscheidungen heute nochmals treffen müssten, würden manche sicherlich anders ausfallen. Aber damals mit dem damaligen Wissen war es vielleicht eine gute Entscheidung. Und unser heutiges Ich ist Teil der damaligen Entscheidung.

Ich sehe es an mir, dass ich jetzt Ende 50, viele getroffenen Entscheidungen überdenke, überhaupt reflektiere ich mein Verhalten gründlicher als noch vor zehn Jahren. Aber genau das gehört wohl zum alt oder älter werden dazu. Man möchte Ordnung und Ruhe in sein Leben bringen. Vor allem ungelöste Sachverhalte in eine befriedigende Lösung bringen. Wobei ich schon bei der nächsten und in der Rezension letzten Kurzgeschichte bin.

Künstliche Intelligenz
„Warum auch immer ich die Angst hatte – ich hatte sie und war erleichtert, sie nach seinem Tod nicht mehr haben zu müssen. Ich glaube nicht an ein Leben nach dem Tod und was Andreas auf Erden nicht erfahren hatte, konnte er auch nicht im Himmel oder in der Hölle erfahren. Unsere Freundschaft lebte weiter, und während sie vor seinem Tod in unseren Gedanken und bei unseren Treffen lebte, lebte sie nach seinem Tod nur noch in meinen Gedanken, da aber angstfrei.“

„Künstliche Intelligenz“. In: „Abschiedsfarben“, Bernhard Schlink. S. 11.
Manchmal kann man Geheimnisse nicht mehr lüften, weil der Andere nicht mehr da ist. Was macht das mit einem selbst? Was geschieht mit dem schlechten Gewissen, dass man in sich trägt? Das Geheimnis wird nicht enttarnt. Man kann dafür nicht bestraft oder angeklagt werden. Dennoch löst es sich nicht in Luft auf. Das Schlimmste ist sicherlich, dass der Andere es einem nicht mehr verzeihen kann. Ich muss also einen Weg finden, es mir selbst zu verzeihen.

In „Künstliche Intelligenz“ geht dieses Dilemma noch weiter. Was geschieht, wenn Freunde von dem Geheimnis erfahren? Werden die Freunde, die Erklärung oder Entschuldigung, die du dir zurecht gelegt hast verstehen oder nachvollziehen können? Werden die Freunde dir im Namen deines Schuldigers verzeihen?

Das Hörbuch „Abschiedsfarben“ Bernhard Schlink
Das Hörbuch wird von Bernhard Schlink selbst gesprochen und erscheint am 26. August 2020. Sobald ich die Erzählungen gehört habe, werde ich diesen Punkt nachtragen. Ich freue mich schon sehr, weil ich finde, wenn der Autor selbst liest, gibt er mehr vom Text preis.

Ab 26. November 2020 ist es im BookBeat Katalog enthalten. Inzwischen sind viele, der bei Diogenes erschienen Bücher, in BookBeat enthalten.

Cover „Abschiedsfarben“ Bernhard Schlink
Das Covermotiv ist ein Gemälde von Mary Jane Ansell, „Odalisque II“, 2004. Das Gemälde zeigt eine Frau in einem roten Nachthemd, Kleid oder Morgenmantel, die sich gerade anfängt auszuziehen.

Ich finde, das Cover bzw. das Gemälde passt hervorragend zu diesem Erzählband. Auch Bernhard Schlink zeigt für mein Gefühl, viel Privates, Intimes – „er zieht sich aus“.

Fazit „Abschiedsfarben“ Bernhard Schlink
Bernhard Schlink präsentiert uns neun intelligente Erzählungen in einem präzisen fast schon nüchternen Stil. Die Texte sind dicht. Es sind intime Texte, zumindest empfand ich das beim Lesen so. Es sind Erzählungen, die den Leser zum Teil aus der Komfortzone holen. Der Autor beobachtet und skizziert seine Protagonisten genau. Obwohl es sich um Erzählungen, die nur zwischen 20 und 44 Seiten umfassen, handelt, sind die Charaktere bis in die Tiefe entwickelt. Bernhard Schlink ist kein Mann der Schwarz-Weiß-Malerei. Seine Erzählungen erfassen zahlreiche Grautöne, komplexe Verwicklungen und unvorhergesehene Wendung.

Kurz und gut: „Abschiedsfarben“ ist ein empfehlenswertes Buch, das mit großer Achtsamkeit geschrieben wurde.

Besonders Leser in meinem Alter werden dieses Buch lieben. Ich fühlte mich verstanden.

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Veröffentlicht am 01.07.2020

Bruno ermittelt auf seine eigene charmante Art

Connaisseur
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Kurzvita zu Martin Walker
Martin Walker studierte Geschichte und Internationale Beziehungen und Wirtschaft in Oxford und Harvard. Er war 25 Jahre für den britischen The Guardian tätig. Seit einigen Jahren ...

Kurzvita zu Martin Walker
Martin Walker studierte Geschichte und Internationale Beziehungen und Wirtschaft in Oxford und Harvard. Er war 25 Jahre für den britischen The Guardian tätig. Seit einigen Jahren ist er Senior Fellow bei Global Business Policy Council ein, einer Denkfabrik der Unternehmensberatung A.T. Kearney.

Er veröffentlichte auch Bücher über den Kalten Krieg, die Perestroika und über die USA. Sein Zukunftsthriller „Germany 2064“ stand 2015 auf der Shortlist für den deutschen Wirtschaftsbuchpreis.

1999 zog er mit seiner Familie ins Périgord.

Was hat Connaisseur Martin Walker mit Josephine Baker zu tun?
„Ich dachte, sie hätte schon während des Krieges hier gewohnt.“
„Hat sie auch, aber nur zur Miete. Ihr Engagement für die Résistance wird Teil der Show sein. Das zweite Set beginnt mit den Liedern >J’attendrai< und >Le chat des partisans<. Unmittelbar vorher marschieren die Anciens Combattants durch den Mittelgang der Halle zur Bühne, wo sie ihre Fahnen schwenken und die Show fortsetzen lassen. Wir spielen auch mit dem Gedanken, ihre feierliche Aufnahme in die Ehrenlegion durch Général de Gaulle nachzustellen.“

Connaisseur, S. 143.
Martin Walker hat den zwölften Teil seiner Bruno Reihe mit dem Titel „Connaisseur“ „La Baker“, Josephine Baker, gewidmet. Der berühmte Revue-Star aus den USA, auch „schwarze Venus“ genannt, lebte mit ihren zwölf Adoptivkindern aus neun Nationen auf Chateau Milandes, das sie 1947 kaufte. Josephine Baker unterstützte im zweiten Weltkrieg die Resistance. Sie stand Martin Luther King im Kampf um die Rechte für Schwarze bei und setzte sich immer wieder beharrlich gegen jede Art der Diskriminierung ein. 1968 musste sie das Schloss aus finanziellen Gründen wieder aufgeben, weil der dazugehörige Vergnügungspark viel Geld verschlang. La Baker starb 1975 in Paris.

Zum Inhalt Connaisseur Martin Walker
Was ist eigentlich ein „Connaisseur“? In Wikipedia finden wir folgende Definition:

Als Connaisseur, veraltet Connoisseur (französisch connaître ‚kennen‘), bezeichnet man einen Kenner im künstlerischen oder im kulinarischen Bereich. Es geht um Kunst und gutes Essen.

Wikipedia
Martin Walker behandelt auch in diesem Band der Reihe, politisch brisante und sozialkritische Themen. Wie immer auch mit einem humorvollen Blick und Köstlichkeiten aus dem Périgord. Und was wäre Frankreich ohne L’Amour? Warnung: Auf keinen Fall mit hungrigem Magen lesen! Sogar wenn du satt bist, bekommst du soooo Lust aufs „Genießen“.

Bruno Courrèges ist nicht nur der Dorfpolizist in der fiktiven Kleinstadt Saint-Denis, sondern auch die gute Seele. Er weiß alle Geburtstage, Jubiläen und kennt die Beziehungsgeflechte seiner Mitbürger.

Es gibt natürlich einen Kriminalfall. Die amerikanische Studentin Claudia, die bei dem berühmten Kunsthistoriker und Sammler Monsieur Bourdeille auf dessen Schloss ein Praktikum absolviert, wird tot in einem Brunnen aufgefunden. Schnell ermittelt Bruno nach Motiven und findet auch Verdächtige. Welches Motiv trifft zu? Geht es um das Erbe ihres Vaters? Handelt es sich um eine Eifersuchtstat oder war es schlicht und einfach tatsächlich ein Unfall?

Ganz nebenbei hält uns Martin Walker einen Spiegel, wegen unserer Vorurteile und Umgang mit dem modernen Strafvollzug vor.

Und der Leser nimmt Anteil an Brunos Liebesleben. Fiebert er immer noch nach Isabelle? gibt es eine neue Mitspielerin? Hat Pamela ihre Ansichten geändert?

»Das Problem ist, wenn ich zu dir komme und mein Auto die ganz Nacht über weg ist, wird sich Miranda einen Reim darauf machen. Und wenn sie Bescheid weiß, wird’s auch Jack erfahren. Und auch Gilles, Fabiola, Florence und der Baron werden im Bilde sein. Wir könnten genauso gut eine Anzeige in der Sud Quest schalten.«

Connaisseur. S. 353.
Ihr versteht sicher, dass ich euch nicht sage, wer sich hier so geheimnisvoll zeigt, aber ihr Wunsch wird erfüllt.

Die drei Bruno Romane vor Connaisseur
Die drei Bruno Romane vor Connaisseur: „Menu surprise“, „Revanche“, „Eskapaden“
Sprachliche Gestaltung Connaisseur Martin Walker
Martin Walker erzählt aus der Perspektive Brunos. Manchmal glaube ich, neben ihm am Herd zu stehen und mit zu kochen. Wie schon mehrfach in den Rezensionen zur Bruno Reihe erwähnt, rate ich davon ab, das Buch zu lesen, wenn man eine Diät macht und abnehmen möchte. Ich bin Vegetarierin und die meisten Rezepte würde ich nie kochen, aber wenn Bruno so in der Küche hantiert und ein Essen für Freunde zaubert, bekommst du einfach Hunger. Und das leckere Gemüse …

Zurück zur Literatur! Die Kapitellänge ist angenehm. Also kurz und gut: Es liest sich wunderbar!

Das Cover Connaisseur Martin Walker
Das Covermotiv ist ein Foto von Jean Baptiste Leroux. Copyrigth Collection Jean-Baptiste Leroux / Dist. RMN – Grand Palais, das einst Josephine Baker gehörte und das ihretwegen noch heute ein beliebtes Ausflugsziel.


Das Hörbuch Connaisseur Martin Walker

Ich lese gerne, aber dabei höre ich liebsten noch die Hörbuchfassung. Es ist wie eine weitere Tür ins Geschehen. Das Hörbuch gibt es als Audio CD oder Hörbuchdownload. Ich habe es mit Audible gehört. Das Hörbuch wird ungekürzt von Johannes Steck gelesen, den viele Leserinnen und Hörerinnen aus der ARD-Serie In aller Freundschaft kennen. Er spielte von 2001 bis Ende 2005 die Hauptrolle des Dr. Kreutzer. Er ist auch für seine Einlesungen zu sämtlichen Werken von Simon Beckett und Edgar Wallace bekannt. Auch die Black Dagger Reihe und viele Hörbücher von Markus Heitz hat er gelesen.

Ich mag seine Stimme. Der Sprecher ist sehr vielseitig und kann sich mit Empathie in unterschiedliche Charaktere einfühlen. Das Kopfkino funktioniert hervorragend.

Das Hörbuch ist am 11.05.2020 erschienen und hat eine Länge von 11 Std. 18 Min.

Meine Kritik zu Connaisseur Martin Walker
Martin Walker war, wie schon mehrfach von mir erwähnt, 25 Jahre politischer Berichterstatter und weiß worüber er schreibt, und das merkt man seinen Büchern an. Die Bruno Reihe macht einfach Spaß. Es sind nicht nur die intelligenten Kriminalgeschichten mit einem kritischen Blick ins politische Geschehen und in die Geschichte. Nein es ist dieser Charakter des Bruno. Ein „Dorfpolizist“, der die gute Seele der Gemeinschaft ist. Er liebt Tiere. Er liebt Kinder. Und natürlich liebt er Frauen! Und zwei Frauen davon liebt er noch etwas mehr! Auch in diesem Band darf der Leser ein wenig an Brunos Liebesleben teilhaben. Oh? Ja, es gibt Neues!

Die Kriminalgeschichte ist vielleicht ein wenig vorhersehbar, aber trotzdem nett. Es fehlte mir so ein wenig das Überraschungsmoment. Aber die Erinnerung an Josephine Baker und ihre Verdienste für Frankreich während des Zweiten Weltkriegs, haben das wieder wett gemacht.

Mein herzlicher Dank geht an den Diogenes Verlag für die Bereitstellung des schönen Rezensionsexemplars.

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  • Erzählstil
  • Handlung
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Veröffentlicht am 25.06.2020

Bruno ermittelt auf seine eigene charmante Art

Connaisseur
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Kurzvita zu Martin Walker
Martin Walker studierte Geschichte und Internationale Beziehungen und Wirtschaft in Oxford und Harvard. Er war 25 Jahre für den britischen The Guardian tätig. Seit einigen Jahren ...

Kurzvita zu Martin Walker
Martin Walker studierte Geschichte und Internationale Beziehungen und Wirtschaft in Oxford und Harvard. Er war 25 Jahre für den britischen The Guardian tätig. Seit einigen Jahren ist er Senior Fellow bei Global Business Policy Council ein, einer Denkfabrik der Unternehmensberatung A.T. Kearney.

Er veröffentlichte auch Bücher über den Kalten Krieg, die Perestroika und über die USA. Sein Zukunftsthriller „Germany 2064“ stand 2015 auf der Shortlist für den deutschen Wirtschaftsbuchpreis.

1999 zog er mit seiner Familie ins Périgord.

Was hat Connaisseur Martin Walker mit Josephine Baker zu tun?
„Ich dachte, sie hätte schon während des Krieges hier gewohnt.“
„Hat sie auch, aber nur zur Miete. Ihr Engagement für die Résistance wird Teil der Show sein. Das zweite Set beginnt mit den Liedern >J’attendrai< und >Le chat des partisans<. Unmittelbar vorher marschieren die Anciens Combattants durch den Mittelgang der Halle zur Bühne, wo sie ihre Fahnen schwenken und die Show fortsetzen lassen. Wir spielen auch mit dem Gedanken, ihre feierliche Aufnahme in die Ehrenlegion durch Général de Gaulle nachzustellen.“

Connaisseur, S. 143.
Martin Walker hat den zwölften Teil seiner Bruno Reihe mit dem Titel „Connaisseur“ „La Baker“, Josephine Baker, gewidmet. Der berühmte Revue-Star aus den USA, auch „schwarze Venus“ genannt, lebte mit ihren zwölf Adoptivkindern aus neun Nationen auf Chateau Milandes, das sie 1947 kaufte. Josephine Baker unterstützte im zweiten Weltkrieg die Resistance. Sie stand Martin Luther King im Kampf um die Rechte für Schwarze bei und setzte sich immer wieder beharrlich gegen jede Art der Diskriminierung ein. 1968 musste sie das Schloss aus finanziellen Gründen wieder aufgeben, weil der dazugehörige Vergnügungspark viel Geld verschlang. La Baker starb 1975 in Paris.

Zum Inhalt Connaisseur Martin Walker
Was ist eigentlich ein „Connaisseur“? In Wikipedia finden wir folgende Definition:

Als Connaisseur, veraltet Connoisseur (französisch connaître ‚kennen‘), bezeichnet man einen Kenner im künstlerischen oder im kulinarischen Bereich. Es geht um Kunst und gutes Essen.

Wikipedia
Martin Walker behandelt auch in diesem Band der Reihe, politisch brisante und sozialkritische Themen. Wie immer auch mit einem humorvollen Blick und Köstlichkeiten aus dem Périgord. Und was wäre Frankreich ohne L’Amour? Warnung: Auf keinen Fall mit hungrigem Magen lesen! Sogar wenn du satt bist, bekommst du soooo Lust aufs „Genießen“.

Bruno Courrèges ist nicht nur der Dorfpolizist in der fiktiven Kleinstadt Saint-Denis, sondern auch die gute Seele. Er weiß alle Geburtstage, Jubiläen und kennt die Beziehungsgeflechte seiner Mitbürger.

Es gibt natürlich einen Kriminalfall. Die amerikanische Studentin Claudia, die bei dem berühmten Kunsthistoriker und Sammler Monsieur Bourdeille auf dessen Schloss ein Praktikum absolviert, wird tot in einem Brunnen aufgefunden. Schnell ermittelt Bruno nach Motiven und findet auch Verdächtige. Welches Motiv trifft zu? Geht es um das Erbe ihres Vaters? Handelt es sich um eine Eifersuchtstat oder war es schlicht und einfach tatsächlich ein Unfall?

Ganz nebenbei hält uns Martin Walker einen Spiegel, wegen unserer Vorurteile und Umgang mit dem modernen Strafvollzug vor.

Und der Leser nimmt Anteil an Brunos Liebesleben. Fiebert er immer noch nach Isabelle? gibt es eine neue Mitspielerin? Hat Pamela ihre Ansichten geändert?

»Das Problem ist, wenn ich zu dir komme und mein Auto die ganz Nacht über weg ist, wird sich Miranda einen Reim darauf machen. Und wenn sie Bescheid weiß, wird’s auch Jack erfahren. Und auch Gilles, Fabiola, Florence und der Baron werden im Bilde sein. Wir könnten genauso gut eine Anzeige in der Sud Quest schalten.«

Connaisseur. S. 353.
Ihr versteht sicher, dass ich euch nicht sage, wer sich hier so geheimnisvoll zeigt, aber ihr Wunsch wird erfüllt.

Die drei Bruno Romane vor Connaisseur
Die drei Bruno Romane vor Connaisseur: „Menu surprise“, „Revanche“, „Eskapaden“
Sprachliche Gestaltung Connaisseur Martin Walker
Martin Walker erzählt aus der Perspektive Brunos. Manchmal glaube ich, neben ihm am Herd zu stehen und mit zu kochen. Wie schon mehrfach in den Rezensionen zur Bruno Reihe erwähnt, rate ich davon ab, das Buch zu lesen, wenn man eine Diät macht und abnehmen möchte. Ich bin Vegetarierin und die meisten Rezepte würde ich nie kochen, aber wenn Bruno so in der Küche hantiert und ein Essen für Freunde zaubert, bekommst du einfach Hunger. Und das leckere Gemüse …

Zurück zur Literatur! Die Kapitellänge ist angenehm. Also kurz und gut: Es liest sich wunderbar!

Das Cover Connaisseur Martin Walker
Das Covermotiv ist ein Foto von Jean Baptiste Leroux. Copyrigth Collection Jean-Baptiste Leroux / Dist. RMN – Grand Palais, das einst Josephine Baker gehörte und das ihretwegen noch heute ein beliebtes Ausflugsziel.


Das Hörbuch Connaisseur Martin Walker

Ich lese gerne, aber dabei höre ich liebsten noch die Hörbuchfassung. Es ist wie eine weitere Tür ins Geschehen. Das Hörbuch gibt es als Audio CD oder Hörbuchdownload. Ich habe es mit Audible gehört. Das Hörbuch wird ungekürzt von Johannes Steck gelesen, den viele Leserinnen und Hörerinnen aus der ARD-Serie In aller Freundschaft kennen. Er spielte von 2001 bis Ende 2005 die Hauptrolle des Dr. Kreutzer. Er ist auch für seine Einlesungen zu sämtlichen Werken von Simon Beckett und Edgar Wallace bekannt. Auch die Black Dagger Reihe und viele Hörbücher von Markus Heitz hat er gelesen.

Ich mag seine Stimme. Der Sprecher ist sehr vielseitig und kann sich mit Empathie in unterschiedliche Charaktere einfühlen. Das Kopfkino funktioniert hervorragend.

Das Hörbuch ist am 11.05.2020 erschienen und hat eine Länge von 11 Std. 18 Min.

Meine Kritik zu Connaisseur Martin Walker
Martin Walker war, wie schon mehrfach von mir erwähnt, 25 Jahre politischer Berichterstatter und weiß worüber er schreibt, und das merkt man seinen Büchern an. Die Bruno Reihe macht einfach Spaß. Es sind nicht nur die intelligenten Kriminalgeschichten mit einem kritischen Blick ins politische Geschehen und in die Geschichte. Nein es ist dieser Charakter des Bruno. Ein „Dorfpolizist“, der die gute Seele der Gemeinschaft ist. Er liebt Tiere. Er liebt Kinder. Und natürlich liebt er Frauen! Und zwei Frauen davon liebt er noch etwas mehr! Auch in diesem Band darf der Leser ein wenig an Brunos Liebesleben teilhaben. Oh? Ja, es gibt Neues!

Die Kriminalgeschichte ist vielleicht ein wenig vorhersehbar, aber trotzdem nett. Es fehlte mir so ein wenig das Überraschungsmoment. Aber die Erinnerung an Josephine Baker und ihre Verdienste für Frankreich während des Zweiten Weltkriegs, haben das wieder wett gemacht.

Mein herzlicher Dank geht an den Diogenes Verlag für die Bereitstellung des schönen Rezensionsexemplars.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.05.2020

Fantasy vom Allerfeinsten!

Das Reich der Grasländer 1
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Der letzte König von Osten Ard 2
„Über dreißig Jahre sind in Osten Ard vergangen, seit der verheerende Sturmkönigskrieg endete – ein Krieg, der beinahe das Ende der Menschheit bedeutet hätte. König Simons ...

Der letzte König von Osten Ard 2
„Über dreißig Jahre sind in Osten Ard vergangen, seit der verheerende Sturmkönigskrieg endete – ein Krieg, der beinahe das Ende der Menschheit bedeutet hätte. König Simons und Königin Miriamel, beim Sieg über den Sturmkönig fast noch Kinder, herrschen jetzt auf dem Hochthron über die Länder der Menschen, aber sie haben den Kontakt zu ihren einstigen Verbündeten den unsterblichen Sithi, verloren. Tanahaya, die erste Sithi-Gesandte seit Kriegsende, wird auf ihrem Weg zum Hochhorst …“„Das Reich der Grasländer (1). Der letzte König von Osten Ard 2“ von Tad Williams, S. 9.

»Das Reich der Grasländer« von Tad Williams ist im amerikanischen Original der zweite Teil, in Deutschland, der dritte Teil Osten Ard Reihe.

»Das Reich der Grasländer« erzählt die Geschichte 30 Jahre nach dem Sturmkrieg weiter. Der Band setzt genau dort ein, wo die Hexenholzkrone 2 endet. Ich will gar nicht so viel erzählen, nur ein wenig Appetit machen.

Tad Williams Charaktere sind sorgfältig und liebevoll ausgearbeitet. Morgan wird erwachsen. Er ist lange Zeit auf sich selbst gestellt und freundet sich mit den Wechselwesen an. Er lernt, die Natur zu lesen. Aus dem oberflächlichen Abenteurer wird ein verantwortungsvoller Tronfolger.

Die Nornen und die Sithi stehen auf unterschiedlichen Seiten. Tanahaya erzählt Morgan die Geschichte der Sithi und der Nornen und wie es zur Trennung der Wolkenkinder und den Kindern der Dämmerung kam.

Das Hochkönigspaar fühlt, dass der Frieden, der bislang ihre Herrschaft begleitete, immer bedrohter ist, seit die Hikeda’ya sich immer öfter zeigen.

Die Nornenkönigin Utuk’ku ist erwacht und ihr Getreuer, der Zauberer Akhenabi, bestellt Vijeki ein, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

Der Leser empfängt die Atmosphäre sozusagen von allen Seiten. Tad Williams schildert das Geschehen aus unterschiedlichen Erzählperspektiven. Aus der Sicht der Sithi, der Nornen und der Menschen entwickelt sich ein komplexer Weltenbau. Der Leser kennt die Protagonisten nun seit über 1 000 Seiten und erkennt auch die Entwicklung der Charaktere.

Das Reich der Grasländer
Morgan, der als Säuferprinz startete, muss sich nun bewähren. Aber nicht nur die Menschen entwickeln sich, auch einige der Hikeda’ya, wie Nezeru oder Viyeki beginnen das eigene Verhalten zu reflektieren. Die Helden der Sturmkriegs sind in die Jahre gekommen und der Leser erlebt nun, wie die nächste Generation, in Morgans Fall sogar die übernächste Generation, nun die Welt retten und gestalten müssen.

»Was hat mein Großvater gegessen, als er sich im Wald durchschlagen musste – in diesem Wald hier? Nicht zum ersten Mal bereute Morgan, dass er nicht genauer zugehört hatte. Aber wer hätte denn ahnen können, dass mir dasselbe passieren würde?«

Wie schon während des Sturmkrieges unterstützen Binabiq und seine Familie das Hochkönigspaar im Kampf gegen die Nornen.

Die Hikkeda’ya Nezeru ist meine Lieblingsfigur. Aus anfangs blinder Hingabe an die Nornenkönigin Utuk’ku entwickelt Nezeru schnell eine kritische Einstellung und überdenkt ihr Verhalten.

"Das Reich der Grasländer" Tad Williams 1
Besonders schön finde ich die Karten. Ich mag es, die Geschichte auf der Karte zu verfolgen. Tolles Kopfkino!

Nicht nur gut, sondern auch hilfreich, sind das Personenverzeichnis – überhaupt das ganze Glossar ist von großem Vorteil. Die Seiten 633-664 sind nur Glossar. Daran kann man vielleicht ermessen, wie komplex „Der letzte König von Osten Ard“ gestaltet ist.

Das Reich der Grasländer
Das Hörbuch „Das Reich der Grasländer“

Ich lese gerne, aber dabei höre ich liebsten noch die Hörbuchfassung. Es ist wie eine weitere Tür ins Geschehen. Das Hörbuch gibt es als Audio CD oder Hörbuchdownload. Ich habe es mit Audible gehört. Das Hörbuch wird ungekürzt von Andreas Fröhlich gelesen, den viele Leserinnen und Hörerinnen aus der Eragon Reihe, den „drei ???“, dem „Labyrinth der träumenden Büchern“ oder als Synchronsprecher von Gollum kennen. Ich schätze seine Stimme, Modulation und dramaturgische Umsetzung sehr. Das Kopfkino funktioniert hervorragend.

Das Hörbuch ist in Der Hörverlag am 23.03.2020 erschienen und hat eine Länge von 20 Std. 28 Min.

Meine Meinung „Das Reich der Grasländer“

Es ist mir immer wieder eine Freude, Tad Williams zu lesen. Der Autor bietet einen attraktiven Weltenbau mit einem komplexen Setting.

Die Charaktere leben, sie haben eine Geschichte, sie reflektieren die eigene Vergangenheit und machen Pläne für die Zukunft. Man glaubt, sie zu kennen und fühlt mit ihnen.

An diesem Band gefällt mir besonders gut, das der Leser viel Hintergrundwissen erhält. Pasevalles und Tzoja und erzählen von ihrer Vergangenheit. Es ist, als ob du Menschen näher kennen lernst und sie dir ihre Geheimnisse erzählen. Das ist wohl das Erfolgskonzept von Tad Williams. Du bist als Leser auch Beobachter, Gesprächspartner und leidest mit oder freust dich mit den Charakteren.

Und trotz aller Fantasy ist es letztlich wie in der Realität: Es gibt böse Menschen, es gibt gute Menschen. Es gibt Menschen, die auf andere herabsehen und diskriminieren und es gibt tolerante Menschen. Es gibt Staatsoberhäupter, die mit Weisheit und mit Güte demokratisch handeln und walten und es gibt Diktatoren, die eigennützig und unbarmherzig herrschen.

Tad Williams gelingt es eine gesellschaftliche, politische und psychologische Welt darzustellen, die ich gerne betreten habe.

Für mich als Freund von High Fantasy und dicken Wälzern, war es ein Genuss. Ich gebe zu, Man muss bereit sein, sich einzuwühlen, aber dann erlebt man einen überwältigenden Weltenbau.

Mein herzlicher Dank geht an Klett-Cotta für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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