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Veröffentlicht am 17.04.2023

Die kleinen Momente

Die Sekunde zwischen dir und mir
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In ihrem Romandebüt „Die Sekunde zwischen dir und mir“ befasst sich die Autorin Emma Steele mit einer Liebesgeschichte auf spezielle Art. Das frisch wiedervereinte Paar, bestehend aus Robbie und seiner ...

In ihrem Romandebüt „Die Sekunde zwischen dir und mir“ befasst sich die Autorin Emma Steele mit einer Liebesgeschichte auf spezielle Art. Das frisch wiedervereinte Paar, bestehend aus Robbie und seiner Freundin Jenn, ist mit dem Auto unterwegs auf dem Weg nach Hause. Als sie sich mit den Worten „Ich muss dir etwas sagen“ zu ihm umdreht, kommt jedoch ein LKW frontal auf sie zugerast. Den Tod vor Augen wird Robbie unfreiwillig Zuschauer von Jenns wichtigsten Erinnerungen. Um das Lenkrad noch rechtzeitig rumreißen zu können, muss er allerdings dringend Jenn „aufwecken“ und ihren Gedankenstrudel, in dem sie beide feststecken, beenden.

Aus diesem eigentlich klassischen Liebesroman sticht vor allem der Erzählstil der Autorin hervor: In wild wechselnden Abschnitten werden bruchstückhaft Erinnerungen dargestellt, die sich um Jenns Kindheit und Jugend sowie um ihre Partnerschaft mit Robbie drehen. Erst nach und nach wird den Beteiligten dabei gewahr, wo sie sich befinden. Darüber hinaus wechselt die Erzählperspektive zwischen Robbie und Jenn in den einzelnen Erinnerungen hin und her. Beim Lesen hatte ich zunächst Schwierigkeiten bei den diversen und rasanten Sprüngen mitzukommen. Nach Eingewöhnung entwickelte die Geschichte allerdings einen leichten Sog – gerne wollte ich herausfinden, was Jenn Robbie denn nun unbedingt mitteilen wollte. Hier musste ich mich sehr gedulden, denn erst ganz zum Schluss wird das große Geheimnis gelüftet. Das Ergebnis hat mich dann leider etwas ernüchtert. Nicht alle Motive konnte ich vollends nachvollziehen. Zudem konnte ich trotz Gewöhnung an den besonderen Erzählstil bis zuletzt keine Bindung zu den Protagonisten aufbauen. Das lag einerseits am Erzählstil, der mich gefühlt nicht nah an die Figuren heranließ, andererseits an den Figuren selbst, die mir nicht unbedingt sympathisch waren. Insbesondere Robbie wirkte auf mich wie ein kleines, Ich-bezogenes Kind und zudem auch sehr oberflächlich. Jenn hingegen kam mir wie der typische „People-Pleaser“ vor. So richtig warm wurde ich mit ihr jedoch ebenfalls nicht, oftmals hatte ich einfach nur Mitleid mit ihr. Gut gefallen hat mir, wie sich beide Figuren im Verlauf der Geschichte verändern. Dies wurde von der Autorin wirklich schön herausgearbeitet.

Der Sprachstil ist durchgehend elaboriert und lebt von vielen Details und Beschreibungen. Der Autorin gelingt es unfassbar gut, die kleinen Momente des Alltags einzufangen, die das Leben ausmachen. Das hat mir grundsätzlich wirklich gut gefallen. Allerdings musste ich mich ab ca. der Hälfte des Romans sehr motivieren, weiterzulesen. Denn die Detailverliebtheit und die ständig wechselnden Erinnerungen an andere Zeiten und an andere Orte, wodurch ich mit den Figuren nicht so recht mitfühlen konnte, wurden auf Dauer etwas zäh und langatmig. Hierdurch flaute der Spannungsbogen für meinen Geschmack zu sehr ab.

Schlussendlich ließ mich der Roman zwiegespalten zurück und auch jetzt bin ich noch hin- und hergerissen. Die Grundidee des Romans ist wirklich klasse – emotional gepackt hat es mich aber leider nicht.

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Veröffentlicht am 14.04.2023

Perfekte Mischung

Dunkle Verbindungen
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Bei Leander Lost und seiner Crew geht es mal wieder hoch her. Erst wird in einem Golfteich eines Resorts eine Frau erdrosselt aufgefunden, dann ereignet sich ein Überfall auf einen Geldtransporter, bei ...

Bei Leander Lost und seiner Crew geht es mal wieder hoch her. Erst wird in einem Golfteich eines Resorts eine Frau erdrosselt aufgefunden, dann ereignet sich ein Überfall auf einen Geldtransporter, bei dem mehrere Polizisten während eines Schusswechsels verletzt werden. Hierunter auch Leanders Kollege Duarte, der sein Gedächtnis verliert. Bereits bei den ersten Ermittlungen stellt sich heraus, dass der Überfall viele Ähnlichkeiten zu dem brutalen Raubzug hat, bei dem vor 7 Jahren Graciana Rosados Bruder Elias erschossen und ihr Vater schwer verwundet worden sind. Trotz eigentlicher Befangenheit lässt Graciana sich von diesem Fall nicht abziehen, denn sie hat ganz eigene Pläne: sie hat Rache geschworen…

Ich liebe die Kriminalromane des Autors Gil Ribeiro rund um Kommissar Lost und dem Team der PJ. Die Personalie ist hervorragend gewählt und es besteht auch in seinem neuesten Fall eine perfekte Mischung aus Kriminalfall, Urlaubsfeeling und Handlungen zwischen den einzelnen Figuren. Während die Spannung nie zu kurz kommt, kann man sich in anderen Szenen an die wunderschöne Algarve träumen und sich von den beschriebenen Delikatessen und dem humorvollen Geplänkel zwischen Miguel, Carlos und Leander einlullen lassen. Der Fall selbst ist diesmal höchst persönlich – schon lange habe ich auf die Aufarbeitung des Schicksalsschlags der Familie Rosado gewartet. Einfühlsam, aber stets beim Kriminalroman verbleibend, bewegen sich die Figuren dabei auf einem Drahtseilakt. Besonders gut hat mir die Weiterentwicklung von Leander Lost, der seine Mitmenschen zunehmend besser lesen kann, und Miguel Duarte gefallen, der sich durch den Gedächtnisverlust von außen betrachten kann. Ich bin schon jetzt unglaublich neugierig, was von seinem Sinneswandel im nächsten Fall übrig bleiben wird und hoffe auf viele weitere gemeinsame Stunden mit Leander Lost und seinem Team!

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Veröffentlicht am 14.04.2023

Tapsige Ermittlungen

Mord am Haff
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Im zweiten Fall der Krimi-Reihe rund um Radioreporterin Franziska Mai wird die Ferieninsel Usedom von einer Einbruchserie heimgesucht. Da sich die Bewohner und Feriengäste nicht mehr sicher fühlen können, ...

Im zweiten Fall der Krimi-Reihe rund um Radioreporterin Franziska Mai wird die Ferieninsel Usedom von einer Einbruchserie heimgesucht. Da sich die Bewohner und Feriengäste nicht mehr sicher fühlen können, will Franzi fortan die Sache in die Hand nehmen! Denn die Polizei tappt weiter im Dunkeln und sie selbst könnte einen neuen Kassenschlager für ihre Radioshow bei Bäderland-Radio gut gebrauchen. Bei einem weiteren Einbruch ereignet sich jedoch auch ein blutrünstiger Mord, was Kommissar Kay Lorenz auf den Plan ruft. Diesen kennt Franziska schon von ihrem letzten Fall und weiß, dass sie nun geschickt vorgehen muss. Denn der Kommissar hat es gar nicht gerne, wenn sie sich in seine Fälle einmischt…

Gewohnt humorvoll und unterhaltsam wartet die Autorin Frauke Scheunemann mit ihrer Krimi-Fortsetzung auf und knüpft damit an „Der Tote im Netz“ an. Mir hat es wieder ausgesprochen gut gefallen, die Protagonistin Franziska und Kommissar Kay bei ihrer Ermittlung zu begleiten. Die Figuren entwickeln sich jeweils weiter und nehmen auch dank einiger Nebenhandlungen mehr Form an. Im Fokus bleibt stets Franzis Ermittlung, die auf mich manchmal etwas zerfahren und unbedarft wirkte – hier hätte ich von einer professionellen Journalistin mehr erwartet. Dass ihr eine der handelnden Figuren ein X für ein U vormacht, habe ich mir schnell gedacht – Franzi lässt sich jedoch vollkommen übertölpeln. Ihre Romanze mit Kay Lorenz scheint sie vollkommen abgelenkt zu haben. Dennoch bleibt dieser Wohlfühlkrimi für mich ein absolutes Muss für den Frühlingsanfang und ich hoffe auf noch viele weitere Bände. Dann gerne wieder mit mehr Ernst bei der Ermittlung ;)

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Veröffentlicht am 14.04.2023

Mehr erhofft

Es war einmal in Brooklyn
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Inhalt: Es ist der heiße Sommer 1977 in Brooklyn. Juliette und David sind 17 Jahre alt und leben mit ihren Familien Tür an Tür. Seit Kindheitstagen sind sie beste Freunde, seit sie ihre Action-Figuren ...

Inhalt: Es ist der heiße Sommer 1977 in Brooklyn. Juliette und David sind 17 Jahre alt und leben mit ihren Familien Tür an Tür. Seit Kindheitstagen sind sie beste Freunde, seit sie ihre Action-Figuren auf den Grill legten, um deren Schmelzen zu beobachten. In ihrer Highschool sind sie Außenseiter, aber nach diesem Sommer wird das Leben für beide ein anderes sein. Juliette wird die Stadt verlassen und aufs College gehen, der schwer kranke David hingegen weiß gar nicht, wie viel Zeit ihm noch bleibt. Als Juliette eines Abends mit dem smarten Pizzaboten Rico auftaucht, begreift David sofort, dass er handeln muss: Denn er liebt Juliette, und er hat nichts mehr zu verlieren ... Doch während sie ihren ersten Kuss erlebt und David allein das Yankees-Spiel auf seinem kleinen Fernseher verfolgt, wird plötzlich alles dunkel. Der große Blackout lässt New York im Chaos versinken. Als nach 25 Stunden das Licht wieder angeht, ist nichts mehr so, wie es einmal war.

Von diesem Roman habe ich mir nach dem Klappentext und der Leseprobe deutlich mehr erhofft. Im Fokus steht die Freundschaft zwischen den Protagonisten Juliette und David, die im Verlauf der Handlung viel verkraften muss. Neben der Hauptgeschichte und den sich ereignenden tragischen Schicksalsschlägen werden auch diverse Vorgeschichten der Haupt- und Nebenfiguren dargestellt. Grundsätzlich ein gutes Konzept für einen Roman mit Tiefe. Leider kam bei mir jedoch der erhoffte Sog nach der Geschichte und die Emotionalität nicht an. Vielmehr musste ich mich in der Mitte des Romans motivieren, durchzuhalten. Erst ganz zum Ende wurde es für mich sentimental, zuvor wurde ich mit den Figuren einfach nicht warm. Trotz wechselnder Perspektiven und einem wirklich wunderschönen Sprachstil konnte mich die Autorin nicht so recht erreichen. Ein Roman mit viel Potential, der mich leider nicht umhauen konnte.

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Veröffentlicht am 14.04.2023

Psychotherapie für Thanatos

Jetzt ist Sense
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Inhalt: Ausgerechnet an ihrem 50. Geburtstag bekommt die Psychologin Liv Bentele Besuch von einem attraktiven Südländer in schwarzem Cape. Leider hat sich der Mann nur in der Tür geirrt. Aber dann ist ...

Inhalt: Ausgerechnet an ihrem 50. Geburtstag bekommt die Psychologin Liv Bentele Besuch von einem attraktiven Südländer in schwarzem Cape. Leider hat sich der Mann nur in der Tür geirrt. Aber dann ist plötzlich die alte Dame tot, nach der er sich erkundigt hat, und Liv stellt ihn zur Rede. In Wahrheit sei er Thanatos, der griechische Gott des sanften Todes, antwortet er freundlich, und ja, es deprimiere ihn zutiefst, wie unwürdig das Sterben heute sei. Liv sieht in ihm eher einen von Todessehnsucht geplagten Neurotiker und bietet ihm therapeutische Hilfe an. Bei ihrem lebhaften Austausch stellt sich heraus, dass Livs neuer Klient tatsächlich der Sensenmann ist – und sich nicht in der Tür geirrt hat.

„Jetzt ist Sense“ ist der erste Roman, den ich vom Autor Hans Rath gelesen habe. Dank des leichtfüßigen Sprachstils fühlte ich mich stets gut und humorvoll unterhalten. Die Protagonistin Liv ist mir auf Anhieb sympathisch gewesen, die Figur des Thanatos empfand ich als ebenfalls gut gewählt. Besonders herzig fand ich die tiefe Freundschaft zwischen Liv und ihrer besten Freundin, die ihr immer zur Seite steht. Seitens des schwarzen Humors habe ich jedoch mehr erwartet. Richtige Brüller und Lachtränen gab es für mich leider nicht. Auch der Fantasyaspekt blieb für meinen Geschmack tendenziell zu oberflächlich. Ich bin der Meinung, dass hier noch mehr drin gewesen wäre, denn so erinnerte mich der Roman überwiegend an einen klassischen Frauenroman. Die Geschichte ist aber niedlich und kurzweilig für Zwischendurch - gerne wieder!

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