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Veröffentlicht am 07.04.2023

Ein atmosphärisches Menü

Melody
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In seinem jüngsten Werk kreiert Martin Suter eine zugleich soghafte wie auch gelassene Atmosphäre, die seinesgleichen sucht. Der Jurist Tom ist auf der Suche nach einem Job, nachdem sein Vater verstorben ...

In seinem jüngsten Werk kreiert Martin Suter eine zugleich soghafte wie auch gelassene Atmosphäre, die seinesgleichen sucht. Der Jurist Tom ist auf der Suche nach einem Job, nachdem sein Vater verstorben ist und nichts als Schulden hinterließ. In einer Zeitungsannonce wird er fündig und fängt bei dem altgediegenen und ehrwürdigen Ex-Nationalrat Dr. Stotz als Nachlassverwalter an. Bereits kurz nach seinem Jobantritt erfährt Tom von Dr. Stotz Verlobten Melody, die vor über 40 Jahren kurz vor der Hochzeit auf rätselhafte Weise verschwand. Während Tom den Nachlass ordnet, stößt er auf widersprüchliche Hinweise in Bezug auf Melody und kommt einem Geheimnis auf die Spur.

Der neue Roman von Martin Suter hat mich begeistert. Schnell war ich in den Bann gezogen von einer Atmosphäre und Geschichte, die an einen Aperitif vor dem Menü erinnert. Die Erzählweise, in der der Leser immer wieder mit kleinen Häppchen zu Melodys Verschwinden angefüttert wird, macht süchtig. Der melodische Schreibstil erinnert an vergangene Jahrzehnte und unterstützt den süffigen Charakter des Romans. Auch die Einblicke in die aus heutiger Sicht „angestaubte“ Lebensweise von Dr. Stotz lassen vergangene Zeiten aufleben, in denen „alte weiße Männer“ noch unreflektiert das Sagen hatten. Auch deshalb war mir die Figur des Dr. Stotz nicht immer sympathisch. Dennoch war er stets facettenreich und faszinierend mit seiner galanten und intermittierend herrischen Verhaltensweise sowie dem Ausdruck eines gebrochenen alten Mannes – ein bisschen wie „der letzte seiner Art“. Der Protagonist Tom wirkte auf mich beinahe passiv und gesichtslos. Es schien, als ob er einfach das Medium sei, durch das mir Melodys Geschichte erzählt wird. Eine interessante Art und Weise, wodurch ich mich selbst oft im Sessel neben Dr. Stotz wähnte. Dies sog mich noch intensiver in die Handlung – großartig! Nicht zuletzt haben die italienischen Kochkünste der mütterlichen Haushälterin die Szenerie perfektioniert und die Atmosphäre verfeinert.

Ein dichter Roman, der mit einem überraschenden Ende aufwartet. Kurzweilig, fesselnd und gediegen – ein echter Suter!

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Veröffentlicht am 06.04.2023

Meeresbrise zwischen den Seiten

Leuchtturmsommer
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In ihrem neuen Roman „Leuchtturmsommer“ entführt Marie Merburg erneut in das fiktive Dorf Liebwitz auf Fischland-Darß-Zingst. Die Protagonistin Eva wagt als Pächterin des Dorf-Cafes einen Neuanfang nach ...

In ihrem neuen Roman „Leuchtturmsommer“ entführt Marie Merburg erneut in das fiktive Dorf Liebwitz auf Fischland-Darß-Zingst. Die Protagonistin Eva wagt als Pächterin des Dorf-Cafes einen Neuanfang nach einer schlimmen Trennung von ihrem Ehemann, mit dem sie 17 Jahre lang verheiratet war. Mit von der Partie ist (unfreiwilligerweise) ihre 15-jährige Tochter Nele, die sich einen deutlich hipperen Wohnort gewünscht hätte. Weiteren Zündstoff bietet auch der Bürgermeister von Liebwitz, der von Eva verlangt, ein „Liebes-Cafe“ zu führen – ganz getreu dem Dorfmotto, dessen Bekanntheitsgrad von den Hochzeiten am Leuchtturm abhängig ist. All das scheint kaum realisierbar, dann taucht auch noch der grummelige Standesbeamte Jakob auf. Ein furchtbarer Stoffel, der mit Romantik so gar nichts am Hut hat. Als er Eva um „Romantiknachhilfe“ bittet, kommen die beiden sich schnell näher, doch Jakob scheint vor jeder Zuneigungsbekundung davonlaufen zu wollen…

Ich bin ein großer Fan der Autorin und ihren Ostsee-Romanen, mit denen man augenblicklich dem Alltag entfliehen kann. Der wunderschöne Sprachstil, der einen sanft einlullt, von bildhaften Beschreibungen lebt und mit jedem Wort Meeresbrise verströmt, ist auch in ihrem neuen Roman wieder großartig. Sofort konnte ich mich in die Situation hineinfühlen und das Urlaubsgefühl genießen. Beim Lesen habe ich mich wieder unglaublich wohlgefühlt. Unterstützt wurde dies auch durch die herzigen Dorfbewohner, bei denen jeder seinen eigenen Charakter hat und die Eva und ihrer Tochter direkt unter die Arme greifen. Gemeinschaft wird in Liebwitz großgeschrieben. Die Grundvorraussetzungen für einen gelungenen Roman waren damit für mich – wie immer bei der Autorin – gegeben. Inhaltlich ist dies meiner Meinung nach jedoch der schwächste Roman der Autorin gewesen. Mit der Protagonistin Eva wurde ich leider nicht so recht warm und bis zuletzt konnte ich ihre Handlungen nicht nachvollziehen. Auf mich wirkte sie oft wie ein verknallter Teenager, der sich naiv benimmt – nicht wie eine Ü30-Jährige, die mit beiden Beinen auf der Erde steht und sich neben ihrer beruflichen Selbstständigkeit auch noch um ihre 15-Jährige Tochter kümmern muss. Unglaublich schnell ist sie zutiefst verliebt in Jakob, nur um im nächsten Moment mit der Aufmerksamkeit einer Fliege ihre Entscheidung umzuwerfen. Erwachsener wirkte da auf mich die 15-jährige Tochter Nele, die mir sehr ans Herz gewachsen ist. Hinzu kam, dass mir die Handlung oft zu schnell vonstatten ging – es fehlte mir an Ausarbeitung und Tiefe der Haupthandlung, um emotional hinterherzukommen. Doch auch, wenn die Konstruktion der Geschichte rund um die Protagonistin Eva nicht meinen Geschmack getroffen hat – „Leuchtturmsommer“ bleibt für mich ein Wohlfühlroman, der mich ans Meer träumen lässt und bei dem auch der Humor nicht zu kurz kommt. Marie Merburg gehört für mich zum Frühlingsanfang einfach dazu – ich freue mich daher schon auf den nächsten Roman, dann hoffentlich wieder mit einer starken Protagonistin ;)

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Veröffentlicht am 01.04.2023

Aus dem Herzen gesprochen

Von Herz zu Herz
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In seinem neuesten, bebilderten Roman thematisiert der Dalai Lama den sorglosen Umgang mit unserem Planeten und dessen Ressourcen. Mit warmen Worten appelliert er dabei an den großen und kleinen Leser, ...

In seinem neuesten, bebilderten Roman thematisiert der Dalai Lama den sorglosen Umgang mit unserem Planeten und dessen Ressourcen. Mit warmen Worten appelliert er dabei an den großen und kleinen Leser, täglich das Beste zu geben im Umgang mit Mensch, Tier und Pflanze. Unterstützt werden die warmen, zart ermahnenden Worte durch zauberhafte Illustrationen. Mich haben die Worte und Illustrationen erreicht und berührt. Ohne zu belehren, soll der Leser/die Leserin zum Überdenken der tagtäglichen Handlungen angeregt werden. Gleichzeitig wird dem/der sich klein und unbedeutend fühlenden Leser/Leserin Mut zugesprochen. Dabei sind Inhalt und Gestaltung auch gut für die Kleinsten unter uns geeignet. Die Geschichte selbst ist kurz und knapp gehalten, von der Quantität erscheint es mir eher ein kleines Mitbringsel.

Ich habe „Von Herz zu Herz“ dankenswerterweise vom Verlag als eBook zur Verfügung gestellt bekommen. Leider muss ich anmerken, dass sich das Format als eBook leider nicht gut eignet. Mein eReader konnte die Zeichnungen nicht auf einer Seite darstellen, weshalb ich auf meinen Laptop ausweichen musste. Die digitale Form kann dem Inhalt nicht gerecht werden, weshalb ich jedem/r, den Genuss der Illustrationen in Papierform empfehle. Es lohnt sich!

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Veröffentlicht am 01.04.2023

Ein zweiter Blick lohnt sich

This Vicious Grace - Die Auserwählte
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Alessa ist die von Dea auserwählte Finestra, die die Menschen und ihre Insel vor einem drohenden Angriff durch bösartige Skarabäen retten soll. Leider beherrscht sie jedoch ihre magische Gabe nicht und ...

Alessa ist die von Dea auserwählte Finestra, die die Menschen und ihre Insel vor einem drohenden Angriff durch bösartige Skarabäen retten soll. Leider beherrscht sie jedoch ihre magische Gabe nicht und jede ihrer Berührungen führt unvermeidbar zum Tod. Als die Hoffnung der Bevölkerung schwindet, in Alessa ihre Retterin gefunden zu haben, ereignen sich mehrere Attentate auf das Leben der Finestra. Spontan engagiert sie daher einen Leibwächter: den undurchschaubaren Dante, der mit seiner finsteren Art jeden in die Flucht schlägt. Schon bald kommen sich die beiden näher, doch was tun, wenn jede Berührung seinen Tod hervorrufen kann?

Das elegante, zauberhafte Cover und die italienisch angehauchte Fantasy-Geschichte haben mich sofort in den Bann gezogen – diesen Roman musste ich einfach lesen. Zunächst hatte ich jedoch entgegen jeder Erwartung große Schwierigkeiten, in der Geschichte anzukommen. Der Schreibstil ließ mich als Leser zu sehr außen vor, viele Beschreibungen kamen mir zu kurz und das Worldbuilding hätte für meinen Geschmack noch deutlich ausgeprägter und detaillierter ausfallen können. Die Umsetzung enttäuschte mich. Ich habe den Roman nach den ersten Kapiteln deshalb erstmal zur Seite gelegt. Retrospektiv bin ich nun aber sehr froh, dem Roman eine zweite Chance gegeben zu haben. Denn sobald Alessa und Dante sich besser kennen lernen und er sich als ihr großer Unterstützer entpuppt, macht die Finestra eine Wandlung durch – hin zu einer selbstbewussten, jungen Frau! Die Anziehung zwischen den beiden ist mit den Händen greifbar und die beiden sind ein sehr schönes Paar. In Bezug auf den Liebesromananteil bin ich ganz auf meine Kosten gekommen. Auch der italienische Aspekt der Geschichte hat mich sehr begeistert – als großer Italien-Fan traf das genau meinen Geschmack! Der Fantasy-Anteil hätte für mich bis zuletzt jedoch noch weitaus tiefgreifender ausfallen können. Auch das Gefühl, beim Lesen außen vor zu sein und nicht mitten in der Handlung, blieb leider bis zuletzt. Hier wäre mit einem nahbareren Sprachstil noch so viel mehr drin gewesen! Nichtsdestotrotz bin ich sehr gespannt auf die Fortsetzung und möchte wissen, wie es ausgeht!

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Veröffentlicht am 22.03.2023

Unterhaltsame Chick Lit

Things We Never Got Over (Knockemout 1)
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Naomis Leben ist ein einziges Chaos. Erst lässt sie ihren Verlobten vor dem Altar stehen, dann wird sie von ihrer kriminellen Zwillingsschwester um Hab und Gut erleichtert und ist spontan für ihre Nichte ...

Naomis Leben ist ein einziges Chaos. Erst lässt sie ihren Verlobten vor dem Altar stehen, dann wird sie von ihrer kriminellen Zwillingsschwester um Hab und Gut erleichtert und ist spontan für ihre Nichte Waylay verantwortlich, mit der sie in Knockemout festsitzt. Zur Krönung wird sie von einem Unbekannten auf das Äußerste beschimpft - offenbar verwechselt dieser sie mit ihrer diebischen Schwester. Doch der Unbekannte stellt sich als zwar grimmiger, aber hilfsbereiter Wikinger namens Knox heraus und bietet Naomi und ihrer Nichte Unterschlupf. Fortan versucht Naomi, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Gar nicht so leicht, wenn einem alles um die Ohren fliegt.

"Things We Never Got Over" ist eine wirklich unterhaltsame und kurzweilige RomCom. Mit einem flüssigen und modernen Sprachstil wird in wechselnden Kapiteln die Geschichte aus Sicht von Naomi und Knox geschildert. Schnell konnten mich die Figuren des Romans begeistern und die Geschichte zog mich in ihren Bann. In der Kleinstadt Knockemout ist alles sehr familiär und heimelig - die Bewohner unterstützen einander, wo sie können. Insgesamt hat mich der Roman vom Konzept sehr an "Fool's Gold" von Susan Mallery erinnert - allerdings auf modernere, weniger betuliche Art. Die knisternde Spannung zwischen Naomi und Knox hat mich an das Buch gefesselt - auch wenn mir Knox trotz seines im Grunde seines Herzens guten Charakters mehrfach zu übergriffig war. Der Ansatz mit einer spannenden Hintergrundgeschichte bezüglich Naomis krimineller Zwillingsschwester hat mir sehr gut gefallen, hätte meiner Meinung nach aber noch intensiver ausgearbeitet worden. Das Ende wurde mir hier etwas zu schnell abgehandelt. Zudem war es mir dann doch etwas zu schmalzig und zu viel des Guten. Nichtsdestotrotz hat mich der Roman aber wirklich gut unterhalten und ich werde sicher die Folgebände lesen. Wenn man die Geschichte nicht allzu ernst nimmt und seinen Feminismus etwas runter schraubt, erhält man hier richtig gute "Chick Lit" für Zwischendurch!

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