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Veröffentlicht am 12.02.2023

Spinnerinnen

Tea Time
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Nina und ihre beste Freundin Franziska haben beide eine kleine Macke: Während Nina in ihrer Freizeit leidenschaftlich Unkraut fotografiert, kann Franziska nicht mehr stillsitzen, wenn sie unordentlichen ...

Nina und ihre beste Freundin Franziska haben beide eine kleine Macke: Während Nina in ihrer Freizeit leidenschaftlich Unkraut fotografiert, kann Franziska nicht mehr stillsitzen, wenn sie unordentlichen Teppichfransen begegnet und muss diesen mit Schere und Kamm den Kampf ansagen. Gemeinsam mit weiteren Bekannten bilden sie daher den Club der Spinnerinnen.

Bei regelmäßigen gemeinsamen Kaffeekränzchen tauschen sich die Freundinnen untereinander aus und dementsprechend plätschert die Geschichte munter vor sich hin. Als Nina jedoch bei einem dieser Treffen im Park ihre Handtasche verliert, taucht auf der Bildfläche Andreas Haase auf. Dieser entpuppt sich leider nicht als ehrlicher Finder, sondern hofft auf einen Finderlohn der besonderen Art. Infolgedessen eskaliert die Situation. Fortan quält sich die Protagonistin mit der Frage, ob Andreas Haase, der sich zugleich noch als Ex-Mann ihrer Bekannten aus dem Club der Spinnerinnen entpuppt, noch lebt. Trotz eigentlicher Dramatik dieser Situation plätschert die Geschichte jedoch weiter munter vor sich hin. Unterschwellig kommt es zwar zudem auch unter den Freundinnen des Spinner-Clubs zu Konflikten, der Spannungsbogen bleibt insgesamt allerdings eher flach. Ferner war ich mehrfach überrascht, dass dieser Roman in der Gegenwart des 21. Jahrhunderts spielen sollte. Denn der Sprachstil und der Horizont der Frauen wirkte so altmodisch und angestaubt, dass ich von einem deutlich weiter zurückliegenden Setting ausgegangen war. So blieb ich zuletzt etwas enttäuscht zurück. Denn von der Autorin Ingrid Noll hatte ich schon viel gehört, bisher aber noch keinen Roman gelesen. Einzig der Eindruck, dass jede(r) etwas zu verbergen hat, bot im Verlauf der Geschichte eine amüsante Komik.

Aufgrund der Vorschusslorbeeren erwartete ich bei „Tea Time“ eine spitze Feder und schwarzen Humor in einem (fesselnden) Krimi. Leider wurden meine Erwartungen jedoch nicht erfüllt. Insgesamt ist dies meiner Meinung nach eher ein seichter, vor sich hinplätschernder Roman mit zarten kriminalistischen Aspekten für Zwischendurch.

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Veröffentlicht am 12.02.2023

Schräg, aber herzallerliebst

Das Schloss der Smartphone-Waisen
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Um zu verhindern, dass sie nach Abriss ihres Waisenhauses in verschiedene Pflegefamilien gesteckt werden, suchen die Waisen Kalli, Leo, Tara, Bodhi und Bhavani nach einer geeigneten Unterkunft. Ihre neu ...

Um zu verhindern, dass sie nach Abriss ihres Waisenhauses in verschiedene Pflegefamilien gesteckt werden, suchen die Waisen Kalli, Leo, Tara, Bodhi und Bhavani nach einer geeigneten Unterkunft. Ihre neu gewonnene Freundin kommt ihnen da sehr gelegen, denn die alte Hermine wohnt in einem Schloss und hätte viel Platz. Leider aber liegt sie im Klinsch mit ihrem Sohn Henry, der das Schloss für seine eigenen Zwecke nutzen möchte und seine Mutter mit richterlichem Beschluss auf die Straße setzen will. Da haben die Kinder eine spontane Lösung: Was wäre, wenn sie Hermines Enkel Archie, der nebenbei bemerkt ein ziemlich nerviger Kotzbrocken ist, entführen würden, um Henry erpressen zu können?

Ich habe bereits mehrere Kindergeschichten des Autors Salah Naoura gelesen bzw. gehört und auch sein neuestes Abenteuer rund um die Smartphone-Waisen zeichnet sich durch eine eigenwillige Geschichte mit liebenswerten Figuren und ideenreichen Skurrilitäten aus. Das Kinderbuch startet mit kurzem Fingerzeig auf die Elterngeneration, die durch besessenes Smartphone-Bedienen ums Leben kommt und 5 Smartphone-Waisen zurücklässt. Nach und nach entpuppt sich die Geschichte als kunterbunter und gewohnt schräger Krimi, der nicht nur unterhaltsam und lustig ist, sondern auch nachdenklich stimmen soll. Im Vordergrund stehen dabei die Themen Familie, Freundschaft und Zusammenhalt. Auch, wenn es zwischenzeitlich nicht so aussieht, wartet zuletzt doch ein Happy End auf die vielseitig begabten Kinder, die um keine Antwort verlegen sind. Der Sprachstil ist dabei dem Lesealter (8 Jahre) angepasst und flüssig.

Ich selbst empfand die Geschichte teilweise fast schon zu schräg und durchgedreht. Ob sie sich bereits einem 8-Jährigen gut vermitteln lässt, stelle ich daher leicht in Frage. Nichtsdestotrotz gefiel mir auch hier wieder der Ideenreichtum und die Vielfalt, die der Autor in seinen Kinderbüchern zeigt. Zuletzt sind die Figuren stets herzallerliebst und wachsen auch dem erwachsenen Leser schnell ans Herz.

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Veröffentlicht am 09.02.2023

Zwischen den Kulturen

Bissle Spätzle, Habibi?
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Inhalt: Amaya ist 30 und Single. Eine Konstellation, die ihre marokkanischen Eltern in stete Sorge versetzt. Um ihnen einen Gefallen zu tun, geht Amaya auf ein Date mit Ismael, den ihre Mama auf der muslimischen ...

Inhalt: Amaya ist 30 und Single. Eine Konstellation, die ihre marokkanischen Eltern in stete Sorge versetzt. Um ihnen einen Gefallen zu tun, geht Amaya auf ein Date mit Ismael, den ihre Mama auf der muslimischen Dating-App Minder gefunden hat. Doch es ist sein bester Freund Daniel, der ihr Herz höherschlagen lässt. Daniel ist allerdings nicht nur Atheist, was bei Amayas Baba schon für Sodbrennen sorgen würde, sondern Schwabe – kulturelles Neuland für Amaya. Als sie ihren Eltern aus der Not heraus schließlich Ismael als potenziellen Schwiegersohn vorstellt, während Daniel staunend daneben sitzt, ist das Chaos perfekt ...

„Bissle Spätzle, Habibi“ ist ein moderne RomCom von Abla Alaoui. Mich hat die Autorin mit ihrem spritzigen und mitreißenden Debüt sehr positiv überrascht. Die im Vordergrund stehende Amaya ist hin- und hergerissen zwischen Tradition ihrer muslimischen Familie und Religion und dem modernen Lebensstil des 21. Jahrhunderts. Dabei alles unter einen Hut zu kriegen ist gar nicht so einfach und die Zerrissenheit der Protagonistin hat mich ab Seite 1 gepackt. Geschildert wird die Geschichte aus Amayas Sicht in der Gegenwart, regelmäßig unterbrochen von Rückblicken in die Vergangenheit. Auch, wenn ich nicht immer nachvollziehen konnte, wieso sich die Protagonistin so in die Ecke manövriert, weil ich selbst anders gehandelt hätte, wurden Amayas Beweggründe klar aufgezeigt. Der Autorin ist es anhand der eingestreuten Rückblicke gelungen, den Werdegang ihrer Protagonistin darzustellen und aufzuzeigen, warum sie zu dem Menschen geworden ist, der sie ist. Im Laufe des Romans kommt es zu vielen ulkigen, romantischen, aber auch nachdenklich machenden Szenen. Mir wurden hierbei nicht nur interessante, sondern auch neue Eindrücke in den Islam und die Schwierigkeiten im Alltag junger, moderner Muslime verdeutlicht. Dabei kommt aber der Unterhaltungswert nicht zu kurz und bis zum Ende habe ich mit der Protagonistin mitgefiebert, -gelacht und -geweint. Unterstützt durch einen humorvollen, klaren Sprachstil hat mir der Roman wirklich gut gefallen, wenn auch das Ende vorhersehbar blieb ;) Eine seichte romantische Komödie des 21. Jahrhunderts voller Herz!

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Veröffentlicht am 06.02.2023

Kulturerbe

In tiefen Seen
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In Band 8 ermittelt Kommissar Grauner mit seinem Team im Passeiertal. Unter freiem Himmel ereignet sich ein grausamer Mord, dessen Inszenierung an ein Gemälde erinnert. Doch die sturen Dorfbewohner leugnen, ...

In Band 8 ermittelt Kommissar Grauner mit seinem Team im Passeiertal. Unter freiem Himmel ereignet sich ein grausamer Mord, dessen Inszenierung an ein Gemälde erinnert. Doch die sturen Dorfbewohner leugnen, den verarmten Maler genauer zu kennen. Neben einer heißen Spur, die Kommissar Grauner in das Kunstmilieu führt, gibt es auch Hinweise, die zum ehemaligen Bergbau im Passeiertal führen. Dabei gerät der Kommissar selbst in tödliche Gefahr…

Ich habe mich sehr auf den neuen Kriminalfall von Lenz Koppelstätter gefreut. Kommissar Grauner und sein Ermittlungsteam sind mir über die vergangenen Jahre sehr ans Herz gewachsen und es war schön, „alte Bekannte“ wiederzutreffen. Es gefällt mir zudem sehr, wie der Autor die Figuren von Roman zu Roman weiterentwickelt und dabei jedem seine Individualität belässt. Deshalb bin ich inzwischen fast schon neugieriger auf die verschiedenen Charaktere und ihre Erlebnisse als den eigentlichen Kriminalfall. Dieser entwickelte sich in diesem Band zunächst eher behäbig und ließ sich Zeit, mit Spannung aufzuwarten. Erneut muss sich Kommissar Grauner mit störrischen Dorfbewohnern herumschlagen, was mich an seiner Stelle wirklich fuchsig machen würde. Erst im Verlauf erhielt der zunächst eher dahinplätschernde Kriminalfall Substanz, um zuletzt mit fast schon zu rasantem Tempo Spannung aufzubauen. Die finalen Szenen wirkten daher auf mich etwas übereilt und abgehackt. Dennoch gefielen mir die verschiedenen, sehr unterschiedlichen Handlungsstränge und ich konnte ab der Hälfte des Romans diesen nicht mehr aus den Händen legen. Auch die Aufklärung war rund und schlüssig und der historische Hintergrund und die Kulisse boten ein interessantes Leseerlebnis.

Insgesamt ist dies meiner Meinung nach nicht der stärkste Grauner-Krimi. Dennoch bietet er angenehme Unterhaltung mit zunehmendem Spannungsbogen. Das besondere Markenzeichen sind und bleiben aber vor allem die Figuren mit Wiedererkennungswert. Gerne wieder!

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Veröffentlicht am 04.02.2023

Faszinierende Reise ins Unterbewusstsein

Die magischen Träume des Malcolm Bell
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Durch eine Mutprobe kommt Malcolm in den Besitz von 2 „Trauminatoren“, die einem während des Schlafens Klarträume ermöglichen sollen. Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Seb wagt er dieses Abenteuer und ...

Durch eine Mutprobe kommt Malcolm in den Besitz von 2 „Trauminatoren“, die einem während des Schlafens Klarträume ermöglichen sollen. Gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Seb wagt er dieses Abenteuer und erlebt mit ihm die verrücktesten Träume. Schnell üben die „Trauminatoren“ ihren Sog auf die beiden aus und eines Tages passiert es: Seb bleibt im Traum feststecken und wacht nicht mehr auf…

„Die magischen Träume des Malcolm Bell“ ist ein fantasievoller Abenteuerroman von Ross Welford für Kinder ab 10 Jahren. Mit klarem und altersgerechtem Sprachstil begleitet man dabei Malcolm, der aus der Ich-Perspektive seine Geschichte erzählt. Anhand verschiedener Rückblenden wird der Verlauf der Handlung nach und nach aufgearbeitet. Um hierbei den Überblick zu behalten, muss man auf die Kapitelüberschriften gut Acht geben. Doch auch der Lesefluss erleichtert es einem, bei der Geschichte am Ball zu bleiben.

Sehr schnell wird die Geschichte rasant und spannend. Die (Alb-)Träume sind dabei stets bunt und abwechslungsreich gestaltet worden. Der thematische Bereich umfasst vorwiegend die Kategorien Freundschaft, Geschwisterliebe, Träume und Kontrolle bzw. Kontrollverlust. Der Autor macht jedoch auch vor schwierigen Themen wie Depressionen, Abhängigkeit, Scheidung und Tod nicht Halt. Diese werden aber sanft eingebettet und mit viel Einfühlungsvermögen dargestellt. Auch die Träume, die zuletzt oft zu Albträumen mutieren, könnten sehr aufwühlend sein. Mir persönlich hat aber gut gefallen, dass der Autor schonungslos offen bleibt und Kindern auch etwas zutraut, ohne (meiner Meinung nach) zu überreizen. Nicht zuletzt dienen immer wieder eingearbeitete ulkige Situationen zum Abbau der Anspannung und auch das Finale ist sehr besonders, positiv und bietet einen harmonischen Ausklang des Abenteuers.

Malcolm selbst wurde mir erst im Laufe der Geschichte sympathisch – zunächst ist er ein kleiner Chaot und lässt sich durch Dritte sehr beeinflussen. Als er jedoch Bekanntschaft mit der neuen Schülerin Susan macht, die in sich ruht und stets ein Fels in der Brandung ist, vollzieht Malcolm nach und nach eine schöne Wandlung.

Besonders gut gefallen hat mir die Klarheit der Sprache und die Tiefsinnigkeit einiger Begegnungen, wie z.B. mit Susan und ihrer Großmutter. Durch ihre achtsame und teils buddhistische Verhaltensweise bilden sie einen angenehmen Gegensatz zu Malcolms bunten, unruhigen und verrückten Träumen. Hiermit bringen sie Ruhe in die Geschichte und bieten Malcolm neue Denkanstöße und Verhaltensweisen. Der Roman ist hierdurch neben der abenteuerreichen Spannung abwechslungsreich gemacht und wirkt dennoch stets wie aus einem Guss.

Mich selbst hat die Geschichte sehr gefesselt und die fantasievolle Ausgestaltung und der Reichtum an Ideen hat mir extrem gut gefallen. Ich wurde sehr positiv überrascht und halte den Roman nicht nur für kleine, sondern auch für erwachsene Träumer sehr geeignet!

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