Profilbild von Corinne

Corinne

Lesejury Star
offline

Corinne ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Corinne über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.05.2022

Zerrissen

Die Paradiese von gestern
0

Nach der Wende macht sich das junge Paar René und Ella aus der DDR auf in den Urlaub nach Frankreich. Auf einem Zwischenstopp stranden sie in einem alten Chateau bei Bordeaux und lernen die Gräfin Charlotte ...

Nach der Wende macht sich das junge Paar René und Ella aus der DDR auf in den Urlaub nach Frankreich. Auf einem Zwischenstopp stranden sie in einem alten Chateau bei Bordeaux und lernen die Gräfin Charlotte de Violet, ihren Sohn Alain und den Diener Vincent kennen. Was zunächst traumhaft beginnt, führt schnell zu einer albtraumartigen Belastungsprobe des Pärchens. Nach einem großen Streit reist René mit Alain nach Paris, während Ella im Schloss zurück bleibt. In Paris wird René vom Liebeskummer abgelenkt, indem er von Alain mit den Vorzügen und Schattenseiten der Philosophie des Westens konfrontiert wird. Ella hingegen nutzt Renés Abwesenheit, um sich selbst und ihre Motive in Frage zu stellen. Kann ihre Liebe eine Zukunft haben?



„Die Paradiese von gestern“ ist Mario Schneiders Romandebüt. Ein opulenter Roman, der große Themen berührt und sich dabei doch immer eine gewisse Leichtigkeit bewahrt. Der eigentlich eher ausufernde Sprachstil begeisterte mich dennoch mit bildhaften Beschreibungen und Eloquenz. Auch das französische Flair ist bei mir sehr gut angekommen.



Inhaltlich bin ich in meiner Meinung jedoch etwas hin- und hergerissen. Obwohl die Handlung aufgrund diverser Erinnerungen einzelner Beteiligter oder Nebenhandlungen eigentlich kaum voran kam, konnte ich das Buch oft nicht aus den Händen legen. Stets wollte ich wissen, wie es weiter geht. Der Autor faszinierte mich mit seinem Roman, der gefühlt eigentlich keine Struktur hat, ständig in seinen Perspektiven wechselt und in der Handlung hin und her springt. Eigentlich ein wirres Potpourri, was mir normalerweise so gar nicht liegt – und doch erkennt man einen roten Faden. Das hat mich sehr beeindruckt. Zum Ende hin hatte ich allerdings immer mehr das Gefühl, dass sich der Roman dann doch etwas zu sehr ausmehrt. Nicht zuletzt lag dies auch an der mir nicht sonderlich sympathischen Figur Ella. Die eigentlich erwartete französische Liebesgeschichte kam für meinen Geschmack insgesamt zu kurz – es wurden so viele Themen behandelt, Nebengeschichten erzählt, Vergangenheiten bestaunt und dann kaum Luft für die eigentlichen Liebesbeziehungen gelassen. Dennoch ist der Roman vor allem eins: atmosphärisch. Und ob seiner Besonderheit kann ich ihn nur weiterempfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.05.2022

Endlich wieder Lost!

Einsame Entscheidung
0

An der wunderschönen Algarve kann man es sich gut gehen lassen. Doch die Idylle trügt: In einem Ferienhaus wird ein englischer Tourist tot aufgefunden, seine Begleiterin ist spurlos verschwunden. Mit dem ...

An der wunderschönen Algarve kann man es sich gut gehen lassen. Doch die Idylle trügt: In einem Ferienhaus wird ein englischer Tourist tot aufgefunden, seine Begleiterin ist spurlos verschwunden. Mit dem Verdacht einer Beziehungstat, beginnen der „Alemaho“ Kommisssar Lost und das Team der Policia Judicaria mit den Ermittlungen. Schnell stellen sie fest, dass hier jedoch Profis am Werk waren und plötzlich haben sie es mit einem gefährlichen Gegner zu tun.

„Einsame Entscheidung“ ist bereits der fünfte Band der Kriminalreihe rund um den Kommissar Leander Lost und spielt erneut an der Algarve. Diesmal ist es Mitte Juni, die Sonne strahlt vom Himmel und die Touristensaison steht vor der Tür. Ich habe mich riesig auf den neuen Fall mit dem besonderen Kommissar gefreut – schließlich musste ich 2 Jahre warten! Ab Seite 1 fühlte ich mich wieder „wie zu Hause“. Dem Autor ist mit den Protagonisten ein großer Wurf gelungen, denn sie ergänzen sich hervorragend und bilden ein harmonisches Ermittlerteam: Der deutsche Kommissar Lost mit Asperger-Syndrom, der lässige Carlos Esteves und die pfiffige Graciana Rosado. Ich habe es genossen, das Team auf der Dachterasse von Gracianas Eltern wiederzutreffen und sie bei den Ermittlungen zu begleiten. Schnell wurde ich erneut vom Wortwitz und dem andersartigen, etwas verschachtelten Schreibstil des Autors in den Bann gezogen. Mir hat wieder sehr gut gefallen, wie humorvoll und liebevoll Leanders Denkweise und die Art zu erleben dargestellt wurde.

Der Kriminalfall selbst nimmt schnell an Spannung zu und die Ereignisse überschlagen sich. Hierbei erfährt der Leser mittels wechselnder Perspektiven diverse Details, was ich sehr gelungen fand. Dennoch erschien mir der kriminalistische Hintergrund von Anfang an überraschend durchschaubar und brachte für meinen Geschmack leider auch keine große Wendung mit sich. Das bin ich aus den vorherigen Bänden anders gewohnt. Nichtsdestotrotz habe ich den Roman als fesselnd empfunden und nicht zuletzt die zwischenmenschlichen Momente ausgekostet. Vor dem Hintergrund der tollen Charaktere spielte der für mich durchschaubarere Kriminalanteil eine untergeordnete Rolle. Ich freue mich schon auf Band 6 und hoffe, dass ich nicht zu lange darauf warten muss!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.05.2022

Zarte Frühlingsgefühle

Mit dir ist alles schöner
1

Von jetzt auf gleich verliert Franziska ihren Job und wird von ihrem Partner verlassen. Und wenn das nicht schon genug wäre, verstirbt auch noch ihr Vater aus heiterem Himmel. Die Nachlassverwaltung führt ...

Von jetzt auf gleich verliert Franziska ihren Job und wird von ihrem Partner verlassen. Und wenn das nicht schon genug wäre, verstirbt auch noch ihr Vater aus heiterem Himmel. Die Nachlassverwaltung führt Franzi auf den Campingplatz an der Ostsee, den sie von ihrem Vater geerbt hat. Eigentlich will sie so schnell wie möglich ihr altes Leben wieder aufnehmen, doch der Campingplatz ist so runtergewirtschaftet, dass er trotz seiner perfekten Lage am Meer nicht zu verkaufen ist. Gemeinsam mit den sympathischen Dauercampern, die sich Sorgen um ihr zu Hause machen, macht sie sich daran, den Campingplatz wieder auf Vordermann zu bringen. Dabei stellt sie sich nach und nach nicht nur selbst infrage, sondern auch, was eigentlich Heimat für sie bedeutet…

„Mit dir ist alles schöner“ ist der neue Liebesroman von Kristina Günak. Allein schon das Cover versprüht wohlige Frühlingsgefühle und auch die Geschichte lässt es an frühlingshafter Stimmung nicht mangeln. Ich habe bereits einige Romane der Autorin gelesen und mag ihren humorvollen, leichten Sprachstil, der mir auch in dieser Geschichte wieder begegnet ist.

Entgegen seiner Vorgänger hat mich dieser Roman jedoch nicht so in den Bann gezogen und bewegt wie ich erwartet hätte. Das liegt unter anderem daran, dass mir die Protagonistin Franziska überwiegend unsympathisch gewesen ist – viele ihrer charakterlichen Einstellungen konnte ich nicht nachvollziehen. Im Verlauf entwickelte sie sich allerdings schleichend zu einer offeneren und freundlichen Person, die mir deutlich besser gefallen hat. Der Wandel selbst ist von der Autorin sehr behutsam und in meinen Augen authentisch und stimmig vollzogen worden. Auch die Liaison zwischen Franziska und Erik habe ich als positiv empfunden. Bei ihrem „Zusammenkommen“ haben mir jedoch richtige Schlüsselmomente und Begegnungen gefehlt. Nicht nur Franziskas eigene Wandlung, auch ihr Verhältnis zu Erik und den anderen Dauercampern hat sich sehr klammheimlich/unterschwellig vollzogen. Oft habe ich mich als Leser dadurch wie „außen vor“ gefühlt und Entwicklungen gingen zu häufig an mir vorbei. Das ist vermutlich der Hauptgrund, weshalb eine mich bewegende Kernbotschaft mich diesmal leider nicht erreicht hat. Zudem blieb die Spannung durch die auf allen Ebenen nur unterschwellige Entwicklung stets auf gleichbleibendem Niveau. Der Zustand des ans Buch gefesselt sein, entstand dadurch bei mir leider nicht.
Selbst die wirklich sehr herzigen Dauercamper blieben für mich in ihrer Gesamtheit eher blass. Auch, wenn ich diese sofort ins Herz geschlossen habe, wurde hier leider viel Potential liegen gelassen. Ich hätte gerne noch viel mehr von den einzelnen Figuren erfahren und lustige Momente erlebt.

Nichtsdestotrotz ist der Roman frühlingshaft, seicht und vermittelt zarte Urlaubsgefühle. Zudem gibt es einige emotionale Situationen, in denen ein Auge kaum trocken bleiben kann. Ich habe mich daher insgesamt gut unterhalten gefühlt und bleibe der Autorin sicherlich treu!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 09.05.2022

Mord in SPO

Willkommen in St. Peter-(M)Ording (St. Peter-Mording-Reihe 1)
0

Inhalt: Ilva Feddersen ist gerade wieder zurück in ihre Heimat gezogen, um ihre Stelle als Lehrerin im Nordseeinternat anzutreten, da liegt plötzlich ein Toter in den Dünen: Hagen Westermann, Architekt ...

Inhalt: Ilva Feddersen ist gerade wieder zurück in ihre Heimat gezogen, um ihre Stelle als Lehrerin im Nordseeinternat anzutreten, da liegt plötzlich ein Toter in den Dünen: Hagen Westermann, Architekt eines umstrittenen Hotelprojektes in Deutschlands schönstem Küstenort, war kein beliebter Mann – aber wer wird ihn deshalb gleich umbringen? Dass der Tote in ein Protestbanner gegen den Hotelneubau gewickelt ist, lenkt den Fokus der Polizei auf die Umweltschutzszene. Ilva bleibt nichts anderes übrig, als selbst zu ermitteln: Denn erstens ist der Hauptverdächtige ihre Jugendliebe, und zweitens kann sie schlecht Ernie, ihren gemütlichen Polizistenbruder, mit dem größten Skandal der Saison allein lassen. Mit ihren Kollegen macht Ilva sich auf Mörderjagd – und steckt bald tiefer im Watt, als gut für sie ist …

„Willkommen in St. Peter (M)Ording“ ist der erste Kriminalroman von Tanja Janz. Da ich die Wohlfühl-Liebesromane der Autorin kenne, die ebenfalls in St. Peter Ording spielen, musste ich unbedingt nun auch in Genuss des Krimis kommen. Mit dem ihr eigenen, sehr flüssigen Sprachstil führt die Autorin die Protagonistin Ilva ein, die nach SPO zurückgekehrt ist. Ilva war mir auf Anhieb sympathisch – sie ist eine tatkräftige, neugierige und loyale Person. Auch die weiteren Figuren, die Ilva umgeben sind nett und verbreiten eine heimelige Stimmung. Mit ihrem eher dödeligen Polizistenbruder Ernie musste ich allerdings erstmal warm werden. Im Verlauf des Romans lernt man die Figuren und ihr Umfeld besser kennen, was mir gut gefallen hat. Besonders entzückt haben mich aber die Beschreibungen von SPO, das vermittelte Urlaubsgefühl und die romantischen Szenen zwischen Ilva und Eike – das war so schön idyllisch und typisch Tanja Janz! Obwohl man ein bisschen Rätselraten konnte, hat mich der Kriminalfall selbst leider nicht richtig fesseln können. Die Polizeiarbeit wirkte an vielen Stellen eher schludrig und unprofessionell. Zudem waren die Ermittlungen für meinen Geschmack eher zu gemütlich, richtige Spannung kam bei mir leider nicht auf. Die Auflösung war für mich vollkommen überraschend - es war so überhaupt nicht abzusehen, wirkte dabei aber etwas abstrus auf mich, obwohl es schlüssig erklärt wurde. Als Leserin hatte ich retrospektiv keine Chance auf diese Lösung zu kommen. Mir persönlich hätten auch mehr Hintergrundinformationen und Input zum Thema Tourismus und Hotelbau in Kombination mit Natur- und Dünenschutz in Sankt Peter Ording gefallen – ein aktuelles und wichtiges Thema - aber das ist sicherlich Geschmackssache.

Fazit: Obwohl der Krimianteil bei mir nicht so richtig gezündet hat, habe ich die Wohlfühlatmosphäre, die Tanja Janz erneut kreiert hat, sehr genossen! Ich konnte mich direkt nach SPO träumen und bin neugierig, wie es mit dieser Serie weiter gehen wird!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.05.2022

Die verschiedenen Auswirkungen eines (nicht) vorhandenen Kinderwunsches

Die neun Leben der Rose Napolitano
0

Als Professorin für Soziologie weiß Rose Napolitano genau was sie vom Leben will. Kinder gehörten zu ihrer Lebensplanung jedoch nie dazu. Seit einigen Monaten sieht das ihr Ehemann Luke jedoch plötzlich ...

Als Professorin für Soziologie weiß Rose Napolitano genau was sie vom Leben will. Kinder gehörten zu ihrer Lebensplanung jedoch nie dazu. Seit einigen Monaten sieht das ihr Ehemann Luke jedoch plötzlich anders und übt zunehmend Druck auf sie aus. Als es eines Tages zu einem großen Streit zwischen den Eheleuten kommt, hat Rose 9 verschiedene Möglichkeiten, auf den Kinderwunsch ihres Mannes zu reagieren.

Die Autorin Donna Freitas konfrontiert die LeserInnen in ihrem Debütroman für Erwachsene mit einem Thema, vor dem auch heutzutage noch nahezu jede Frau steht: Die Frage des Kinderwunsches. Ja, nein, vielleicht? Und wenn nein, wieso nicht? Und warum muss sich eine Frau eigentlich rechtfertigen, wenn sie (keine) Kinder haben möchte?

Die Protagonistin Rose Napolitano erlebt die Auswirkung dieser Fragen auf ihr Leben in 9 verschiedenen Zeitsträngen. Kleine Handlungen führen nach einem großen Streit mit ihrem Ehemann Luke zu den verschiedensten Perspektiven. Mit angenehmem Sprachstil, lebendigen Dialogen und realitätsnahen Protagonisten war ich dabei sofort in den Bann gezogen und konnte das Buch kaum noch aus den Händen legen. Die diversen Möglichkeiten der Rose Napolitano, die unchronologisch und teilweise lebensübergreifend erzählt wurden, waren unglaublich fesselnd. Obwohl die Erzählweise hohe Konzentration beim Lesen erforderte und ich oft verwirrt war, welchen Rose-Erzählstrang ich gerade vor mir habe, war der Roman leicht und flüssig zu lesen. Er spielt gekonnt mit der Frage „Was wäre wenn?“, weist auf die immer noch bestehenden Probleme unserer Gesellschaft hin, in der sowohl Frauen ohne Kinderwunsch als auch Frauen, die in der klassischen Rolle als Hausfrau aufgehen, schief angesehen werden und zeigt, dass letztendlich jede Entscheidung, die man trifft, zu einem glücklichen Leben führen kann. Denn das wichtigste ist, was man daraus macht!

Fazit: Ein feministischer Roman ohne belehrenden Feminismus, ein unterhaltsames „Was wäre, wenn...?“-Spiel und vor allem fesselnde Unterhaltung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere