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Veröffentlicht am 17.04.2021

Eine düstere, märchenhafte Trilogie, die nicht mehr aus den Händen gelegt werden kann

Winters zerbrechlicher Fluch
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„Winters zerbrechlicher Fluch“ ist eine düstere Adaptation des klassischen Cinderella-Märchens. Im Vordergrund steht dabei die Protagonistin Mary aus Athos, die mit dem Kronprinzen Duncan von Maywater ...

„Winters zerbrechlicher Fluch“ ist eine düstere Adaptation des klassischen Cinderella-Märchens. Im Vordergrund steht dabei die Protagonistin Mary aus Athos, die mit dem Kronprinzen Duncan von Maywater verheiratet werden soll. Auf dem Ball, an dem die Verlobung öffentlich gemacht werden soll, taucht jedoch plötzlich ein geheimnisvolles Mädchen in einem wunderschönen Kleid auf. Der Kronprinz ist sofort verzaubert und würdigt die am Boden zerstörte Mary keines Blickes. Am Ende der Nacht ist die schöne Unbekannte, namens Cinderella, jedoch verschwunden und hinterlässt nur einen gläsernen Schuh. Entschlossen, dem Schicksal Einhalt zu gebieten, versucht Mary diesen zu zerstören. Der erste Versuch verläuft jedoch erfolglos und so bleibt Mary nichts anderes, als den Schuh zu stehlen und damit zu verschwinden, womit sie den Lauf der Geschichte behindert und nachfolgend erschütternde Ereignisse auslöst...
„Winters zerbrechlicher Fluch (1)“ ist mit „Frühlings Tod (2)“ und „Herbst im Blut (3)“ eine zusammenhängende Trilogie einer hochspannenden und faszinierenden Neuinterpretation des Cinderella-Märchens. Erwartet habe ich ein Märchen rund um die Person, die der Prinz im Anblick von Cinderella verschmäht. Stattdessen wurde ich von einer völlig neuen und andersartigen Version in den Bann gezogen, in der viele weitere Märchen zu einem Gesamtbild verwoben werden, sodass eine völlig eigenständige für sich stehende Geschichte mit einer eigenen mystischen Fantasiewelt entsteht.
Hierbei steht Protagonistin Mary stets im Vordergrund und der Leser wird zunächst vorwiegend in ihren Wissensstand eingeführt. Stilistisch gibt es von Beginn an jedoch sehr viele Perspektivenwechsel zu den verschiedensten Handelnden, wodurch der Leser nach und nach Einblicke in die Sichtweisen und Ziele der weiteren Parteien erhält. Obwohl ich die Perspektivenwechsel grundsätzlich als sehr lebhaft und spannend empfunden habe, hatte ich zu Beginn noch Probleme diesen zu folgen, da man die Charaktere noch zu wenig kennt und die Geschichte hierdurch teilweise unruhig wirkte. Somit verlor ich als Leser von Beginn an den roten Faden. Dies milderte sich aber mit Fortschreiten der Geschichte und zuletzt habe ich es sehr genossen, die Handlung aus den verschiedensten Blickwinkeln zu erhalten. Hierdurch wurden mir einzelne Figuren auch sehr viel nähergebracht als es eine Geschichte aus nur einer Perspektive schaffen kann.
Insgesamt dauert es sehr lange, bis es zur Auflösung der vielen Handlungsstränge und Motive kommt. Erst ab der Hälfte der Trilogie wird der Leser stückchenweise mit Informationen gefüttert, wer gut/böse ist bzw. welches Ziel verfolgt und was sich hinter allem verbirgt. Obwohl man sich sehr schnell mitten im Geschehen befindet und die Dramatik immens ist, verbleibt durch die mangelnde Kenntnis an Hintergrundinformationen und das "im Dunkeln gelassen werden" lange ein großes Fragezeichen. Bei mir entstand dabei das Gefühl, sich vom Wissenstand her eigentlich noch in der Vorgeschichte/dem Prolog/im Aufbau der Geschichte zu befinden. Gleichzeitig erhöht dies aber den Nervenkitzel und man hat das Gefühl, unbedingt weiterlesen zu müssen. Oft konnte ich das Buch nicht mehr aus den Händen legen. Durch die vielen Charaktere und ihre Handlungen findet sich in diesem Werk ein Potpourri an Emotionen (Spannung, Thrill, Sehnsucht, Trauer, Chaos, Ekel, Melancholie, aber auch Hoffnung und Romantik), sodass ich als Leser immer wieder erneut ans Buch gefesselt wurde.
Der Sprachstil ist sehr flüssig und angenehm und hat mich ab Seite 1 in den Bann gezogen. In die Protagonistin Mary konnte ich mich sehr gut hineinversetzen. So habe ich mit ihr mitgelitten als der Prinz sie verschmäht hat und um ihr Leben im Laufe der Geschichte immer wieder sehr gebangt. Mary vollzieht im Laufe der Geschichte eine große Wandlung. Diese wird von der Autorin sehr authentisch beschrieben und ich habe mich sehr gefreut als Mary von der passiven Marionette zur aktiven, mutigen Protagonistin wurde, die ihr Leben selbst in die Hand nimmt. Mary wirkte wie verwandelt und hat damit der Geschichte zuletzt noch eine neue Facette gegeben. Besonders verliebt habe ich mich aber in den Jäger, der eine sehr tragische Rolle einnimmt und nicht nur mein Herz im Sturm erobert hat. Insgesamt habe ich immer wieder mit meinen Lieblingsfiguren (zu denen auch Tarek/Phillip und Susann gehören) mitgefiebert und mitgelitten.

Eigentlich bin ich kein großer Fan von blutrünstigen Geschichten. In dieser werden die düsteren Abwege jedoch entweder nur angedeutet oder mit einer Nüchternheit und Distanz beschrieben, sodass ich mich gut mit dem brutalen Anteil abfinden konnte. Nichtsdestotrotz hätte ich auf einige Szenen und Elemente wie die hin und wieder auftauchenden „Splatterelemente“ z. B. die abgetrennten Pferdeköpfe auf der Stadtmauer, verzichten können, da sie auf mich eher überflüssig wirkten und den Eindruck von Chaos und Zerfahrenheit vermittelten, sodass ich hin und wieder den roten Faden verlor.

Um mich besser zurecht- und vor allem auch einzufinden, hätte ich mir von Beginn an ferner mehr direkte Beschreibungen gewünscht, um sofort tiefer in die mystische Fantasiewelt einzutauchen zu können. Örtliche Begebenheiten, die Landschaft, die verschiedenen Reiche und die Gesellschaftsstruktur werden nur portionsweise am Rande beschrieben und ich musste mir als Leser die Informationen gedanklich zusammentragen, was das Gesamtkonstrukt der neuartigen mystischen Fantasiewelt schmälert. Diese Szenen und Bilder hätten für mich daher intensiver ausgearbeitet und in mehr Abschnitten behandelt werden können. So wurde zu Beginn mein Eindruck noch verstärkt, in der Handlung der Geschichte außen vor gelassen zu werden. Im Laufe der Geschichte hat sich dies für mich aber gegeben und insbesondere im Teil „Herbst im Blut“ fühlte ich mich nicht nur bei den Charakteren, sondern auch in der Märchenwelt vollends angekommen.

Das Gesamtwerkt mündet zuletzt in einen faszinierenden und spannenden Showdown und bis zur letzten Seite bangte ich um meine Lieblingscharaktere. Die Geschichte erfährt bis zum Schluss so viele überraschende und spektakuläre Wendungen, dass ich mich vor der unglaublichen Fantasie der Autorin nur verneigen kann! Auch das für mich sehr emotionale Ende hinterließ bei mir einen bittersüßen Nachgeschmack und Tränen in den Augen.

Zusammenfassend handelt es sich um eine düstere, nahezu blutrünstige Version des Cinderella-Märchens, bei der die Spannung stets extrem hoch verbleibt und ab Seite 1 das Buch kaum noch aus den Händen gelegt werden kann. Auch wenn der Leser lange im Dunkeln tappt und für mich einzelne Szenen zugunsten des roten Fadens hätten gestrichen werden können:, sobald man sich an dies und die Erzählweise gewöhnt hat, bietet diese Romanreihe eine überraschende, fesselnde und fantasievolle Geschichte zum Mitfiebern, -zittern und -weinen, die so viel mehr ist als „nur“ eine Märchenadaptation! Außergewöhnlich, andersartig und damit absolut lesenswert!

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Veröffentlicht am 02.04.2021

Sommerfabel

Sommerfabel
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In der „Sommerfabel“ folgen wir der Protagonistin Josephine durch einen sehr heißen Sommertag. Hierbei verliert sie sich unentwegt in intensiven Tagträumereien, die sehr entrückt und fantasievoll sind. ...

In der „Sommerfabel“ folgen wir der Protagonistin Josephine durch einen sehr heißen Sommertag. Hierbei verliert sie sich unentwegt in intensiven Tagträumereien, die sehr entrückt und fantasievoll sind. Einige dieser Tagträumereien sind einem schon selbst vorgekommen, andere sind humorvoll beschrieben und lassen einen schmunzeln. Mehrfach habe ich jedoch den Faden verloren und musste Absätze wiederholt lesen, weil die Tagträumereien ins Fantastische, nahezu ins Absurde ausgeartet sind. Das haben Tagträumereien zwar generell so an sich, es entspricht aber nicht meinem Geschmack und war durch die Omnipräsenz für mich oft schwer zu ertragen. Ferner liegt die Aufmerksamkeit bei den kleinen Dingen des Alltags, die sonst wenig Beachtung finden. Jedoch driften auch diese sehr oft in aufwendige Gedankenkonstrukte ab. Der Fokus auf Josephines zum Teil abstruse Gedankenwelt führt dazu, dass die Geschichte – vermutlich beabsichtigt - an Aktionen, Schärfe und Spannung kaum bis keinen Inhalt bietet.

Die Protagonistin selbst ist in ihrer Art schräg, verschroben und weltentrückt. Sie hängt einer alten Liebe noch nach und sinniert vor sich hin. Sie ist zudem sehr herzlich und hilfsbereit anderen Menschen gegenüber, was sie mir sympathisch macht. Ihre Begegnungen mit Bekannten oder Freunden verlaufen ebenfalls fremdartig. Auch hier schweift Josephine oft in ihre Gedankenwelt ab. Dialoge sind daher nur sehr selten anzutreffen und die Begegnung mit anderen Figuren wie z.B. ihrer gemütlichen Freundin Henriette sind oft nur von kurzer Dauer. Am besten gefallen hat mir Josephines Zugreise, die ich zwar als skurril, aber unterhaltsam und belustigend empfand.

Die Stimmung der Geschichte wird vom Autor gut transportiert. So ruft sie sowohl Entschleunigung an einem heißen Sommertag als auch zeitweise innere Zerrissenheit, Belustigung und Nachdenklichkeit hervor. Trotz seiner Entschleunigung überkam mich während des Lesens mehrmalig ein Gefühl von Schwermut. Dies passt zu einem heißen Sommertag, rief bei mir jedoch nicht die mit Entschleunigung gewünscht einhergehende Entspannung oder Leichtigkeit hervor.

Der Sprachstil erscheint elaboriert und es finden sich viele amüsante Wortkreationen wie schmetterlingsflügelleicht oder flussverzaubert. Die detailreichen Schilderungen der Tagträumereien waren mir allerdings insgesamt zu überbordend und wirkten häufig zu bemüht auf mich. Wenn sie geringer dosiert worden wären, hätte es mich sicherlich eher angesprochen. Auch wurden viele Wortkreationen zu oft wild aneinandergereiht – dies wirkte auf mich wie ein unvollendetes Brainstorming der Adjektive und störte meinen Lesefluss. Neben den vielen Tagträumen fand sich auch ein Potpourri aus Floskeln und Binsenweisheiten. Zudem wurden hin und wieder Vorurteile eingestreut, die vermutlich (oder hoffentlich) ironisch gemeint sind, bei denen mir aber ein ironischer Unterton fehlte. So ließen mich der Sprachstil und -rhythmus in all ihrer Bemühung leider Leichtigkeit und Unbeschwertheit vermissen.

Nicht zuletzt muss ich leider erwähnen, dass ich den Titel „Sommerfabel“ als irreführend empfunden habe, da eine Fabel meines Schulwissens nach eine kürzere Erzählung mit belehrender Absicht ist. Einen Roman mit 240 Seiten hatte ich daher nicht erwartet.

Zusammenfassend liegt die „Sommerfabel“ mit ihrer speziellen, sehr verträumten Art jenseits meiner gewohnten Lese-Comfortzone und lässt mich zwiegespalten zurück. Ich habe es mir mit meiner Bewertung nicht leicht gemacht, doch der Funke ist für mich leider nicht so richtig übergesprungen. Die diversen, abstrusen Tagträumereien an einem heißen Sommertag passen als Kontrast vermutlich gut in eine hektische Welt wie diese und bewirken möglicherweise entspannende Relaxation und genießerisches Wohlgefühl, wenn man diese zum Ausspannen in der Sommersonne liest und keine Kurzgeschichte („Fabel“) erwartet. Aufgrund der derzeit desolaten Situation mit einer Pandemie, die einen in die Isolation und Passivität zwingt, wodurch es oft an Anregung mangelt, ruft die „Sommerfabel“ mit ihrem eigentlichen Reiz der gedankenversunkenen Entschleunigung gegenwärtig leider keine ausufernden Begeisterungsstürme meinerseits hervor. Im Gegenteil musste ich mich bedauerlicherweise zu oft durch Abschnitte mit aneinandergereihten Klischees oder auch Adjektiven mühen. Dennoch bin ich dankbar, dass ich diese Erfahrung machen durfte und das Buch als Rezensionsexemplar lesen konnte. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich mich im Sommer immer mal wieder an die verträumte Josephine zurückerinnern und schmunzeln werde. Vielleicht ist ja dann auch der ein oder andere Tagtraum dabei…

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Veröffentlicht am 28.03.2021

Fischbrötchen und Salzkaramell

Fischbrötchen und Salzkaramell
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Katharina steht kurz vor ihrem 30. Geburtstag und hat nur ein Ziel: Ihre Karriere auf die nächsthöhere Ebene zu befördern und Teamleiterin in ihrem Betrieb zu werden. Dafür lebt sie bereits seit mehreren ...

Katharina steht kurz vor ihrem 30. Geburtstag und hat nur ein Ziel: Ihre Karriere auf die nächsthöhere Ebene zu befördern und Teamleiterin in ihrem Betrieb zu werden. Dafür lebt sie bereits seit mehreren Jahren sehr entbehrungsreich – neben der Arbeit hat sie kaum Zeit für ein Privatleben und oft fällt auch das Essen aus. Als sie vor Erschöpfung zusammenbricht, steht alles auf dem Spiel. Um sich abzuhärten und ihrem Chef (und sich selbst) zu beweisen, wie stark und dominant sie ist, bucht sie kurzerhand ein Survivaltraining in Eckernförde. Mit Trainer und Lebenskünstler Hannes läuft dieses jedoch ganz anders als geplant und Katharina fängt nach Jahren erstmals an, die Sinnhaftigkeit ihres Tuns infrage zu stellen.

„Fischbrötchen und Salzkaramell – Fördeliebe 2“ ist der zweite in Eckernförde spielende Roman von Jane Hell. Die Romane können grundsätzlich unabhängig voneinander gelesen werden, allerdings haben die Figuren aus Teil 1 in diesem einen Gastauftritt, die Details vorwegnehmen.

Auch in ihrem zweiten Roman bleibt Jane Hell ihrem unterhaltsamen, charmanten und witzigen Stil treu. Obwohl die Geschichte zum Nachdenken und Hinterfragen des eigenen Lebensstils anregt, verbleibt sie stets mit einer Leichtigkeit und unglaublich kurzweilig, dass die Seiten nur so dahinfliegen. Im Vergleich zu Fördeliebe 1 hat sich bei diesem Teil das „große Urlaubsgefühl“ mit Unbeschwertheit bei mir jedoch nicht eingestellt, was vermutlich mit dem Grundthema, das mir auch persönlich sehr nahe geht, zusammenhängt. Dies hat für mich der Geschichte jedoch keinen Abbruch getan. Im Gegenteil hat mir dies gut gefallen, da der Roman sich so von anderen seiner Art absetzt.

Die Charaktere sind individuell gestaltet und von Beginn an sympathisch. Insbesondere in die Hauptfigur Katharina konnte ich mich – erschreckend – gut hineinversetzen. Im Verlauf des Romans macht sie eine glaubhafte und realistische Wandlung durch, die mir sehr gut gefallen hat. Besonders gefreut habe ich mich auch über den Gastauftritt von Hellen&Co, die man aus Fördeliebe 1 kennt und ebenfalls liebgewonnen hat. Mit angenehmen Lebensweisheiten und ulkigen Szenen gespickt, präsentiert sich der Roman wie aus einem Guss. Darüber hinaus kommt die Romantik nicht zu kurz. Anhand des flüssigen und bildhaften Schreibstils ist das Knistern zwischen den Hauptfiguren mit den Fingern zu greifen und man kann sich stets in die Charaktere hineinversetzen und mitfühlen.

Ich bin begeistert von der zum Nachdenken anregenden Geschichte mit ernstem Thema, die aber mit einer vergnüglichen Leichtigkeit gepaart wird, sodass die Romanseiten wie von selbst dahinfliegen. Ich freue mich schon auf Fördeliebe 3 und hoffe auf erneute Gastauftritte der lieb gewonnenen Charaktere!

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Veröffentlicht am 24.03.2021

Traumhafte Sommertage am Meer

Leuchtturmträume
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Anneke ist Hoteltesterin und statt wie sonst in die weite Welt geschickt zu werden, führt ihr neuer Auftrag sie in ein Hotel in St. Peter-Ording. Dort soll sie zum Thema „Romantische Orte an der Küste“ ...

Anneke ist Hoteltesterin und statt wie sonst in die weite Welt geschickt zu werden, führt ihr neuer Auftrag sie in ein Hotel in St. Peter-Ording. Dort soll sie zum Thema „Romantische Orte an der Küste“ recherchieren. Anneke freut sich auf die kommenden Tage mit Entspannung und Entschleunigung, bis sie dem Leiter des Hotels gegenübersteht: ihrem Ex-Partner Raik. Für Anneke eine unangenehme Überraschung – denn so holt sie ihre Vergangenheit wieder ein, der sie schon seit Jahren versucht, zu entfliehen. Doch Raik bleibt hartnäckig und begleitet sie zu romantischen Hot Spots und nach und nach werden alte Gefühle geweckt. Kann Anneke ihr Trauma überwinden und mit Raik einen Neuanfang wagen?

„Leuchtturmträume“ ist ein Wohlfühlroman, der einen in Urlaubsgefühlen schwelgen lässt und zum Verweilen einlädt. Er ist bereits der 10. Roman von Tanja Janz, der in St. Peter-Ording spielt. Die Romane können allerdings unabhängig voneinander gelesen werden.

Die Handlung ist gut durchdacht und beinhaltet einen angenehmen Spannungsbogen. Trotz einiger Schicksalsschläge und Unfälle verbleibt der Roman in einem entspannten und unbeschwerten Ton. Beim Lesen befiel mich – wie immer bei Tanja Janz – eine Leichtigkeit und Entspannung. Zudem wurden viele Erinnerungen an wunderschöne Urlaube und Tage am Meer bei mir geweckt. Die Figuren empfand ich als durchweg sympathisch und gut ausgearbeitet. Besonders gut hat mir der hilfsbereite, hartnäckige und umsichtige Raik gefallen. Ferner haben einige Figuren aus vorigen Romanen einen kleinen Gastauftritt, ohne die Handlung der sie betreffenden Geschichten zu verraten. Auf alte Figuren zu treffen, bringt mich immer zum Schmunzeln und freut mich sehr.

Der Sprachstil ist flüssig und bildhaft. Man hat stets das Gefühl, mit vor Ort zu sein. Durch die Leichtigkeit des Romans trotz auch schwererer Themen fliegen die Seiten nur so dahin und dank der Beschreibungen wirkt es fast, als könne man die Meeresluft riechen und den Sand zwischen den Zehen spüren. Nur Tanja Janz schafft es, die Sehnsucht nach Meer gleichzeitig zu wecken und zu stillen.

Fazit: Der Roman bietet eine wunderbare Auszeit vom Alltag und verzaubert mit seiner Leichtigkeit. Er hinterlässt das Gefühl eines unbeschwerten Sommertages am Strand – was insbesondere in den aktuellen reisebeschränkten Zeiten eine Wohltat für die Seele ist. Ich bin und bleibe ein Fan von Tanja Janz und freue mich schon auf Band 11!

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Veröffentlicht am 23.03.2021

Durch die Nacht und alle Zeiten

Durch die Nacht und alle Zeiten
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Die 16-Jährige Lori besucht mit ihrer Familie das alljährliche Reenactment eines Feldzugs der Napoleonischen Kriege am Rhein in Deutschland. Im Gegensatz zu ihren Eltern ist sie jedoch nicht allzu begeistert ...

Die 16-Jährige Lori besucht mit ihrer Familie das alljährliche Reenactment eines Feldzugs der Napoleonischen Kriege am Rhein in Deutschland. Im Gegensatz zu ihren Eltern ist sie jedoch nicht allzu begeistert von der authentischen Kostümierung und Nachstellung der geschichtlichen Ereignisse, sodass sie einen Spaziergang in den nahe gelegenen Wald macht. Dort wird sie plötzlich von einem heftigen Gewitter überrascht und verliert im Gewittersturm das Bewusstsein. Als sie wieder erwacht, ist es mitten in der Nacht. Auf dem Heimweg begegnet sie dem Engländer Thomas, der ebenfalls historisch kostümiert zu sein scheint. Wegen seiner Ernsthaftigkeit und altmodischen Formulierungen hält Lori ihn allerdings für einen Spinner. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass Thomas aus dem Jahr 1813 kommt und ungewollt eine Zeitreise gemacht haben muss. Lori nimmt sich seiner an und schon bald merken die beiden, dass Thomas unbedingt ins Jahr 1813 zurückfinden muss – denn in der gegenwärtigen Zeit gibt es plötzlich viele ungewollte Veränderungen. Die beiden begeben sich daher auf die Suche nach einer Möglichkeit, Thomas so schnell wie möglich in der Zeit zurückzusenden. Wenn da nur nicht die aufkeimenden Gefühle füreinander wären…

ACHTUNG Spoiler!

„Durch die Nacht und alle Zeiten“ ist der neue Jugendroman von Eva Völler. Die Geschichte ist anrührend und märchenhaft. Gleichzeitig gibt es einen sich fortwährend verändernden und weiterentwickelnden Handlungsstrang, sodass ein angenehmer Spannungsbogen entsteht. Durch die ständig neuen Impulse verbleibt der Roman sehr kurzweilig. Insbesondere durch Thomas Anwesenheit im 21. Jahrhundert kommt es zu Veränderungen, die Lori und Thomas unbedingt rückgängig machen wollen. Als ihnen der Zeitsprung gelingt, aber Lori versehentlich mit ins Jahr 1813 reist, ist das Chaos perfekt. Die Beschreibungen der Begebenheiten im 19. Jahrhundert sind gelungen und authentisch. Ausgesprochen gut hat mir die Kombination des historischen Hintergrunds der Napoleonischen Kriege mit den Sagen rund die Loreley gefallen.

Die Romanfiguren sind gut ausgearbeitet, wobei ich mir gewünscht hätte, über Lori noch mehr zu erfahren, um die besser einschätzen zu können, bevor die rasante Reise losgeht. Meine Lieblingsfigur ist Thomas, der – ganz englischer Gentleman – mit vielen guten Charaktereigenschaften ausgestattet ist. So beschützt er Lori und stellt sich im Angesicht ihrer Feinde stets schützend vor sie oder rettet sie aus brenzligen Situationen. Zwischen Lori und Thomas herrscht von Beginn an ein Knistern, wodurch es immer wieder zu zauberhaften und süßen Momenten kommt, die einen Schmachten lassen. Die französischen Gegenspieler rund um Montignac sind ebenfalls gut getroffen. Die Motivation der Franzosen, Thomas und Lori aufzuhalten, um eigenen Ruhm zu erlangen, ist für mich zwar persönlich nicht nachvollziehbar, für die damalige Zeit aber glaubhaft. Dass Hugo zuletzt einen Sinneswandel durchmacht und sich auf „die gute Seite“ schlägt, habe ich als sehr sympathisch empfunden.

Der Sprachstil ist grundsätzlich locker und bildhaft. Zu Beginn hat mir das gut gefallen, da der Kontrast zu Thomas' Ausdrucksweise noch verstärkt wurde. Insgesamt habe ich den Sprachstil jedoch als zu salopp empfunden, auch wenn er an die Zielgruppe angepasst ist, und war davon etwas ernüchtert. Denn hierdurch wurde bei mir leider eine Distanz zur Protagonistin Lori generiert, die verhinderte, dass mich die Geschichte so intensiv und allumfassend vereinnahmt, wie ich es mir erhofft und erwartet hatte. Allerdings unterstützte der lockere Sprachstil den jugendlichen Charakter des Romans.

Zusammenfassend handelt es sich bei „Durch die Nacht und alle Zeiten“ um einen unterhaltsamen und fantasievollen Jugendroman. Auch wenn ich den jugendlichen Sprachstil partiell als zäh empfunden habe, bietet der Roman ein nettes und charmantes Märchen für eine kurze Auszeit vom Alltag.

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