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Veröffentlicht am 13.08.2018

Ein schockierender, aber unheimlich wichtiger Roman!

Du wolltest es doch
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Als ich beim Durchstöbern der Vorschau des Carlsen Verlags auf DU WOLLTEST ES DOCH gestoßen bin, konnte zuerst das hübsche Cover meine Neugier wecken. Dann las ich mir den Klappentext durch und mir war ...

Als ich beim Durchstöbern der Vorschau des Carlsen Verlags auf DU WOLLTEST ES DOCH gestoßen bin, konnte zuerst das hübsche Cover meine Neugier wecken. Dann las ich mir den Klappentext durch und mir war sofort klar: Dieses Buch wird keine leichte Kost sein. Ich lese allerdings sehr gerne Bücher mit ernsten Themen und da ich das Thema Vergewaltigung für sehr wichtig halte, stand für mich sofort fest, dass ich DU WOLLTEST ES DOCH unbedingt lesen möchte.

„Du bist so hübsch!“ Wie sehr es Emma liebt diesen Satz zu hören. Die 18-järhige weiß ganz genau, wie attraktiv sie ist und genießt es auch in vollen Zügen so schön und beliebt zu sein und stets im Mittelpunkt zu stehen. Dass sie sich gerne mit Jungs umgibt und diese mit ihren knappen, aufreizenden Klamotten provoziert, ist bekannt. Eine Party soll ihr Leben auf einen Schlag verändern. Emma trinkt zu viel, wirft Pillen ein, flirtet mit den Jungs. Dann verschwindet sie mit Paul im Schlafzimmer. Und dann? Was ist dann passiert? Am nächsten Tag, nach der Party, wird Emma von ihren Eltern vor ihrem Haus gefunden, bewusstlos, mit zerrissenem Kleid und einem schlimmen Sonnenbrand. Was im Schlafzimmer und danach geschehen ist, daran kann sich Emma nicht mehr erinnern. Filmriss. Ihre Mitschüler aber wissen es. Sie haben die Fotos gesehen, die im Internet aufgetaucht sind. Fotos, die zeigen, was während der Party im Schlafzimmer und danach geschehen ist. Emma ist entsetzt. Ist das wirklich sie auf den Bildern? Zweifeln tut niemand daran. Emma, die jeden rumkriegt und stets bereit ist, für die Jungs die Beine breit zu machen. Sie wollte es ja nicht anders, das Mädchen in dem kurzen Kleid. Alle sehen diese schrecklichen Fotos und nahezu jeder scheint sich sicher zu sein, dass Emma schuld ist.

Ich warne hier lieber mal vor: Es kann sein, dass diese Rezi nicht ganz spoilerfrei ist. Mir fällt es richtig schwer eine Rezension zu dem Buch schreiben, ohne genauer auf den Inhalt einzugehen. Denn nur so kann ich deutlich machen, wie furchtbar und gleichzeitig gut ich dieses Buch fand.

Mein Einstieg in die Handlung verlief sehr leicht, was eigentlich erstaunlich ist, da mir der Schreibstil anfangs gar nicht so zusagte. Mir kam er ziemlich chaotisch vor, da die Autorin viele Sätze in Klammern gesetzt hat und auch öfters in der Zeit gesprungen ist. Dennoch konnte mich das Buch sofort packen.

Wir lernen gleich zu Beginn die Protagonistin Emma kennen, aus deren Sicht wir alles in der Ich-Perspektive erfahren. Emma, das kann man leider nicht anders sagen, ist überhaupt kein Sympathieträger. Sie ist eingebildet, egoistisch, gönnt ihren Freundinnen nichts und möchte stets im Mittelpunkt aller stehen. Da lässt sich wirklich nichts beschönigen, Emma ist ein ziemlich unsympathischer Charakter und ich konnte zuerst keine Verbindung zu ihr aufbauen. Normalerweise stört mich so etwas in Büchern immer sehr, wenn ich die Protagonisten nicht leiden kann. Ein Pluspunkt war es hier natürlich auch nicht, mich hat es aber dennoch nicht davon abgehalten weiterzulesen. Dafür war meine Neugier auf die weiteren Geschehnisse einfach zu groß.

Emma macht zudem eine sehr große Verwandlung in dem Buch durch. Das Buch ist in zwei Abschnitte geteilt. Der erste Teil ereignet sich vor der schrecklichen Nacht, im zweiten Teil erfahren wir, wie es Emma ein Jahr danach ergeht. In diesem lernen wir eine Emma kennen, die sich sehr verändert hat.

Was auf der Feier geschehen ist, daran hat Emma keinerlei Erinnerung mehr. Aber es gibt Bilder, die zeigen, was sich zugetragen hat. Schlimme Bilder, erniedrigende Bilder, Bilder, die einen, ohne sie zu sehen, nur von den Beschreibungen her, richtig zornig machen und einen schockieren.

Noch schockierender ist allerdings, wie die Gesellschaft auf die Bilder reagiert. Anstatt Mitleid mit Emma zu haben und das Offensichtliche zu sehen, nämlich, dass Emma Opfer einer Vergewaltigung wurde, ziehen die Leute über Emma her, bezeichnen sie mit den übelsten Schimpfwörtern. Bissige, gemeine Kommentare werden zu den Bildern gepostet, diese Kommentare werden gelikt, wirklich niemand scheint zu Emma zu stehen.
Auf den Straßen wird Emma schief angeguckt, es wird hinter ihrem Rücken getuschelt, sie wird gemieden, niemand möchte in ihrer Nähe sein oder Kontakt zu ihr haben.

Emma versucht zuerst noch, alles herunterzuspielen. Dies gelingt ihr aber nur sehr kurz. Sie beginnt sich vor allen zurückzuziehen, geht nicht mehr zu Schule, ist eine Gefangene ihres eigen Gedankenkarussells.
Mich hat es so entsetzt, wie mit Emma umgegangen wird und das einfach niemand erkennt, dass sie das Opfer ist und das alles nicht gewollt hat.
Am schlimmsten fand das Verhalten der Eltern. Dieses hat mich richtig zornig gemacht. Der Vater kann seiner Tochter nicht mehr in die Augen sehen und verbringt immer Stunden auf der Arbeit. Auch die Mutter lässt Emma deutlich spüren, dass sie ihr eigenes Kind nicht mehr erträgt und ihr die Schuld dafür gibt, wie die Familie nun dasteht.
Nur Emmas Bruder steht zu ihr und versucht ihr zu helfen. Emma jedoch lehnt seine Hilfsangebote ab, kann sie einfach nicht annehmen, weil sie sich zu schuldig fühlt. Nur trägt sie gar keine Schuld, das ist dem Leser von Anfang an klar.

Auch nach einem Jahr, nach dieser furchtbaren Nacht, kreisen Emmas Gedanken ununterbrochen um den Vorfall.
„Gespreizte Bein. Entblößtes Fleisch.“
Diese Sätze lassen Emma nicht los, sind mittlerweile fest in ihrem Kopf verankert. Da wir alles aus Emmas Sicht erfahren, bekommen auch wir diese Sätze immer wieder zu lesen. Dies mag nervig klingen, ist es aber nicht. Es verdeutlicht nur, wie sehr Emma leidet und wie fertig sie das alles macht.

Richtig frustriert hat mich das Ende. Es ist leider die Realität, zumindest in den meisten Vergewaltigungsfällen. Wie das Buch endet lässt einen wütend und fassungslos zurück. Louise O´Neill beschönigt in ihrem Roman wirklich nichts. Absolut authentisch und ehrlich beschreibt sie Emmas Fall, welcher die grausame Wahrheit erzählt.

Das Buch ist wirklich keine leichte Kost und ich würde es auch keinem empfehlen, der nur schwer mit dem Thema Vergewaltigung umgehen kann. Wer aber denkt, dass er damit klarkommt, der sollte das Buch unbedingt lesen. DU WOLLTEST ES DOCH ist in meinen Augen ein sehr wichtiger Roman, den man gelesen haben sollte. Mut machen tut einem die Geschichte nicht, aber sie zeigt auf, wie wehrlos Vergewaltigungsopfer leider meistens sind und das dagegen ganz dringend etwas unternommen werden sollte.

Fazit: Schockierend, authentisch, erschütternd. DU WOLLTEST ES DOCH ist ein Roman, der einen aufwühlt, einen nachdenklich stimmt, der einen frustriert und wütend zurücklässt und einem noch sehr lange nach dem Lesen beschäftigt. Das Buch ist wirklich alles andere als leicht verdaulich, dennoch sollte man es meiner Meinung nach gelesen haben. Ich kann DU WOLLTEST ES DOCH absolut empfehlen und vergebe volle 5 von 5 Sternen!

Veröffentlicht am 11.08.2018

Total süß und herrlich schräg! Ein Muss für alle Monsterfans!

Monsta
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Sieht das Cover nicht super süß aus? Ich habe mich auf den ersten Blick in dieses knuffige Monster mit den großen Kulleraugen, den schiefen Zähnen und diesem herrlich flauschigen Fell verliebt. Monstergeschichten ...

Sieht das Cover nicht super süß aus? Ich habe mich auf den ersten Blick in dieses knuffige Monster mit den großen Kulleraugen, den schiefen Zähnen und diesem herrlich flauschigen Fell verliebt. Monstergeschichten fand ich schon immer klasse, für mich, als große Bilderliebhaberin und Monsterfan stand daher sofort fest, dass ich Monsta unbedingt kennenlernen wollte!

Monsta ist frustriert: Er hat sich doch so ins Zeug gelegt, hat sich seine hübschen Beißerchen gefeilt, eifrig böse Monsterblicke geübt, schaurig mit den Knochen geknackt, hat mit Türen gequietscht, seine eindrucksvollen Klauen gezeigt...und was ist? Na, nichts ist! Kein ängstliches Keuchen, kein Weinen, kein panischer Kinderschrei. Ein Monster sein ist echt nicht mehr das, was es mal war. Monsta hat die Schnauze gestrichen voll. Sein Kind scheint kaputt zu sein, unreparierbar, nichts zu machen. Anstatt sich vor ihm zu gruseln, schläft es friedlich, schnarcht leise und lächelt sogar im Schlaf! Angst? Keine Spur, nicht der Hauch von dem klitzekleinsten Grusel. Monsta gibt auf, ihm gehen die Ideen aus. Dann heißt es nun eben: Tschüssikowski, ade Kind, Monsta macht sich von den Socken und sucht sich einen neuen Job. Vielleicht in einer Geisterbahn, die sind doch immer auf der Suche nach einem gruseligen Monster und wissen dieses auch zu schätzen. Und vielleicht kehrt Monsta irgendwann wieder zurück zu seinem Kind und gibt diesem eine zweite Chance. Aber wirklich nur vielleicht. Probehalber.

Hach, ich bin gerade richtig schockverliebt in dieses niedliche Bilderbuch. Nicht nur die süßen Illustrationen von Monsta haben es mir angetan, auch die Geschichte ist herzallerliebst und so putzig. Traurig zwar, das schon ein bisschen, aber zugleich auch unheimlich liebenswert und zum Schmunzeln schön.

Vermutlich fragt ihr euch, wieso ich die ganze Monsta schreibe und nicht Monster, oder? Nun, das kommt daher, dass unser gruseliges Monster in diesem Buch nicht ganz fehlerfrei schreiben kann. So wird aus „Monster“ eben „Monsta“ und „Kind“ wird „Kint“ geschrieben.

Die Geschichte, die wir hier zu lesen bekommen, wird nämlich in Form eines Briefes von Monsta erzählt. Ist das nicht eine ulkige und süße Idee? Monsta weiß einfach nicht weiter, alles, was er versucht hat, um sein Kind zu gruseln, ist fehlgeschlagen. Monster sein ist heutzutage echt ein verdammt harter Job. Da Monsta mittlerweile wirklich todunglücklich ist, beginnt er sich seinen Frust von der Seele zu schreiben. In seinem Brief erzählt er seinem Kind von seinen unzähligen Gruselversuchen, es berichtet, wie es dazu kam, dass es sich bei dem Kind einquartiert hat und dass es, falls es das Kind noch nicht weiß, was sehr wahrscheinlich ist, unter seinem Bett haust. Beziehungsweise gehaust hat, denn wenn das Kind diesen Brief liest, welcher ein Abschiedsbrief ist, wird Monsta weg sein. Vielleicht wird ja eine Geisterbahn sein neues zu Hause sein, an so einem Ort wird die Monstrigkeit jedenfalls noch gewürdigt.

Klingt das nicht zuckersüß? Ich finde die Idee der Geschichte so genial und auch deren Umsetzung ist erstklassig gelungen. So hat mir die Schrift ganz besonders gut gefallen. Wie gesagt, es handelt sich hier um einen Brief von Monsta und wie man sich denken kann, haben Monster nicht die ordentlichste Handschrift. So bekommen wir hier eine tolle monsterhafte Krakelschrift zu lesen, die einfach prima zur Handlung und zu der ganzen Aufmachung des Buches passt. Und keine Sorge, man kann die Schrift natürlich problemlos lesen. Monsta hat sich zum Glück viel Mühe beim Schreiben gegeben, damit nicht nur sein Kind seinen Brief entziffern kann, sondern auch wir.

Meine Highlights in dem Buch aber waren natürlich die Illustrationen. Das Cover liefert ja schon mal einen sehr guten Vorgeschmack darauf, was uns in diesem tollen Buch erwartet. Es verspricht auch nicht zu viel, so viel sei gesagt. Die Illustrationen sind so schön, ich liebe sie. In erster Linie natürlich die Bilder von Monsta, von denen wir hier jede Menge zu sehen bekommen. Aber auch die anderen Monster, von denen Monsta erzählt und deren Anblick uns nicht verwehrt bleibt, werden das Herz jedes Monsterliebhabers höher schlagen lassen. Für alle Monsterfans ist dieses Buch auf jeden Fall ein absolutes Muss! Ob große oder kleine Monsterfanatiker, diese schöne Geschichte bietet für Jedermann einen wundervollen (Vor-)Lesespaß.

Sehr empfehlen kann ich das Buch übrigens Kindern, die Angst vor dem Schlafen haben und denken, dass ein Monster in ihrem Zimmer haust. Dieses Problem kennen wohl viele Eltern. "Monsta" ist die beste Therapie gegen diese große Monsterpanik. Wenn Kinder die Geschichte von Monsta zu lesen bekommen, wird ihnen ganz bestimmt die Sorge genommen werden, dass sie nachts von schaurigen Kreaturen heimgesucht werden. Denn mal ehrlich: Kann man sich vor Monsta fürchten? Irgendwie doch nicht, oder? Dafür sieht er einfach viel zu lieb und knuffig aus.

Für mich ist „Monsta“ ein richtiger Bilderbuchschatz. Es erzählt eine herrlich komische, skurrile, fantasievolle und wunderschöne Geschichte, die zwar auch Werte wie Trauer, Wut, Enttäuschung und Hoffnungslosigkeit enthält, die aber dennoch richtig viel Spaß und gute Laune bereitet und einen zum Lachen und Grinsen bringt. Ich bin mir sehr sicher, dass sich Monsta in das Herzen aller Leser schleichen wird. Sein Kind weiß ja gar nicht, was für ein liebenswerter Zimmergenosse ihm da abhanden gekommen ist. Unter mein Bett darf sich Monsta sehr gerne einquartieren, ich hätte nichts dagegen. Und Monsta zuliebe würde ich mich auch ein bisschen vor ihm gruseln. ;)

Fazit: Zum Schmunzeln schön, zum Lachen komisch und zum Gernhaben niedlich. Ich kann dieses wunderbar fantasievolle Bilderbuch absolut empfehlen! Die Geschichte ist zuckersüß; ich finde die Idee, dass Monsta hier alles in Form eines Briefes erzählt, richtig genial. Die liebenswerte Geschichte zusammen mit den großartigen Illustrationen, von denen ich einfach nicht genug bekommen kann, liefern Jung und Alt ein herrliches Lesevergnügen! Ich kann das Buch jedem sehr ans Herz legen und vergebe 5 von 5 monsterhaften Sternen!

Veröffentlicht am 10.08.2018

Witzig, verrückt und herrlich schräg

Tankstellenchips
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Die Bücher von Antonia Michaelis lese ich immer sehr gerne. Diese sind stets ein großes Muss für mich, auch die Bücher, die mich vom Thema her auf den ersten Blick nicht so ansprechen, wandern stets auf ...

Die Bücher von Antonia Michaelis lese ich immer sehr gerne. Diese sind stets ein großes Muss für mich, auch die Bücher, die mich vom Thema her auf den ersten Blick nicht so ansprechen, wandern stets auf meine Want-to-read-Liste. Auf „Tankstellenchips“ war ich schon sehr gespannt. Das Cover ist in meinen Augen ein richtiger Hingucker. Unter dem Umschlag sieht das Buch übrigens noch genialer aus. Auch der Klappentext klingt richtig vielversprechend, er verspricht eine witzige, verrückte, abenteuerliche Geschichte, also ganz genau das Richtige für mich.

Shayan, genannt Sean, ist aus dem Iran nach Deutschland geflüchtet, wo er auf den achtjährigen Jungen Davy trifft, der sich ebenfalls auf der Flucht befindet. Davy ist aus dem Heim abgehauen, um nach einem Freund zu suchen. Nachdem die Jungen Zeugen eines Überfalls wurden, werden sie von den Verbrechern und der Polizei verfolgt. Für beide beginnt eine abenteuerliche Reise quer durch Deutschland. Mit den verschiedensten Fortbewegungsmitteln touren sie durchs Land, ob Bahn, Moped, Traktor oder Heißluftballon – die beiden Jungen finden immer einen Weg, um vorwärts zu kommen. Auch stets dabei sind Kühe, denen Sean und Davy seltsamerweise ständig auf ihrer Reise begegnen. Schicksal? Vielleicht. Auch eine große Reihe von unglaublichen Zufällen soll die Jungen begleiten. Wo ihre Reise wohl enden mag?

Roadtrip-Stories lese ich immer wahnsinnig gerne. Bücher, die sich mit dem Thema Flüchtlinge befassen dafür umso weniger. Diese fallen normalerweise wirklich gar nicht in mein Beuteschema. Dennoch war ich auf „Tankstellenchips“ richtig neugierig.

Der Einstieg in das Buch gelang mir auch spielend leicht. Der Schreibstil von Antonia Michaelis ist wirklich toll, er ist angenehm flüssig und locker-leicht, eben so, wie ich es von der Autorin gewohnt bin.

Die Geschichte wird aus der Sicht des Studenten Shayan, genannt Sean erzählt. Sean war mir auf Anhieb sympathisch, allerdings haben mich manche seiner Sichtweisen etwas gestört und auch seine Naivität hat mich stellenweise ein wenig genervt. Ich fand es allerdings sehr interessant zu sehen, wie seine Sicht als Ausländer auf uns Deutsche ist. Das Gegenüberstellen der verschiedenen Kulturen ist hier wirklich sehr gut gelungen. Es regt einen zum Nachdenken an, wurde aber so gekonnt mit viel Humor verpackt, dass man hier auch ständig ins Schmunzeln gerät. Gerade letzteres war mir bei sehr oft der Fall. Ein kurioser und schräger Vorfall folgt dem nächsten. Mir wurde es irgendwann schon fast zu viel mit diesen ganzen verrückten Zufällen, da sie der Handlung doch einiges an Realität nehmen und diese sehr unglaubwürdig wirken lassen. Allerdings war dies ganz bestimmt auch so von der Autorin beabsichtigt. Man muss die Story schon mit einem Augenzwinkern lesen, Ernst nehmen sollte (und kann) man sie nicht.

Mein Lieblingscharakter in dem Buch war eindeutig Davy. Über ihn und seine Vergangenheit erfahren wir leider nur recht wenig. Mir kam Davy für seine acht Jahre sehr reif und selbstbewusst vor. Es wird deutlich, dass der kleine Kerl schon einiges im Leben mitgemacht haben muss. Für sein junges Alter ist Davy auch ziemlich clever und gewitzt. Nur mit dem Sprechen, da hat er so seine Probleme mit. Davy hat einen Sprachfehler, der vermutlich daher kommt, dass er nie richtig Deutsch gelernt hat. Über Davy hätte ich sehr gerne mehr erfahren, schade, dass seine Geschichte doch sehr im Hintergrund bleibt.

Da Sean erst seit kurzem in Deutschland ist, kann er auch nicht so wirklich gut Deutsch sprechen. Er verständigt sich daher meist auf Englisch oder mit einem recht holprigen Deutsch. Oft mixt er auch beide Sprache, was sich immer sehr amüsant lesen lässt. Mir hätte Seans Sprach-Mix und Davys Art zu sprechen eigentlich gereicht. Auf ihrer Reise durch Deutschland landen die beiden nur auch in Bayern, wo natürlich Deutsch mit bayerischen Dialekt gesprochen wird. Auch dieser liest sich recht unterhaltsam, nur wurde es mir dann fast schon zu viel mit der Sprachspielerei. Ein bisschen weniger wäre auch okay gewesen. ;)

Komplett überzeugen konnte mich das Buch leider nicht,da mir manche Szenen dann doch zu verrückt und unlogisch waren. Unterhalten hat mich das Buch aber dennoch gut. Die Autorin hat hier schon einige schräge Einfälle auf Lager. Nicht alle lagen mir, aber die meisten. Die Story ist ziemlich skurril und wer so etwas gerne liest, der wird hier ganz bestimmt eine Menge Spaß beim Lesen haben.

Wenn ihr gerne wissen möchtet, wo unsere beiden Helden überall landen werden, wenn ihr gerne erfahren wollt, welche Rolle Kühe auf dieser Reihe eigentlich spielen, wenn ihr Lust auf eine witzig verrückte und schräge Geschichte habt, die neben dem skurrilen Anteil auch wichtige Werte wie Freundschaft, Zusammenhalt und Vertrauen enthält, dann solltet ihr „Tankstellenchips“ unbedingt lesen. Für mich ist es leider nicht das beste Buch der Autorin, aber es ist auf jeden Fall lesenswert!

Fazit: Witzig, skurril und herrlich schräg! In ihrem neuen Jugendroman entführt uns Antonia Michaelis auf einen wunderbar abenteuerlichen und äußerst verrückten Roadtrip quer durch Deutschland, welcher so einige spannende und kuriose Momente zu bieten hat. Da ich trotz meiner Kritikpunkte sehr viel Spaß beim Lesen hatte, vergebe ich 4 von 5 Sternen!

Veröffentlicht am 09.08.2018

Wunderschön und zutiefst berührend!

Für immer und einen Herzschlag
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Bei diesem schönen Buch wusste ich einfach auf den ersten Blick, dass es ganz genau das Richtige für mich sein wird. In das Cover habe ich mich sofort verliebt und der Klappentext konnte meine Neugier ...

Bei diesem schönen Buch wusste ich einfach auf den ersten Blick, dass es ganz genau das Richtige für mich sein wird. In das Cover habe ich mich sofort verliebt und der Klappentext konnte meine Neugier auf Anhieb wecken. Von der Autorin hatte ich bisher noch kein Buch gelesen - „Für immer und einen Herzschlag“ sollte also mein erstes Buch von ihr sein.

Jonny bezeichnet sich selbst gerne als Roboter. So ganz unrecht er da damit auch nicht, schließlich erhält ihn eine Maschine am Leben. Der 15-jährige hat einen Herzfehler und hat mehr Zeit im Krankenhaus verbracht als zu Hause. Da Jonny einer seltenen Blutgruppe angehört, haben er und seine Eltern die Hoffnung fast schon aufgegeben, dass sich ein Spenderherz für ihn finden wird. Doch dann erhalten sie endlich die so sehnsüchtig erwartete Nachricht! Nach einer erfolgreichen Herz-Transplantation kann Jonny endlich das Krankenhaus verlassen und zu leben beginnen. Nur lässt ihn ein Gedanke nicht los: Von wem stammt sein Spenderherz? Er macht sich auf die Suche nach Informationen über seinen Spender. Recht schnell stößt er im Internet auf einen Jungen namens Leo, der vor kurzem bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen ist. Jonny forscht weiter nach und erfährt, dass Leo eine Schwester hatte – Nia. Jonny nimmt Kontakt zu ihr auf und möchte versuchen, über sie mehr über ihren verstorbenen Bruder in Erfahrung zu bringen. Die beiden kommen sich näher und aus Freundschaft wird sehr rasch mehr. Nur steht die Wahrheit über Jonnys Herz zwischen ihnen. Nia den wahren Grund zu verraten, weswegen er sie kennenlernte wollte, fällt Jonny schwer. Ob es ihm wohl noch gelingen wird?

Ich weine ja wirklich nur sehr selten bei Büchern, aber die Geschichte, die wir hier zu lesen bekommen, hat mich emotional so mitgenommen, dass selbst ich beim Lesen stellenweise Tränen in den Augen hatte. Ich warne hier daher lieber vor: Man sollte sich sehr gut mit Taschentüchern eindecken und diese beim Lesen auch immer griffbereit haben. Das Buch ist sehr bewegend, es ist traurig und schockierend. Zugleich ist es aber auch wunderschön, es schenkt einem neuen Mut und zeigt einem, wie wichtig es ist sein Leben zu leben und es in vollen Zügen zu genießen. Ein Leben währt nun mal nicht ewig, für manche ist es sogar leider viel zu schnell wieder vorbei.

Das Buch wird im Wechsel aus der Sicht von Jonny und Nia erzählt. Den Anfang macht Jonny. Wir lernen ihn im Krankenhaus kennen, angeschlossen an eine Maschine, ohne die er nicht mehr leben kann. Jonny ist herzkrank und er hat die Hoffnung fast schon aufgegeben, dass sich ein Spenderherz für ihn finden wird. Doch dann soll er tatsächlich eines bekommen.
Jonny war mein Lieblingscharakter in diesem Buch. Er ist ein super sympathischer und lieber Junge, den man einfach sofort gernhaben muss. Seine Gefühle, Ängste und Hoffnungen werden erstklassig von der Autorin beschrieben, ich konnte mich wunderbar in Jonny hineinversetzen, sodass mir seine Geschichte richtig nahe gegangen ist.

Auch die Gefühls- und Gedankenwelt von Nia wurde wundervoll von der Autorin dargestellt. Ihre Geschichte hat mich ebenfalls sehr mitgenommen, nur habe ich bei Nia leider etwas gebraucht, bis ich mit ihr warm wurde, da sie sehr kratzbürstig sein kann. Allerdings habe ich ihre Ruppigkeit und Schlagfertigkeit auch als sehr erfrischend empfunden. Und als authentisch. Nia blieb gar nichts anderes übrig, als sich einen dicken Pelz zuzulegen. Sie stand jahrelang im Schatten ihres Zwillingsbruders Leo, der der Liebling aller war und stets die gesamte Aufmerksamkeit der Eltern bekommen hat. Damit soll es aber jäh vorbei sein, denn Leo stirbt bei einem tragischen Unfall während des Urlaubs. Mir stockte beim Lesen wirklich der Atem und ich saß stocksteif da, als beschrieben wurde, wie es zu dem schlimmen Vorfall kam. Das Buch ist wirklich keine leichte Kost. Nicht nur der Unfall nimmt einen sehr mit, die gesamte Geschichte ist sehr emotional - hier kann man zurecht von einer Achterbahnfahrt der Gefühle sprechen.

Ich habe das Buch in nur zwei Tagen durchgelesen und war richtig geflasht. „Für immer und einen Herzschlag“ zählt auf jeden Fall zu meinen diesjährigen Jahreshighlights. Durch den angenehm flüssigen Schreibstil und die schön kurzen Kapiteln liest sich das Buch weg wie nichts. Dazu kommt dann natürlich noch die fesselnde Handlung, die einen einfach nicht mehr loslässt. Zumindest war es bei mir so. Mir haben das hübsche Cover und der vielversprechend klingende Klappentext also definitiv nicht zu viel versprochen.

Was mir besonders gut gefallen hat, ist, wie viele wichtige Themen hier zur Sprache kommen und wie authentisch und gefühlvoll die Autorin diese beschreibt: Organspende, Trauer, Verlust, Neuanfang, Depressionen, Krankheit, Tod – alles sehr ernste und alles andere als leichte Themen. Das Buch ist dadurch natürlich schon sehr traurig, allerdings ist es der Autorin wunderbar gelungen, die Handlung nicht zu bedrückend zu gestalten, sodass man beim Lesen auch Gründe zum Schmunzeln und zum Glücklichsein findet.

Auch die Liebesgeschichte, die sich zwischen Jonny und Nia entwickelt, hat mir richtig gut gefallen. Dieser haftet nichts Überzogenes oder Klischeehaftes an.

Obwohl es hier um einen Jugendroman handelt und die Protagonisten erst fünfzehn sind, kann ich das Buch auch Erwachsenen wärmstens empfehlen.

Mich hat das Buch sehr nachdenklich gestimmt und es wird mir auf jeden Fall noch ziemlich lange sehr gut in Erinnerung bleiben. „Für immer und einen Herzschlag“ ist ein ganz besonderes Buch, das man in meinen Augen gelesen haben sollte.

Fazit: Herzzerreißend schön und zutiefst berührend. Mit „Für immer und einen Herzschlag“ ist Tamsyn Murray ein ganz besonderer Jugendroman gelungen, welcher einen auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle mitnimmt und einem auch nach dem Lesen noch lange beschäftigt. Mich hat diese wundervolle, emotionale Geschichte sehr aufgewühlt und mich sogar zum Weinen gebracht. Besonders das Ende hat mich sehr getroffen. Das Buch ist traurig, zugleich ist es aber auch wunderschön. Für mich zählt das Buch auf jeden Fall zu meinen Jahreshighlights 2018 und ich kann es jedem sehr ans Herz legen. Von mir gibt es volle 5 von 5 Sternen!

Veröffentlicht am 08.08.2018

Ein neuer spannender Fall für die Nordseedetektive!

Die Nordseedetektive. Unter Verdacht
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Endlich gibt es einen neuen Band von den Nordseedetektiven! Da mir die ersten fünf Bände aus dieser schönen Kinderbuchreihe richtig gut gefallen haben, stellte sich mich hier gar nicht erst die Frage, ...

Endlich gibt es einen neuen Band von den Nordseedetektiven! Da mir die ersten fünf Bände aus dieser schönen Kinderbuchreihe richtig gut gefallen haben, stellte sich mich hier gar nicht erst die Frage, ob ich die Geschwister Emma und Lukas auch auf ihrem sechsten Abenteuer begleiten möchte. Ich war schon sehr gespannt darauf zu erfahren, welchen kniffligen Fall die beiden wohl dieses Mal zu lösen haben.

Erneut ist der Spürsinn der Nordseedetektive gefragt. In dem Städtchen Norden, in dem die Geschwister Lukas und Emma zu Hause sind, treibt eine Verbrecherbande ihr Unwesen. Die Diebe scheinen es auf wertvolles Geschirr abgesehen zu haben und haben nicht nur im Teemuseum Beute mitgehen lassen, sondern sind auch bei Emmas und Lukas Nachbarn Kunschewski eingebrochen und haben dort ein teures ostfriesisches Teeservice gestohlen. Was für ein Glück, dass das Grundstück von Herr Kunschewski von einer Videokamera überwacht wird. Das Blöde ist nur: Auch die Nordseedetektive sind auf dem Videoband zu sehen und gelten nun als die Hauptverdächtigen! Was für ein Unsinn, die Nordseedetektive sollen Diebe sein? Die beiden wollten sich doch nur ihren Ball wiederholen, der beim Spielen mal wieder im Nachbargarten gelandet ist. Emma und Lukas legen sofort mit dem Ermitteln los, um den falschen Verdacht zu widerlegen und die richtigen Täter zu finden.

Ich rate bei Reihen ja meistens, diese von Band 1 an in der chronologischen Reihenfolge zu lesen. Auch bei den Nordseedetektiven halte ich dies für sinnvoll, es ist aber nicht unbedingt notwendig, da man der Handlung im sechsten Teil auch sehr gut ohne den Kenntnissen aus den vorherigen Bänden folgen kann. Zudem wird auch noch mal alles Wichtige aufgegriffen, sodass wirklich keine Verständnisprobleme auftreten sollten.

Ich kenne natürlich die ersten fünf Fälle der Nordseedetektive, daher war es für mich ein freudiges Wiedersehen mit vielen bekannten Charakteren. So haben neben unseren beiden Protagonisten Emma und Lukas auch die beiden Diebe Lang und Finger wieder ihren Auftritt. Sogar einen recht großen, so viel kann ich ja schon mal verraten. Ich amüsiere mich beim Lesen ja immer köstlich über ihre Dämlichkeit. Die beiden sind wirklich nicht die hellsten, irgendwie schon erstaunlich, dass sie dennoch recht erfolgreiche Einbrecher sind.
Die beiden Langfinger sind auf jeden Fall meine Lieblingscharaktere in dieser Reihe, auch wenn sie die Bösewichte sind. Das passiert bei mir ja eher selten, hier ist es aber tatsächlich so. Lang und Finger sind ja auch nicht so wirklich böse, schließlich handelt es sich hier um eine Kinderkrimi-Reihe ab 8 Jahren. Die beiden werden einfach immer so herrlich dumm und übertrieben dargestellt.

Natürlich mag ich aber auch unsere beiden Helden der Geschichte, Emma und Lukas, richtig gerne. Die Geschwister sind zwei ganz liebe und normale Kinder, die man sofort ins Herz schließen muss. In die beiden kann man sich immer bestens hineinversetzen, selbst mir als Erwachsene gelingt dies immer wunderbar. Die Zielgruppe wird sich natürlich ganz besonders gut mit den beiden Kindern identifizieren können.

Mir hat der sechste Band der Nordseedetektive sehr gut gefallen, allerdings habe ich die Bände davor als ein wenig spannender empfunden. Ich hatte hier aber natürlich dennoch sehr viel Spaß beim Lesen und kann das Buch jeder kleinen Spürnase wärmstens empfehlen.

Für etwas geübtere Leser ab 8 Jahren bietet sich das Buch wunderbar zum Selberlesen an. Der Schreibstil ist sehr leicht und altersgerecht, die Schrift schön groß und die Kapitel angenehm kurz. Zum Vorlesen kann ich die Reihe auch sehr empfehlen. Die Geschichten sind immer zauberhaft von Franziska Harvey illustriert. Auch dieser Band wurde mit wunderschönen Illustrationen versehen, die das Geschehen im Text perfekt wiedergeben. Viele der Bilder sind sogar farbig und ganzseitig. Hinten im Buch befindet sich erneut eine schöne bunte Karte, die genau zeigt, wo das Buch spielt, also Ostfriesland. Ich liebe ja Karten in Büchern und finde die in den Nordseedetektiv Büchern ganz besonders schön.

Fazit: Spannend, witzig und ein Muss für jede kleine Spürnase! Auch der sechste Fall der Nordseedetektive lässt das Herz von Detektiven höher schlagen. Für mich hätte es ein wenig spannender sein können, aber ich hatte hier dennoch sehr viel Spaß beim Lesen und hoffe sehr, dass es auch noch einen siebten Band geben wird. Ich kann das Buch sehr empfehlen und vergebe 4,5 von 5 Sternen!