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Veröffentlicht am 03.11.2021

Vielversprechender Auftakt einer neuen Krimireihe - etwas zur umfangreich

Winterland
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Eigentlich mag ich ja umfangreiche Bücher. Hier fand ich es aber ein wenig too much. Aber das ist eine persönliche Meinung. Gelesen habe ich das Buch sehr gerne und auch in relativ kurzer Zeit. Einige ...

Eigentlich mag ich ja umfangreiche Bücher. Hier fand ich es aber ein wenig too much. Aber das ist eine persönliche Meinung. Gelesen habe ich das Buch sehr gerne und auch in relativ kurzer Zeit. Einige Abende und ein Erkältungstag im Bett. Der Krimi ist spannend, gut konstruiert und ein vielversprechender Auftakt zu einer neuen Krimireihe auch Dänemark.

Hauptermittler sind Signe Kristiansen, Kommissarin in Kopenhagen, verheiratet, zwei Kinder (und sie trägt seit zwei Jahren ein Trauma mit sich herum - von dem keiner wissen soll) und Martin Junckersen, genannt Junker, früher ein Kollege von Signe und jetzt irgendwie strafversetzt in eine (fiktive) Provinzstadt in Seeland. Auch er hat so seine privaten Probleme, mit Ehefrau und derzeit mit seinem dementen Vater. Viel Zeit hat er dafür nicht, denn es gibt einen Anschlag in einem Flüchtlingsheim und einen mysteriösen Todesfall. Signe hat es noch schwerer, und das vor Weihnachten. Ein Anschlag auf eine Weihnachtsmarkt. Also alles ziemlich aktuelle Themen. Und es kommen noch viele Themen dazu (Gewalt gegen Frauen, Migration, Rechtspopulismus, Flüchtlinge, Eheprobleme, Vereinbarkeit Beruf und Familie, Demenz, Afghanistan.....). Mir persönlich waren das zu viele Baustellen auf einmal. Als müsste man (politisch korrekt) alles einmal genannt haben. Dabei wird das eine Reihe - man hätte also genügend Raum in den Folgebänden gehabt....

Die Story bzw. die Stories leiden allerdings nicht darunter. Die Auflösung(en) sind gut erzählt und spannend. Daher werde ich sicher auch den Folgeband lesen. Wenn ich auch denke, 200 Seiten weniger von den insgesamt 600 Seiten hätten dem Buch gut getan.

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Veröffentlicht am 03.11.2021

Interessant - Sehr eigenwilliger Stil

Der Panzer des Hummers
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Dieses Buch ist mitnichten eine rührende klassische Familiengeschichte (was irgendwie durch diverse Beschreibungen suggeriert wird), sondern ein Kaleidoskop, das im Endeffekt dann doch eine Geschichte ...

Dieses Buch ist mitnichten eine rührende klassische Familiengeschichte (was irgendwie durch diverse Beschreibungen suggeriert wird), sondern ein Kaleidoskop, das im Endeffekt dann doch eine Geschichte ergibt. Oder zumindest den Eindruck einer Geschichte.

Aber von Anfang an: Es geht um drei Geschwister, die es nach dem frühen Tod der Eltern in alle Welt zerstreut hat. Ea lebt als Tätowiererin in San Francisco mit ihrem Lebensgefährten und dessen Tochter zusammen, Sidsel ist Restauratorin und alleinerziehende Mutter in Kopenhagen und Niels, der jüngste Sohn, widersetzt sich allen gesellschaftliche Normen der Sesshaftigkeit und reist durch die Welt. Zwischendurch arbeitet er, derzeit in Kopenhagen. Sehr viel Kontakt haben die Geschwister nicht, sie haben sich eben voneinander entfernt und jede(r) hat mit eigenen Problemen zu kämpfen. Die Themen Kinder, Mutterschaft, Elternschaft und die damit verbundenen Einschränkungen (aber auch Freuden) bilden den Schwerpunkt des Buches. Zumindest aus meiner Sicht.

Das alles ist jetzt nicht ganz einfach zu bestimmen, denn der Stil des Buches ist mehr als eigenwillig. Geschrieben nach der "Carrier-Bag-Methode" von Ursula K. LeGuin besteht der Roman aus Fragmenten und bietet ein Kaleidoskop von Eindrücken. Die Perspektiven wechseln und es kommen sogar die verstorbenen Eltern aus dem Jenseits zu Wort (passt zum Stil). Wenn man (wie ich) Kaleidoskope mag und sich auch gerne selbst Gedanken macht, was dies und jenes denn vielleicht bedeuten mag, dann ist es das richtige Buch. Wer eine stringente Familiengeschichte lesen möchte, wird das Buch eher nicht mögen. Denn irgendwie bleibt man doch etwas fragend zurück. Aber der Titel des Buches wird aufgelöst. Das hilft. Erklärt aber längst nicht alles.

In der Leserunde, in der ich das Buch gelesen habe, waren die Meinungen ziemlich geteilt. Mir hat das Buch gefallen.

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Veröffentlicht am 07.08.2021

In einer wunderschönen Sprache werden sehr traurige und bedrückende Dinge erzählt

Wie viel von diesen Hügeln ist Gold
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Ein verstörendes Debüt. Ein beeindruckendes Debüt. Ein sprachlich brillantes Debüt. Ein trotz allem gut zu lesenden Debüt.

All dies trifft auf dieses Buch von C Pam Zhang zu.

Ich bin nach der Lektüre ...

Ein verstörendes Debüt. Ein beeindruckendes Debüt. Ein sprachlich brillantes Debüt. Ein trotz allem gut zu lesenden Debüt.

All dies trifft auf dieses Buch von C Pam Zhang zu.

Ich bin nach der Lektüre gleichzeitig betroffen, beeindruckt und begeistert.

Das Buch spielt in der Zeit des Goldrauschs in Kalifornien und handelt von den Geschwistern Lucy und Sam, die schon früh ihre Eltern verlieren. Auf sich alleine gestellt, gehen sie mit einem (gestohlenen) Pferd auf die Suche nach einer geeigneten Grabstelle für den Vater. Sie ziehen dabei wochenlang durch ein von Goldgräberstätten und Kohleminen zerstörtes Land, in dem zwei chinesisch-stämmige Kinder keinen Platz haben. Dabei wünscht sich gerade Lucy so sehr ein Zuhause. Sam dagegen will immer weiter ziehen.....

Die Geschichte wird nicht chronologisch erzählt, sondern springt in der Zeit. Das verwirrt am Anfang ein wenig. Noch verwirrender sind allerdings die unterschiedlichen Aspekte der erzählten Geschichten. Die Autorin spielt sehr gekonnt mit den Wertungen und Erwartungen der Leser:innen. Eine Annahme erweist sich in in einem neuen Kapitel plötzlich als falsch oder unvollständig. Das ist große Schreibkunst - erschwert aber zwischendurch das Verständnis des Buches. Bei mir zumindest. Und es macht die erzählten Geschichten eher mehr bedrückend. Wobei sich durch die wunderbar komponierte Sprache der Roman insgesamt sehr gut lesen lässt.

Das Buch spielt in der Goldgräberzeit und in der Zeit des Baus der transkontinentalen Eisenbahn im Westen der USA. Es ist aber kein klassischer Western. Denn in diesen spielen nur weiße Männer und ein paar wenige weiße Frauen eine Rolle. Einwanderer aus China kommen dort nicht vor. Sie waren aber da (nur bei Bonanza gab es doch diesen unscheinbaren, intelligenten Gehilfen? Der später mit Hilfe des gesammelten Goldstaubs verschwand? Oder welche Serie war das?). Durch diesen Roman fügt die Autorin der Geschichte des Westerns eine wichtige Komponente hinzu.

Darüber hinaus kommen die Aspekte Rassismus, Gender, Identität, American Dream, Aufstieg, Armut, Reichtum, Gesellschaftsnormen und vieles mehr vor. Sehr geschickt verpackt und erzählt. Insgesamt vielleicht aber doch zu viele Themen?

Auf jeden Fall möchte ich das Buch noch einmal meinem Lesekreis vorschlagen. Denn man kann sicherlich bei erneutem Lesen noch viele andere Aspekte analysieren und diskutieren. Ein beachtenswertes Debüt. Bedrückend beeindruckend.

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Veröffentlicht am 14.06.2021

Ein Sommer in der Provence und ein Neubeginn

Liebe, lavendelblau
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Sarah wohnt in einer kleinen gemütlichen Wohnung in Hamburg und ist glücklich in ihrem Beruf als Buchhändlerin und mit ihrem Freund.
Aber plötzlich bricht dieses schöne Leben wie ein Kartenhaus ...

Sarah wohnt in einer kleinen gemütlichen Wohnung in Hamburg und ist glücklich in ihrem Beruf als Buchhändlerin und mit ihrem Freund.
Aber plötzlich bricht dieses schöne Leben wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Der Freund zieht nach Los Angeles, die Buchhandlung schließt und Sarah muss ich komplett umorientieren.
Um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, besucht sie kurzentschlossen (nach mehreren Verwicklungen) ihre alte Freundin in der Provence.
Inmitten von Weinbergen und Lavendelfeldern kommt sie zur Ruhe, lernt neue Freunde und eine neue Sicht auf das Leben kennen. Und da ist noch der junge Winzer mit den tiefblauen Augen....
Dies ist ein sehr unterhaltsamer Roman. Viel Provence-Flair, viel Lavendel, viel Freundschaft und natürlich auch eine Liebesgeschichte. Einfach gut geschriebene Unterhaltung, die aber nicht kitschig ist. Probleme und Tiefgang gibt es auch und die Erkenntnis, dass jede Änderung im Leben auch eine Chance sein kann.
Ein schönes Buch für den Sommerurlaub - und für alle, die die Provence lieben sowieso.

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Veröffentlicht am 29.04.2021

Gut geschriebene Unterhaltung mit viel Liebe und Tragik

Das Mädchen im Nordwind
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Dieses Buch hat mich wirklich gefesselt! Erzählt wird auf zwei Zeitebenen (was ich sowieso sehr gerne mag) und in zwei Ländern - Deutschland und Island. Weder tragische historische Ereignisse (Judenverfolgung ...

Dieses Buch hat mich wirklich gefesselt! Erzählt wird auf zwei Zeitebenen (was ich sowieso sehr gerne mag) und in zwei Ländern - Deutschland und Island. Weder tragische historische Ereignisse (Judenverfolgung im Dritten Reich) noch die Liebe oder Einblicke in das Alltagsleben in Island kommen zu kurz.
2019 kommt Sofie Berger als Tischlerin für einen Auftrag nach Island. Sie hat in Deutschland ihren Job verloren und auch sonst gibt es einiges, das sie gerne hinter sich lassen möchte. Also hat sie gerne angenommen, als eine Hausrenovierung auf Island für drei Monate gegen Kost, Logis und Taschengeld angeboten wurde. Beim Renovieren findet sie ein altes Notizbuch, dass auf Deutsch geschrieben ist und an einen gewissen Hannes adressiert ist....
Die andere Geschichte spielt zwischen 1936 und 1946 in Deutschland und erzählt von der jungen Luise, die in wohlhabenden Verhältnisse als Tochter eines jüdischen Kaufmanns in Lüneburg aufwächst. Als sie den Isländer Jonás kennenlernt, entwickelt sich eine große Liebe. Aber die Zeiten sind den beiden nicht wohlgesonnen....

Geschickt gelingt es der Autorin, durch recht schnelle Wechsel der Erzählebenen, Spannung zu erzeugen und zu berühren. Besonders die Geschichte von Luise ist sehr tragisch, zieht sich die Schlinge um ihre Familie doch immer mehr zu - man möchte sie am liebsten schütteln und sagen: Nun flieht doch endlich! Aber wir wissen heute, wie die ganze Sache ausging. Damals konnte man das nicht wissen. Es war teilweise schwer auszuhalten - so tragisch und berührend. Ich habe lange darüber nachgedacht, wie ich an Luises Stelle wohl gehandelt hätte - und solche Gedanken sind das, was Literatur bewirken kann und sollte.
Auch die Geschichte in der Gegenwart fand ich sehr gelungen. Eine Frau Mitte 30, die sich neu orientieren muss. Dazu lernt sie neue Leute kennen und bekommt Einblicke in das Alltagsleben in Island (... bei einer Einladung für sieben Uhr nie vor halb neun erscheinen....). Das war humorvoll und spannend. Und natürlich durfte auch hier die Liebe nicht fehlen.

Insgesamt sehr gut geschriebene Unterhaltung, die nicht zu seicht war und mir in der jetzigen Zeit richtig gut getan hat.

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