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Veröffentlicht am 11.08.2019

Spannend und gut durchdacht

Ophelia Scale - Die Welt wird brennen
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Ophelia lebt im Jahre 2134 und was für andere wie Zukunftsmusik klingt ist für die achtzehn Jährige die Hölle. Vor sechs Jahren verstarben die Eltern – das Königspaar- und ihr Sohn Leopold de Marais kam ...

Ophelia lebt im Jahre 2134 und was für andere wie Zukunftsmusik klingt ist für die achtzehn Jährige die Hölle. Vor sechs Jahren verstarben die Eltern – das Königspaar- und ihr Sohn Leopold de Marais kam an die Macht. Sofort setzte er seine Vision um und rief die „Abkehr“ ins Leben. Der Besitzt so wie die Nutzung von weiterentwickelter Technologie steht unter Strafe. Wer sich dagegen wehrt, dem droht das Clearing. In ihrer Wut und in ihrem Frust hat sich Ophelia „Reverse“ angeschlossen- einer Rebellengruppe die den König stürzen und die Abkehr ungeschehen machen will. Hier hat Ophelia nicht nur Freunde gefunden, sondern auch die Liebe kennen gelernt. Als ihr diese schlagartig genommen wird schwört Ophelia Rache. Und die Möglichkeit dazu kommt schneller als gedacht… jedoch anders als erhofft.

Ich war skeptisch was die Geschichte rund um Ophelia angeht. Eine weitere düstere Zukunftsvision unserer Welt? Wieder mit einer Rebellenbewegung und einer jungen (zu jungen) Kämpferin, die das Schicksal der Welt ändern soll… Naja, ich weiß ja nicht.

Dennoch bereue ich es nicht, das Buch gelesen zu haben.
Zu aller erst muss ich an dieser Stelle mal die Welt an sich loben! Ich habe es selten in einem Buch gehabt, dass mir als Leser erklärt wird wie es dazu kam. Die Gründe in „Die Tribute von Panem“ waren schwammig, in „Legend“ wurde, soweit ich weiß, gar nicht drauf eingegangen und bei „Die Bestimmung“ wurde es irgendwo mal eventuell in einem Nebensatz angeschnitten. Aber keine der Geschichten hatte sich die Mühe gemacht mir Gründe zu nennen wie die Welt aufgebaut war und wieso die Dinge so sind wie sie eben sind.
Die Welt erschließt sich mir, jedenfalls mit dem was mir bis dahin geboten wurde.
Was ich auch positiv hervorheben möchte.
Die Story hat einiges zu bieten und hängt sich nicht an Kleinigkeiten auf.
Das Erzähltempo ist flott, aber nicht zu schnell. Man kommt mir, ist von der Geschichte sogar eingenommen. Es ist natürlich nicht die ganze Zeit über spannend, aber interessant genug, dass ich gerne am Ball geblieben bin. Eindrücke wurden schnell an den Mann gebracht und nicht in Seitenlangen Szenen ausgeschmückt.
Die Geschichte wird auf eine… ich sag mal humane und, für Ophelias Verhältnisse, realistische Art rübergebracht. Natürlich kennt sich die Gute nicht mit den architektonischen Verhältnissen Frankreichs zur Zeit der französischen Revolution aus. Sie zählt keinen unnötigen Schnickschnack von irgendwelchen Gebäuden auf. Sondern sieht: Groß, Imposant, Wow! Und das ist gut so! Es ist für mich greifbar. Wäre sie einer der Charaktere gewesen, die mit Fachbegriffen um sich schleudert wie ich mit schlechten Witzen hätte ich mir die Geschichte nicht länger angetan.
Szenerien wurden allgemein nicht schnell langweilig. Eine Szene wurde so lange aufrechterhalten, wie sie wichtig für die Geschichte war. Alles andere wurde mir im Zeitraffer geschildert. Aber auch hier wurde nicht gehetzt. Es war stimmig! Ich weiß nicht wie die Autorin es angestellt hat, denn normalerweise hasse ich es, wenn Leerphasen in Geschichten einfach übersprungen werden. Was, wenn es mich interessiert, was an diesem Tag passiert ist, nach dem Training, hm? Es muss nicht alles geskipped werden! Was in diesem Fall auch nicht getan wurde. Lena Kiefer hat die perfekte Balance zwischen „überspringen“ und „eintauchen“ gefunden.
Und nicht nur das! Ophelia Scale hat, für mich, mit dem Klischee des standardmäßigen Bösewichtes aufgehört. Natürlich brauch der Protagonist einen Ansporn, einen Antrieb. Ansonsten tritt die Geschichte auf der Stelle und das will niemand lesen. Doch hier war der Böse nicht einfach jemand der Macht wollte! Keiner der nur nach Reichtum oder Ruhm strebte (One Piece lässt grüßen). Auch er hatte seine Gründe, nachvollziehbare Gründe die man als Außenstehender nicht wissen kann und die einem auch erst im Verlauf der Geschichte begegnen.
Als ich zu der Stelle kam, hatte ich eine persönliche Erleuchtung und konnte sogar sympathisieren. Der Bösewicht war also nicht nur ein eindimensionaler Charakter der böse war weil halt darum. Nein. Er war ausgearbeitet, hatte seine Vergangenheit… er ist tatsächlich ein Charakter in dieser Geschichte. Kein platter Plott-Prophet. Jemand der in der ganzen Geschichte Sinn ergibt.

Und bis hierhin hätte es von mir auch fünf Sterne gegeben.
Im folgenden Abschnitt kommen mögliche Spoiler vor. Wer die nicht lesen will springt bitte zum Fazit vor.

Zu aller erst möchte ich mich bitte einmal über Knox beschweren. Ja, ich weiß. Er hat einen wichtigen Teil in der Geschichte und dient Ophelia praktisch als Hauptansporn zu der ganzen Sache mit dem Widerstand und so weiter. Aber ernsthaft? In der Geschichte ging es praktisch zu 50% nur noch um ihn! Knox hier! Knox da! Wenn Knox doch nur bei mir wäre! War das da grade Knox? Oh Knox…
JAAAAAAHA! Ich hab‘ es verstanden! Knox war dir und dem Widerstand wichtig! Ja! Begriffen! Und ehrlich gesagt habe ich es die ersten 200 male noch ganz unterhaltsam gefunden. Danach wurde es nur noch lächerlich und hat Ophelia ausgebremst. Und mir die Lust auf das E-Book genommen. Genug Knox für ein Leben.
Und mein zweites Manko ist definitiv das Ende. Ich war, nein! Ich bin enttäuscht. Ophelia wurde mir das gesamte Buch als eine recht weitsichtige Person dargestellt. Sie denkt zwei Schritte weiter als ich und hatte es sogar geschafft mit der Zeit ihre Gefühle zu regulieren und Zielstrebiger zu denken. Doch dieses Verhalten wurde binnen 46 Seiten komplett zunichte gemacht.
Und ich frage mich ernsthaft, wieso Ophelia auf diese KI reingefallen ist! Man kann mir sonst etwas erzählen, aber das, was die OmnI und Troy da gemacht haben kann nicht richtig gewesen sein. Außerdem hätte Ophelia stutzig werden müssen! Dieses Gerät wurde dazu eingesetzt die Anwärter zu Testen und ihnen realistische Situationen vorzugaukeln. Mit realistischen Personen und ihren realistischen Verhaltensmustern.
Und dann wird genau in der Sekunde in der Ophelia dem Königreich „verfallen ist“ so eine Szenerie vor ihren Augen abgespielt? Spätestens bei der nicht geladenen Waffe wird sie etwas gemerkt haben, aber komm schon… So etwas muss doch auffallen.
Ophelia wurde zum Risiko und musste eliminiert werden! Dass es ihr nicht aufgefallen ist und dass diese ganze Situation so schnell abgeharkt wurde macht mich immer noch rasend! Das gesamte Buch hat man Ophelias Wandlung miterlebt, sie als starke junge Frau kennengelernt und BUMM! Mit einem Mal verwandelt sie sich in die holde Maid in Nöten mit nicht mehr als 5 Gehirnzellen um alle wichtigen Lebensfunktionen durchzuführen.
Großartig.

Fazit:
Auch wenn mich das Ende mehr als nur wütend gemacht hat freue ich mich sehr auf Band zwei. Der Schreibstil und die Geschichte an sich hat mich mehr als nur überzeugt und ich möchte wissen wie es weitergeht.
Ophelia Scale – Die Welt wird brennen bekommt von mir 4 von 5 möglichen Sternen und damit eine starke Leseempfehlung. Fans von „Die Tribute von Panem“, „Legend“ oder auch „Die Bestimmung“ werden hier definitiv ihren Spaß haben!

Veröffentlicht am 10.08.2019

Fade Story, langweilige Charaktere

Spiel der Macht (Die Schatten von Valoria 1)
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Krestel ist 17-Jahre jung und hübsch. Und leider auch die Tochter des ranghöchsten Generals von Valoria. Als solche hat sie nur zwei Möglichkeiten wie sie die Zukunft verbringen will: entweder sie folgt ...

Krestel ist 17-Jahre jung und hübsch. Und leider auch die Tochter des ranghöchsten Generals von Valoria. Als solche hat sie nur zwei Möglichkeiten wie sie die Zukunft verbringen will: entweder sie folgt dem Wunsch ihres Vaters und tritt der Armee bei oder sie heiratet Jung. Aufgrund eines Missgeschicks landet sie auf einer Sklavenaktion und ersteigert aus einem plötzlichen Impuls heraus den Sklaven Arin. Dieser übt auf Krestel eine seltsame Faszination aus und schon bald stellt Krestel fest, dass sie Arin mehr mag als vielleicht gut für sie ist. Und während sie sich Arin immer weiter annähert, ahnt sie nicht, was hinter der so kühlen Fassade schlummert.

Bringen wir es hinter uns. Spoiler Warnung, wer das nicht lesen will springt bitte direkt zum Fazit.

„Spiel der Macht“ hat mir echt einiges abverlangt.
Von den so hochgelobten Charakteren oder dem „ausgezeichneten“ Schreibstil habe ich so gut wie gar nichts erlebt. Auch Spannung baute sich bei mir absolut nicht auf. Und auch sonst hatte das Buch so einige schwächen.
Fangen wir aber einfach mal an Anfang an.
Krestel wird uns von Anfang an als ein Charakter beschrieben, dessen absolute Stärke in ihrem strategischen Denken liegt. Ob gewollt oder ungewollt, Krestel beobachtet, analysiert und kritisiert bis ins kleinste Detail ihre Umgebung. Was durchaus interessant gewesen wäre, wenn die Welt von Valoria, Herran und Darca nicht so absolut blass, fad, uneinsichtig und langweilig gewesen wäre.
Den Krestels Alltag selber könnte auch langweiliger nicht sein. Besuche bei ihrer besten Freundin (und deren super hottem Bruder der auf Krestel steht), irgendwelche Gesellschaftsspiele (die zeigen sollen wie UNGLAUBLICH Krestels Beobachtungsgabe ist – Spoiler: nicht) irgendwelchen Bällen (die uns eventuell die Gesellschaft, in der Krestel verkehrt näherbringen soll) oder in ihren eigenen Gemächern. Mehr kriegen wir von ihrem Alltag nicht mit. Rückblickend frage ich mich grade was die Gute den ganzen Tag gemacht hat- oder viel mehr die letzten 17 Jahre. Bei so viel Action droht man ja schon beinahe einzuschlafen!
Auch der Szenenwechsel zu Arin selber macht das Ganze nicht besser. Schmiede, bei Krestel, in der Stadt, bei Krestel, auf einem Fest (mit Krestel)… Es ist immer wieder die gleiche Laier. Hufeisen, heimliche Waffen, heimliche Treffen… Wobei sich mir da eine Frage stellt, die sich durch das ganze Buch durchgezogen hat:
Was ich mit bekommen habe war, dass die Valorianer die Herrani (Herranen? Herranos…? Urgh… egal) versklavt hatten. Sklaven. Versklavung. Ich habe jetzt keinen wirklichen Abschluss im Studienfach der Sklav-onologie, aber… waren Sklaven nicht ihren Herren untergeordnet? Hatten die Herren nicht eine… gewisse Macht? Sogar Verantwortung für ihre Sklaven?
Arin stolziert nämlich die gesamte erste Hälfte wie ein König durch das Buch und kommt damit sogar sehr glimpflich davon. Wirklich rügen tut ihn Krestel nicht ein einziges Mal. Arin kann gefühlt machen was er will. Er schmiedet heimlich mehrere Tonnen an Waffen, die er nachts über die Mauern des Anwesens schmeißt. Er trifft sich heimlich mit einer Rebellenarmee und koordiniert diese dann auch noch locker flockig. Er kommt auf so ziemlich jedes Fest mit, auf das Krestel geht. Er kann anscheint einfach so ihre Gemächer betreten und mit ihr eine Runde Gesellschaftsspielchen spielen. Dazu ist er ungehobelt, frech und auf seine Art auch sehr Vorlaut und das interessiert Krestel so… null.
Nada, niente.
Ich meine… okay, einige Menschen lassen sich einfach schwieriger Reizen als andere. Aber dann tickt Krestel aus, weil eine andere Herrani Sklavin auf dem Grundstück Arin schöne Augen macht. Also ich weiß ja nicht…
Aber die Umgangsformen in Valoria scheinen ja eh ganz… anders zu sein als hier, nehme ich einfach mal an. Ich kann es nicht genau sagen, da ich von der Gesellschaft absolut keinen Plan habe. Die Feste auf denen Krestel war wurden zwar bis ins kleinste Detail ausgeschmückt und durchgekaut, aber wirklich was davon mitgenommen habe ich nicht- außer der Tatsache das jemand ihrer Freundin Jess mal den Zucker wegnehmen sollte. Auf diesen Festen war immer wieder von dem neusten Klatsch und Tratsch in der valorianischen Gesellschaft die Rede, von dem ich aber entweder nichts behalten habe oder nichts mitbekommen habe.
Der einzige Gossip der wirklich mehrfach erwähnt wurde, wurde später auch noch einmal aufgegriffen. Und danach auch nie wieder. In einer Tour wird man hier mit Informationen gefüttert mit denen man absolut nichts anfangen kann.
Und das endet nicht nur bei dem Gossip der Valorianer, der einem getrost am aller Wertesten vorbei gehen kann, sondern zieht sich weiter über die Haupt- und Neben Charaktere.
Den von denen gibt es einige. Unsere beiden Hauptcharaktere, Krestel und Arin, sind beide in erster linie zwei Sachen: Langweilig und Leer.
Ich weiß, dass Krestel 17 Jahre alt ist, nicht Kämpfen kann, Musik mag und ihre Mutter tot ist. Noch dazu ist sie die Tochter des Generals. Nicht wirklich viel persönliches. Oh! Und sie mag ihr Pferd.
Von Arin weiß ich noch weniger. Er ist, glaube ich, von blauem Blut, ein Stratege (haha…) und… ja, keine Ahnung wie Alt. Das erfährt man nicht. Und wenn man es erfahren hat habe ich es definitiv wieder vergessen.
Bei den Nebencharakteren kann ich eigentlich nur Jess, Ronan, Preller und Krestels Vater aufzählen. Und alle samt waren so leer und blass, dass mir keine Charakter eigenschaft wirklich in Gedanken geblieben ist. Jess ist hyperaktiv, Ronan weiß nicht wann Schluss ist, Preller leidet unter Stimmungsschwankungen und Krestels Vater ist Dauer-Afk.
Die ansonsten vorgestellten Charaktere muss man einfach so hinnehmen.
Denn wenn „Spiel der Macht“ an einem spart, dann an dem Tiefgang. Charaktere kommen, Charaktere gehen. So nach dem Motto wandern wir mit Krestel durch das Buch. Ich kriege einen Charakter vor die Nase gesetzt und darf mir selber zusammen reimen wer das eigentlich ist, wie er in Beziehung zu Krestel steht, warum er da ist und…. Dann ist er auch schon wieder weg, ohne sonstige Erklärung! So! Nächster Charakter…
Und so geht es immer weiter.
Und es bleibt nicht nur bei den Charakteren! Ich hatte beim Lesen das Gefühl einen Zeitungsbericht zu lesen. Tiefgang in den Gefühlen und Empfindungen der Charaktere sucht man hier vergebens.
Bestes Beispiel hierfür ist die Amme von Krestel, Ennai. Die gute Dame wird uns recht zu Anfang als eine sehr wichtige Bezugsperson für Krestel vorgestellt, nachdem ihre Mutter gestorben ist. Ihr Vater war immer weg und Ennai hatte sich Krestel angenommen. Eine Ersatzmutter sozusagen.
Ich glaube alles in allem kam sie aber nur 4-mal vor und einmal davon ging es um ihren Tod und einmal um einen wirren Traum mit ihr.
Wirkliche Trauer um ihre verstorbene Amme findet man bei Krestel auch nicht. Ich weiß ja nicht wie es anderen geht, aber wenn eine für mich wichtige Person stirbt, dann würde ich erstmal in meiner Trauer eingehen. Wer weiß, vielleicht hat Krestel ja auch getrauert, aber dann wurde es nur eine halbe Seite umschrieben und danach tanzten die Einhörner wieder auf dem Regenbogen und alles war wieder gut.
Hat man sich aber erst einmal durch die ersten 200/220 Seiten gekämpft wird man auch irgendwie entlohnt. Denn dann passiert auch endlich etwas. Wobei da auch nicht alles ganz logisch ist… Ich meine, wenn ich und mein Volk verraten wurden und man mir und den anderen mit der absoluten Abschlachtung droht… joar, dann lasse ich mich auch gefangen nehmen, führe eine ganze Weile ein Leben als „privilegierte Sklavin“ (Ich raste gleich aus), während meine Freundin irgendwo im Sterben liegt, meine ganzen Freunde und Bekannte irgendwo als Gefangene gehalten oder grade werden und vertiefe meine Liebe zu dem Rädelsführer der ganzen After-Show-Party. Seems legit…
Wo ich schon grade beim Thema Liebe bin: woher kommen diese Gefühle Arin gegenüber?
Woher zum Teufel? Es fing von jetzt auf gleich an, dass Arin Krestel und Krestel Arin liebte? Aber warum? Gut, bei Arin kann ich es verstehen, Krestel hat ihn immer etwas menschlicher behandelt als es die anderen Taten. Aber bei Krestel? Arin war in einer Tour unhöflich, unfreundlich und dreist zu ihr!
Klar, da denke ich auch mit meinem großen Strategen-Hirn: „Boha! GEIL!“

Was es an dem Buch dann zu loben gibt, dass es dennoch zwei Sterne gibt? Zum einen das absolut fantastische Cover und die letzten… Uff…. 5 Kapitel? Den so furchtbar ich auch 60% des Buches fand, diese Kapitel haben es für mich noch einmal rausgehauen und ich bin wirklich dazu geneigt Teil zwei zu lesen um zu wissen was aus Krestels Plan geworden ist und wie Arin damit weiter verfährt!

Fazit:
Zu blasse Charaktere!
Zu unausgearbeitete Welt!
Keinerlei Emotionen oder auch nur Erklärung, wie es zu gewissen Handlungen oder Reaktionen kommt. Der Leser wird alleine in einer ihm völlig fremden Welt zurück gelassen und darf sich alles erklären und zusammen reimen.
Dennoch hat es mich neugierig auf Band 2 gemacht und ich gebe der Reihe noch eine zweite Chance.
Ansonsten rate ich jedem von dem Buch ab, der hier auf den Klappentext vertraut. Es gibt nicht einmal halb so viele Spannungen, Intrigen und Liebesszenen wie der nämlich verspricht.
„Die Schatten von Valoria – Spiel der Macht“ von Marie Rutkoski bekommt daher von mir lieb gemeinte 2 von 5 Sternen und damit eine eingeschränkte Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 10.08.2019

Spannungslos, Emotionslos, am Thema vorbei

54 Minuten
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Ein Amoklauf an der Opportunity Highschool irgendwo in Amerika. Ein schrecken jedes Schülers, jedes Lehrers, jedes Elternteils.
Während der Begrüßungsrede der Schulleiterin stürmt Tyler, bis an die Zähne ...

Ein Amoklauf an der Opportunity Highschool irgendwo in Amerika. Ein schrecken jedes Schülers, jedes Lehrers, jedes Elternteils.
Während der Begrüßungsrede der Schulleiterin stürmt Tyler, bis an die Zähne bewaffnet, die Aula. Und schießt auf seine Mitschüler. Die Türen sind verriegelt und jeder der sich nicht so bewegt wie >er< es will kriegt eine Kugel ab.
Mit unter den Schülern sind unter anderem Tylers Schwester Autumn und ihre beste Freundin Sylv, draußen vor der Schule trainier Claire, Tylers Ex-Freundin, mit ihrer Laufmannschaft und im Schulgebäude streifen Sylvs Bruder Thomas und einer seiner Freunde durch die Gänge, als sie die Schüsse hören.
Insgesamt 54 Minuten dauert der Horror.
Amoklauf ist ein Thema mit dem nicht zu spaßen ist. In meiner persönlichen Sicht wird dieses Thema medial oft falsch angegangen; der gesamte Hintergrund, was den Täter dazu bewegt, wird meistens auf das Medium Videospiele geschoben und gar nicht weiter hinterfragt. Es gibt keine Rechtfertigung für einen Amoklauf. Keine. Klar, sagt jeder mal in seinem Leben so etwas wie „Boha, ich lauf hier gleich Amok!“, aber das sind meist nur Floskeln. Umso gespannter war ich, was es mit Tyler auf sich hat. Warum er so handelt!

Doch schnell musste ich feststellen, dass der eigentliche Fokus auf den unfassbar schlecht ausgearbeiteten Charakteren lag, statt auf den Motiven des Täters. Klar, irgendwie war Tyler in den Kapiteln immer mit dabei. Aber so richtig sich mit dem „Jungen mit der Waffe“ beschäftigt hat sich keine der Perspektiven.
Claire berichtet immer mal wieder davon was für ein netter Kerl Tyler doch mal war (während sie auf die Polizei warten) und Autumn hat ein paar „Anekdoten“ aus dem Zusammenleben mit ihrem Bruder. Doch auch sie schildert „nur“ „privates Leid“, was nicht wirklich seinen Hass auf die Schule und seine Mitschüler erklärt.
Von dem Amoklauf selber bekommt der Leser auch nicht wirklich was mit. Immer wieder werden versucht Zusammenhänge herzustellen. Zu dem Geschehenen und dem was aktuell geschieht. Kleiner Tipp, an diesen Stellen sollte man sich was zu schreiben rauslegen. Ansonsten kommt man bei den ganzen unsinnigen und unnützen Zeug was die Charaktere da so reden nicht mehr wirklich mit!
Sylv, Autumn, Claire und Thomas haben so unglaublich viel zu sagen zu dem wie Tyler früher oder eher vorher war, aber dennoch sind ihre Aussagen so absolut nichtssagend! Die meiste Zeit wird nur von Tylers Vergangenheit geredet, doch statt zu ergründen, was ihn dazu bewegt hat jetzt zum Amokläufer zu werden, wird er von allen Seiten (außer von Claires) nur… abgetan. Nicht ernst genommen. Als hätte Tyler keine Probleme, oder wäre selber daran schuld.
So genau habe ich das auch nicht mehr im Kopf weil, OH MEIN GOTT! Wie hat man es nur geschafft eine solche Thematik nur so unendlich langweilig zu verpacken!? Ich hatte ja noch gehofft, das Autumn die Interessanteste der vier Protagonisten ist. Aber um Himmelswillen! Ihre Gefühlsebene passt auf die Spitze eines Zahnstochers.
Sylvl war zu… zu… wie soll man das beschreiben? Sachlich? Alles hat sie aus einer Perspektive betrachtet wo ich mich teilweise gefragt habe: „Mädel? Weißt du eigentlich was da grade passiert? Mitschüler und Lehrer sterben! Und du durchlebst hier grade deine persönliche Midlifecrisis!?“
Was Thomas mit seiner… „Rettungsaktion“ beabsichtigen wollte ist mir relativ schleierhaft. Ich bezweifle auch, dass sich das so in einer solchen Situation wirklich umsetzen lässt.
Und Claire… ja. Claire. Sie war so nichtssagend, dass mir von ihr so absolut gar nichts mehr im Kopf geblieben ist.
Auch die zwischen den Kapiteln eingeworfenen Tweets oder SMS helfen da nicht grade weiter. Es wird keine Stimmung oder Atmosphäre aufgebaut. Außerdem: Wenn ich in einen Amoklauf verwickelt bin oder in einer anderen Gefahrenzone, werde ich mich davor hüten das auf Facebook zu posten und mich eher bei meiner Mutter oder meinem Vater melden. Denn Sinn hinter diesen Posts habe ich nicht wirklich begriffen.
Ich hatte im gesamten das Gefühl, dass diese ganze Situation nicht ernst genommen wird.
Angefangen bei der absolut weltfremden Sicht einiger Perspektiven, die lieber in Erinnerungen schwelgten, anstatt wirklich nach Lösungen zu suchen, bis hin zu der Polizei, die gefühlt erst nach Stunden an der Schule ankommt und da erstmal fett ein Kaffeekränzchen hält und sich gemütlich Zeit lässt die Situation unter Kontrolle zu bringen. Es kann doch nicht sein, dass zwei pubertäre Jugendliche besser im „retten“ sind, als ausgebildete Polizisten!

Alles in allem ist das Marieke Nijkamps „Nr. 1 New York Times Bestseller“ und „packender Roman“ nichts weiter als heiße Luft. Die eigentliche Thematik wird gar nicht bis kaum angerührt. Die Charaktere sind blass und zu mehr auch nicht zu gebrauchen. Es kommt keine Spannung auf, keine Erklärungen nur ein ungenaues, unübersichtliches Gewusel vierer Perspektiven, die ich lieber in zwei oder sogar nur in einer gehabt hätte.

Als Schullektüre vielleicht noch mal ganz interessant, aber so? Nein, dafür wird das gern Problem, der Plott der Geschichte zu wenig bearbeitet und zu wenig beleuchtet.

„54 Minuten – Jeder hat Angst vor dem Jungen mit der Waffe“ kriegt von mir, leider, nur einen von möglichen 5 Sternen

Veröffentlicht am 10.08.2019

Wie man für wenig Story viele Seiten verbrauchen kann...

Spiel der Ehre (Die Schatten von Valoria 2)
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An „Spiel der Macht“ habe ich nur wenige Tage gesessen und bin relativ flott durchgekommen. Auch wenn es einige Kleinigkeiten gab die mir übel aufgestoßen sind, so war ich doch Positiv eingestimmt was ...

An „Spiel der Macht“ habe ich nur wenige Tage gesessen und bin relativ flott durchgekommen. Auch wenn es einige Kleinigkeiten gab die mir übel aufgestoßen sind, so war ich doch Positiv eingestimmt was den zweiten Teil anging. Grade deshalb auch, weil der erste mit einem guten und soliden Cliffhanger geendet hat.

Das ich jetzt knapp einen Monat an „Spiel der Ehre“ gehangen habe konnte ich nicht Ahnen.

Ich hätte das Buch natürlich jederzeit abbrechen können, doch ab einem gewissen Punkt im Buch war mein Stolz angeknackst und ich wollte es beenden. Koste es was es wolle. Auch haben mich die ganzen positiven Meinungen über das Buch verunsichert. Irgendwann muss es doch besser werden, oder nicht? Woher sonst die ganzen positiven Meinungen?

Und soll ich ehrlich sein? Ich verstehe es immer noch nicht.

Ich warne vor Spoilern vor

Ich habe einen Monat meines Lebens in ein Buch gesteckt, welches ich so noch nie erlebt habe. Ich dachte immer „Die Rote Königin“ ließe sich nicht überbieten. Aber dieses Buch hat das mit Leichtigkeit geschafft.
Ich würde mich gerne in allen Details über dieses… „Buch“ aufregen. Aber ich würde dies aus zweierlei Gründen nicht schaffen.
Erstens würde ich auf einer persönlichen Ebene beleidigend werden (Und das will ich nicht.)
Und zweitens: wüsste ich nicht wo ich wie anfangen sollte.
Den da hapert es schon ganz gewaltig. Ich wüsste nicht mit welcher Szene, Aktion, Handlung ich anfangen könnte. Weil in diesem Buch schlichtweg absolut gar nichts passiert. Jede Seite ist eine Aneinanderreihung IRGENDWELCHER Ereignisse, welche dazu beitragen sollen die Story voran zu treiben. Leider gibt es keine Story.
Kestrel/Krestel/IstMirDochEgalWieManSieSchreibt(!!!) lebt von Tag zu Tag und wartet nur auf die Vermählung mit dem Prinzen, während Arin daheim sich in seinem Selbstmitleid rumsuhlt und versucht Kestrel und ihre Handlungen zu verstehen. Und das ist der gesamte Plot. Über vierhundert Seiten lang nur das gleiche. Zwischenzeitlich reitet sich Kestrel gehörig in die…. Ins Schlamassel, der ach so böse und tyrannische Imperator verhält sich im Vergleich zu dem was man über ihn hört wie ein kleines Kätzchen, und Kestrel lernt absolut gar nichts daraus. Dafür, dass sie anfangs bzw. Ende des ersten Teils noch so getan hat, als würde sie sich mit ihrem Schicksal abfinden, tut sie jetzt ziemlich auf panisch und wundert sich teilweise wie alles so weit kommen konnte.
Und was mit Arin das ganze Buch über nicht stimmt verstehe ich auch nicht. Der im ersten Teil recht besonnene und in sich gekehrte herranische Krieger fährt schneller als der Haut als ich, wenn sich bei einem All-you-can-eat-Buffet jemand vor sich drängt. Er hat immer zu Gunsten seines Volkes gehandelt und jetzt läuft er singend über ein Minenfeld, achtet absolut nicht auf seine Umgebung und erleidet einen Stimmungswandel nach dem anderen.
Erst sagt er Nein. Dann macht er Ja, behauptet aber Nein. Während er dann aber Ja sagt und Nein macht, denkt man, dass es nur ein Bluff ist aber Nein! Dann macht er ja aber doch Nein obwohl er Ja sagt…. Und das Vierhundert Seiten lang. Fall hier jetzt keiner mehr Durchblick: Ja, so ging es mir auch!
Ab dreiviertel habe ich nur noch überflogen. So passierte es auch mal, dass man drei, vier, fünf Seiten in der gleichen Szenerie hängt. Arin will eine Erklärung, Kestrel versucht sich zu erklären; Arin Tickt aus und lässt ihr keine Chance, Kestrel versucht es weiter, Arin verlässt wütend die Szene.
Paar Tage später will Arin wieder mit ihr reden. Sie hat keinen Bock und ekelt ihn weg. Er geht.
Dann will sie wieder mit ihm reden, er ekelt sie weg. Sie geht.
Und immer so weiter. Das ganze Buch hin weg. Zwischen durch wird sie noch vom Imperator oder Tensen erwischt und ermahnt oder so etwas wie bestraft und das ganze Drama geht von vorne los.
Oder es passiert das man auf einer Seite eine gesamte Woche im Zeitraffer erlebt, mit dem Resultat, dass…. Ja… das was? Das gar nichts. Kestrel ist weinerlich, Arin unausstehlich und wieder steckt man in einem Dauerloop aus „Auf der Stelle treten“ und „dem Leser alles vollheulen“.
Und dazwischen geht es mit der Story, der Geschichte, dem Plot, dem HERZSTÜCK DES BUCHES, in keiner Art und Weise weiter.
Auch schön wie Charaktere einfach zwischen zeitlich groß vorgestellt wurden und die wir ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr wieder sehen. Kestrels angeblich beste Freundin. Oder diese Olle aus dem Teesaal dessen Namen ich mir nicht gemerkt habe. Oder Roshars Schwester… oder Roshar selber… oder der niedliche Tiger, der durch die wohl unnötigste Szene, die ich je in einem Buch gelesen habe, zu Arin und Roshar hinzugestoßen ist.
Oder Prinz Verex selber. WO war er 90% des Buches?! WO!?
Die Charaktere trampeln auf der Stelle. In der Geschichte passiert absolut gar nichts. Die Dialoge sind schlechter geschrieben als das Nachmittagsprogramm auf RTL und ein Glossar wäre sehr schön gewesen. Denn das kann die Autorin auch sehr gut! Begriffe in den Raum werfen mit dem Menschen, die eigentlich zu der Zielgruppe gehören, absolut nichts anfangen können. Die ersten 200 Seiten war es ja wirklich noch eine Abwechslung herauszufinden was diese Worte bedeuten. Irgendwann aber nicht mehr. Es wurde Lästig und hat mich aus der Geschichte geworden.

Fazit:
Ich bin mehr als nur erleichtert das Buch endlich hinter mir zu haben.
Es war langweilig, teilweise unlogisch und ein absoluter Flop für mich.
Die Geschichte rührte sich nicht vom Fleck und die Charaktere haben eine geistige Rückentwicklung erlebt.
Das Ende der Trilogie für mich und die Frage an den Carlsen Verlag: Spitzentitel? Ernsthaft?

Für die (ich will es nicht so nennen) Geschichte von Arin und Kestrel vergebe ich 0,5 Sterne.

Veröffentlicht am 10.08.2019

Satz mit X war wohl nix

Die rote Königin (Die Farben des Blutes 1)
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Ich warne in dieser Rezi schon einmal vor möglichen Spoilern vor. Jeder der keine Spoiler will, liest besser nicht weiter. Die anderen sind herzlich Willkommen.

Die Farbe des Blutes - Die rote Königin ...

Ich warne in dieser Rezi schon einmal vor möglichen Spoilern vor. Jeder der keine Spoiler will, liest besser nicht weiter. Die anderen sind herzlich Willkommen.

Die Farbe des Blutes - Die rote Königin ist voraussichtlich der erste von drei Teilen von der Autorin Victoria Aveyard und sticht durch sein Setting hervor.


Hauptcharakter ist in diesem Fall die 17-jährige Mare.
Mare lebt in einer Welt in der es Menschen mit rotem und silbernem Blut gibt. Silberne sind mächtig, sie besitzen Fähigkeiten die vom bändigen des Wassers bis zum Deformieren von Metall reichen. Menschen mit rotem Blut können das alles nicht und sind demnach leichte Ziele um unterjocht zu werden. Mare steht kurz vor ihrem 18 Geburtstag, was bedeutet, dass sie zur Armee einberufen wird, wenn sie keine Lehre finden sollte. Sie hält zusammen mit ihrer jüngeren Schwester Gisa die Familie über Wasser seit dem Mares Brüder einberufen wurden.
Nach einem misslungenen Überfall wird Gisa schwer verletzt und kann ihrer Arbeit nicht weiter nachgehen. Der Zufall will es so und eines Nachts trifft Mare einen jungen Mann, welcher ihr scheinbar zu einer neuen Arbeitsstelle verhelfen kann. Dort trifft Mare nicht nur den jungen Mann wieder, sondern entdeckt auch, dass mit ihr wohl nicht alles so in Ordnung ist wie es wohl sein sollte.

Das waren bisher die ersten hundert Seiten des Buches und meiner Meinung nach ging alles viel zu schnell. Den während Mare eben noch im Hause ihrer Eltern war, so befand sie sich wenige Wörter später in einem Auto und zwei Zeilen später vor dem Palast des Königs. Eine gute halbe Seite später war sie im Gang der Bediensteten und eine Seite später war sie schon voll in ihre Arbeit involviert.
Mag sein, dass ich die einzige bin, der das ziemlich gegen den Strich ging.

Meine Meinung:
„Die Farben des Blutes“ punktet mit einer, nicht ganz neuen, Idee. Ein zwei Klassensystem. Eine Rebellion. Ein „Wunder“. Alles nicht ganz neu, aber frisch aufbereitet und macht Bock zum Lesen. Der Klappentext tut sein übliches. Auch wenn ich von der Beschreibung eher an einen historischen Fantasy Roman für Jugendliche gedacht habe und nicht mit Autos, Flugzeugen, Kampfjets oder Motorrädern gerechnet hätte. Es kam überraschend und hat mich erst etwas aus der Bahn geworfen, passte aber gut in das Setting von Mares Welt rein.
Gleich zu Anfang des Buches wird man mit der zur Schaustellung von Macht konfrontiert und Mare beschreibt eindrücklich die Unterschiede zwischen Rot und Silber.
Die Idee mit dem unterdrücktem Volke ist nicht ganz neu oder originell, dennoch schön verpackt, betone ich gerne wieder.
Und damit endet auch schon das Lob.

Wieso also nur zwei Sterne? Was hat mich an dem Buch den so gestört?
Kurz gesagt: Einfach alles. Die Welt in der Mare lebt ist gänzlich farblos. Die Charaktere scheinbar ohne Leben. Der Schreibstil holpert von Satz zu Satz. Und die ganze Geschichte ist vorhersehbar und langweilig.
Einer der größten Minuspunkte ist die Protagonistin an sich: Mare. Das 17-jährige Mädchen, das kurz davor steht in die Armee eingezogen zu werden. Für die ihre Brüder und ihre Schwester scheinbar die wichtigsten Menschen sind und der es wichtig ist, für ihre Familie zu sorgen. Aber dennoch kriselt es in den wenigen Seiten, wo man ihre Eltern kennen lernt, fast nur. Aber bis auf ein zwei Wortwechsel die man finden kann ist, wird darauf nicht weiter eingegangen. Und auch ihre Brüder und ihre Schwester, die ihr ja so wichtig sind, werden bis auf einige beabsichtigte Szenen, zum Beispiel ein Hausbesuch bei ihnen, nicht weiter benannt.
Mare ist egoistisch und naiv. Gutgläubig und feige. Und das sind die einzigen Eigenschaften die ich von ihr so herausfinden kann. Denn ansonsten wirkt sie leer und unrealistisch. Denn, ohne groß Spoilern zu wollen, sterben im Verlauf des Buches auch einige Menschen. Bei einer Rebellion, wie im Klappentext angekündigt, ist dies auch nicht abwegig. Und bei diesen Toden steht Mare meist unmittelbar daneben, davor oder mittendrinn in diesem Massaker. Was würde ein „normaler“ Mensch tun, wenn vor seinen Augen ein anderer Mensch stirbt?
Ich habe mich umgehört und mal gefragt und die Antworten gingen von „Schreien“ über „Ohnmächtig werden“ bis hin zu „sich übergeben“ um das einmal nett auszudrücken. Und was macht Mare? Was macht unsere Protagonistin?
Richtig. Sie steht da und ist anwesend, während die anderen die Arbeit machen oder wenigstens ausrasten. Sie macht einfach nichts. Es ist störend, es wirkt unrealistisch und noch dazu lässt es Mare falsch wirken. Denn Mare ist ein gänzlich unangenehmer Charakter. So betont sie immer wieder wie wichtig doch ihre Familie ist und wie wichtig es ihr selber ist, dass es ihrer Familie gut geht. So macht sie sich auch Vorwürfe wegen dem Unfall ihrer Schwester.
Ungefähr zehn Seiten, dann war es das auch und das Thema wird fallen gelassen, bis es wieder zu einem ewiglangen, eintönigen Monolog von ihr kommt. Sie denkt über keinerlei Handlungen nach, schätzt nicht die Folgen ab und macht ihr ganzes Vorhaben komplett lächerlich. So kommt ihr nicht in den Sinn, dass so einiges eventuell zu leicht sein könnte, oder wundert sich weshalb nichts bemerkt wird.
Mare schert sich auch einfach nicht um die Anderen. So selbstlos sie auch tut. Während der Zeit im Palast juckt sie es fast gar nicht was mit anderen passiert und sie verschwendet keinen Gedanken mehr an ihre verwundete Schwester im Dorf. An die Menschen die auf ihrer Seite waren und die für ihre Taten gestorben sind verschwendet sie auch keine Gedanken.
Während Mares Handlungen und Gedanken mich schon zur Weißglut gebracht haben war es bei ihrem Charakter an sich noch schlimmer. Ob sie nun im Dorf bei ihrer Familie lebte oder sich im Palast befand; es war egal. Sie war immer die arme, arme Mare die es ja so schwer hatte- das sie es sich mit ihrer Art selber erschwerte muss ich hier ja nicht breit treten.
Mare als Charakter hat das Buch in erster Linie verdorben. Wäre sie nur halb so naiv und „dumm“ hätte ich wahrscheinlich nicht bei jedem Umblättern daran gedacht das Buch weg zu legen.
Das umblättern war auch eines der großen Probleme. Ich für meinen Teil konnte teilweise die Handlungen vorhersehen. So war auch für mich „der große Plottwist“ gegen Ende des Buches keine große Überraschung – Leider, es war wirklich eine solide Idee! Der ganze Verlauf schleppte sich, während die Charaktere nur irgendwie eben her agierten und wirkten, als wären sie dazu gezwungen in der Geschichte irgendeinen Platz einzunehmen ohne einen guten Text dazu. Sie sind platt und eine Nebensache. Klar, hat man die Charaktere die einem sympathisch sind und die die man nicht mag, aber die hat man auch in jedem drittklassigem Actionstreifen!
Mir ist bewusst, dass es nicht einfach ist, das Rad neu zu erfinden und das es alles schon überall gegeben hat. Aber man hätte versuchen können, nicht das allzu Offensichtlichste einzubauen. Und genauso handhabte es sich mit Mares Welt, mit den Personen mit denen sie interagierte und mit dem „Wahnsinnsplottwist“.
Zu einigen der Charaktere hier nun mein mehr oder weniger freundlicher Eindruck:

Hier warne ich vor Spoilern bezüglich Charaktere im Verlauf vor!! Ihr seid gewarnt!

-So gab es den Schönling, Cal. Von allen Bewundert und er steht im Mittelpunkt, dabei ist er gar nicht so. Er denkt an sein Land und will es weise und stark führen. Er will seinen Vater stolz machen und ist sogar nicht in unsere Protagonistin verliebt, aber er muss ja seinem Bruder treu bleiben! (Die Tanzszene… wirklich…)
-Den kleinen Bruder, Maven, welcher immer im der kleine Bruder bleiben würde und nie wahrgenommen wurde. Er liebte seinen Bruder, doch stand er immer in seinem Schatten. Der Kleine! Der nie den Thron oder sonst irgendwas bekommen sollte. Und er ist der Netteste und liebenswürdigste und er kann doch keiner Fliege was zu leide tun! (Spoiler: Der Plottwist dreht sich um ihn! Na? Ahnt ihr was?)
-Die fiese Stiefmutter die fies ist. (Spoiler: Sie ist auch Teil des Plottwist – Wer hätte auch gedacht, das die gemeine, eifersüchtige Königin sich am Ende als gemeine eifersüchtige Königin herausstellt).
-Der fiese König, der eigentlich nur durch den Verlust seiner ersten Liebe so geworden ist (Okay, ich gebe zu, er war echt nervig, aber ich hatte Mitleid mit ihm am Ende!)
-Gisa, Mares kleine Schwester, welche, zugegeben, der einzig erträgliche Charakter fast war. Sie setzte sich wirklich für ihre Familie ein. Kümmerte sich um sie und hatte eine Arbeit. Sie nahm alles ernst und war ehrlich gegenüber ihren Gefühlten und doch hasste sie ihre Schwester nicht, als diese sie in diesen „Unfall“ reinzog. Durchaus ein… toller und angenehmer Charakter. Hätte gerne mehr von ihr gelesen.
Spoiler Ende!
Nun etwas zu der Welt. Aber da gibt es nicht viel da man nie viel von der Welt sieht. Auf der einen Seite ist sie im Dorf, blätterst du um ist sie in einer Arena. Dann beim Abendessen, bei ihrem Freund. Auf einmal trifft sie jemanden von der Rebellion. Dann ist sie im Dorf. Überfall: Unfall. Zuhause. In einem Auto (wo kommt dieses Auto her?! Und wohin verschwindet es?) Palast. Arena. Kerker. Empfang. Motorradfahrt (wo kommt dieses Motorrad her?!) Sie ist verlobt. Verliebt. Training. Neben den urplötzlich auftauchenden PKW’s oder Kampfflugzeugen frage ich mich wo das alles geblieben ist, wenn es aus der Szene war! Puff und weg? Hatte sonst niemand ein Auto außer dem Königspaar?
Es springt zu sehr, eine Szene ist da, die Nächste sickert schon durch. Die Welt kenne ich nicht. Überhaupt nicht. Die Technik passt nicht in das System. Wie ist das Dorf aufgebaut? Und diese Stadt, in der später der Unfall mit ihrer Schwester passiert? Wie schaut ihr Haus aus? Der Palast? Die Welt um den Palast? Die genaueste Beschreibung findet sich einmal als Mare eine Karte in einer Bücherei sieht und gegen Ende, und auch da springt es von A nach B und bleibt nicht bei einer Sache! Entweder die Szenen sind zu lang gezogen und Mare ist nur in ihren (egoistischen) Gedanken oder sie sind kurz, beschränken sich darauf wie nervig und doof Mare alles findet und wie sie von einem Fettnäpfchen ins andere tritt.
Ich klinge jetzt wie ein Kind, aber ich bin ehrlich: Es macht keinen Spaß dieses Buch zu lesen!

Fazit:
Die rote König ist auf Erfolg ausgelegt und man sieht wie es funktioniert.
Ich kann auf diesen Zug nicht aufspringen. So schön die Grundidee doch ist, so sehr mangelt es an allem anderen.
Mare ist nervtötend.
Die Welt uneinsichtig.
Die Handlungen oftmals unlogisch.
Die Charaktere eindimensional und langweilig.
Der Plottwist und das Ende zu vorhersehbar.
Kurz um: Die rote Königin hat mir in keinster Art und Weise gefallen. Es fühlt sich an, als sei das Buch auf Erfolg ausgelegt und es funktioniert auch ganz gut. Dennoch konnte es mich nicht fesseln und nicht beeindrucken.
Schade drum, es hatte eine solide Basis.

Mit einem von möglichen fünf Sternen, und da habe ich sogar noch ein Auge zugedrückt, ist "Die Farbe des Blutes - Die rote Königin" für mich der Flop 2015 und ich kann auf dieses gehype einfach nicht aufspringen.
Ob ich mir die Fortsetzungen noch holen werde steht in den Sternen, da mich doch schon interessiert ob es sich besser und ob Mare doch noch erträglich wird.