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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.08.2024

Hinter verschlossenen Türen

Der Salon der kühnen Frauen
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Ich fand den Erzählstil der unbeteiligte, auktorialen Erzählerin, die den Leser auch noch direkt adressiert, sehr gewöhnungsbedürftig. So richtig wollte das für mich nicht in die Kulisse und den Flair ...

Ich fand den Erzählstil der unbeteiligte, auktorialen Erzählerin, die den Leser auch noch direkt adressiert, sehr gewöhnungsbedürftig. So richtig wollte das für mich nicht in die Kulisse und den Flair der Zeit passen. Die Idee des Salons selbst, fand ich einfach fantastisch. Ein Ort der Fantastereien, frei von Wertung und Konventionen- das hat was.

Zum Inhalt: Frankreich unter Ludwig XIV: der Sonnenkönig ist für seine Verschwendungssucht bekannt, während es außerhalb des Hofes an vielem mangelt. Im Kaminzimmer von Marie d‘Aulnoyes treffen sich Frauen um zu trinken, Märchen zu erzählen und der grausamen Realität zu entfliehen. Doch laufen sie Gefahr, sich damit in unliebsame Situationen zu bringen.

Ich mochte Märchen schon immer und mir haben die kurzen Kapitel und märchenhaften Erzählungen gut gefallen. Vor allem war es sehr geschickt, wie sie mit der Handlung verwoben wurden. Trotzdem oder gerade deswegen, kommt die Handlung selbst gar nicht so richtig in Fahrt.
Als Leser bleibt man seltsam außen vor, die Erzählweise schafft eine gewisse Distanz, trotz des erzwungenen Voyeurismus.

Teilweise fand ich die Sprache und den Schreibstil etwas derb, um nicht zu sagen vulgär, was für mich nicht so recht in den Kontext der Märchenerzählung und feinen Gesellschaft passen wollte, den Sittenverfall aber gleichzeitig natürlich gut rübergebracht hat. Generell ist es eine Geschichte der Gegensätze, der Verzerrung von Moral ins Lächerliche und das Messen mit zweierlei Maß wenn es darum geht, wer eine Verfehlung begangen hat.

Ich schwanke bei diesem Buch sehr stark, ob ich es einfach genial oder zu banal fand. Die Geschichte war für mich sehr ambivalent und lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück.

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Veröffentlicht am 17.08.2024

Kleider machen Leute

Die Modeschöpferin von Manhattan
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Der Name Valentina Scheele sagte mir vor diesem Buch tatsächlich garnichts, bei den Namen ihrer berühmten Kundinnen hat es aber natürlich auch bei mir Klick gemacht. Umso bemerkenswerter, wie Scheele es ...

Der Name Valentina Scheele sagte mir vor diesem Buch tatsächlich garnichts, bei den Namen ihrer berühmten Kundinnen hat es aber natürlich auch bei mir Klick gemacht. Umso bemerkenswerter, wie Scheele es schafft so erfolgreich und gleichzeitig so unbekannt zu sein. Die Geschichte selbst fand ich sehr inspirierend, eine Ode an die Mode und daran, was Kleidung für das Selbstwertgefühl von Menschen tut.

Zum Inhalt: 1939 in New York. Die Lage in Europa ist ungewiss, eine Eskalation des Krieges denkbar. Doch in New York ist der Krieg noch weit weg. Und die High Society kleidet sich in den Kreationen von Valentina Schlee, die immer nur genau 200 ausgewählte Kundinnen in ihrer Kartei führt. Doch eine neue Kundin wirft Valentina aus der Bahn und erinnert sie an alles, was sie auf ihrem Weg zurücklassen musste.

Obwohl es in diesem Geschichte um die gefeierte Modeschöpferin Valentina geht, so steht sie doch nicht allein im Zentrum der Handlung. Neben ihr tauchen noch die unterschiedlichsten Frauen verschiedener Gesellschaftsschichten auf. Dieses gezeichnete Porträt der New Yorker Frauen in den späten 1930er Jahren ist sehr einnehmend verfasst und vermittelt wunderbar den Flair der damaligen Zeit zwischen Tanzlokalen und der Angst eines drohenden Krieges, der bereits in Europa wütet.

Für mich hätte Valentinas Geschichte sogar noch stärker aufgearbeitet werden können. Es wird zwar einiges aus ihrer Vergangenheit angedeutet, aber weniger offen, als vom Klappentext her von mir erwartet und erhofft. Vieles musste man sich zwischen den Zeilen erarbeiten, vor allem auch was ihr schwer greifbares Verhältnis zu ihrem Ehemann betrifft. Und das Ende der Geschichte kam mir fast schon zu abrupt.

Ich habe Valentina gegenüber eine seltsame Distanziertheit empfunden. Viel authentischer und nahbarer erschien mir Daisy, vermutlich aber auch weil eine Geschichte wie ihre hinlänglich aus anderen Büchern bekannt ist. Sie stellt einen angenehmen Kontrast zu Valentina dar. Generell wird Platz und die Rolle der Frau sehr facettenreich, wenn auch eher oberflächlich, beleuchtet.

Der Erzählstil hat mir gut gefallen, es gab innerhalb der Handlung viel zu entdecken und die bunt gemischten Charaktere haben mich ab und zu Schmunzeln lassen. Für mich war die Geschichte weniger skandalträchtig oder dramatisch als von der Beschreibung her angedeutet, aber trotzdem schön zu lesen.

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Veröffentlicht am 29.07.2024

Über das Leben im Alter

Die dritte Hälfte
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Ich bin mir gar nicht sicher ob dieses Buch so eine richtige Kernhandlung hat. Es geht einfach um das Alltagsleben von Doc und die Menschen in seinem Umfeld, ihre Begegnungen miteinander, die Dinge, die ...

Ich bin mir gar nicht sicher ob dieses Buch so eine richtige Kernhandlung hat. Es geht einfach um das Alltagsleben von Doc und die Menschen in seinem Umfeld, ihre Begegnungen miteinander, die Dinge, die sie bewegen und die Gespräche, die sie führen. Man bekommt als Leser also einfach Einblick in die Alltäglichkeit der Figuren. Für mich hat dabei jetzt keine der Figuren oder Begegnungen besonders herausgestochen. Einzig Doc steht einigermaßen im Fokus, da er die Verbindung zu den anderen Charakteren darstellt. Er gibt dabei wenig von sich preis, nur ab und zu blitzt etwas von seinen Verlusten und seinen Erinnerungen auf und davon, wie sehr zu kämpfen hat.

Ich mochte die ruhige und unaufgeregte Erzähltart der Geschichte. Eine gewisse Grunderschöpfung und Resignation schwingt da im Unterton schon mit, es ist eben eine Geschichte vom Altern und dem Alter und den körperlichen und mentalen Belangen, die damit einhergehen. Gleichzeitig wird dem aber auch die nächste Generation, die unterschiedlichen Sicht- und Lebensweisen und die Konflikte, die damit einhergehen gegenübergestellt.

Zwischen die Handlung gestreut werden dann kleine teils poetische, teils grüblerische und teils völlig schräge Einwürfe unter der Überschrift „das blaue Heft“, Docs Notizbuch. Diese standen für mich anfangs etwas verloren im Raum, denn sie haben meist keinen erkennbaren Bezug zur Handlung. Sie sind an sich aber einfach amüsant und nett zu lesen. Vermutlich hätte es die für mich nicht gebraucht, gleichzeitig geben sie einen interessanten Einblick ins Docs Seele. Manchmal war aber für mich nicht ganz greifbar, was damit ausgedrückt werden soll.

Die Figuren gehen durchs Leben und nehmen den Leser mit. Es ist unspektakulär, aber genau darin liegt auch der Charme der Geschichte, wie eine kleine Versicherung, dass das Leben auch im Alter weitergeht.Für mich hat sich das Buch angenehm lesen lassen, mir hat aber bei der ganzen Nahbarkeit ein bisschen das Besondere gefehlt, dass mich bezaubert oder mitgerissen hätte.

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Veröffentlicht am 14.07.2024

Witzige Idee, der Funke ist aber nicht übergesprungen

Ehemänner
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Ich fand den Klappentext einfach so herrlich skurril und absolut ansprechend, dass ich richtig Lust auf das Buch hatte. Mag die Optik auch total gerne, die einfach gute Laune macht. Und irgendwie hab ich ...

Ich fand den Klappentext einfach so herrlich skurril und absolut ansprechend, dass ich richtig Lust auf das Buch hatte. Mag die Optik auch total gerne, die einfach gute Laune macht. Und irgendwie hab ich mir so auch dieses Buch vorstellt: locker leicht, herrlich witzig und charmant. Mir hat innerhalb der Geschichte dann aber doch eine überzeugende Entwicklung gefehlt, nachdem der Witz schnell schal wurde.

Zum Inhalt: Als Lauren vom Junggesellenabschied ihrer besten Freundin nach Hause kommt, wartet dort ihr Ehemann auf sie. Dabei ist sie gar nicht verheiratet und hat diesen Mann zuvor noch nie gesehen. Schnell erkennt sie, dass ihr Dachboden sie scheinbar mit immer neuen Ehemännern beglückt. Aber, ist das wirklich ihr Glück?

Ich fand das Szenario am Anfang wahnsinnig amüsant und habe über die wahnwitzigen Begegnungen viel schmunzeln können. Dieser Witz nutzt sich aber schnell ab, als Lauren die Männer in tinderähnlicher Manier immer schneller vom Dachboden holt und wieder zurückschickt. Als Leser bekommt man teilweise nicht mal ihre Namen mit, nur dass der Männer-Counter irgendwann bei über 200 ist. Da sind für mich die einzelnen Männer aber bereits zu einem Einheitsbrei verschwommen gewesen, sodass es zwischenzeitlich auch etwas langatmig wurde.

Ich fand einfach viele der Situationen in die Lauren sich begibt so fürchterlich gestellt. Kein Mensch würde sich im wahren Leben so verhalten, sodass mich das irgendwann auch einfach gestört hat. Sie sucht ja schließlich nach der alternativen Realität, in der sie bleiben will. Auch dass die Protagonistin sich nicht mal tiefer mit sich selbst und ihren Wünschen für ihr Leben und eine funktionierende Beziehung auseinandersetzt habe ich als sehr oberflächlich empfunden. Mir hat einfach die tiefergehende Reflektion gefehlt, die in diesem Buch definitiv Platz gehabt hätte.

Ich fand das Buch eine witzige, originelle Idee und es ist sehr kurzweilig zu lesen. Das Ende fand ich dann wieder ganz passend, auch wenn es wieder eine ähnlich Übersprunghandlung darstellt, wie so vieles anderes von Laurens nicht nachvollziehbaren Verhalten. Für mich wäre hier weniger mehr gewesen.

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Veröffentlicht am 14.07.2024

Ein wichtiges und eindringliches Buch

Das Lied des Propheten
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Mich haben der Klappentext und die Leserstimmen total catcht, für mich klang das nach einem Buch, das ich unbedingt lesen muss. Ich habe mich allerdings mit der formalen Aufmachung sehr schwergetan, sodass ...

Mich haben der Klappentext und die Leserstimmen total catcht, für mich klang das nach einem Buch, das ich unbedingt lesen muss. Ich habe mich allerdings mit der formalen Aufmachung sehr schwergetan, sodass ich nie richtig in einen Lesefluss gekommen bin.

Zum Inhalt: Eilish ist Mutter von vier Kindern und lebt mit ihrer Familie ein beschauliches Leben in Dublin. Doch eines Abends klopft es an der Tür und Beamte wollen Eilishs Mann verhören, der als Gewerkschafter ein Dorn im Auge der Regierung ist. Kurz darauf verschwindet er, verhaftet von einem Regime, das seinen Bürgern immer mehr Rechte nimmt. Und auch der Rest der Familie sieht ihr tägliches Leben immer weiter eingeschränkt, bis es ganz in sich zusammenschrumpft.

Inhaltlich fand ich die Geschichte großartig und thematisch wirklich interessant geplottet. Die Lebensumstände der Familie spitzen sich schnell zu und generell ist die Geschichte sehr temporeich erzählt. Vom ersten Auftreten der Geheimpolizei bis zu den immer drastischeren gesellschaftlichen Einschränkungen und dem Zusammenschrumpfen der Familie sind die einzelnen Eskalationsstufen des politischen Umschwungs schlagartig aufeinanderfolgend.

Dadurch, dass das Einzelschicksal der Familie so im Fokus steht, ist die Handlung auch sehr nahbar und nachvollziehbar. Und man merkt sehr gut, wie die Grundstimmung nicht nur innerhalb der Familie, sondern auch im Umfeld umschlägt und alltägliche Sorgen in den Fokus rücken wie der Versorgungsmangel und innerstädtische Kontrollen, die das tägliche Leben einschränken.

Ich habe mich allerdings mit der Erzählstruktur schwergetan. Formattechnisch fand ich das Buch für mich schwer und anstrengend lesbar. Mir fehlten klare Absätze und Kennzeichnung wörtlicher Rede. Auch die sehr langen Sätze, waren eher nicht so meins. Ich finde schon, dass das Format zum Inhalt passt, aber für mich war einfach mühselig, sodass ich nicht gerne lange am Stück gelesen habe und es mir dadurch auch schwerfällt diesen rein formalen Punkt vom Inhalt zu trennen.

Finde es wirklich schwer hier eine Sternebewertung zu vergeben, denn ich hatte das Gefühl mich letztlich gar nicht richtig auf das Buch eingelassen zu haben, weil ich so mit dem Format gehadert habe. Inhaltlich 4-5 Sterne für mich, vom Lesegefühl her aber nur 2, wodurch mich der Sog und die Emotionalität, die so angepriesen wurde, nicht richtig erreicht haben.

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