tödliche Weihnachten
SCHWEIG!„Schweig“ besticht durch ein ruhiges und trotzdem äußerst bedrohliches, weißes Cover mit dunklem Wald. Eigentlich ist nichts daran besonders stimmungsvoll, aber trotzdem bereitete es mir direkt Unbehagen. ...
„Schweig“ besticht durch ein ruhiges und trotzdem äußerst bedrohliches, weißes Cover mit dunklem Wald. Eigentlich ist nichts daran besonders stimmungsvoll, aber trotzdem bereitete es mir direkt Unbehagen. Und genau damit lässt sich eigentlich das gesamte Buch beschreiben- unbehaglich. Denn genau so habe ich beim Lesen gefühlt. Das Buch hat mich regelrecht aufgewühlt und verunsichert zurückgelassen, so gezielt spielt die Autorin mit dem Leser. Das Gefühl das Buch daher so schnell wie möglich zu lesen, um dieser beklemmenden Atmosphäre zu entkommen, hatte ich bisher noch nie so stark. Sucht durch Angst- erstmal ein interessantes Konzept.
Zum Inhalt: Es ist der Tag vor Weihnachten und entsprechend gestresst ist Esther mit ihren Vorbereitungen. Hinzu kommt, dass sie unbedingt noch bei ihrer Schwester vorbeischauen will, die zurückgezogen in einem Haus am Waldrand lebt. Eigentlich ist ihr dieser Besuch nicht recht, aber sie will ihn trotzdem hinter sich bringen. Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß, dem Leser aber bereits offenbart wird ist, dass nicht alle Mitglieder der Familie das diesjährige Weihnachtsfest überleben werden.
Das Buch lebt eigentlich von der beklemmenden und aufwühlenden Atmosphäre. Denn wird die Story zunächst noch schlüssig und rational eingeläutet, offenbaren sich schnell diverse Abgründe hinter der oberflächlich so aalglatten Fassade. Das Buch wechselt hauptsächlich zwischen den Perspektiven der beiden Schwestern und deren jeweiliger Sicht auf bestimmte Situationen könnte nicht unterschiedlicher sein. Beide stellen sich gegenseitig als sehr labil, psychotisch und eigensinnig dar. So wird es dem Leser überlassen zu entscheiden, wem er Glauben schenken will, denn beide Schwestern sind sehr voreingenommen und so keine verlässlichen Erzählerinnen.
In dieser Geschichte gab es für mich auch keinen Sympathieträger, gibt es doch neben den Schwestern eigentlich nur noch Esthers Ehemann Martin als vollwertige Figur im Buch. Das ist für mich auch im positiven Sinne überraschend gewesen: das Buch kommt mit wenigen Personen und eigentlich nur zwei Handlungsorten aus. Trotzdem ist die Story sehr komplex und verworren.
Dieses Buch ist für mich kein typischer Thriller, sondern eher ein sehr spannender Roman, der sich zum Ende hin immer mehr zuspitzt, wobei dem Leser das Ende ja praktisch schon zu Anfang vorweggenommen wird. Spannung erzeugen vor allem die Enthüllungen, die im Laufe der Geschichte gemacht werden und erst ganz zum Ende ihr volles Ausmaß entfalten.
Das Buch hat mich wirklich in seinen Bann geschlagen und ich wollte wirklich dringend wissen, wie es ausgeht. Was die Autorin hier geschaffen hat und wie sie mit dem Leser spielt, ist einfach fantastisch!