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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.09.2021

tödliche Weihnachten

SCHWEIG!
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„Schweig“ besticht durch ein ruhiges und trotzdem äußerst bedrohliches, weißes Cover mit dunklem Wald. Eigentlich ist nichts daran besonders stimmungsvoll, aber trotzdem bereitete es mir direkt Unbehagen. ...

„Schweig“ besticht durch ein ruhiges und trotzdem äußerst bedrohliches, weißes Cover mit dunklem Wald. Eigentlich ist nichts daran besonders stimmungsvoll, aber trotzdem bereitete es mir direkt Unbehagen. Und genau damit lässt sich eigentlich das gesamte Buch beschreiben- unbehaglich. Denn genau so habe ich beim Lesen gefühlt. Das Buch hat mich regelrecht aufgewühlt und verunsichert zurückgelassen, so gezielt spielt die Autorin mit dem Leser. Das Gefühl das Buch daher so schnell wie möglich zu lesen, um dieser beklemmenden Atmosphäre zu entkommen, hatte ich bisher noch nie so stark. Sucht durch Angst- erstmal ein interessantes Konzept.

Zum Inhalt: Es ist der Tag vor Weihnachten und entsprechend gestresst ist Esther mit ihren Vorbereitungen. Hinzu kommt, dass sie unbedingt noch bei ihrer Schwester vorbeischauen will, die zurückgezogen in einem Haus am Waldrand lebt. Eigentlich ist ihr dieser Besuch nicht recht, aber sie will ihn trotzdem hinter sich bringen. Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß, dem Leser aber bereits offenbart wird ist, dass nicht alle Mitglieder der Familie das diesjährige Weihnachtsfest überleben werden.

Das Buch lebt eigentlich von der beklemmenden und aufwühlenden Atmosphäre. Denn wird die Story zunächst noch schlüssig und rational eingeläutet, offenbaren sich schnell diverse Abgründe hinter der oberflächlich so aalglatten Fassade. Das Buch wechselt hauptsächlich zwischen den Perspektiven der beiden Schwestern und deren jeweiliger Sicht auf bestimmte Situationen könnte nicht unterschiedlicher sein. Beide stellen sich gegenseitig als sehr labil, psychotisch und eigensinnig dar. So wird es dem Leser überlassen zu entscheiden, wem er Glauben schenken will, denn beide Schwestern sind sehr voreingenommen und so keine verlässlichen Erzählerinnen.

In dieser Geschichte gab es für mich auch keinen Sympathieträger, gibt es doch neben den Schwestern eigentlich nur noch Esthers Ehemann Martin als vollwertige Figur im Buch. Das ist für mich auch im positiven Sinne überraschend gewesen: das Buch kommt mit wenigen Personen und eigentlich nur zwei Handlungsorten aus. Trotzdem ist die Story sehr komplex und verworren.

Dieses Buch ist für mich kein typischer Thriller, sondern eher ein sehr spannender Roman, der sich zum Ende hin immer mehr zuspitzt, wobei dem Leser das Ende ja praktisch schon zu Anfang vorweggenommen wird. Spannung erzeugen vor allem die Enthüllungen, die im Laufe der Geschichte gemacht werden und erst ganz zum Ende ihr volles Ausmaß entfalten.

Das Buch hat mich wirklich in seinen Bann geschlagen und ich wollte wirklich dringend wissen, wie es ausgeht. Was die Autorin hier geschaffen hat und wie sie mit dem Leser spielt, ist einfach fantastisch!

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Veröffentlicht am 16.09.2021

Ein modernes Märchen von einem bemerkenswerten Jungen

Junge mit schwarzem Hahn
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Ich war vor allem über Leseportale auf das Buch „Junge mit schwarzem Hahn“ aufmerksam geworden. Das Buch aus Diogenes-Verlag ist gewohnt künstlerisch gestaltet.

Zum Inhalt: Martin wohnt in einem kleinen ...

Ich war vor allem über Leseportale auf das Buch „Junge mit schwarzem Hahn“ aufmerksam geworden. Das Buch aus Diogenes-Verlag ist gewohnt künstlerisch gestaltet.

Zum Inhalt: Martin wohnt in einem kleinen Dorf und ist seitdem er drei Jahre alt ist, auf sich allein gestellt. Denn zu diesem Zeitpunkt ermordete sein Vater die gesamte Familie und nur Martin überlebt. Seitdem meiden ihn die übrigen Dorfbewohner und sein einziger Freund ist ein schwarzer Hahn, der für den Rest des Dorfes den Teufel verkörpert. Als Martin die Gelegenheit sieht dem Dorf und seinem Schicksal dort zu entkommen ergreift er sie und zieht mit einem Maler durch Land. Aber Martin hat eine Aufgabe und erlebt auf seiner Reise viele skurrile Abenteuer.

Das Buch gleicht einem modernen Märchen. Der Leser erhält zwar ein paar Hintergrundinformationen, aber diese sind reichlich wage, sodass sich Zeit und Ort der Handlung nicht sicher bestimmen lassen. Auch die Figuren sind, mit Ausnahme von Martin sehr wage gezeichnet und haben oft nicht einmal Namen. Im Fokus steht ganz klar dieser besondere Junge, mit den wachen Augen, der über hohe Intelligenz und gute Instinkte verfügt- was man bei seinem Alter und familiärem Hintergrund nicht erwarten würde und der sich damit aber auch immer mal wieder in brenzlige Situationen hineinmanövriert.

Die Story ist an manchen Stellen herrlich abstrus und an Situationskomik nicht zu überbieten. Diese rührt, wie in Märchen so oft, aus der Dümmlichkeit und Naivität der Menschen her und diverse Stereotypen sind in der Geschichte vertreten.

Die Geschichte ist insgesamt kurz und prägnant geschrieben und kommt super ohne den allgemeinen Schnickschnack aus. Es gibt praktisch keine unnötigen Informationen. Alles dient entweder dem Fortgang der Handlung oder der Unterhaltung des Lesers. Und trotzdem ist das Buch sehr stimmungsvoll, sodass ich beim Lesen oft ein klares Bild der geschilderten Szenarien vor Augen hatte und man die dunkle, bedrohliche Atmosphäre des Krieges trotz allem spüren kann.

Der Autorin ist mit diesem Buch an wundersames Werk geglückt, von dem ich wirklich froh bin, es gelesen zu haben.

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Veröffentlicht am 11.09.2021

Wem kannst du trauen?

Sharing – Willst du wirklich alles teilen?
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Mit "Sharing. Willst du wirklich alles teilen?" beweise Arno Strobel, dass er noch lange noch am Ende seines Ideenreichtum angekommen ist und selbst eingefleischte Fans noch überraschen kann. Allerdings ...

Mit "Sharing. Willst du wirklich alles teilen?" beweise Arno Strobel, dass er noch lange noch am Ende seines Ideenreichtum angekommen ist und selbst eingefleischte Fans noch überraschen kann. Allerdings ist dieser perfide Rache-Thriller mal wieder nichts für schwache Nerven.

Zum Inhalt: Markus und Bettina führen ein florierendes Unternehmen, bei dem es vorrangig um Car- und Wohnung-Sharing geht. Die Idee dahinter ist ja prinzipiell nobel: man muss nicht mehr alles selbst besitzen um es nutzen zu können und entlastet damit die Umwelt. Und doch geraten sie in den Fokus eines kranken Killers, der die Idee des Sharing ins perverse umkehrt. Denn, will man wirklich alles teilen? Und wem kann man eigentlich noch trauen? Den engsten Freunden? Sich selbst?

Arno Strobel spielt mal wieder mit den Gedanken der Leser. Ich bin jetzt schon lange Strobel-Fan und hatte gerade bei den letzten Büchern immer schon recht zeitig den "Aha"-Moment, wo man erkennt, wo der Autor eigentlich hinwill. Dieses Mal wurde ich allerdings völlig aus der Bahn geworfen und bin bis zum Schluss im Dunkeln getappt, worum es im Buch eigentlich genau geht und welches Ziel der Killer verfolgt. Ganz zu schweigen davon, dass man absolut keine Idee hat, wer eigentlich der Böse im Buch ist. Denn Strobel schafft hier eine Situation, in der der Leser am eigentlichen Helden der Story schon recht früh zweifeln muss und im Verlauf der Handlung alles immer mehr den Anschein hat, als wäre nichts so wie es scheint. Das ist wirklich fantastisch gemacht, denn während man Markus auf der Suche nach dem Killer folgt, verliert sich dieser immer mehr selbst, zweifelt alles an und wird vom Good Guy immer mehr zum Hassobjekt. Und die ganze Zeit muss sich der Leser fragen: was ist noch real? Wem darf man glauben?

Auch in diesem Buch wird mal wieder typische "Alltags-Technologie" in ein Horrorszenario verwandelt. Wobei ich dieses Mal besonders abgeschreckt vom Vorgehen des Täters war. Es wird zwar vieles nur angedeutet und glücklicherweise nichts wirklich bildlich beschrieben, das war aber auch nicht nötig um das Kopfkino in Gang zu bringen. Daher war ich dieses mal schon kurz nach Beginn des Buches in Versuchung, das Buch gar nicht erst weiterzulesen. Also dieses Buch ists nichts für sanfte Gemüter, das muss man ganz klar sagen.

Die Auflösung war zugleich überraschend und absolut genial. Ich bin keine Sekunde vorher, dahinter gekommen, auch wenn ich zwischendurch immer mal kleiner Verdachtsmomente hatte. Aber die hat Arno Strobel gut zu zerstreuen gewusst. Vom Plot mal wieder ganz großes Kino und auch sprachlich wieder absolut grandios. Dieses Buch raubt einem den Atem und den Schlaf!

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Veröffentlicht am 11.09.2021

Eine innere Reise

Reise durch ein fremdes Land
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„Reise durch ein fremdes Land“ ist ein nachdenklicher, ruhiger Roman, voller Erinnerungen, Schmerz und der Hoffnung, es besser machen zu können.

Zum Inhalt: kurz vor Weihnachten, die Welt ist eingeschneit, ...

„Reise durch ein fremdes Land“ ist ein nachdenklicher, ruhiger Roman, voller Erinnerungen, Schmerz und der Hoffnung, es besser machen zu können.

Zum Inhalt: kurz vor Weihnachten, die Welt ist eingeschneit, alles ist unter weißem Puderzucker begraben. Es sollte die schönste Zeit des Jahres sein, aber für Tom und seine Familie ist es auch die schwerste. Und er muss sich eingestehen, dass er seinen Kindern kein guter Vater war und seiner Frau nicht der ideale Ehemann. Um wenigstens etwa von der familiären Stimmung zu retten, fährt er los um seinen Sohn nach Hause zu holen, der krank an seiner Uni festsitzt. Während der Fahrt wird er von einem Geist begleitet, der ihn mit seinen Fehlern konfrontiert.

Tom ist in meinen Augen ein wenig sympathischer Protagonist. Denn obwohl er sich alle Mühe gibt, seiner Familie ein schönes Weihnachten zu ermöglichen, wird schnell klar, dass Tom sich mit Nähe und Zuneigung schwer tut. Die Beziehung zu seinen Kindern ist dadurch belastet und auch seine Ehe zeigt nicht die erhoffte Glückseligkeit. Aber Tom ist jemand, der lieber etwas auf Abstand bleibt, der nicht gern Risiken eingeht, geschweige denn sich aus seiner Komfortzone heraus bewegen will. Einer dieser Menschen, über die man sagt "er war stets bemüht" und es auch genauso meint.

Während der Fahrt reflektiert Tom sein Leben, sowie die Beziehungen zu seiner Frau und seinen Kindern. Es macht auf den ersten Blick den Anschein einer Geschichte über einen fürsorglichen Vater der seinen Sohn für Weihnachten nach Hause holen will. Aber eigentlich dreht sich die Geschichte um den anderen Sohn. Den, der an seiner Drogensucht gestorben ist. Den, den sie nicht retten konnten. Es geht um viel Reue, um Angst und diese hilflose Starre, wenn das eigene Kind von einen weg driftet und man nichts tun kann, als zuzusehen.

Das Buch schafft eine kalte, beklemmende Atmosphäre, denn obwohl es ein sehr persönliches Thema ist, wird es sehr distanziert erzählt, was an der Art des Protagonisten liegen mag. Es dreht sich viel um die Schlüsselmomente im Leben und ob man rückblickend etwas anderes hätte machen können.
Die Geschichte ist mir sehr unter die Haut gegangen und das Buch ist definitiv keine leichte Kost.

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Veröffentlicht am 10.09.2021

Es geht um alles oder nichts

Das große Spiel
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„Das große Spiel“ ist ein ein vielschichtiger, politisch angehauchter Roman, der genauso gut in einer dystopischen Welt, wie in heutiger Zeit spielen könnte. Aufgrund des Klappentextes habe ich eine etwas ...

„Das große Spiel“ ist ein ein vielschichtiger, politisch angehauchter Roman, der genauso gut in einer dystopischen Welt, wie in heutiger Zeit spielen könnte. Aufgrund des Klappentextes habe ich eine etwas andere Geschichte erwartet und im Nachhinein hat es auf mich gewirkt, als hätte die Autorin den Fokus der Geschichte verloren. Aber vielleicht habe ich auch einfach nicht verstanden, worum es in dem Buch geht.

Zum Inhalt: Montverre ist eine exklusive, elitäre Privatschule mit strengen Aufnahmeregeln. Die Schüler, die das Privileg haben diese Schule zu besuchen, werden zu Meistern im „Großen Spiel“ ausgebildet. Ex-Minister Leo Martin, der selbst einst Schüler an Montverre war, kehrt an seine Alma Mata zurück, nachdem er aus dem Amt gedrängt wurde und in Ungnade gefallen ist. Montverre könnte seine Chance sein, seine Reputation zurück zu erlangen. Aber an der Schule hat sich einiges geändert, allem voran, dass dort inzwischen eine Frau im Lehrstuhl sitzt. Und nicht nur das, Leo und sie verbindet die Vergangenheit und beiden ist daran gelegen, dass diese nicht ans Licht kommt.

Es ist mir sehr schwer gefallen, überhaupt in die Geschichte reinzukommen und bis zum Ende war ich mir unsicher, ob ich überhaupt verstanden habe, worum es in dem Buch geht. Es ist mir tatsächlich selten so schwergefallen, bis zum Ende durchzuhalten.
Das große Spiel, um das sich die gesamte Handlung des Buches dreht, wird nie vollständig erklärt. Es wird nur als eine Sinfonie aus Mathematik, Musik und Poesie beschrieben, eine Art Komposition, getragen durch die Performance eines einzelnen. Welchem Zweck das ganze dienen soll ist mir bis zum Ende schleierhaft geblieben.

Das Buch ist in zwei Zeitebenen geschrieben, die Gegenwart als Leo nach Montverre zurückkehrt, dargestellt aus seiner Sicht und aus der von Magister Dryden, und die Vergangenheit seiner Schulzeit dort, die durch seine Tagebucheinträge getragen wird. Die Episoden aus der Vergangenheit fand ich dabei deutlich interessanter als die aktuellen, da die Charaktere aus der Vergangenheit deutlich klarer und umfassender gezeichnet sind, als die der Gegenwart. Generell werden Personen und Beziehung durchweg eher oberflächlich gezeichnet.

Das spannendste am Buch waren für mich eigentlich die obskuren politischen Ansichten, die allerdings immer nur kurz angeschnitten worden sind und dadurch kaum Raum im Buch einnehmen, dabei hätte ich gerne mehr für die Verbote von bestimmten Büchern, und der Verfolgung Gläubiger, sowie den Hintergründen dazu, gelesen

Mir hat das Buch leider nicht gefallen.

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