Seichter Horror für die dunklen Tage
Was die Toten bewegt (Eine packende und atmosphärische Nacherzählung von Edgar Allan Poes Klassiker „Der Untergang des Hauses Usher“)Ich bin auf das Buch aufmerksam geworden, weil das Cover direkt ins Auge springt. Ich habe die Serie tatsächlich erst kürzlich gesehen und wusste gar nicht, dass sie auf einem Werk von Poe basiert. Dementsprechend ...
Ich bin auf das Buch aufmerksam geworden, weil das Cover direkt ins Auge springt. Ich habe die Serie tatsächlich erst kürzlich gesehen und wusste gar nicht, dass sie auf einem Werk von Poe basiert. Dementsprechend kenne ich das Original, das dieser Neuadaption zugrunde liegt, auch nicht und bin ganz unvoreingenommen an die Geschichte herangegangen. Die Serie hat mit dem Buch auch nicht wirklich viel zu tun, weswegen man es ganz losgelöst betrachten kann. Und diese unheilvolle Erzählung hat mir gut gefallen.
Zum Inhalt: Nachdem ihn der beunruhigende Brief eines Jugendfreundes erreicht, dass dessen Schwester im Sterben liege, reist Alex Easton unverzüglich nach Ruravien. Das Anwesen der Ushers liegt abgeschlagen auf unwirtlichem Land, von einer Aura der Düsternis umgeben, als würde ein Fluch auf dem Land liegen. Und auch beide Ushers finde Alex in einem grausigen, kränklichen Zustand vor. Alex ist sich sicher, dass er schnell handeln muss, wenn er seine Freunde noch retten will.
Die mag die Grundstimmung innerhalb der Geschichte, die irgendwie zwischen Mystery und Horror anmutet, an manchen Stellen waren mir die Beschreibungen aber fast schon zu nüchtern. Das passt zwar zu den alteingedienten Figuren, die im Krieg sicherlich so einiges gesehen haben aber für mich als Leser ist die Grausigkeit der gesamten Situation dadurch ein bisschen verloren gegangen. Auch die große Enthüllung dessen, was im Hause Usher und im umliegenden Land vor sich geht, hätte mehr ausgereizt werden können. Was ich aber durchaus stimmungsvoll und schauerlich umgesetzt fand, was die Beschreibung Maddys. Der Stoff aus dem Albträume sind, hier kann die Geschichte locker mit Horror-Klassikern mithalten.
Der Spannungsbogen flaut zwischendurch auch immer so ein bisschen ab, wird durchbrochen von Erinnerungen und kleinen zugänglichen Momenten, die man auch als Ruhe vor dem Sturm betrachten könnte. Die Geschichte ist kurz und knackig erzählt und lässt sich angenehm lesen. Die Sprache ist modern angelegt, bekam aber durch Alex einen galizischen Einschlag, den es für mich nicht unbedingt gebraucht hätte. Es gibt ein interessantes Nachwort, wo Kingfisher einige der Aspekte mit denen sie sich die Geschichte zu eigen machte, näher erläutert. Generell ist die gesamte Aufmachung sehr liebevoll und detailreich.
Trotzdem ist die abstruse Morbidität der Geschichte mitreißend und schlägt einen in ihren düsteren Bann, sodass ich jetzt auch Lust habe Poes Original einmal zu lesen. Ich finde diese Art Schauergeschichten ist perfekt für die dunkle Jahreszeit geeignet, um sich ein bisschen zu gruseln.